hatte nie die Absicht.«
»Ich hatte mal den Gedanken, daß er gut zu Mama passen würde«, sagte Eva.
»Sie ist acht Jahre älter als er, und sie würde auf ihre Pension nie verzichten.«
»Und er könnte eine junge Frau heiraten, die ihm noch Erben schenken kann«, sagte Eva.
»Das erzähl ihm mal. Aber eins steht fest, Ev, Erbschleicher sind wir bestimmt nicht. Andere würden ihm bei solchem Vorschlag um den Bart gehen und Luftsprünge machen.«
»Dazu haben wir ihn doch wirklich zu gern, Bernd. Und wenn ich ihn nicht so gern hätte, könnte ich es mir dufte vorstellen, diesen Betrieb zu übernehmen. Du machst das Kaufmännische und ich das Management.«
»Und zwischen zwei Konferenzen stillst du das Baby!«
»Warum eigentlich nicht?«
»Lieber Vater im Himmel, was für eine Frau habe ich geheiratet«, seufzte Bernd.
»Bereust du es schon?« fragte sie spitzbübisch.
»Nie«, erwiderte er.
»Das möchte ich dir auch geraten haben. Tritt auf die Bremse, wir sind da.«
*
»Schau sie dir nur an, Annelie«, sagte Barbara, die am Fenster stand. »Wie glücklich sie sind. Du ahnst ja nicht, wie froh mich das macht.«
»Man sieht es dir an, Barbi«, sagte Annelie, die beschlossen hatte, den Namen etwas zu kürzen. »Ich bin am meisten froh, daß meine Tochter solche Schwiegermutter bekommen hat. Damit kann eine Ehe stehen und fallen.«
»Was meinst du, was ich Bernd erzählen würde, wenn er Evi auch nur ein Härchen krümmen würde?« sagte Barbara. »Aber jetzt zeigen wir ihnen nicht, was wir miteinander reden. Was hast du heute wieder gekocht? Es duftet ja verlockend. Ich bin nur froh, daß ich soviel auf den Beinen bin, sonst würde ich bei deiner Kochkunst aus allen Fugen geraten.«
Den Tisch hatte sie gedeckt, und sonst ging sie Annelie natürlich auch zur Hand. Aber wie sehr genoß sie es, dieses Familienleben, das ihr bewußt machte, was sie doch immer vermißt hatte. Ihre Tage waren so ausgefüllt. Sie hatte Kontakt zu Mitmenschen, sie verdiente selbst Geld, das natürlich auf das Konto der Kinder gutgeschrieben wurde, sie war nie mehr allein und kam gar nicht auf triste Gedanken.
»Du wirst immer hübscher, Mama«, wurde sie von Bernd begrüßt.
»Wir führen ja auch nur erstklassige Präparate«, lachte sie. »Aber Scherz beiseite, mein Junge. Es muß von innen heraus kommen.«
»Ihr zwei!« sagte Eva zu ihrer Mutter indessen. »Was soll ich sonst noch sagen.«
Dann wurde gewechselt. Eva umarmte ihre Schwiegermutter, Bernd seine. »Du bist eine Zauberin, Annelie«, raunte er ihr ins Ohr.
»Macht es dir immer noch Spaß, Mama?« fragte Eva.
»Und wie. Ich komme jetzt erst richtig in Schwung, Kleines. Da geht man auf die Sechzig zu und entdeckt sich jetzt erst selbst.«
»Zwanzig Jahre kannst du glatt leugnen, Mama«, sagte Eva.
»Ihr Schmeichler. Das will ich doch gar nicht. Ich bin froh und ausgefüllt.«
Und dann saßen sie am runden Tisch und ließen es sich schmecken.
»Ja, jetzt müssen wir wohl mal darüber reden, daß wir ein Baby bekommen«, begann Bernd dann.
»Es wird Zeit«, sagte Barbara, während Eva mit ihrer Mutter einen langen Blick tauschte. »Ihr habt doch sonst keine Komplexe.«
»Jetzt sag nur, daß du es schon weißt«, rief Bernd aus.
»Wir haben es uns gedacht«, warf Annelie rasch ein.
