Lilly Grünberg

Dein, Sein, Mein


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      »Du hast mich hintergangen«, stellte Leo nüchtern fest.

      »Nein, Herr«, versicherte sie mit fester Stimme.

      Er hob eine Augenbraue und musterte sie durchdringend. »Doch, Sklavin. Du hast heimlich telefoniert. Mehrmals.« Seine Hand verschwand zwischen Rücken und Lehne, dann hielt er Sophie ihr Handy vor die Nase.

      Ihr wurde flau. Wann und wie verdammt noch mal, hatte er etwas mitbekommen? Wenn es gestern Abend gewesen war, dann hätte er sie doch sofort damit konfrontiert, oder?

      »Interessant. Zwei Handys. Ich nehme mal an, das hier ist dein Geschäftstelefon, hm? Du bist raffiniert, meine Liebe. Aber nicht raffiniert genug, um mich hereinzulegen.«

      »Ich wollte Sie nicht hereinlegen, Herr. Es tut mir leid, ich – ich habs vergessen.« Du blöde Kuh! Was für eine dämliche Ausrede. »Ich muss doch wenigstens mal …«, hob Sophie trotzig an, aber Leo fiel ihr ins Wort.

      »Du musst hier überhaupt nichts!«, zischte er, »Außer meine Anweisungen zu befolgen. Lüg nicht. Du hast es erst vor wenigen Stunden benutzt.«

      »Ich muss aber mit Nadine telefonieren. Sie macht sich Sorgen um mich. Und außerdem ist das total blöd, so von der Welt abgeschnitten zu sein.«

      Sophies Stimme zitterte vor Wut. Es war ihr in diesem Moment vollkommen egal, was er mit ihr machen würde. Sobald sie wieder nach draußen käme, sobald sie arbeiten ginge, würde sie einfach nicht in diese Wohnung zurückkehren. Er konnte sie mal! Dann würde er schon sehen, was er von seinen dämlichen Maßnahmen hatte und durfte sich selbst Befehle erteilen.

      Leo lehnte sich zurück und betrachtete sie eine Weile kopfschüttelnd. »Was willst du eigentlich, Sklavin? Warst nicht du diejenige, die soviel Wert darauf legte, mich kennenzulernen?«

      Sophies senkte den Kopf. Sein vorwurfsvoller Blick regte ihr schlechtes Gewissen, und als würde das nicht genügen, setzte er noch eins drauf.

      »Warum bist du hier?«

      »Weil ich auf der Suche nach einem wahren Dom war«, erwiderte sie trotziger, als sie beabsichtigte.

      »Aha, und weiter?«

      Sophie schluckte. »Ich wollte mich unterwerfen und streng erzogen werden«, flüsterte sie und fühlte sich plötzlich den Tränen nahe. Es war sehr unüberlegt gewesen, von einer solchen Situation zu träumen.

      »Okay. Ich habe nicht den Eindruck, dass du dir Mühe gibst, deine Ziele zu verwirklichen. Du verhältst dich ständig kontraproduktiv. Ich habe dir mehr als einmal erklärt, dass es erst erotische Vergünstigungen gibt, wenn du dich an meine Regeln hältst, Sklavin. Scheinbar ist dir nicht viel daran gelegen.«

      Sklavin. Es hallte in ihrem Kopf wieder. Was für eine blöde Kuh sie doch war. Statt über Fluchtversuche zu grübeln, sollte sie sich wirklich anstrengen. Er stellte ihr erotische Erlebnisse in Aussicht. Warum zweifelte sie immer wieder daran, dass der Tag kommen würde und sie ihn sich einfach verdienen musste? Das war fair, das war vollkommen vereinbar mit den Regeln des BDSM. Es gab keinen Grund sich zu beklagen. Nichts an Leos bisherigem Verhalten gab dazu Anlass. Nicht einmal seine sexuelle Aushungerungstaktik. Sie musste einfach nur akzeptieren. Wenn das nur nicht so schwer fallen würde.

      »Nun?«

      »Ja, Sie haben Recht, ich habe Sie gesucht, nicht Sie mich. Es tut mir leid. Ich – ich hatte wohl falsche Vorstellungen davon, wie das hier laufen würde. Bitte, verzeihen Sie mir.«

      »Mmmmh, Entschuldigung akzeptiert. Aber ich warne dich. Strapazier meine Geduld nicht zu sehr. Heute werde ich dich nur züchtigen. Beim nächsten Verstoß gibt es Wasser und Brot im Käfig. Glaub mir, ich besitze einen, auch wenn du ihn noch nicht gesehen hast. Ich werde dich unterwerfen, mit allen Mitteln! Ich betone: mit allen! Mit Dunkelheit, mit Knebeln, im feuchten Keller mit allerlei Getier. Du allein hast es in der Hand, ob unsere Beziehung jemals erotisch wird oder dir Alpträume beschert.«

      »Bitte nicht, Herr.« Sophie senkte ihren Kopf noch tiefer, hauchte einen demütigen Kuss auf jede einzelne von Leos Zehen, und er ließ sie gewähren. Es war besser, seine Drohungen nicht anzuzweifeln. Wobei es keineswegs so geklungen hatte, als ob es ihm Spaß machen würde, die angekündigten Maßnahmen umzusetzen. War am Ende sie diejenige, die ihn damit folterte? Quälte sie ihn durch ihren Ungehorsam? Das hieße ja – dass er hinter seiner harten Schale sensibler, feinfühliger wäre, als sie geglaubt hatte.

