Gesicht überschattete sich. »Darüber sprechen wir jetzt nicht, nicht hier und heute.«
»Verzeihen Sie, es war taktlos.«
»Nein, so meinte ich es nicht. Wir wollen einfach fröhlich sein.«
»Gut, tanzen wir«, sagte er lächelnd. »Ich bin zwar kein guter Tänzer, aber ich wage mich heute sogar auf glattes Parkett.«
»Unser Boß«, staunte Eva. »Ein flotter Mann, Bernd. Wieso ist er eigentlich nicht verheiratet?«
»Frag ihn doch, Schatz«, sagte Bernd. »Vielleicht geht er jetzt auf Freiersfüßen. Sagt man das nicht so?«
»Doch nicht bei Mutti. Mach nicht solche Witze.«
»Spaß muß sein, Liebling. Er macht doch auch Spaß mit dem Angebot, die Babys mitzubringen.«
»Ich glaube nicht, daß es Spaß ist«, sagte Eva. »Aber heute wird nicht darüber diskutiert. Jetzt packen wir’s. Die Flitterwochen warten.«
»Flittertage«, gab er lachend zurück. »Die Wochen haben wir schon vorweggenommen. Mit großem Erfolg«, raunte er ihr ins Ohr.
*
»Es war eine wunderschöne Hochzeit«, sagte Loni mit verklärtem Gesicht, als sie ihren Platz in der Praxis wieder einnahm.
»Schon vernommen«, sagte Dr. Norden. »Dann wollen wir mal wieder an die Arbeit gehen, Loni.«
Der Nachmittag in der Praxis war keineswegs romantisch. Da ging es um Magen- und Halsschmerzen, dann wurde Dr. Norden zwischendurch zu einer alten Dame gerufen, die sich bei einem Sturz einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen hatte, und wieder einmal wurde es sehr spät, bis er endlich heimkam.
Da ließ er sich von Fee allerdings gern von der Hochzeit berichten.
Es freute ihn, als er aus Fees Mund hörte, daß die beiden Mütter anscheinend ein »Ei und ein Kuchen« seien.
»Wirklich zwei ungewöhnlich nette Frauen«, sagte Fee. »Und gar nicht großmütterlich.«
»Dabei kommt’s ja nicht aufs Aussehen an«, sagte Daniel schmunzelnd.
»Und die Emi hat hübsch ausgeschaut«, fuhr Fee fort. »Ich finde es sehr nett, daß man sie zur Hochzeit eingeladen hat.«
»Kleinschmidt hat sicher einen wundervollen Blumenschmuck geliefert für seine Lebensretter.«
»Traumhaft, Daniel. Diese Rosen. Zu gern möchte ich auch solche im Garten haben.«
»Komm mir bittschön nicht noch mit einem Gewächshaus daher, Liebes«, seufzte er. »Ich kaufe dir gern jede Woche solche Rosen.«
Sie warf ihm einen schrägen Blick zu und lachte leise. »Du hast doch nie Zeit.«
Aber sie sollte sich geirrt haben. Am nächsten Vormittag, gleich nachdem er den letzten Patienten abgefertigt hatte, fuhr er zur Gärtnerei. Peter und Emi waren noch eifrig beim Arbeiten.
Als Dr. Norden, der herzlichst begrüßt wurde, seinen Wunsch äußerte, setzte Peter eine betrübte Miene auf.
»Da haben wir leider nur ein paar, die jetzt erst am Erblühen sind. Es dauert wieder ein Weilchen, bis die anderen nachkommen.«
»Aber die fünf werden bald aufgehen«, sagte Emi. »Wenn der Herr Doktor damit zufrieden ist?«
»Für heute schon, aber dann möchte ich, daß Sie meiner Frau jede Woche welche schicken. Ich habe ja nicht immer Zeit herzukommen.«
»Einen Dauerauftrag?« staunte Peter.
»Ja, geht das nicht?«
»Ich kann nur hoffen, daß sie gedeihen«, sagte Peter. »Und in drei Wochen ist ja unsere Hochzeit.«
»Ich brauche doch nicht ausgerechnet die Rosen, Peter«, sagte Emi rasch. »Ich kann sie mir hier anschauen.«
Dr. Norden lächelte. »Nun, zur Abwechslung können Sie meiner Frau auch ruhig mal andere schicken. Es ist aber ganz gut, wenn man ab und zu daran erinnert wird, daß auch nach einigen Ehejahren die Liebe jung bleibt, und nicht nur bestimmter Festtage gedacht wird.«
Und wie sehr freute sich Fee, als er mit den fünf Rosenknospen daherkam.
