Lilly Grünberg

Dein, Sein, Mein


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Ernstes zu einem Tisch degradieren?

      »Das ist doch doof. Ich mach das nicht.« Trotzig verschränkte sie die Arme vor der Brust. Hatte es ihr bisher nichts ausgemacht, sich ihm nackt zu präsentieren, so war es ihr nun umso unangenehmer. Wo war die Lust, der Spaß? Er legte es also nur darauf an, sie zu demütigen. Aber selbst das konnte man aufregender gestalten.

      »Widerworte? Deine Meinung ist nicht gefragt, Sklavin. Fall nicht wieder in deine alten Muster des Ungehorsams zurück!«, drohte er ihr.

      Verflixt. Wo blieben ihre guten Vorsätze? Aber ein Tisch sein? Trotzig schob Sophie die Unterlippe vor.

      Er seufzte. »Willst du mich wirklich zwingen, andere Methoden anzuwenden und deinen Willen zu brechen? Du vergisst, dass du dies selbst wolltest.«

      Sophie starrte zu Boden. Ja und nein. Sie wollte unterworfen werden, aber sie hatte sich das anders vorgestellt.

      »Eins, zwei …« Sein Tonfall war bedrohlich.

      Seufzend ergab sie sich und kniete sich hin.

      Leo warf eine Tischdecke über sie, die sie fast völlig bedeckte. Nur Hände und Füße schauten noch hervor. Dann stellte er das Tablett auf ihrem Rücken ab. Es schwankte bedenklich.

      Sophie wagte nicht zu atmen. Das leise Knacksen des Sessels verriet ihr, dass ihr Herr sich gesetzt hatte. Na prima. Diese Frühstückssession konnte sich etwas hinziehen. In letzter Minute hatte er noch einen Teller mit Wurst, Schinken und aufgeschnittenem Käse verlangt. Dazu eine Scheibe Toast, weil Wurst und Croissant schlecht zusammen passen. Die Croissants waren zwar nicht vom Feinsten, nur aus einer Fertigpackung aufgebacken.

      Sophie vermutete demnächst morgens früh zum nächsten Bäcker um die Ecke laufen z u müssen, sobald er ihr mehr vertraute.

      Die beiden Gläser Marmelade und Honig trugen besonders zum Gesamtgewicht bei und alles türmte sich eng auf dem viel zu kleinen Tablett. Bei der geringsten Bewegung oder Gewichtsverlagerung, wenn Leo etwas anhob, schaukelte die ganze Sache verdächtig. Wenn das nur gut ging.

      Wenigstens ist der Teppich unter meinen Knien flauschig, überlegte Sophie mit Blick nach unten.

      »Hmm, es geht doch nichts über so ein gemütliches Frühstück«, stellte Leo gerade fest.

      Sophie biss sich auf die Unterlippe. Gemütlich? Für ihn bestimmt. Sie stellte sich darunter etwas anderes vor und war hinreichend damit beschäftigt, sich nicht von der Stelle zu rühren. Ihre Knie und Handgelenke fingen an zu schmerzen und ihre Arme zitterten bald vor Anstrengung.

      Eine Weile war nichts außer dem Rascheln der Zeitung zu hören, wenn ihr Herr die Seiten umblätterte. Die Tasse wurde angehoben, wieder abgesetzt, Kaffee nachgeschenkt. Das Gewicht auf Sophies Rücken verlagerte sich. Oh Himmel, das Tablett durfte auf keinen Fall abstürzen, auch wenn sie diese Idee komplett bescheuert und absolut unerotisch fand. Nun ja, genau genommen hatte Leo ihr zunächst nur erzieherische Maßnahmen in Aussicht gestellt. Ihre Handgelenke schmerzten unter der abgeknickten Haltung. Frühstück’ doch mal schneller!

      »Herr, ich kann nicht mehr. Wie lange muss ich das noch aushalten?«

      »Still.« Die Zeitungsseiten raschelten. »Möbel reden nicht.«

      Sophie schwankte zwischen Hass und Ergebenheit. Scheiße, ich will kein Möbelstück sein! Unruhig bewegte sie ihre Hände und Knie, die inzwischen schmerzten.

      »Halt dich ruhig, Sklavin. Wehe dir, wenn etwas zu Bruch geht!«

      Verdammt, wann hatte er endlich die Zeitung fertig gelesen? Sie wartete einige Zeit, versuchte sich zu zähmen, indem sie langsam bis Hundert zählte.

      »Bitte Herr, ich kann nicht mehr.«

      »Es mangelt dir an der nötigen Fitness«, stellte Leo fest und schlug die Zeitung zu. Er nahm ihr alles ab, erlaubte ihr sodann aufzustehen und hieß sie aufräumen.

