Lilly Grünberg

Dein, Sein, Mein


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im selben Moment ärgerte sie sich, dass sie sich dazu hatte hinreißen lassen.

      »Belassen wir es dabei, dass du mich Herr nennst«, korrigierte er amüsiert.

      Sophies Herz schlug in einem rasanten Trommelwirbel und wollte sich gar nicht mehr beruhigen. Er war um einiges älter als sie, mindestens zehn Jahre, vielleicht mehr. Im Schätzen war sie noch nie gut. Es war ihr nicht unangenehm. Er wirkte reifer und ruhiger als die Doms, die sie kennengelernt hatte, und gleichzeitig blitzte in seinen Augen ein wissender Schalk, als er von oben auf sie herab sah.

      »Na, Sklavin – wie ich merke, bist du zufrieden mit dem, was du siehst?«, fragte er lächelnd, sich seiner Ausstrahlung bewusst.

      »Ja, Herr«, hauchte Sophie ergeben. Ein wohliger, sinnlicher Schauer rieselte über ihren Rücken, die Poritze entlang, nach vorne, direkt in ihre Vagina und sie biss sich auf die Unterlippe, um nicht laut vor Verlangen aufzuseufzen. Egal was dieser Mann vorhatte, egal wie streng er sie erziehen würde – wenn er sie zwischendurch mit diesem Blick bedachte, würde sie dahin schmachten und gerne alles für ihn tun.

      »Nimm Haltung an«, befahl er und das Lächeln verschwand binnen einer Sekunde aus seinem Gesicht und wich einer unnachgiebigen Strenge.

      Sophie gehorchte. Sie kniete sich aufrecht hin, Rücken durchgestreckt, Hände auf dem Rücken, Schultern nach hinten, den Kopf zu ihm erhoben. Es war wichtig, seine Wünsche schnell und zu seiner Zufriedenheit auszuführen, die Lage vorsichtig auszuloten, bis sie einen Überblick hatte, welches Verhalten vorteilhaft war.

      Fürs Erste schien er zufrieden. Er nahm ein Blatt vom Tisch, das er vermutlich nach dem Eintreten dort abgelegt hatte, und hielt es so vor sie hin, dass sie es lesen konnte. Es war der Vertrag, der seine Pflichten als Herr dokumentierte. In der ersten Zeile war das Wort Herr diesmal um seinen Namen ergänzt: Leopold Maximilian Theodor Uhl.

      Seine Namen vermitteln so etwas Klassisches, Solides, fast wie mit einer langen Ahnenreihe gesegnet, dachte Sophie. Fehlt nur ein von. Trotzdem werde ich ihn im Stillen ganz für mich Leo nennen, auch wenn das respektlos klingt. Aber er weiß ja nicht davon. Das klingt weniger förmlich und bestimmt rufen ihn seine Freunde so.

      Leo legte das Blatt auf den Tisch zurück und unterschrieb es. Sophie zitterte vor Erwartung. Sie fürchtete sich ein wenig vor dem, was ab sofort geschehen würde.

      »Unser Vertrag ist ab sofort gültig. Ich werde dir nun als Erstes ein Halsband umlegen, das dich als meinen Besitz kennzeichnet.«

      Sophie hatte oftmals bei den Spielen ein Halsband getragen, meistens aus breitem schwarzem Leder gefertigt, manchmal mit Nieten, einmal sogar mit nach innen gerichteten, kurzen, pieksenden Stacheln versehen, zuweilen auch aus groben Kettengliedern gefertigt. Sie war an der Leine gegangen, hatte sich zu Hündchen-spielen erniedrigen lassen, bei denen sie aus einem Napf essen und trinken musste. Sie hatte Klammern und Nippelklemmen unterschiedlichster Kategorie ertragen. Sie kannte jede Art von Peitschen, Paddeln und anderen Züchtigungsinstrumenten, die man in einschlägigen Shops erwerben konnte. Sie war sich ziemlich sicher, dass es nichts gab, was sie noch nicht ausprobiert hatte. Doch was auch immer sie erlebt hatte, sie hatte aus keiner dieser Maßnahmen den von ihr erhofften Kick erlangt. Ob Leo die Vergangenheit toppen konnte?

      Dieses Halsband, das ihr Herr jetzt in seinen Händen hielt, war ganz einzigartig und hatte Nichts mit der üblichen Shopware zu tun. Es war aus mattiertem Gold gefertigt, nicht allzu breit und als er es vor ihren Augen hin und her wendete, las sie innen in einer schönen feinen Schreibschrift ihren Namen graviert, außen dagegen in massiven männlichen Buchstaben mit dem Zusatz Ich gehöre den seinen: Leopold. Also hatte sie richtig geraten, dass dies sein Rufname sein musste.

      Jeder würde lesen können, dass sie ihm gehörte, für immer und ewig an ihn gebunden war. Sophie schluckte. Er war sich seiner Sache also sicher gewesen und hatte sich in Unkosten gestürzt. Sie sollte sich geehrt fühlen.

