Lilly Grünberg

Dein, Sein, Mein


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Erziehungswochen nicht vorgestellt. Ihr Herr hatte seine ganz eigenen Vorstellungen, sie zu erniedrigen und in ihre Schranken zu verweisen. Nachdem sie seine Hemden und Shirts gebügelt hatte, unterzog er das Ergebnis einer Kontrolle und befand, sie solle alles feucht bedampfen und von vorne anfangen.

      Sophie wäre ihm am liebsten ins Gesicht gesprungen. Drei Stunden hatte sie sich mit der Wäsche abgemüht, länger als sie jemals für sich selbst ununterbrochen gebügelt hatte. Es schien ihr, als hätte er extra die gesamte Bügelwäsche eines Monats für sie aufgespart und in seinem Schrank könne gar nichts mehr zum Anziehen sein, soviel war es. Und vor allem so aufwändig. Während ihre eigenen Blusen aus pflegeleichter Mikrofaser oder Viscose bestanden und einfach nur feucht aufgehängt werden mussten, um schön glatt zu werden, brauchte sie für jedes von Leos Hemden eine halbe Ewigkeit. Es waren schöne Hemden von guter Qualität, kein einziges mit angenähten Knöpfen am Ärmel, alle für Manschettenknöpfe ausgelegt. Der Mann war rundum ein Ästhet.

      »Wütend?«, stellte ihr Herr angesichts ihres mürrischen Gesichts kurz angebunden fest. »Dem kann ich abhelfen. Fang von vorne an.«

      Sophie gehorchte mit zusammengebissenen Zähnen. Sein penibles Prüfen jedes einzelnen Hemdes hatte sie nervös gemacht. Seine Miene war undurchschaubar und sie hatte die ganze Zeit über gehofft, sie würde sich aufhellen und Zufriedenheit zeigen. Doch das Gegenteil war der Fall. Ihrer Meinung nach war die Wäsche absolut faltenfrei, es handelte sich also um reine Schikane.

      Gelangweilt sprühte sie einige Shirts und Hemden mit einer Sprühflasche ein und begann sie von neuem, zusätzlich mit viel Dampf, zu bügeln. Leo stand wie eine drohende Wand hinter ihr, hatte seinen Gürtel herausgezogen und klatschte ihn mehrfach auf ihren Po. Er verstand es zu züchtigen, von Null auf Hundert, ohne Vorwärmen, ohne Gnade.

      Verdammt, wie sollte sie sich denn dabei konzentrieren? Je mürrischer ihr Gesicht war, desto härter ging er vor und ihr Körper reagierte darauf nicht mehr so, wie sie es gewohnt war. Keine Erregung, kein Verlangen. Sie begann allmählich diese Art der Züchtigung zu fürchten. Es kam aber auch vor, dass er sie einfach nur im Genick packte und mit der Nase bis zum Bügelbrett hinunter drückte, und sie verbal auf ihre Aufgaben hinwies. Seine Finger bohrten sich schmerzhaft fast bis in ihre Wirbelsäule und sie erschauerte in dem Bewusstsein, sich selbst in diese Abhängigkeit gebracht zu haben. Warum nur hatte sie beharrlich nach ihm gesucht?

      Seufzend widmete Sophie sich wieder ihrer langweiligen Arbeit. Sie war für ihn nicht mehr oder weniger als eine Dienstmagd. Wenn sie damit fertig war, sollte sie kochen, saugen, das Bad schrubben. Was wohl Nadine gerade machte?

      Sophie sah auf die Wanduhr, die im Bahnhofsuhrdesign an der Wand über dem Trockner hing. Elf Uhr vormittags. Wie viel lieber wäre sie jetzt in der Arbeit und würde sich über das Ergebnis der Wirtschaftsprüfung irgendeines Betriebes den Kopf zerbrechen, zwischendurch eine SMS an ihre Freundin schicken – was Nadine wohl glaubte, warum sie sich gar nicht meldete? Bestimmt war der Anrufbeantworter schon mit tausenden Fragen und wütenden Beschimpfungen vollgequasselt. Die nächste sich bietende Gelegenheit musste sie wahrnehmen, alles abhören und sich vor allem bei Nadine und melden. Es gab soviel zu erzählen und Leo konnte doch unmöglich vierundzwanzig Stunden lang hellwach sein und überwachen, was sie machte.

      Verflixt und zugenäht! Ihre Schuld. Warum zum Teufel hatte sie sich nicht mit einem Stück Normalität begnügt? Dann säße sie jetzt nicht in der Tinte. Andere begnügten sich mit normalen Süchten wie Zigaretten, Kaffee, Süßigkeiten – aber bei ihr hatte es ja die Jagd nach sexueller Besonderheit sein müssen. Und nun? Keine Ahnung wie lange sie darauf warten musste, bis Leo ihr einmal erotische Aufmerksamkeit zuteil werden ließ.

      Diese öde Tätigkeit raubte ihr jegliche Energie. Sophie gab sich einen Rück. Es war wohl besser, sich aufs Bügeln zu konzentrieren, bevor Leo wieder etwas auszusetzen fand, auch wenn sie es nicht nach vollziehbar war.