»Mehr waren nicht da, Liebes«, sagte er, »und sie müssen sich noch entfalten.«
»Aber du hast daran gedacht«, sagte sie zärtlich. »Wie lieb von dir.«
»Wenn ich im Trott vertrottele, sag es mir öfter mal durch die Blume«, scherzte Daniel.
»So hatte ich es wirklich nicht gemeint«, erwiderte Fee. »Aber sind sie nicht besonders schön?«
»In ein – zwei Tagen werde ich das erst richtig feststellen können, aber es war schön, feststellen zu können, wie gut der Peter Kleinschmidt und Emi harmonieren. Dann kannst du ja in drei Wochen schon wieder in die Kirche gehen.«
In diesen drei Wochen sollte allerhand geschehen, wovon Fee und Daniel nicht immer Kenntnis bekamen.
*
Barbara Schönberg hatte ihr Versprechen wahrgemacht und ging Annelie im Geschäft zur Hand. Es machte ihr Spaß. Sie hatte ein ganz besonderes Talent, gerade mit den schwierigen Kundinnen zurecht zu kommen. Vielleicht gerade deshalb, weil sie selbst so perfekt aussah und sich nie aus der Ruhe bringen ließ, während Annelie sich manchmal doch persönlich getroffen fühlte, wenn herumgenörgelt wurde.
Es mochte auch sein, daß Barbara gerade bei den älteren Kundinnen mit dem großen Portemonnaie gewissen Neid wegen ihres so gepflegten Aussehens erregte, daß man unbedingt wissen wollte, welche Präparate sie gebrauchte. Da war Barbara keineswegs kleinlich. Einmal war es das, das andere Mal jenes, was sie anpries, aber wie sie es anpries, machte Annelie oft sprachlos.
»Woher weißt du nur so gut Bescheid, Barbara?« fragte sie.
»Ich habe lange die meiste Zeit des Tages damit verbracht, Illustrierte und besonders solche Anzeigen zu lesen, Annelie«, gestand Barbara unumwunden ein. »Und diese Kundinnen, mit denen ich so besonders gut zurechtkomme, haben wahrscheinlich auch nichts anderes zu tun. Aber so langsam sehe ich ein, daß ich einen Beruf verfehlt habe, zu dem ich wirklich tauglich gewesen wäre. Ich fühle mich zwanzig Jahre jünger. Daß wir zusammengekommen sind, ist ein ausgesprochener Glücksfall.«
»Den wir unseren Kindern zu verdanken haben«, sagte Annelie.
»Und die werden sich wundern.«
»Inwiefern?« fragte Annelie ein bißchen zaghaft.
»Sie denken doch sicher, daß wir uns nur so darum reißen, Babysitting zu machen. Die denken sogar, sie können uns hinters Licht führen. Hast du etwa noch nichts bemerkt?«
»Du meinst, daß Eva ein Baby bekommt?« fragte Annelie beklommen.
Barbara lächelte hintergründig. »Sie halten uns für rückständig, Annelie. So was hat man einfach im Gefühl. Und ich kenne doch meinen Sohn. So rasch wäre die Heirat nicht erfolgt, wenn nicht Druck dahinter gewesen wäre. Da wäre erst mal alles genau geplant worden. Das hat er nämlich von seinem Vater. Und Eva ist doch auch nicht versessen darauf gewesen, das reizvolle Verhältnis zu legalisieren. Ich bin ja sehr froh darüber, denn bestimmt wären sie so zusammengezogen, wie das jetzt so üblich ist. Schon wegen der Steuern hätten sie mit der Heirat noch gewartet.«
»Das meinst du?« fragte Annelie bestürzt.
»Sie sind beide clever, Annelie. Ich habe ja nichts dagegen, aber lieber ist es mir doch so. Sag nur nicht, daß du ahnungslos bist.«
»Ich bin nicht ahnungslos«, erwiderte Annelie.
»Ich denke, daß wir so in sechs Monaten unser erstes Enkelkind bestaunen können«, fuhr Barbara fort. »Und sie werden natürlich dumme Gesichter machen, wenn sie es uns diplomatisch plausibel machen wollen und wir sagen, daß es keine Überraschung für uns ist. Aber der gute Dr. Walchow wird schon ein