schnappte nach Luft. »Bilde dir bloß keine Schwachheiten ein«, sagte er giftig. »Heiraten wird er dich? Daß ich nicht lache!«
»Das wirst du ja erleben«, sagte Emi, und dann ging sie. Ein ganz klein wenig nur zitterte ihre Hand, als sie das Protokoll unterschrieb, das aufgenommen worden war.
Dann fuhr sie zur Gärtnerei, wo Herr Merkel mit den beiden Hilfskräften fleißig an der Arbeit war.
»Macht schon wieder mal Spaß«, sagte er. »Hat ja alles so schön angelegt, der Peter. Erholen Sie sich nur von dem Schrecken. Emi, wir schaffen es schon.«
»Ein paar von den Rosen möchte ich ihm bringen«, sagte Emi. »So ganz ohne Blumen soll er nicht sein.«
Eine neue Züchtung war es, die Peter nach viel Mühen gelungen war. Herrliche Rosen von einem zarten Rot, und Herr Merkel lächelte, als Emi davon drei abschnitt. Er kannte die Sprache der Blumen. Und Peter verstand sie auch.
»Wir werden sie Emi-Rosen nennen«, sagte er, als Emi sie in die mitgebrachte schlanke Vase stellte.
»Das will ich nicht«, wehrte sie ab.
»Dann nennen wir sie Hochzeitsrosen«, sagte er. »Hoffentlich blühen sie in reicher Fülle. Frau Trewitz war schon bei mir und hat gesagt, daß ich gesund sein muß, um den Hochzeitsschmuck und das Brautbukett für ihre Tochter zu richten. Aber du bekommst genauso ein schönes, Emi, ich verspreche es dir.«
Und da küßte ihn Emi innig. »Ich brauche doch keins, Peter«, flüsterte sie, »wir werden doch ein ganzes Leben mit Blumen verbringen.«
*
Vor den Hochzeitsblumen kamen die Blumen auf des Vaters Grab. Peter hatte gewünscht, daß er hier auf dem Waldfriedhof bestattet würde, und er wollte auch für die Überführung aufkommen, damit dann das Grab in der Nähe sei, wenn die Mutter bei ihnen leben würde. Für Emma Kubelja war das Glück im tiefsten Leid. Glück, das sie noch nicht fassen konnte, und als sie dann zwischen Emi und ihrem Sohn Nino vier Tage später an dem schlichten Waldgrab standen, das mit den schönsten Gebinden aus Peters Gärtnerei geschmückt werden konnte, erwachte in ihr die Hoffnung auf ein paar ruhige Jahre.
Und dann begann sie in Peters Haus gleich zu werkeln. Da gab es schon eine Menge zu tun, wozu er keine Zeit gehabt hatte und Emi nur wenig. Nino machte sich auch gleich an die Arbeit, die Fassade und die Fensterläden und -rahmen zu streichen.
Die Vorfreude auf die Überraschung, die sie Peter bereiten konnten, wenn er heimkommen würde aus der Klinik, ließ Emi gleich selbstbewußter werden.
Das Geschäft blühte, und Emi blühte auf. Die Hochzeitsrosen setzten in reicher Fülle Knospen an.
Das Aufgebot hatten Bernd und Eva schon bestellt. Dr. Walchow hatte leicht nervös mit den Augenlidern gezwinkert, als er unterrichtet wurde, aber er hatte sich auch gleich als Trauzeuge angeboten. Eva würde seinem Unternehmen ja wohl erhalten bleiben, hatte er allerdings auch gleich dazu bemerkt, und sie hatte es nicht fertiggebracht, ihm zu sagen, daß dem ein bestimmter Umstand im Wege stünde.
»Ich sage es ihm nach der Hochzeit, Bernd«, versicherte sie. »Man sieht ja noch nichts, und bis sechs Wochen vor der Entbindung bleibe ich sowieso.«
Bernd war es ein wenig ungemütlich dabei. »Er könnte sich ausgeschmiert fühlen, Ev«, meinte er.
