»Ich hole nach, was ich bisher versäumt habe«, erwiderte er lachend, »aber so schöne Rosen habe ich vorher auch nie gesehen.«
»Du bist doch narrisch«, meinte
sie.
»Die schönsten Rosen der schönsten Frau«, sagte er zärtlich. »Jeden Samstag sollst du dich freuen.«
»Ich freue mich jeden Tag, wenn du heimkommst«, sagte sie leise. »Du mußt nicht so viel Geld ausgeben.«
»Der Peter freut sich, daß es noch aufmerksame Ehemänner gibt«, scherzte Daniel, »und wir freuen uns über diese Pracht.«
»Die aber meistens vierzehn Tage anhält«, sagte Fee.
»Ein gutes Zeichen für die Qualität.«
»Die beiden sind ja auch mit so viel Liebe dabei«, sagte Fee gedankenvoll. »Wie gut, daß Peter solche Frau gefunden hat.«
»Was hattest du eigentlich zur Hochzeit geschickt?« fragte er.
»Ich habe es dir doch gesagt, daß ich ihnen ein Kaffeeservice gekauft habe, Schatz.«
»Da siehst du mal, wie vergeßlich ich schon bin«, seufzte er. »Hoffentlich bekommen sie nicht drei oder gar vier.«
»Viele Geschenke haben sie nicht bekommen. Ich habe mich vorher mit Frau Trewitz und Eva abgesprochen. Die hatten sich schon umgesehen, was noch gebraucht wird. Von ihnen haben sie das passende Speiseservice bekommen.«
»Und wann wird Frau Trewitz Frau Walchow? Dann ist das nächste Hochzeitsgeschenk fällig.«
»Du lieber Himmel, da ist doch alles doppelt und dreifach vorhanden. Da wird es verzwickt.«
»Ein paar Wochen hast du ja noch Zeit zum Überlegen«, meinte Daniel lachend.
Aber dann sollten auch sie überrascht werden.
Eine Woche hörte man von Robert und Annelie nichts. Zweimal war Fee in der Drogerie gewesen und hatte sich natürlich auch mit Barbara unterhalten, die zwei nette junge Verkäuferinnen mit der ihr eigenen Ruhe einarbeitete. Fee hatte sich erkundigt, wo denn Frau Trewitz sei und erfahren, daß sie Urlaub mache. Und Barbara hatte dabei ganz hintergründig gelächelt.
»Anrufen könnten sie ja wenigstens mal, wenn sie schon keine Lust zum Schreiben haben«, äußerte sich Bernd dann unwillig. »Robert hat Nerven. Ich kann doch nicht jede Entscheidung ohne ihn treffen.«
»Frag doch mal Eva«, sagte seine Mutter.
Gar nicht so weit von ihnen entfernt, sagte Robert zu Annelie:
»Ich bin gespannt, wie der Laden läuft.«
»Und wenn was schiefgeht?« fragte sie.
»Meinst du, bei mir ist immer alles glatt gegangen? Man lernt aus Fehlern, Annelie.«
»Und solche hast du auch einkalkuliert«, meinte sie skeptisch.
»Du hast es erraten. Ich bin gespannt, was sie für Gesichter machen, wenn wir sie zu unserer Hochzeit einladen.«
»Wenn sie es uns nun übelnehmen?« fragte sie.
»Warum sollten sie das? Ich mag den Trubel nicht. Wir wollen es ganz gemütlich machen. Hier nimmt sich der Standesbeamte auch samstags Zeit, und der Pfarrer kommt ins Haus.«
»Und wie bringst du es ihnen bei?« fragte Annelie.
»Ich rufe an und sage, daß wir sie am Samstag erwarten.«
»Und wenn sie schon etwas anderes vorhaben?«
»Sie haben nichts anderes vor. Sie sind viel zu neugierig«, erwiderte er lachend. Und so war es.
»Was sagst du zu den beiden?« fragte Eva, die Roberts Anruf entgegengenommen hatte. »Grad fünfzig Kilometer von uns entfernt flittern sie herum. Spätestens zehn Uhr am Samstag erwarten sie uns.«
»Eigentlich müßten wir sie zappeln lassen«, sagte Bernd.
