Daniel und Fee nur erzählen, was sie von Emi wußten, aber auch das ließ Dieter schon aufhorchen.
»Ich habe Kolia mal kennengelernt, als er in eine Rauferei verwickelt war«, sagte er nachdenklich. »Ein schlimmer Bursche, der seinen Eltern schon viel Kummer bereitet hat. Arbeitsscheu, aber haben möchte er alles. Emi hat geschuftet, aber er hat ihr alles aus der Tasche gelockt. Ich werde schon dahinterkommen, was sich abgespielt hat. Emi ist ein ehrliches Mädchen. Sie muß endlich zur Ruhe kommen.«
»Wie geht es Kleinschmidt?« fragte Daniel.
»Leider schlecht genug. Aber er hat eine kräftige Konstitution, so daß man hoffen kann.«
»Und wie geht es mit der Gärtnerei weiter, wenn auch Emi ausfällt? Da hängt auch seine Existenz dran«, meinte Daniel. »Und alles wegen so ein paar üblen Kadetten, die zu einer ehrlichen Arbeit nicht fähig sind.«
»Vielleicht springt der alte Merkel ein«, sagte Dieter Behnisch. »Es war ja mal seine Gärtnerei, und Kleinschmidt hat bei ihm gelernt. Ich kann mich augenblicklich nur nicht um alles kümmern.«
»Das übernehme ich«, sagte Fee spontan. »Ich fahre gleich morgen zu den Merkels. Es wäre ja ein Jammer, wenn die schönen Blumen auch noch eingehen würden. Sie sind doch Kleinschmidts ganze Liebe.«
»Leider seine einzige«, sagte Dieter Behnisch seufzend. »Wenn er nur nicht so ein Einzelgänger wäre.«
*
Als sie sich dann von Dr. Behnisch verabschiedeten, kam Bernd Schönberg. Er hatte Eva heimgebracht und ihr versprochen, sich noch nach Peter Kleinschmidts Befinden zu erkundigen, und so lernten Daniel und Fee Bernd schneller kennen, als zu erwarten war. Und auch Bernd war verblüfft, als er den Namen Dr. Norden hörte.
»Meine zukünftige Frau ist Ihnen ja bekannt«, sagte er verlegen. »Wir haben Herrn Kleinschmidt gefunden, als wir noch Blumen besorgen wollten. Eva Trewitz ist meine Verlobte«, erklärte er dann rasch, als Daniel Norden ihn konsterniert anschaute.
Na, da hat sie aber einen guten Fang gemacht, dachte Fee, während Daniel nun einen festen Händedruck mit Bernd tauschte.
Donner und Doria, dieser Norden hat aber eine tolle Frau, dachte Bernd. Aber die beiden gingen nun rasch, und Dr. Behnisch erklärte Bernd noch kurz, daß Peter Kleinschmidt eine recht gefährliche Schädelverletzung hatte.
»Er würde jetzt nicht mehr leben, wenn Sie ihn nicht gefunden hätten«, fügte Dieter Behnisch hinzu.
»Weil Eva darauf bestanden hat, meiner Mutter Blumen zu bringen. So seltsam spielt das Leben«, sagte Bernd gedankenvoll. »Hoffentlich werden die Schuldigen bald geschnappt. Was könnte nur das Motiv sein? Wir haben uns darüber den Kopf zerbrochen.«
»Bosheit, Neid, Geldgier, es wird sich wohl herausstellen. Es ist jedenfalls deprimierend.«
»Wir werden ihn besuchen, wenn es ihm bessergeht«, sagte Bernd. »Ich darf mich erkundigen?«
»Gern«, erwiderte Dr. Behnisch
»Gefällt dir dieser Schönberg?« fragte Fee ihren Mann.
»Ein flotter Typ, ein Sonnyboy, aber anscheinend einer mit Charakter.«
»Ich zweifle nicht«, sagte sie.
Er warf ihr einen schrägen Blick zu.
»Sehr beeindruckt?« fragte er anzüglich.
»Es wird ein sehr attraktives Paar sein«, erwiderte Fee lächelnd. »Das freut einen denn auch. Und es freut mich für Frau Trewitz, daß sie solchen sympathischen Schwiegersohn bekommt.«
*
Viel hatte Eva von ihrem Besuch bei Bernds Mutter nicht erzählt, nur, daß sie sehr nett gewesen sei, und morgen würden sie sowieso alle beisammen sein. Dann hatte sie über Peter Kleinschmidt gesprochen.
