Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman


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stellte er fest, als er Annelie forschend betrachtet hatte.

      Sie errötete. »Ich hatte einen schönen Tag«, sagte sie leise. »Was würden Sie sagen, wenn ich doch noch mal heiraten würde, Herr Doktor?«

      »Wenn es der passende Mann ist, kann ich nur Glück wünschen«, sagte er lächelnd. »Darf ich annehmen, daß es sich um Dr. Walchow handelt?« Sie nickte.

      »Dann wünsche ich wirklich von Herzen Glück.«

      »Sie finden nicht, daß ich zu alt bin?«

      Er lachte auf. »Eine hübsche Frau in den besten Jahren darf so etwas doch gar nicht sagen. Im Seniorenheim findet morgen eine Hochzeit statt. Die Brautleute sind beide fünfundsiebzig und wie die Turteltauben.«

      »Du lieber Himmel, da würde ich passen«, sagte Annelie.

      »Nun, manchmal ist es einfach die Einsamkeit, die auch alte Menschen verbindet, aber das ist doch bei Ihnen überhaupt nicht drin. Da spielen schon ganz andere Gefühle mit. Es gibt Frauen, die in Ihrem Alter noch Kinder bekommen.«

      »Nein, das möchte ich doch nicht«, wehrte sie verlegen ab.

      Ob Bernd und Eva auch daran denken, überlegte sie auf dem Heimweg. Ein amüsiertes Lächeln huschte über ihr Gesicht.

      Dann blieb sie vor einem Schaufenster stehen und betrachtete ihr Spiegelbild, mit dem sie wirklich zufrieden sein konnte, und dann wurde es ihr erst bewußt, daß es ein Juweliergeschäft war. Wie von ungefähr fiel ihr Blick auf silberne Schlüsselanhänger. Und da lag ausgerechnet einer, der die Buchstaben BS aufwies. Nicht eine Sekunde überlegte Annelie, trat ein und kaufte diesen. Damit konnte sie Barbara bestimmt eine Freude machen.

      »Du bist ja narrisch«, sagte Barbara. »Ich weiß, was die Dinger kosten.«

      »Darüber reden wir aber nicht«, sagte Annelie.

      Währenddessen saßen sich Robert und Bernd schon gegenüber. Für Bernd war es ein komisches Gefühl, denn nun mußte er den Boß auch mit familiären Gedanken betrachten. In dessen Augen saß der Schalk.

      »Gehen wir es also formell an, Herr Abteilungsleiter«, begann er. »Sie haben sicher konkrete Vorstellungen über Ihre Laufbahn.«

      »Bisher bin ich ganz zufrieden«, erklärte Bernd.

      »Nun, ich habe es mir so gedacht, daß wir einen Vertrag für die nächsten zehn Jahre machen. Sind Sie mit zehn Prozent Gehaltserhöhung jährlich zufrieden?«

      »Mich würde das sehr freuen, wenn bei Ihnen nicht persönliche Überlegungen mitspielen würden«, erklärte Bernd zurückhaltend.

      »Dabei bestimmt nicht. Einem Faulpelz würde ich auch im Hinblick auf das künftige familiäre Verhältnis kein solches Angebot machen. Das soll klar sein, Bernd. Ich erwarte selbstverständlich vollen Einsatz. Nun, ich werde mit Annelie Urlaub machen und erteile dir Prokura. Entschuldige, aber mir fällt es schwer, beim Sie zu bleiben. Mit Barbara duze ich mich auch.«

      »Von einer möglicherweise ins Auge gefaßten Hochzeit werden wir ja hoffentlich in Kenntnis gesetzt werden«, sagte Bernd anzüglich.

      »Sie ist nicht möglicherweise ins Auge gefaßt, sie wird stattfinden und selbstverständlich im Familienkreise. Lassen wir doch das Drumherumreden. Ich liebe Annelie, wenn es in euren Ohren auch fatal klingen mag. Euch kann ich nur wünschen, daß ihr in zwanzig Jahren auch noch solcher tiefen Gefühle fähig sein werdet. Das aber hat mit dem Geschäftlichen nichts zu tun. Es ist ein Glücksfall, daß unsere Zusammenarbeit bisher so gut klappte, daß sich für mich dadurch erst die Möglichkeit ergab, Annelie kennenzulernen. Bei aller Skepsis, die euch bewegen mag, möchte ich doch darauf hinweisen, daß ihr mich für würdig befandet, euer Trauzeuge zu sein.«

      Bernd wurde verlegen. »Wir wußten es als Ehre zu schätzen«, sagte er.