»Das tun wir nicht, dann wird Mama sauer. Sie macht den Laden zu. Ich habe schon mit ihr telefoniert.«
»Ich möchte wissen, was sie wieder ausgeheckt haben.«
»Vielleicht hat Robert ein Haus gekauft, das er einweihen will. Ihm ist ja alles zuzutrauen«, sagte Eva.
Aber dann standen sie bereits zehn Minuten vor zehn Uhr vor dem hübschen Bauernhaus, das mit einer bunten Girlande geschmückt war, auf der »Herzlich willkommen« stand.
»Sie ziehen sich aufs Land zurück«, raunte Bernd Eva zu. »Das ist der Hammer.« Und dann sagten beide nichts mehr, als Robert im dunkelblauen Anzug und Annelie im dunkelblauen Kostüm in der Tür erschienen.
»Pünktlich seid ihr, das muß man euch lassen«, sagte Robert, »aber ihr wißt ja, daß ich Pünktlichkeit liebe. Wenn im Betrieb auch alles so geklappt hat, können wir zufrieden sein, aber vom Geschäft wird nicht geredet. Der Bürgermeister erwartet uns.«
»Für alle Fälle habe ich ein paar Blumen mitgebracht«, sagte Barbara. »Hoffentlich haben sie nicht gelitten.«
»Die Hochzeitsrosen!« rief Eva fassungslos aus, als Barbara den Karton öffnete. »Du hast gesagt, da ist Kuchen drin, Mama.«
»Kuchen werden wir schon hier bekommen«, sagte Barbara mit leisem, aber doch gerührtem Lachen, als Annelie sie umarmte.
»Ihr alten Heimlichtuer«, sagte Bernd rauh.
»Alt haben wir überhört«, sagte Robert. »Aber wir haben es uns einfach schön vorgestellt, nur mit euch zu feiern.«
»Habt ihr eure Ausweise dabei?« fragte Annelie. »Die Trauzeugen brauchen sie.«
»Das wäre doch ein Witz, wenn wir keine hätten«, scherzte Barbara. »Aber so korrekt wie wir sind, passiert keine Panne.«
Und eine Stunde später fielen sie sich dann nach einem sehr feierlichen Zeremoniell glücklich in die Arme.
*
»Solch ein Haus möchte ich haben«, sagte Eva, als das Festmahl, vom Gasthof zu aller Zufriedenheit geliefert, beendet war. Der Pfarrer, der dem Ehebund auch den kirchlichen Segen erteilt hatte, war der einzige Gast. Er war ein alter weißbärtiger Herr. »Hier ist der Robert aufgewachsen«, sagte er. »Und alle haben es gewußt, daß er es mal weit bringen würde. Daß er erst jetzt die richtige Frau gefunden hat, mag der Hergott wohl so bestimmt haben. Und schön ist es, wenn wieder Leben in diesem Hause herrscht, wenn es auch von Kinderlachen erfüllt wird!« Gütig ruhte sein Blick auf Eva.
»Und wir können ja ab und zu unsere Häuser tauschen, wie es uns gerade zumute ist«, sagte Robert.
»Zum Büro ist es ein weiter Weg«, warf Bernd ein.
»Dann komme ich eben später, wenn nichts Wichtiges vorliegt«, meinte Robert schmunzelnd. »Es geht auch ohne mich. Man darf sich nicht zu wichtig nehmen. Und jedes Heim gewinnt durch die, die darin leben.«
»Vielleicht zieht Mama zu uns, wenn unser Haus fertig ist«, meinte Eva.
»Wir werden uns jedenfalls nie streiten«, meinte Annelie, als Barbara ihr einen fragenden Blick zuwarf.
»Lassen wir alles an uns herankommen«, sagte Barbara nachdenklich. »Vor Überraschungen ist man nie sicher, wie der heutige Tag bewiesen hat.«
»Jedenfalls müßt ihr uns nicht so zäh beweisen, daß ihr keine Großmütter sein wollt«, sagte Eva.
»Aber wir wollen ja gerne Großmütter sein«, rief Barbara aus. »Ihr sollt nur nicht denken, daß wir uns in euer Leben einmischen. Darin waren Annelie und ich von vornherein einig. Aber jeder neue Tag bringt auch neue Erkenntnisse, und so wollen wir es auch hinnehmen.«
»Und wir sollten es uns annehmen«, sagte Eva nachdenklich.
»Am Abend wird man klug für den vergangenen Tag, doch niemals klug genug für den, der kommen