      Diesmal war Leo zu ihrer Erleichterung zufrieden, als er nach eineinhalb Stunden nachschaute, wie weit Sophie mit der Bügelwäsche war. Was hatte sie anders gemacht? Sophie sah keinen Unterschied. Also reine Schikane. Oder wie Leo sagen würde: erzieherische Maßnahme. Dafür schmerzten jetzt ihre Hand, ihr Rücken, und Plattfüße hatte sie vom langen Stehen bestimmt auch. Ein schmerzender Po wäre ihr tausendmal lieber gewesen. Sie drehte sich nach links und nach rechts, vor und zurück, um ihr Kreuz wieder in Form zu bringen.

      Leo gönnte seiner Sklavin keine Pause. »Ab in die Küche. Ich habe Hunger.«

      Er sah ihr beim Kochen zu, ging ab und zu hinter ihr vorbei, strich dabei sanft mit der Hand über den Rücken oder Po, was Sophie völlig nervös machte, und gab ihr kleine Anweisungen zum Würzen der Speisen.

      »Nicht zuviel Salz, mehr Pfeffer, mehr Oregano …«

      So genau hatte sie es damit nie genommen.

      »Übrigens, nach dem Essen werde ich ein Verdauungsnickerchen machen. Du darfst dich in dieser Zeit weiter in Geduld und Ergebenheit üben.«

      »Ja, Herr.«

      Das klang nicht gerade viel versprechend. Sophie fragte sich, wie das gehen sollte. Sie übte sich doch schon den ganzen Tag darin zu warten, Geduld zu zeigen, Fleiß und Ergebenheit, indem sie alles erledigte, was er ihr auftrug. Ihre Fantasien bestanden allerdings darin, vollkommen dominiert zu werden. Aber im erotischen Sinne, nicht mit Hausarbeit. Was Leo wohl für die nächsten Tage geplant hat? Würde sie ihn jemals wirklich aus tiefstem Herzen und absolut devot akzeptieren? Es würde entweder sehr schmerzhaft werden, dies herauszufinden, oder sehr langweilig, so wie an diesem Tag. Sophie gähnte herzhaft. Auf jeden Fall fiel es ihr von Stunde zu Stunde schwerer, seine Aufträge artig auszuführen. Es machte sie unzufrieden und zornig.

      »So, das kann jetzt ein wenig vor sich hinköcheln«, stellte Leo nach einem kontrollierenden Blick in den Topf fest. »Deck den Esszimmertisch für sechs Personen.«

      Sophie zog die Augenbrauen hoch. »Bekommen wir Besuch? Das Essen reicht aber nicht für …«

      Sie verstummte unter Leos finsterem Blick. »Das weiß ich. Hinterfrag nicht alles, Sklavin! Dies ist ein Probelauf, denn wir werden häufiger Gäste haben, wenn auch nicht in deiner Lernphase.«

      Ein bisschen Abwechslung und andere Personen um sie herum, wären auf jeden Fall spannend. Wie sein Bekannten- und Freundeskreis wohl aussah? Andererseits bestand die Frage, ob sie sich dazu etwas anziehen durfte. Und was, wenn es gar nicht seine Bekannten waren, die er einlud, sondern eine reine Männerrunde, die … Sophie schnappte nach Luft. Nein, er hatte unterschrieben, für ihr Wohl zu sorgen. Dazu gehörte nicht, sie mit anderen zu teilen. Besser, sie zähmte ihre Neugierde und wartete einfach ab, was er vorhatte. Zuviel Kopfkino würde sie nur verrückt machen. Und es war ja noch Zeit bis zur ersten Einladung, hatte er gesagt.

      Leo zeigte ihr, wo alles zu finden war, dann begann sie zu decken. Sechs silberne Dekorteller, darauf jeweils einen flachen Teller, darauf einen kleineren Suppenteller, diverse Gläser für Wein und Wasser, sowie Silberbesteck für ein mehrgängiges Menü. Silberbesteck – Sophie hatte so etwas schon lange nicht mehr in der Hand gehalten. Ihre Oma hatte so etwas noch besessen. Aber irgendwie, fand sie, hatten die Speisen damit anders geschmeckt. Vielleicht war das aber auch nur Einbildung.

      »Wie du siehst, ist das Tafelsilber ein wenig angelaufen. Denk dran, sobald du Zeit hast, es gründlich zu polieren«, wies Leo auf die dunklen Stellen hin. »Damit es blitz blank glänzt, wenn unsere Gäste zum Essen kommen.«

      »Ja Herr«, seufzte Sophie. »Und wann wird das sein?«

      Leo lächelte nachsichtig und gab ihr einen Klaps. »Du wirst es früh genug erfahren.«

      »Das muss noch besser werden, die Gläser genau ausrichten, siehst du – so. Ebenso das Besteck.«

      Nachdem er dies und das kritisiert und hin und her gerückt hatte, zeigte er Sophie, wie man die Serviette zu einem schönen Anblick formte.

      Mittlerweile war das Essen fertig gegart. Leo setzte sich ans Kopfende und ließ sich von Sophie auftischen. Der Rest des Porzellans blieb ungenutzt, denn während er in Ruhe speiste, musste sie zu seiner linken Seite knien und wurde von ihm