Lilly Grünberg

Dein, Sein, Mein


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es überkam sie einfach. Andererseits waren ein paar Tränen vielleicht nicht verkehrt, um das bevorstehende Strafmaß zu mildern. Vielleicht erweichten sie ihn ja doch.

      »Dir ist doch wohl klar, dass du eine elementare Grundregel verletzt hast und ich dich dafür hart bestrafen werde?«

      Noch nie hatte jemand so ernsthaft und zugleich mit einer derart sexy vibrierenden Stimme eine Bestrafung angekündigt. Ungeachtet des Schreckens, der ihr noch in den Knochen steckte, wurde ihr sexuelles Verlangen davon sofort wieder geweckt. Auf einmal wünschte sie sich, er würde es tun, sie unerbittlich züchtigen, bis sie sich um Vergebung heiser schrie. Es hatte ihr noch nie gelegen, sich aus tiefem Herzen zu entschuldigen. Sie war eine Meisterin bloßer Lippenbekenntnisse. Wenn es jemand schaffen konnte, sie zu unterwerfen, ihre Lust zu zähmen, ihr Gehorsam beizubringen, dann war dieser Jemand Leo. Sie hatte ihn wohl unterschätzt.

      »Sophie?« Seine Stimme klang ungehalten.

      »Ja, Herr. Ich bitte Sie mich zu bestrafen. Ich habe gesündigt.«

      Leo knurrte und Sophie war sich nicht sicher, ob er über ihre Wortwahl amüsiert war. Dann räusperte er sich. »Nun, ich denke, Sklavin, du hast mich unterschätzt. Ich hatte gehofft, du würdest dich schnell in deine neue Lage fügen und es bliebe uns beiden erspart, dass ich hart durchgreife.«

      Er seufzte, als wäre es ihm unangenehm oder lästig, sie dem Anlass gemäß zu strafen. Obwohl er ihr B und D angekündigt hatte, klang es jetzt, als hätte er es nie vorgehabt.

      Leo ging in den hinteren Teil des Wohnzimmers und Sophie wagte es nicht, ihren Kopf zu heben, um zu schauen, was er vorhatte. Verdammt, hatte sie sich nicht gewünscht, eine gute Sub zu sein? Ja. Sie war ja auch eine gute Sub, nur aber eben keine gute Sklavin, und es ging längst nicht mehr darum, ob sie das wollte. Sie musste! Doch, ich will, dachte Sophie trotzig und gleichzeitig fingen ihre Lippen an zu zittern.

      Leo kehrte zurück.

      »Steh auf. Arme hinter den Kopf, Beine breit, Augen geschlossen.«

      Sophie gehorchte. Vor lauter Angst vergaß sie fast zu atmen. Was würde er mit ihr machen? Es gab so viele Möglichkeiten und ihre Erwartungen waren seinem Ruf gemäß hoch. Sein warmer Atem streifte ihr Ohr und sie hielt die Luft an.

      »Du wirst meinen Befehl zu hundert Prozent ausführen, dich nicht von der Stelle rühren, dich nicht wehren«, knurrte er wie eine gefährliche Bestie und ein Schauer lief ihren Rücken herunter. »Falls doch, falls ich die geringste Gegenwehr verspüre oder du auch nur ein bisschen blinzelst, sperre ich dich die nächsten vierundzwanzig Stunden bei Wasser und Fressnapf wie einen räudigen Hund in den Käfig.«

      Sophie brauchte einige Sekunden, um den Inhalt seiner Worte in ganzer Tragweite zu erfassen, denn Leo hatte leise und sanft gesprochen, als wolle er sie beruhigen und sie nicht einschüchtern. Das war es. Genau diesen Druck brauchte sie. Ein verheißungsvolles Kribbeln erfasste sie von oben bis unten. Sie zweifelte keinen Augenblick daran, dass er seine Drohung ernst meinte.

      In Erwartung einer harten Züchtigung verkrallte sie ihre Hände ineinander und kniff die Lider fest zusammen, um seinem Befehl zu gehorchen. Vierundzwanzig Stunden … Käfig … hallte es in ihrem Kopf wider. Wo zum Teufel hatte Leo in dieser Wohnung einen Käfig versteckt? Vielleicht gab es irgendwo einen Raum, den er ihr noch nicht gezeigt hatte – oder eine zweite Wohnung in diesem Haus? Sie hatte vieles ausprobiert, aber in einem Käfig war sie noch nie gesessen und sie legte auf diese Erfahrung auch nicht unbedingtWert. Einerseits wäre dieses Erlebnis vielleicht sehr aufregend, andererseits erschien ihr eingesperrt zu sein das Schlimmste, was sie sich vorstellen konnte. Und sie wollte es zumindest nicht riskieren, bis sie Leo ein wenig näher kannte und wusste, wie weit sie sich bei ihm auflehnen durfte und wie weit seine Strafen gingen. Wobei sie die Grenze seiner Geduld zumindest für den Moment überschritten hatte und es gerecht war, wenn er sie sich dementsprechend vornahm.

      Leos Hände strichen sanft über Sophies Rücken hinab und sie kniff unbewusst in Erwartung eines harten Schlages die Pobacken zusammen.