»Wieso?«
»Weil Frau Tiedemann früher gehen wird als geplant.«
»Davon weiß ich noch nichts.«
»Walchow wird annehmen, daß ich es dir sage.«
»Jetzt hast du es mir gesagt. Soll ich morgen zu ihm rennen und ihm eröffnen, daß ich ein Baby bekomme? Nach der Hochzeit, so haben wir es verabredet, und dabei bleibt es. Warum geht Frau Tiedemann früher?«
»Weil sie in Australien schon eine Stellung bekommen kann. Sie starten schon im Oktober. Man kann es ihnen nicht verdenken, daß sie solche Chance wahrnehmen.«
»Du hast doch nicht etwa die Absicht, auch auszuwandern?« fragte Eva. »Das schlag dir nur gleich aus dem Sinn. Bleibe im Lande und nähre dich redlich. Ich würde anderswo eingehen.«
»Ich möchte es nicht mit Walchow verderben. So einen Chef findet man so schnell nicht wieder.«
»Meinst du etwa, er würde dich entlassen, weil deine Frau ein Kind bekommt? Wenn er auf mich wütend wird, kann ich es nicht ändern. Ich werde ihm schon klarmachen, daß ich entschieden habe, es ihm erst nach der Hochzeit zu sagen. Du brauchst mir nicht die Kastanien aus dem Feuer zu holen, Bernd.«
Daß er eine energische Frau bekommen würde, wußte Bernd. Wie stur sie sein konnte, wußte er auch, aber manchmal wurde es ihm doch bange, wie konsequent sie ihre Entscheidungen traf. Und ein wenig irritierte es ihn doch, daß sie dabei nicht über das Kind sprach.
»Manche Schwangerschaft verläuft nicht ohne Komplikationen, Evi«, sagte er vorsichtig. »Ich möchte nicht, daß du dir selbst schadest, nur weil dein Ehrgeiz dich treibt.«
»So ein Quatsch«, sagte sie. »Ich fühle mich pudelwohl. Mir wird auch nicht mehr schlecht, seit ich weiß, woher es kommt, und nicht mehr so viel Eis esse. Und im übrigen sagt Dr. Leitner, daß er sich freuen würde, wenn jede werdende Mutter so gesund leben würde wie ich.«
Bei Dr. Leitner hatte sie sich gründlichst untersuchen lassen und trug nun auch voller werdendem Mutterstolz den Mutterpaß bei sich. Umstandskleider hatte sie sich auch schon gekauft, obgleich sie immer noch keine brauchte. Aber die meinte, daß dies von heute auf morgen kommen könne, denn das Brautkleid hatte sie auch eine Nummer größer nehmen müssen. Aber es war ein zauberhaftes Kleid. Und ihre Figur konnte sich noch immer sehen lassen. Eva betrachtete sich jeden Tag sehr kritisch.
Annelie betrachtete ihre Tochter auch kritisch. Sie konnte allerdings auch keine Veränderung an ihr feststellen.
»Habt ihr es Barbara jetzt schon gesagt?« fragte sie drei Tage vor der Hochzeit.
»Nach der Hochzeit, Mutti, dann hat das Kind seinen Namen«, erwiderte Eva lachend.
»Du hast gute Nerven«, stellte Annelie fest.
»Sag bloß nicht, daß du gleich was gemerkt hast. Davon habe ich Bernd auch noch nichts gesagt.«
»Ich finde es nicht richtig, aber ihr müßt es wissen«, sagte Annelie. »Übrigens hat Barbara mir gesagt, daß sie mir nach der Hochzeit gern im Geschäft helfen würde.«
Eva war sprachlos. »Das gibt’s doch nicht.«
»Doch, das gibt es, mein Kind«, erwiderte Annelie. »Sie findet ihr Leben nämlich auch stinklangweilig, wenn sie Bernd nicht mehr zu versorgen braucht.«
»Bis jetzt haben wir ja noch keine Wohnung«, sagte Eva.
»Aber ihr habt euch noch nicht geäußert, wo ihr überhaupt wohnen wollt, hier oder bei Barbara. Oder soll alles so bleiben?«
»Du wirst es nicht glauben, Mutti, aber Dr. Walchow hat uns eine Wohnung besorgt. Das sollte eine Überraschung sein.«
»Manche Überraschungen liebe ich gar nicht«, sagte Annelie. »Und so wird Barbara auch denken.«
»In mancher Beziehung seid ihr schon sehr altmodisch«, sagte Eva. »Es ist eine tolle Wohnung. Zur Einweihung findet auch gleich ein Sektfrühstück nach der standesamtlichen Trauung dort statt.«
»Sehr aufmerksam, daß ich das wenigstens jetzt erfahre. Ich hatte nämlich auch eins bei uns geplant.«
Jetzt war Annelie ehrlich gekränkt, und Eva merkte es. »Aber wir wollten euch doch keine Mühe machen, Mutti«, sagte sie. »Du organisierst doch schon die ganze Feier.«
»Du bist meine einzige Tochter, und so war es eben immer üblich in unseren Kreisen. Immerhin stammst du aus einer soliden Familie.«
»Jemine, sei doch nicht beleidigt. Immerhin verdienen Bernd und ich genug, daß wir unser Fest auch mitgestalten können. Und wir lieben