»Wer kann diesem braven Mann was zuleide tun«, sagte Annelie bestürzt. »Das ist ja eine scheckliche Geschichte. Was soll denn mit seinen kostbaren Pflanzen werden? Hoffentlich weiß die Emi schon genug Bescheid.«
Sie konnten ja nicht ahnen, daß es Emi fast genauso schlecht ging wie Peter Kleinschmidt.
»Ich werde morgen gleich mal zum alten Merkel fahren«, sagte Annelie. »Ich denke schon, daß er sich kümmern wird. Ein bißchen hängt er ja doch noch an der Gärtnerei.«
So ergab es sich, daß Fee Norden und Annelie Trewitz bei Karl Merkel zusammentrafen, der sich zuerst mal seinen Zorn auf die Lumpen von der Seele redete, bevor er dann erklärte, daß er sich selbstverständlich um die Gärtnerei kümmern würde.
»Hoffentlich kann ich die Emi erreichen«, sagte er. »Allein werde ich es kaum schaffen.«
»Emi ist krank«, erklärte Fee.
»Krank?« fragte Annelie schneller als der alte Mann.
»Sie wurde auch zusammengeschlagen. Anscheinend ist da ihr Bruder beteiligt.«
»Dieser Nichtsnutz!« donnerte Karl Merkel los. »Der bringt noch die ganze Familie ins Grab. Eine Schande ist das!«
»Ich trommele ein paar kräftige Buben zusammen«, sagte Annelie. »Damit Sie nicht allein sind, Herr Merkel, und außerdem gibt es auch noch anständige junge Burschen.«
Und sie schaffte es auch. Nur eine Stunde später erschienen drei Siebzehnjährige in der Gärtnerei.
Den Peter würden sie kennen, versicherten sie, und es sei doch ganz selbstverständlich, daß sie dem helfen würden. Der tut doch keiner Fliege was zuleide.
Die Gewächshäuser waren also gerettet, und halbwegs beruhigt konnten Annelie und Fee den Heimweg antreten.
»Sie sind aber auch immer zur Stelle, wenn es darum geht, jemandem zu helfen, Frau Doktor«, sagte Annelie.
»Sie doch auch, Frau Trewitz. Und so freuen wir uns auch sehr, daß Sie so einen netten Schwiegersohn bekommen.«
»Kennen Sie den Bernd denn schon?« fragte Annelie.
»Gestern abend haben wir ihn in der Behnisch-Klinik kennengelernt. Es ist ein hübsches Paar.«
»Und bald wird eine schöne Hochzeit gefeiert«, sagte Annelie. »Hoffentlich ist der Peter Kleinschmidt dann wieder gesund, damit er uns den Blumenschmuck liefern kann. Er kann das ja wunderschön. Wenn der mehr von sich hermachen würde, könnte manch einer einpacken.«
»Das ist nicht jedem gegeben«, sagte Fee, »und gerade deshalb ist es unbegreiflich, daß er so mißhandelt wurde.«
»Es wird auch sehr schlimm für Emi sein«, sagte Annelie.
*
Trotz seiner schweren Verletzungen war Peter Kleinschmidt schon am Vormittag bei Bewußtsein. Er war zwar sehr benommen, aber Dr. Jenny Behnisch war hocherfreut, daß er klarer Gedanken fähig war.
Ihr Gesicht war ihm vertraut. Jenny hatte sich oft mit ihm unterhalten, als er den Garten anlegte. Manchmal hatte sie über seine tiefsinnigen Betrachtungen gestaunt, auch darüber, wie gut er über Krankheiten Bescheid wußte.
»Wieso sind Sie hier?« fragte Peter, als Jenny seine Hand ergriff.
»Sie sind bei uns, Peter«, erklärte sie. »Sie sind überfallen worden, können Sie sich erinnern?«
Ein grüblerischer Ausdruck trat in seine Augen. Er nickte. »Was ist mit Emi?« fragte er dann ängstlich.
»Sie ist auch hier. Wir wissen schon einiges. Kolia, Emis Bruder, war dabei, nicht wahr?«
Er nickte wieder. Dann faßte er sich an den schmerzenden Kopf. »Emi hat damit nichts zu tun, sie ist ein gutes Mädchen«, sagte er leise.
»Ja, sie ist ein gutes Mädchen, und sie wurde auch übel zugerichtet. Es wird ein Polizeibeamter kommen und einige Auskünfte von Ihnen haben wollen, Peter.«
»Es wird Emis Mutter das Herz brechen«, sagte er stockend. »Ich will