Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman


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schon voller Ungeduld auf das Untersuchungsergebnis.«

      »Und Sie freuen sich«, sagte Dr. Norden lächelnd.

      »Und wie, wenn es nur ganz gewiß ist.«

      Zehn Minuten später hatte sie die Gewißheit, und sie strahlte noch mehr. Dann hatte sie es eilig, zu Bernd zu kommen, und sie fiel ihm um den Hals.

      »Ja, dann werden wir unsere Mütter mal seelisch auf die bevorstehende Hochzeit vorbereiten«, sagte er.

      »Aber jeder für sich«, meinte Eva verschmitzt. »Den geeigneten Augenblick abpassend. Es ist drückend, und da muß man auf die Stimmungen Rücksicht nehmen.«

      »Gut, daß Freitag ist«, sagte Bernd. »Was unternehmen wir am Wochenende?«

      »Ich werde Mutti ein bißchen bei der Buchführung helfen müssen«, sagte Eva.

      »Und ich werde Mama zum Einkaufen fahren müssen«, seufzte Bernd. »Aber um vier Uhr hole ich dich ab.«

      »Okay, Schatz«, sagte sie.

      »Such schon mal deine Papiere zusammen«, sagte Bernd.

      »Bei uns herrscht Ordnung«, erwiderte Eva lachend. »Und nun laß mich raus. Das Stück kann ich zu Fuß gehen. Da schau ich mich auch gleich mal in den Auslagen des Kinderladens um, der glücklicherweise ganz in unserer Nähe aufgemacht hat.«

      »Aber noch nichts kaufen, Liebes.«

      »Da würde ich mich schwer tun. Es ist gleich halb sieben Uhr.«

      Noch ein langer Kuß, dann stieg sie aus, und er fuhr weiter. Sie wohnten ein ganzes Stück voneinander entfernt, und das hatte auch dazu beigetragen, daß sich Frau Schönberg und Eva noch nicht zufällig begegnet waren und daß auch Frau Trewitz Bernds Mutter nicht zu ihren Kundinnen zählte, obgleich diese eine ganze Menge Geld für Kosmetik ausgab. Sie war überhaupt sehr modebewußt und besonders stolz, wenn man ihr sagte, daß man ihr einen so erwachsenen Sohn nicht zutrauen würde.

      Annelie Trewitz mußte schon aus geschäftlichen Gründen immer sehr gepflegt aussehen. Aber sie zeichnete zusätzlich noch ein ganz persönlicher Charme aus.

      Doch beide Mütter empfingen ihre Kinder mit den übereinstimmenden Worten: »Heute bist du aber mal wieder spät dran!«

      Barbara Schönberg sagte es leicht gereizt, Annelie Trewitz fügte hinzu: »Warst wohl noch mit deinem Bernd beisammen?«

      »Aus gewichtigen Gründen, Mutti«, sagte Eva rasch. »Einmal, weil Bernd Abteilungsleiter geworden ist und zum anderen, weil wir heiraten werden.«

      Die zierliche Annelie, man hätte sie für Evas ältere Schwester halten können, hielt den Atem an.

      »Und sonst gibt es keinen Grund?« fragte sie dann ganz nebenbei. »Aber wir wollen essen. Es gibt Schnitzel, und vielleicht hast du heute Appetit.«

      Sie ahnt es, dachte Eva. »Jedenfalls habe ich heute keinen Appetit auf Eis«, sagte sie. »Es gibt schon noch einen Grund, Mutti. Ich bekomme ein Baby.«

      »So was habe ich mir schon gedacht«, sagte Annelie gelassen.

      »Man sieht es mir doch nicht an«, sagte Eva kleinlaut.

      »Mütter fühlen das, mein Kind. Aber wenn ihr beide euch freut, freue ich mich auch.«

      Dafür bekam sie einen stürmischen Kuß. »Hoffentlich freut seine Mutter sich auch«, meinte Annelie dann beiläufig. »Mütter von Söhnen sind schwieriger als Mütter von Töchtern.«

      »Ach, sag das nicht. Denk mal an Cilly, wie deren Mutter sich jetzt noch aufführt.«

      »Weil sie es nicht verkraftet, daß ihre Tochter keinen Akademiker geheiratet hat, sondern einen Mechaniker. Cilly bekommt übrigens auch ein Baby, und ich stehe bald allein im Geschäft.«

      »Du wirst bald wieder jemanden finden, Mutti«, sagte Eva.