      »Vielleicht hilft es dir, wenn ich dich als Sklavin kennzeichne.«

      »Kennzeichnen, Herr?«, wiederholte Sophie mit zittriger Stimme und hob langsam den Blick. Der Zorn war aus seinem Gesicht verschwunden, er wirkte eher nachdenklich. Waren denn Halsband und Keuschheitsgürtel nicht Kennzeichen genug? Sie presste die Lippen zusammen, um diese Gedanken für sich zu behalten.

      »Ich mag prinzipiell die Idee, dich als mein Eigentum zu kennzeichnen und denke, es wird helfen, dich runterzubringen.«

      Sophie zitterte bei dem Gedanken, wie er es tun mochte. Sie hatte schon viele schmerzhafte Züchtigungen erlebt, immer waren sie sehr erotisch gewesen und nie über das hinaus, was sie zu ertragen vermochte. Aber davon sprach er ganz sicher nicht, sonst wäre er nicht der Dom, von dem alle ehrfurchtsvoll flüsterten.

      »Wie, Herr?«

      »Mit einer Gerte oder einer Bullenpeitsche«, erklärte Leo.

      Sophie wurde schwindlig. Beides tat verteufelt weh. Vielleicht hätte sie sich doch für die Zeit am Andreaskreuz dankbarer zeigen sollen, um ihn zu ermutigen, solche Aktionen öfter als Strafe durchzuführen. Immerhin war sein Spiel im Nachhinein betrachtet, doch sehr sinnlich und angenehm gewesen. Obwohl es ihr Lüsternheit geweckt und diese keine Erfüllung gefunden hatte.

      Früher hätte ich ganz anders empfunden. Was ist nur mit mir los? Er bringt mich ganz durcheinander. Ich hatte nie Angst vor harten Züchtigungen, im Gegenteil. Jetzt fürchte ich mich plötzlich davor und sehne mich danach, in seinem Bett zu liegen, seinen Körper zu spüren, mich an ihn zu kuscheln. Bin ich noch ich selbst?

      Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitzschlag. Ich habe mich verliebt. Halt mich ganz fest, Leo …

      »Vielleicht helfen ja auch einfach ein paar Striemen, deinen Status zu verinnerlichen, meinst du nicht?«

      Striemen? Sophies Aufregung sank. Wenn es weiter nichts war. Damit würde er sie niemals kleinkriegen.

      »Ich weiß nicht«, antwortete sie ein wenig patziger, als sie wollte. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken und zwar genau jetzt, um zu verstehen, was mit ihr passierte. Sie verlor vollkommen die Kontrolle über sich, mehr als sie hatte hergeben wollen. Es hatte nie zu ihrem Plan gehört, ihr Herz zu verlieren.

      Leo lachte laut. »Aber ich weiß es«, gab er zurück. »Komm mit.«

      Grundgütiger, sie befand sich mitten in einem Chaos ihrer Gefühle. Leo rette mich. Am liebsten hätte sie ihn angefleht, sie nicht zu züchtigen, sondern stattdessen fest an seine Brust zu drücken.

      Das Regal schwang langsam zur Seite und öffnete den Zugang zum Spielzimmer.

      »Warum wirst du bestraft?«

      Sophie seufzte tief. »Ich habe die Regeln missachtet. Ich versuche mich selbst zu befriedigen. Ich habe heimlich telefoniert. Ich rebelliere gegen Ihre Erziehungsmaßnahmen. Ich denke immer nur an mich und mein Vergnügen«, sprudelte es aus ihr heraus.

      Leo wirkte für Sekunden erstaunt. Offensichtlich hatte er nicht so viele Schuldeingeständnisse auf einmal erwartet.

      Es ging ihr nicht anders. Soviel hatte sie gar nicht zugeben wollen. Als käme es tief aus ihrem Inneren, von ihrem Unterbewusstsein herausgetrieben, hatte sie die Worte herausgestoßen und auf einmal fühlte sie sich erleichtert, dass es heraus war. Es gab keine Geheimnisse mehr zwischen ihnen.

      »Gut, sehr gut. Ein erster Schritt zur Besserung. Leg dich über den Strafbock. Ich will, dass du zählst. So kann ich jederzeit kontrollieren, wie viel du erträgst.«

      Das