»Wir sind schließlich nicht von gestern, und ich habe Annelie auch schon mitgeteilt, warum ich stutzig wurde«, erklärte Barbara. »Aber was sollen wir viele Worte verlieren. Wir freuen uns ja.«
»Wir auch«, sagte Eva leise.
»Das denke ich mir. Sonst hättet ihr ja auch nicht geheiratet, und du wärest nach Holland oder irgendwohin gefahren«, sagte Barbara.
»Mama ist auf dem laufenden«, stellte Bernd fest.
»Meinst du, ich hätte hinter dem Mond gelebt? Bei einem Sohn muß man schließlich auf alles gefaßt sein.«
»Bei einer Tochter auch«, warf Annelie ein.
»Mein Schatz, du siehst, es herrscht wiederum völlige Übereinstimmung«, sagte Bernd. »Habt ihr auch schon Namen ausgesucht?«
»Noch nicht, aber damit können wir uns auch die Zeit vertreiben, wenn ihr keine habt«, erwiderte Barbara gelassen. »Und was das Baby sonst braucht, werden wir auch beschaffen. Ihr könnt noch ganz in euren beruflichen Aufgaben aufgehen. Der gute Dr. Walchow scheint ja schon mit Hangen und Bangen dem Tag entgegenzusehen, an dem Eva ausscheidet.«
»Wie kommst du darauf, Mama?«
»Er hat mir so ein paar Andeutungen gemacht«, sagte nun Annelie, »und natürlich habe ich mit Barbi darüber gesprochen.«
»Natürlich«, ächzte Bernd. »Aber mit uns braucht ihr darüber wohl nicht zu sprechen.«
»Ihr habt ja noch nichts vom Baby erzählt«, erklärte Barbara. »Wir drängen uns nicht auf, damit das klar ist.«
»Das haben wir schon gemerkt«, brummte Bernd.
»Es wird eben ein Siebenmonatskind«, sagte Eva trotzig.
»Das wollen wir doch nicht hoffen«, meinte Barbara. »So kleinlich sind wir doch gar nicht. Also laßt uns mal in Ruhe überlegen, was wir alles vorbreiten müssen.«
»Es hat wirklich noch Zeit, Mama«, sagte Eva.
»Aber wir können so manches ins Geschäft nehmen, was auf die Dauer doch eine große Ersparnis bedeuten würde«, sagte Barbara.
»Sie blickt durch«, staunte Bernd. »Was sagst du, Annelie?«
»Sie ist perfekt«, kam die rasche Antwort.
»Na, dann plant mal schön«, meinte Bernd.
*
»Was macht ihr eigentlich am Samstagvormittag?« erkundigte sich Dr. Walchow bei Bernd, als das Wochenende nahte
»Bestimmt keine Überstunden«, erwiderte Bernd. »Wir müssen unsere Wohnung noch fertig einrichten.«
»Ist ja schon gut«, brummte der Boß, »es geht nicht um Überstunden. Ich brauche Rasierwasser und Seife und so allerlei.«
»Das können wir ja mitbringen«, erwiderte Bernd.
»Ich schaue mich selber um. Danke. Man braucht es ja nicht auszuposaunen.«
»Ist mir auch lieber so, Boß«, sagte Bernd.
»Ich will nicht, daß Eva arbeitet, wenn sie sich nicht wohl fühlt«, sagte Dr. Walchow.
»Sie fühlt sich blendend. So hatte ich es mir auch nicht vorgestellt«, erklärte Bernd.
»Sie kann sich ihre Arbeitszeit aber einteilen.«
»Sagen Sie ihr das bitte selbst. Eva möchte nicht, daß Frau Grabo sich zurückgesetzt fühlt.«
»Mit Frau Grabo ist alles klar. Sie wird ab nächsten Monat nur noch halbtags arbeiten. Ich stelle noch jemanden ein. Bernd, wir sind doch eigentlich schon Freunde. Ich kehre doch den Boß nicht heraus.«
»Aber wir möchten keine Privilegien. Eva soll sich frei entscheiden können, wenn das Baby da ist.«
»Ich setze sie nicht unter Druck. Ich will nur alle Türen offenlassen. Ich möchte wenigstens mit Ihnen einen langjährigen Vertrag machen.«
»Darüber läßt sich reden«, erwiderte Bernd.
»Gut,