      »Locker lassen«, forderte er mit einem Klaps auf ihren Hintern.

      Geräusche, die sie nicht einordnen konnte, forderten Sophies Fantasie. Ein Lederriemen, um sie zu züchtigen? Eine Peitsche?

      »Beine weiter auseinander. Gut so. Denk daran, was ich gesagt habe.«

      Sophie hielt den Atem an und erstarrte mit jeder Phase ihres Körpers zur Statue. Sie hatte soviel erlebt und doch versprach schon alleine diese Situation, sein Tonfall, – nein, seine gesamte Aura! – dass etwas Besonderes auf sie zukam.

      Sie fühlte, wie Leo ihr etwas um die Taille legte, vielleicht einen Gürtel, und mit einer Schnalle verschloss. Aha, er würde sie also fesseln, vielleicht mit einer aufwändigen Leder-Ketten-Konstruktion? Ein überaus erregender Gedanke. Sie liebte es, gefesselt zu sein, ihrer Erregung hilflos ausgeliefert und auf den Höhepunkt zu warten.

      Nun zog er etwas Schmales zwischen ihren gespreizten Beinen hindurch, schob es in ihre Poritze, prüfte den Sitz, presste, zerrte. Sie fühlte seine Fingerspitzen, wie sie zurechtrückten. Vielleicht ein Riemen?

      Dann war ein leises Klicken zu hören und Sophie wurde von Eiseskälte überflutet. Oh nein, dachte sie erschrocken. Ihr Kopf weigerte sich, den Begriff zu formulieren für das, was es zu sein schien. Sie fühlte genau, dass sich das Leder anders, als sie es bisher bei Fesseln kennengelernt hatte, gegen ihre Schamlippen schmiegte. Da passte kein Millimeter dazwischen, geschweige denn ihre Finger. Aber wie konnte das sein? Wieso passte dieses Ding so hautnah? Leo strafte sie nicht mit einer Züchtigung, es war viel schlimmer und traf sie bis ins Mark, als kenne er bereits ihre Grenzen. Nein, lass es nicht das sein, wovon ich glaube, dass es das ist, dachte sie beklommen.

      Es dauerte eine Ewigkeit, bis er sie aufforderte, die Augen zu öffnen. Entsetzt sah sie an sich herunter. Ihre Befürchtung stimmte. Leo hatte ihr einen Keuschheitsgürtel angelegt und mit einem kleinen Schloss gesichert.

      »Herr, bitte, ich weiß, ich war sehr ungehorsam«, würgte sie hervor, »aber, aber muss das wirklich sein?« Sie hasste sich für die Schwäche, die ihr unter seinem fixierenden Blick die Tränen in die Augen trieb. Ihre Knie gaben nach und sie sank vor ihm auf den Boden. »Bitte Herr, bitte alles, nur das nicht, ich …«, Sophie schluckte. Stolz war in diesem Augenblick etwas, was sie sich nicht leisten konnte. Aufbegehren ebenso wenig.

      Eine Träne löste sich aus ihrem Auge. Eine weitere, und lief ihre Wange hinab, bis zu ihrem Mund. Es schmeckte salzig, als sie sich über die Lippen leckte. »Bitte Herr, ich flehe Sie an.«

      Leo sagte nichts und das sagte wiederum alles. Seine Dominanz nahm Sophie die Kraft zu atmen. Er stand einfach da und schaute mit einer so regungslosen Miene auf sie herab, dass sie es nicht schaffte, seinem Blick standzuhalten und schluchzend ihren Kopf senkte.

      Bitte nicht, wollte sie noch mal widersprechen. Doch die Worte formten sich nur in ihren Gedanken, wollten nicht mehr über ihre Lippen kommen. Ein ganzer See voller Tränen füllte ihre Augen, aus Frust über seine Maßnahme, aber auch aus Scham über sich selbst, über ihre eigene Schwäche.

      Sie war eine solche Närrin. Wie hatte sie nur glauben können, er würde nichts davon merken, was sie in ihrem Zimmer trieb. Als dominanter Herr musste er überall seine Augen und Ohren zu haben. Wenn sie dieses Ding wieder los werden wollte, würde sie ihm mit aller Kraft beweisen müssen, dass sie seine ergebene Sklavin sein wollte. Falls er überhaupt bereit war, es ihr jemals wieder abzunehmen. Sie wimmerte verzweifelt. So hatte sie sich

      ihre Unterwerfung nicht vorgestellt.

      »Möchtest du lieber zwei Tage im Käfig verbringen?«

      Zwei Tage? Das war keine reizvolle Alternative. Wieso zum Teufel ahnte er ihre größten Ängste? »Nein Herr«, wimmerte Sophie leise. »Bitte tun Sie mir das nicht an. Bitte.«

      Er schlenderte zur Sitzgruppe und setzte sich in einen der Sessel. »Komm her«, forderte er leise.

      Sophie stand auf und ging ein wenig ungelenk zu ihm hinüber. Es war ungewohnt, so verschnürt zu sein, den leichten, wenngleich nicht zwickenden