      »Und du, wie lange bleibst du noch im Büro?«

      »Darüber muß ich erst mit Bernd reden. Ich wäre doch schön blöd, wenn ich aufhören würde. Auf den Mutterschaftsurlaub verzichte ich nicht. Das Geld wird mitgenommen.«

      Kommt Zeit, kommt Rat, dachte Annelie Trewitz. Sie wollte darüber jetzt keine Diskussion herausfordern. Sie kannte ihre Tochter. Jetzt freute sie sich, daß Eva mit Appetit aß.

      »Wie du das bloß schaffst, Mutti, den ganzen Tag im Geschäft und abends steht das Essen dennoch auf dem Tisch, und ausschauen tust du wie höchstens vierzig.«

      »Immerhin bin ich ja auch erst vier­undvierzig«, erwiderte Annelie lachend. »Übrigens mußt du während der Schwangerschaft schon daran denken, dich mehr zu pflegen, Eva.«

      Fast entsetzt starrte Eva ihre Mutter an. »Willst du damit sagen, daß ich alt aussehe, Mutsch?«

      »Quatsch, aber gerade während dieser Zeit sollte sich eine Frau nicht gehen lassen. Du bekommst doch alles umsonst, Kleine. Es kommt wirklich so manches daher, das weiß ich doch aus Erfahrung, aber wenn sich eine werdende Mutter selbst noch gern im Spiegel beguckt, hebt das schon die Stimmung. Und du willst doch deinem Bernd auch in den künftigen acht Monaten gefallen.«

      »Sieben Monaten, Mutti«, wurde sie berichtigt.

      »Jemine, da müssen wir uns aber dran halten«, sagte Annelie.

      *

      Barbara Schönberg war auch eine gutaussehende Frau, sehr distinguiert allerdings, sehr gepflegt, sehr damenhaft, und ihr fehlte Annelies liebenswürdiger Charme.

      »Du machst einen so freudigen Eindruck, Bernd«, sagte sie nachdenklich.

      »Ich bin Abteilungsleiter geworden, Mama«, erwiderte er einleitend.

      »Wie gut wäre es, wenn du deinen Doktor gemacht hättest«, bemerkte sie, das konnte sie sich nicht verkneifen.

      »Wie es sich erweist, komme ich auch so voran«, sagte er ruhig.

      »Aber man genießt doch ein ganz anderes Ansehen mit einem akademischen Grad.«

      »Ein Diplom ist auch was wert«, sagte er mit einem breiten Lächeln. »Mamachen, sei doch nicht so altmodisch.«

      Er hatte seine Mutter sehr gern, ohne Zweifel, aber er gehörte eben doch einer anderen Generation an.

      »Ich will ja nur, daß du später nichts bereust, Bernd«, sagte sie.

      »Ich werde nichts bereuen, Mama. Ich möchte gern, daß du mein Mädchen kennenlernst.«

      »Dein Mädchen?« fragte sie ganz hektisch.

      »Meine zukünftige Frau. Ich möchte heiraten.«

      Barbara schnappte nach Luft. »Das kommt aber überraschend!«

      »Ich wußte ja bisher nicht, ob Eva ja sagen würde«, bemerkte er.

      »Wieso sollte ein Mädchen zu dir nein sagen?« fragte Barbara empört, aber diese Reaktion wirkte durchaus beruhigend auf Bernd.

      »Eva ist ein sehr tüchtiges, sehr selbständiges und außerdem auch sehr attraktives Mädchen«, erwiderte er.

      »Aus guter Familie?« fragte Barbara.

      »Ihr Vater lebt auch nicht mehr. Ihre Mutter führt die Drogerie weiter. Sie ist Sekretärin und Auslandskorrespondentin in unserer Firma.«

      »Du kennst sie also schon länger«, sagte Barbara Schönberg leise.

      »Ja, sechs Monate, aber ich wollte erst ganz sicher gehen, daß es auch von ihr aus die große Liebe ist«, sagte er.

      »Die große Liebe«, wiederholte sie. »Du glaubst an die große Liebe?«

      »Ja, ich glaube daran, Mama.«

      »Dann möchte ich das Mädchen sehr gern kennenlernen«, sagte sie.

      Er war aus der Fassung gebracht. Damit hatte Bernd nun wahrhaftig nicht