      Der nächste Schock folgte kurz darauf. Kniebeugen, Liegestütze, Seilhüpfen … Sophies Trainingsprogramm dauerte über eine Stunde, ehe Leo ein Einsehen hatte und ihr erlaubte, ihren Schweiß unter der Dusche abzuwaschen.

      Sophie überlegte, ob es klug war, ihrer Freundin davon zu schreiben. Nein, es genügte völlig, sich für die lieben Wünsche zu bedanken und zu versichern, dass es ihr gut ginge und ihre Erwartungen übertroffen würden.

      Schnell das Handy wieder verstecken und ab ins Bett. An Schlaf war allerdings nicht zu denken. Alles in ihr drehte sich von den Ereignissen des Tages. Sie war müde und ausgelaugt und auf dem besten Weg, einen Muskelkater zu bekommen, und dennoch war sie ein bisschen glücklich. Wann hatte zuletzt jemand solange und ausgiebig Zeit für sie gehabt oder sie für etwas gelobt? Tatsächlich hatte Leo am Ende des Tages ein paar lobende Worte gefunden. Seine Befehle beherrschte sie inzwischen recht gut.

      Wenn sie es genau bedachte, schadete es ihr nicht, ein wenig mehr körperliche Fitness zu erlangen. Für den Gang ins Sportstudio hatte sie sich bisher nicht erwärmen können. Gab es einen attraktiveren und unbestechlicheren Trainer als Leo?

      Ich spiele sein Spiel und seine Regeln eine Zeitlang mit. Aber nur, weil ich herausfinden will, wie viel ich ertrage und ob es mich erregt. Na ja, das Bügeln und Putzen ist nicht der Hit, aber eine Zeitlang werde ich mich fügen, und dann, wenn ich genau weiß, woher der Wind weht, werde ich anfangen, ihn zu meinem Vorteil zu manipulieren. Mit diesen tröstlichen Vorsätzen schlief sie ein.

      Kapitel 16 image

      Der morgendliche Ablauf gelang Sophie diesmal ganz gut, fand sie, obwohl das Aufwachen vom schmerzhaften Ziehen eines Muskelkaters begleitet gewesen war, der sie in ihren Bewegungen einschränkte. Pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk schlüpfte sie unter die Bettdecke ihres Herrn.

      Leo hatte ihr jeden Morgen bestätigt, dass ihr Blowjob Anerkennung verdiene, diesmal aber blieb sein Lob aus. Dabei hatte er unter ihrer Zunge mehr denn je gejauchzt und gebebt.

      »War mein Weckruf nicht in Ordnung, Herr?«

      »Doch, hast du gut gemacht.« Er strubbelte ihr über die Haare, aber sie hatte trotzdem das Gefühl, er wäre an diesem Morgen nicht so gut gelaunt wie sonst. An ihr konnte es nicht liegen.

      »Haben Sie schlecht geträumt, Herr?«

      »Nein«, erwiderte er kurz angebunden und scheuchte sie mit einer Geste aus dem Bett.

      Sophie kniete sich davor, während er frühstückte und dachte nach. Leo würdigte sie keines Blickes, was vollkommen genügte, um sie zu verunsichern. Hatte sie etwas vergessen? Sophie ging das ganze Morgenritual durch. Nein, es fehlte nichts. Alles war perfekt. Auch die Zeitung, ohne Eselsohren, wie frisch gebügelt lag sie auf dem Bett.

      »Räum auf und dann warte vor dem Sessel auf mich. Ich gehe duschen.«

      »Ja, Herr.«

      Sophie sortierte das schmutzige Geschirr in den Geschirrspüler ein und kniete sich dann devot vor den Sessel. Bestimmt war das eine Verunsicherungstaktik. Er wollte ihr ein schlechtes Gewissen machen, das war alles.

      Endlich ebbte das Rauschen der Dusche ab. Leo kam zu ihr, nur mit einer schwarzen Hose bekleidet, ein Handtuch über den Schultern, die Haare noch nass.

      »Du hast dich bestimmt gefragt, warum ich heute Morgen schlechte Laune habe.«

      Allerdings.

      »Ist dir die Lösung inzwischen eingefallen?«

      »Nein Herr«, erwiderte sie verunsichert und wagte es nicht, ihn anzusehen. Er hatte so einen Unterton in der Stimme, der nichts Gutes versprach.

      Er setzte sich und sie blickte auf seine nackten Füße. Gleichmäßig gewachsene Zehen, kurz geschnittene, gepflegte Fußnägel. Füße zum Küssen.

      »Wir beide haben über ein erneutes Vergehen zu sprechen, Sophie. Schau mich an.«

      Beklommen