Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman


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war es. Dr. Walchow hatte seine Zukunftspläne mit Eva besprochen, als sie von ihren Flitterwochen zurückgekehrt war, und er hatte sie ganz schön in Bedrängnis gebracht.

      »Das ist alles gut und schön«, sagte sie, nachdem sie tief Luft geholt hatte, »aber in sechs Monaten werden wir ein Baby haben. Genau gesagt, in sechs Monaten und zwei Wochen, wenn der Termin genau stimmt.«

      »Sicher wird der Termin stimmen, Eva«, sagte er. Ihre Augen weiteten sich. »Hat meine Mutter Ihnen das verraten?« fragte sie.

      »Aber nein, so vertraut sind wir noch nicht, noch nicht«, wiederholte er, »aber ich hoffe, daß sich auch diese persönliche Beziehung entwickeln wird.«

      »Jetzt wird mir gleich schwindlig«, murmelte Eva.

      »Bloß nicht, dann bekomme ich Bernd auf den Hals. Verschnaufen Sie sich erst mal, Eva. Ein Glas Wasser?«

      »Ja, bitte«, erwiderte sie.

      »Was Süßes oder was Saures?« fragte er verschmitzt.

      Sie griff in ihre Handtasche. »Ich habe immer was zum Knabbern dabei«, erklärte sie.

      »Sehr gut. Ich habe auch vorgesorgt. Also das Baby ist eingeplant, Eva. Die Großmütter auch, und mein Vorschlag gilt, daß ein Zimmer eingerichtet wird, damit Sie und Ingrid Ihre Kinder mitbringen können.«

      »Ingrid bekommt doch kein Kind, das war Fehlanzeige.«

      »Die Fehlanzeige war Fehlanzeige«, sagte Dr. Walchow gelassen. »Die Firma bekommt doppelten Zuwachs.«

      »Sie sind wirklich ein komischer Chef«, sagte Eva. »Andere sind sauer.«

      »Ich habe eben keine Kinder und freue mich«, erwiderte er, und seine Stimme klang ganz warm. »Ich möchte zuerst mit Ihnen reden, Eva. Bernd hört mehr auf Sie als auf mich, und er tut nur das, was Sie wollen.«

      »Oh, er hat schon seinen eigenen Willen«, sagte Eva.

      »Aber Sie sind dynamischer. Das zu Ihnen allein gesagt. Natürlich habe ich ein Interesse daran, daß hier alles seinen Gang geht. Es würde mich aus dem Konzept bringen, wenn ein eingespieltes Team zerrissen würde. Es ist gar nicht einfach, die richtigen Leute zu finden, damit der Laden reibungslos läuft. Wir sind ja kein Riesenkonzern, wo die Mitarbeiter einfach austauschbare Nummern sind.«

      »In so einem hätte ich auch nicht arbeiten können«, sagte Eva.

      »Und Sie sind auch eine Frau, die ihre Vorstellungen hat. Ich will offen sein, Eva. Mir hat es imponiert, daß Sie Beruf und Privatleben auseinanderhalten konnten. lch hatte lange keine Ahnung, was sich zwischen Ihnen und Bernd angesponnen hatte, und als ich Kenntnis davon erhielt, dachte ich, daß es ein Jammer wäre, dies nicht weiter auszubauen. Ich weiß sehr gut, daß Sie für Bernd in gewisser Weise der Motor sind.«

      »Er kann vieles, was ich niemals lernen würde«, warf Eva ein.

      »Unbestreitbar, aber Sie haben ihn angespornt, weil er Ihre Vielseitigkeit bewundert hat. Das bleibt unter uns. Mit Ihrer Mutter habe ich schon kurz darüber gesprochen, daß ich ja keinen direkten Nachfolger habe, keine direkten Erben sozusagen. Und ich möchte mein Leben auch nicht auf einem Bürosessel beschließen.« Er hob lauschend den Kopf. »Bernd kommt. Wir sprechen ein andermal darüber«, sagte er rasch. »Ich hoffe, daß wir uns einigen.«

      Eva brachte ein Lächeln zustande, als Bernd eintrat. »Du kommst, ich verschwinde«, sagte sie. »Ich habe viel zu tun. Der Boß weiß Bescheid, daß wir Nachwuchs bekommen.«

      »Und deshalb bin ich herbefohlen?« fragte Bernd.

      »Nein, wir haben über andere Dinge zu sprechen«, erwiderte Dr. Walchow.

      *

      »Und was hat der Boß mit dir besprochen?« fragte Eva, als sie nach Hause fuhren.

