Lilly Grünberg

Dein, Sein, Mein


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gut genug beleuchtet war, um Genaueres zu sehen. Wie weit die Räumlichkeiten sich ausdehnten, war auf den ersten Blick nicht zu erkennen.

      Vorwiegend schwarz gekleidete Frauen und Männer, alle um einige Jahre älter als Sophie und ihre Freundin, manche sogar so alt wie ihre eigenen Eltern, standen paarweise oder in Gruppen herum. Mehrere fast nackte junge Männer knieten mit demütig gesenktem Kopf dazwischen, einer mit einer schwarzen Maske, die sein ganzes Gesicht bedeckte. Nadine war so erschrocken, trotz der Fotos, die sie im Internet gesehen hatte, dass sie diesen Anblick nie mehr vergaß.

      Ein paar Frauen, mit eng geschnürten Korsagen und teils nackten Brüsten, eine mit verbundenen Augen, eine andere mit einem roten Knebel im Mund. Nadine wusste nicht, wohin sie zuerst schauen sollte. Ein Mann hatte seine Hand auf den Kopf der Frau gelegt, die neben ihm am Boden kniete, und kraulte sie fast liebevoll in den Haaren und bei Nadine keimte zu ihrer eigenen Überraschung der Wunsch auf, diese Frau zu sein.

      Die Tops präsentierten sich stolz, aufrecht, einer hielt eine zusammengerollte Peitsche in der Hand, ein weiterer eine Leine, an deren anderem Ende ein junger Mann demütig kniete, bekleidet nur mit einem Hauch von Lendenschurz, der nicht mehr war, als ein lederner, nach unten gerichteter Käfig für seinen Penis … am liebsten hätte Nadine auf der Stelle kehrt gemacht und wäre wieder hinaus gerannt. Zu viele Eindrücke, schöne und erschreckende. Das hier war nicht die Anonymität des Internet. Das hier war live. Wenige Sekunden genügten, um ihr Angst zu machen, um ihr das Gefühl zu geben, hier vollkommen deplatziert zu sein. Aber diese Blöße durfte sie sich nicht geben, während Sophie ihr stolz wie eine Königin voranging, als verkehre sie täglich in diesem Etablissement, und Nadine ihr mit glühenden Wangen folgte.

      Das alles lag nun schon solange zurück, dass es aus einem anderen Leben zu sein schien. Vergessen waren Ängste oder Bedenken, die unbeholfenen Versuche, es bei den ersten Erlebnissen dem Top recht zu machen. Vergessen das erste Erleben der Praktiken, von denen sie bis dahin nur eine ungenaue Vorstellung gehabt hatten. Heute war sie diejenige von ihnen beiden, die mutiger war und die Herausforderung suchte, wohingegen Nadine ihre romantische Ader entdeckt hatte.

      Wie ihr bisheriges Leben und die Entwicklung ihrer Sexualität wohl verlaufen wäre, wenn sie damals nicht diesen Schritt in eine Welt der Unterwerfung und Dominanz gewagt hätten? Nadine wusste es nicht. Alle beide waren sie naiv, leichtsinnig und übermütig gewesen, und hatten erst im Laufe der Zeit begriffen, in welche Gefahr sie sich begeben hatten und wie gut es das Schicksal mit ihnen meinte, das ihnen nie etwas Schlimmes widerfahren war. Wie leicht hätten sie in die Fänge von Mädchenhändlern geraten und in einem Bordell landen können.

      Sie hoffte von ganzem Herzen, dass Sophie jetzt den Herrn gefunden hatte, der sie zu nehmen verstand.

      Kapitel 11 image

      Mit vor Aufregung klopfendem Herzen folgte Sophie ihrem Herrn zu einem der Bücherregale. Mit ihrem Keuschheitsgürtel fühlte sie sich nackter als zuvor. Eine seltsame Empfindung. Am liebsten hätte sie sich ein Tuch um die Hüften geschlungen, um die Schande ihres Ungehorsams vor seinen Blicken zu verbergen.

      Leo schob ein paar Bücher zur Seite, die von einer schweren Buchstütze gehalten wurde, da das Fach nicht vollständig gefüllt war. Zum Vorschein kam ein kleines Kästchen mit Tasten an der Wand. Leo gab eine Zahlenkombination ein, die Sophie nicht sehen konnte, weil seine Hand die Tasten verdeckte. Wie durch Zauberei schwebte das Regal ein Stück auf die Seite und gab einen Eingang frei, der gerade mal so breit war, dass man hindurchgehen konnte. Zeitgleich war dahinter die Beleuchtung angesprungen.

      Leo hieß Sophie mit einer Handbewegung an ihm vorbeigehen, doch schon der erste Eindruck ließ sie stocken. Der Anblick war atemberaubend. Ein komplett eingerichtetes Spielzimmer, wie man es sich schöner und aufregender nicht vorstellen konnte. Sie fühlte die Wärme von Leos Körper, der hinter ihr stand und sie mit der Hand in ihrem Rücken sanft vorwärts schob. Ein sinnliches Kribbeln erfasste sie unter dieser leichten Berührung.