      »Nun wollen wir mal nicht zu feierlich werden, Bernd. Ich will euch ja nicht adoptieren. Ich bin auch so sehr zufrieden mit den bestehenden Tatsachen.«

      »Was aber werden sie im Betrieb sagen?«

      »Guter Gott, das kann uns doch nicht tangieren. Ich könnte mir vorstellen, daß viele Stirnen gerunzelt würden, wenn ich so eine flotte Biene heiraten würde. Aber ich habe mich nun mal für eine Lady entschieden, und man wird sagen, daß der Boß doch keine Tomaten auf den Augen hat. Zur Sache. Wenn ich mit Annelie Urlaub mache, wirst du den Betrieb leiten. Ich hoffe, daß alles klappt.«

      »Es ist eine große Verantwortung«, sagte Bernd.

      »Eva macht die Auslandsgeschäfte. Jetzt kann sie es doch noch schaffen? Sollte es ihr aber zuviel werden, komme ich selbstverständlich zurück. Nach unserer Heirat werden wir dann einen Gesellschaftervertrag machen.«

      »Und was plant der Boß für Eva?« fragte Bernd und umging diplomatisch die direkte Anrede, da es ihm auch plötzlich komisch vorkam, weiterhin Sie zu Robert zu sagen.

      »Sie kann selbst entscheiden. Sie kann als stille Teilhaberin in der Firma bleiben, natürlich mit Mitspracherecht in allen Entscheidungen, sie kann aber auch tätig sein, wobei ihr überlassen bleibt, wie lange und wo sie die Tätigkeit ausübt. Ist das formell genug?«

      »Du kalkulierst nicht ein, daß sie sich lieber dem Kind widmen wird?« fragte Bernd nachdenklich.

      »O doch. Ich beziehe in meine Überlegungen auch ein, daß ihr nicht nur ein Kind haben werdet, aber Kinder wachsen heran, und eine Frau wie Eva ist geistig viel zu rege, um sich ganz auf die Kinder und den Haushalt zu konzentrieren. Und eines Tages sind auch die Kinder erwachsen. Sprich doch darüber mal mit deiner Mutter, Bernd. Sie entdeckt jetzt, daß manche Jahre ihres Lebens an ihr vorübergezogen sind, die sie viel interessanter hätte gestalten können.«

      »Sie hatte ja nie einen Beruf. Sie war eine höhere Tochter«, sagte Bernd ironisch.

      »Sie ist eine prachtvolle Frau«, sagte Robert. »Wir verstehen uns ausgezeichnet. Und ich habe größten Respekt vor ihr. Davon abgesehen, daß ich dir und Eva ein dauerhaftes Glück wünsche, weiß ich, daß dieses nur von Bestand sein wird, wenn Eva nicht eingeengt wird. Sie ist zur Karrierefrau geboren, das habe ich von Anfang an gewußt. Sie hat sich nie verzettelt. Es ist sehr selten, daß ein junges Mädchen so zielbewußt seinen Weg geht. Und ich meine, daß sie auch Glück gehabt hat, ihre Liebe einem Mann zu schenken, der ihre Qualitäten zu würdigen weiß.«

      »Ich bin nicht zum Tyrannen geboren«, sagte Bernd. »Und was den Boß betrifft, waren wir uns immer einig, daß wir verdammtes Glück gehabt haben.«

      »Herzlichen Dank. Ich habe durch euch mein Glück gefunden, und mir bedeutet das jetzt mehr als der Betrieb, als der Erfolg. Ich möchte die schönen Jahre noch nutzen.«

      Bernd grinste jungenhaft. »Zum Frührentner bist du aber nicht geeignet«, meinte er. »Aber wenn es die wahre Liebe ist, kann man ja alles verstehen.«

      Robert legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich bin froh, daß wir uns verstehen«, sagte er herzlich. »Haltet den Mittwochabend frei, damit wir ein bißchen feiern können!«

      *

      So wurde es eine fröhliche Woche. Am Mittwochabend ging es heiter zu. Annelie und Robert mußten sich manche Neckerei gefallen lassen, aber sie lachten dazu. Barbara war restlos zufrieden. Nun, da sie keinen Ehrgeiz mehr für ihren Sohn hatte, wurde diesem Rechnung getragen. Es blieben keine Wünsche offen.

      Natürlich wurde auch über das Haus gesprochen, das gebaut werden sollte. Robert wollte den Architekten beauftragen, von dem er viel hielt. Und dann war auch beschlossen, daß er schon nächste Wochen mit Annelie wegfahren wollte. Wo sie den Urlaub verbringen wollten, verrieten sie noch nicht, denn eine Überraschung wollten sie ihren Lieben noch bereiten.

      Am Freitag wurde dann aus Emi Frau Kleinschmidt, und es war auch eine schöne Hochzeit, bei der nun Bernd als Trauzeuge tätig werden konnte. Der zweite war Nino, ein stiller junger Mann, der ihnen keine Sorgen bereitete wie Kolia, der nun seine Strafe abbüßen mußte.

      Obgleich Emi einen herrlichen