      »Zuerst die Frage: Wo essen wir heute?«

      »Bei Mutti. Mama hatte schrecklich viel zu tun.«

      »Meine Mutter, ich krieg mich nicht mehr ein«, seufzte Bernd.

      »Wir können aber noch ein paar Besorgungen machen, Schatz, morgen koche ich nämlich für uns. Wir müssen auch mal wieder in der Wohnung was tun.«

      »Es soll mir recht sein«, brummte er, »aber wir können auch essen gehen, damit du keine Arbeit hast.«

      »Nein, ich koche«, sagte sie energisch. »Also, was hat der Boß mit dir besprochen?«

      »Du fällst bitte nicht in Ohnmacht, Liebes«, sagte Bernd.

      »Ich sitze gut, und mich kann kaum noch etwas erschüttern«, erwiderte Eva.

      »Er hat mich gebeten, ein Treffen mit Annelie zu arrangieren.«

      »Großer Gott«, rief Eva aus. »Er wird doch nicht in den zweiten Frühling geraten.«

      »Ich glaube, daß er den ersten versäumt hat, Ev. Annelie hat ihm gewaltig imponiert. Aber ein Schlitzohr ist er in gewisser Weise schon. Vielleicht will er sich auch nur hinter sie stecken, damit er uns beide festnageln kann.«

      »Also das«, sagte Eva. »Seine Zukunftspläne. Auch das Ehepaar Schönberg soll der Firma erhalten bleiben.«

      »Er ist ein bißchen sentimental, Ev. Er hat uns ins Herz geschlossen. Er mag uns, und wir mögen ihn doch auch.«

      »Das ist die eine Seite«, sagte Eva sachlich. »Die andere ist meine Mutterschaft.«

      Bernd lachte leise auf. »Nicht böse sein, wenn ich lache«, sagte er aber gleich entschuldigend, »aber es klingt ulkig, wenn du das sagst.«

      »Manchmal kommt es mir auch komisch vor, weil ich noch gar nichts davon merke. Ist das immer so?«

      »Ich weiß es doch nicht. Frag doch mal Dr. Leitner.«

      »Mache ich, aber erzähle weiter.«

      »Nun ja, er meint, daß du als Nur­hausfrau und Mutter nicht ausgelastet sein würdest.«

      »Was durchaus möglich sein könnte. Ich habe ja noch nie ein Kind gekriegt und weiß nicht, wie sich das entwickelt. Und ich habe das dunkle Gefühl, daß unsere beiden Mütter übereingekommen sind, sich nicht als Babysitter mißbrauchen zu lassen.«

      »Das Wort ›mißbrauchen‹ ist nicht angebracht, Ev«, sagte er.

      »Hart ausgedrückt«, nickte sie, »aber in etwa doch anzuwenden. Sie wollen vielleicht erproben, ob ich mich als Mutter bewähre. Weißt du, sie sind sich so einig, daß ich nicht weiß, was ich dazu noch sagen soll. Ich hätte mir Mama in dem Laden überhaupt nicht vorstellen können, und es ist so, als gehörte sie dorthin.«

      »Sie demonstriert, daß sie endlich ihre persönliche Freiheit gewonnen hat«, sagte Bernd ironisch.

      »Nein, so sehe ich es nicht«, sagte Eva, »es macht ihr einfach Spaß, etwas zu tun, was man ihr nicht zugetraut hat. Ich finde es toll, und außerdem sollten wir froh sein, daß unsere Mütter sich so gut verstehen.«

      »Mir gefällt das auch, aber ganz so haben wir es uns doch nicht vorgestellt, mein Schatz. Gib es zu. Wir haben auf die beiden Großmütter gesetzt, weil du doch fest entschlossen warst, den Beruf nicht an den Nagel zu hängen.«

      »Lassen wir das Baby doch erst mal da sein«, sagte Eva.

      »Und wenn unser lieber Boß sich so in Annelie verguckt hat, daß er sie heiraten will?«

      »Du gehst zu weit, Bernd«, widersprach Eva heftig.

      »Meine Güte, Alter schützt vor Torheit nicht«, brummte er.

      »Also, da muß ich doch sagen, daß das Wort Torheit erst recht nicht angebracht ist. Meine Mutti ist keine Torheit. Jeder Mann könnte sich die Finger schlecken, der sie bekommt.« Und nach kurzem Nachdenken fuhr sie fort: »Er ist doch ein sehr netter Mensch. Ich mag ihn, Bernd.«

      »Ich mag ihn auch, in erster Linie aber als Boß, und nicht als großzügigen Mäzen, der sich