      »Willkommen in meinem Spielparadies, Sklavin.«

      Sophie blickte sich in fassungslosem Schweigen um. Ein plüschiger roter Teppich bedeckte die eine Hälfte des Bodens – die andere Hälfte bestand aus praktischerem rot und schwarz gesprenkeltem Linoleum. Doch Sophie erfasste das alles nur vage, denn der gesamte Raum offenbarte sich als der wahr gewordene Traum eines Fetischisten.

      Es gab einen Strafbock, über den sich zur Züchtigung würde beugen müssen, eine Position, die sie als sehr aufregend empfand. Rollen und Seile, Haken und Ketten, die von der Decke herabhingen oder an den Wänden darauf warteten, den Sklaven zu halten, einen Thron für ihren Herrn und natürlich ein Andreaskreuz.

      Eine Wand jedoch bestand ausschließlich aus schwarz eloxierten Metallschränken.

      Sophie platzte vor Neugierde. »Darf ich den Inhalt sehen, Herr?«, fragte sie vorsichtig und legte eine Hand auf eine der Schranktüren.

      »Du darfst«, erwiderte Leo und ermutigte sie darüber hinaus mit einem sinnlichen Lächeln.

      Sie öffnete die Tür und ihr blieb fast das Herz stehen. Noch nie hatte sie eine so große Auswahl an Züchtigungsinstrumenten und Bondageseilen gesehen, sorgfältig sortiert und aufgeräumt. Es gab Lederpeitschen in verschiedensten Ausführungen, zur Erzeugung höchster erotischer Freuden bis hin zu solchem, die den Gezüchtigten vor Schmerzen schreien ließen und dunkle Striemen hinterließen.

      Sophie konnte sich nicht satt sehen, um alles in sich aufzunehmen. Ihr Puls jagte vor Entzücken. Es gab geschälte und ungeschälte Rohrstöcke, verschiedene Gerten und Paddel, einen Teppichklopfer, Plastiklineale, und überhaupt jede Art von Züchtigungswerkzeug, das sie sich nur vorstellen konnte. Wow! Dieser Raum war das reinste Spankingparadies. Mehr, viel mehr, als sie erwartet hatte. Sie verkniff sich mit Mühe ein zufriedenes Grinsen. Nadinewürde neidisch sein, sehr neidisch, wenn sie ihr davon erzählte.

      Sophie sah sich weiter um. Es gab auch mehrere Schubladen. Sie schaute Leo wieder fragend an und er nickte. Das Öffnen der Schubladen war wie das Öffnen einer Überraschungskiste. Nippelklemmen ohne und mit Zähnen, mit Gewichten oder Glöckchen, diverse Handschellen und Lederfesseln, Bürsten, Metallrädchen, Knebel, Kerzen, Vibratoren und – Sophie verzog das Gesicht – Analplugs jeglicher Variante. Dies war bisher das einzige, auf das sie nicht scharf war, wobei sie es nie wirklich ausprobiert hatte. Zwar war sie Tops begegnet, die gerne Analsex mit ihr gehabt hätten und davon abließen, weil sie zu eng und verspannt war, aber mit keinem war sie oft genug zusammengewesen, dass er ernstlich von ihr das Tragen eines Plugs erwartet hätte.

      Leo wird es herausfinden, dass ich diese Dinger nicht mag. Vielleicht weiß er es sogar schon? Oh Gott, er wird es irgendwann von mir verlangen. Ich sollte mich schon mal mit dem Gedanken anfreunden, dass …

      »Du wirst dieses Zimmer niemals alleine betreten, Sklavin. Verstanden?«, unterbrach seine Stimme ihre Überlegungen.

      »Ja, Herr«, flüsterte Sophie tief beeindruckt.

      »Dir gefällt die Aussicht, hier von mir gezüchtigt zu werden, nicht wahr?«, fragte er mit kurzem Blick auf ihre verräterischen Nippel.

      »Ja«, erwiderte sie wahrheitsgemäß und ließ sich zu einem frechen Grinsen hinreißen. »Wie unartig muss ich denn sein, um in diesen Genuss zu kommen?«

      »Artig, nicht unartig, Sophie«, erwiderte Leo schmunzelnd.

      Sophie zog eine Schnute. Das hörte sich schwierig und anstrengend und irgendwie verdreht an.

      Leo schloss die Schublade und gab den offenen Schranktüren einen Schubs. Geräuschlos fielen sie ins Schloss.

      »Genug fürs Erste«, stellte er fest.

      Schade, es gab hier noch mehr Türen und Sophie frage sich, was er hinter diesen wohl noch gebunkert hatte. Andererseits lag in dem Geheimnisvollen der Ansporn, sich mehr Mühe zu geben, um diese unbekannten Dinge erkunden zu dürfen.

      Sophie gab ein Seufzen tiefen Bedauerns von sich und Leos