      »Es ist wunderschön, Herr«, flüsterte sie beklommen. Ihre Selbstsicherheit war dabei, ins Bodenlose zu sinken.

      »Ich erwarte von dir, dass du dieses Zeichen meines Besitzanspruchs immer trägst. Erwische ich dich dabei, dass du es abgenommen hast, werde ich dich sehr hart bestrafen, und glaube mir, du wirst es bitter bereuen«, warnte Leo und Sophie zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass er es genauso meinte. Sein Ruf war diesbezüglich eindeutig und unantastbar, und so wie er auftrat, bestätigte sich dieser schon jetzt, in diesen wenigen Minuten.

      »Du darfst tagsüber in der Arbeit einen Schal darüber tragen, wenn dir das lieber ist. In der Szene jedoch wird jeder sofort wissen, dass du mir gehörst und keiner wird es wagen, mein Eigentum anzurühren.«

      Er klappte das Halsband an dem kleinen Scharnier auf, legte es ihr um und verschloss es. Es war kühl und schmiegte sich sogleich an ihre Haut.

      »Darf ich es anfassen, Herr?«

      Er nickte und Sophie fuhr mit den Fingern über das Metall. Es fühlte sich gut an.

      »Danke, Herr«, wiederholte sie mit Tränen in den Augen und schämte sich nicht, ihm zu zeigen, wie gerührt sie war. Ihr neuer Meister war in jeder Hinsicht schon jetzt die Erfüllung ihrer feuchten Träume. Dabei hatte sie doch stark sein wollen, auch in ihrer Rolle als Sklavin, aber es fühlte sich auf einmal so gut an, schwach zu sein und sich seiner Führung anzuvertrauen.

      Leo streichelte ihr über die Wange, fuhr mit seinem Finger sanft ihre Lippen nach und musterte sie.

      »Nun gehörst du ganz und gar mir«, sagte er leise, als müsse auch er sich noch mal über diesen Umstand und die damit verbundenen Konsequenzen vergewissern. Dann verschwand der nachdenkliche Ausdruck von einer Sekunde zur anderen.

      »Deine Erziehung wird im Vordergrund stehen und das Zuckerbrot nach der sprichwörtlichen Peitsche wirst du dir hart erarbeiten müssen, Sophie. Dein tägliches Brot wird B und D sein, vor allem D.«

      Bondage and Discipline? Es erschien Sophie weit weniger schrecklich, als er möglicherweise gemeint hatte. Sie hatte ihn genau aus diesen Gründen gesucht. Vielleicht war ihm noch nicht klar, wie viel Lust sie aus einer harten Erziehung ziehen würde. Schließlich war sie alles andere als eine Romantikerin oder Kuschelmaus. Zuckerbrot sah für sie eben anders aus.

      »Steh auf, Sklavin.«

      »Ja, Herr.«

      Sophie erhob sich hastig und hatte Mühe, die Balance auf ihren Highheels zu finden. Würde er nun damit beginnen, sie durch eine harte Züchtigung zu unterwerfen? Oder würde er sie hier an Ort und Stelle mit seinem Geschlecht in Besitz nehmen? Sophie zitterte. Jede Faser ihres Körpers war auf Hochspannung und lechzte danach, ihm zur Verfügung zu stehen und natürlich für sich selbst das Vergnügen eines Höhepunkts dabei herauszuziehen. Es würde sich zeigen, wer von ihnen wirklich der Stärkere in diesem Spiel war. Im Augenblick fühlte sie sich ein wenig schwach, aber vielleicht verging dieses Gefühl wieder, wenn sie ihn näher kannte. Dennoch war da auch eine mahnende Stimme, nicht zuviel zu erwarten und seine Dominanz nicht zu unterschätzen.

      »Zieh deine Schuhe aus und nimm sie in die Hand. Sie ruinieren meinen Fußboden.«

      Sophie gehorchte schweigend. Bisher hatte sie sich immer damit beruhigt, dass es ein Codewort gab und sie die Session jederzeit beenden konnte, was sie in dem einen oder anderen Fall auch schon getan hatte. Weniger weil sie es nicht ausgehalten hätte, sondern eher weil der Funke nicht übergesprungen war und sie das Spiel nicht erregte, sondern langweilte.

      Was aber würde geschehen, wenn sie Leo anflehen würde, Gnade zu zeigen und er nicht darauf einging? Sie wollte so sehr von ihm unterworfen und erzogen werden, einmal erleben, dass es nicht nach ihrem Kopf ging, dass sie Angst vor ihrer eigenen Courage hatte und fröstelte.

      Kapitel 8 image

      Während Sophie noch mit ihrem physischen und psychischen Gleichgewicht kämpfte und zu begreifen versuchte, dass es unausweichlich ernst mit ihrem Abenteuer wurde,