du dir anschauen, wo er wohnt?« fragte Bernd anzüglich. »Er hat keine Villa. Er bewohnt eine Maisonettewohnung.«
»Was soll ein alleinstehender Mann auch mit einer Villa«, sagte Barbara leichthin. »Ein großer Garten macht Arbeit. Fritz wollte auch keinen Garten haben.«
»Man hängt wirklich viel Zeit daran«, sagte Bernd.
»Nun, ihr könnt das Grundstück auch verkaufen und euch dafür eine schicke Wohnung kaufen«, sagte Barbara gleichmütig.
»Nein, ich möchte einen Garten«, sagte Eva.
»Peter Kleinschmidt kann uns ja beraten, was nicht so viel Arbeit macht und doch hübsch aussieht«, sagte Bernd.
»So ist es, mein Junge«, sagte Barbara. Dann tauschte sie mit Eva einen Blick, und beide lächelten mit leisem Triumph.
*
Robert hielt vor einem Bauernhaus an. Es war alt, aber sehr hübsch eingerichtet.
»Hier bin ich aufgewachsen«, sagte er.
»Dein Vater war Landwirt?« staunte Annelie.
»Schön wäre es gewesen«, sagte Robert. »Er war Ornithologe. Er hat es sogar bis zum Professor gebracht, und hier hat er alles niedergeschrieben, was er erforscht hat. Und während er in der Welt herumreiste, um alle Vogelarten zu erforschen, lebte ich mit meiner Mutter hier bei den Großeltern. Aber es war eine herrliche Kindheit, Annelie, auch wenn ich meinen Vater nur Onkel nannte, weil er so selten kam. Später, als ich erwachsen war, haben wir uns gut verstanden, aber so richtig habe ich nie begriffen, daß meine Mutter ihm treu bleiben konnte. Aber sie hat ihn wohl bewundert.«
»Ich bewundere dich auch«, sagte Annelie leise.
»Nein, das will ich nicht. Bitte nicht, Annelie. Ich brauche einen Menschen, der mich versteht, der mich den nüchternen Alltag vergessen läßt. Wir handeln mit Maschinen.«
»Davon verstehe ich sowieso nichts«, sagte sie.
»Das ist ja das Gute. Ich möchte es jetzt gern den Jungen überlassen. Ein bißchen werde ich noch mitmischen, aber ich habe viel nachzuholen. Mit dir, Annelie!«
»Wie stellst du dir das vor, Robert. Ich weiß doch, was das für ein Unternehmen ist.«
»Ich wollte dir vorschlagen, ein paar Wochen mit mir zu verreisen. Ich habe schon ewig keinen richtigen Urlaub mehr gemacht. In dieser Zeit kann sich Bernd bewähren, und wenn es nicht ganz hinhaut, springe ich wieder ein.«
»Du traust ihm viel zu«, sagte Annelie nachdenklich. »Er ist noch jung.«
»Ein Mann, der eine Frau wie Eva heiratet, dem muß man einiges zutrauen, sonst geht es eines Tages schief in der Ehe. Dann wird sich nämlich Eva überlegen zeigen.«
»Liebe Güte, an was du alles denkst.«
»Ich habe die beiden unter die Lupe genommen. Eva ist die Stärkere.«
»Barbi hat auch schon etwas ähnliches gesagt. Erst Eva hätte Bernd angetrieben.«
»Sagen wir es mal so: Er wollte sich nicht von ihr in den Schatten drängen lassen. Er weiß ungeheuer viel, aber er hatte nicht Evas Ausdauer. Sie ist eine richtige Eva, Annelie. Sie würde es ihm niemals zeigen, daß sie vieles besser weiß, und ich meine, es kommt auch gar nicht darauf an, wer nun eigentlich das Sagen hat. Sie lieben sich. Und ich liebe dich.«
»Ich bin bestimmt nicht die Stärkere«, flüsterte Annelie.
»Du hast den Lebenskampf unter weitaus schwierigeren Bedingungen bestanden als ich. Ich bewundere dich.«
Er legte seine Hände um ihr Gesicht, und sie blickte ihn aus leuchtenden Augen an.
»Dann bewundern wir uns eben gegenseitig«, sagte sie mit dem ihr eigenen Charme. »Und ich habe dich auch sehr lieb, Robert.«
Seine Lippen preßten sich an ihre Schläfe. »Komm, Annelie, ich zeige dir das Haus.«
Sie fand es wunderschön. »Das wäre auch so ein Jugendtraum von mir gewesen«, sagte sie gedankenverloren.
»Dann erfüllen sich all unsere Träume«, sagte er. »Wann verreisen wir?«
»Müssen wir denn verreisen? Hier ist es doch auch schön.«
»Dann verbringen wir eben ein paar Wochen hier, wenn du willst.«
»Ich muß erst mit Barbara sprechen.«
»Sie ist auf unserer Seite, das fühle ich.«
»Ja, du hast recht. Sie hat mir gestern einen langen Vortrag gehalten.«
»Ich werde ihr dafür danken«, sagte Robert lächelnd. »Und nun gehen wir essen und reden über unsere Kinder und Enkel.«
*
»Wollt ihr nicht bleiben?« fragte Barbara, als sie wieder zu Hause waren.
»Und heute abend vielleicht noch Verlobung feiern?« fragte Bernd ironisch. »Ich werde morgen erst mal mit dem Boß einen Vertrag machen. Um zehn Uhr kannst du an mich denken, Mama. Ich lasse mich nicht kaufen.«
Eva drehte sich zu Barbara um und kniff ein Auge zu. Überlaß das mal mir, bedeutete das.
»Du kannst dir ja eine andere Stellung suchen«, sagte Barbara anzüglich. »Fragt sich nur, ob du noch mal solchen Chef findest.«
»Sag Mutti liebe Grüße, falls du sie noch siehst«, sagte Eva.
Barbara blieb nur eine halbe Stunde allein, dann kamen Annelie und Robert.
»Die Kinder sind nicht geblieben?« fragte Annelie enttäuscht.
»Bernd hat morgen eine wichtige Besprechung mit dem Boß, da muß er ausgeschlafen sein«, erwiderte Barbara.
»Dann können wir uns ja noch unterhalten«, sagte Robert. »Ich weiß bereits, daß Sie uns wohlgesinnt sind, gnädige Frau.«
»Du kannst ruhig du zu mir sagen, Robert. Um Annelies Hand brauchst du aber bei mir nicht anzuhalten. Gut, daß wir noch Sekt im Hause haben, Annelie. Wie geht es deiner Hand?«
»Ich merke gar nichts mehr. Du bist ein Schatz, Barbi.«
»Ganz meinerseits«, sagte Robert und küßte Barbara die Wange.
»Was haben die Kinder denn so gesprochen?« fragte Annelie zögernd.
»Sie waren sehr zurückhaltend. Es scheint ihnen so langsam klarzuwerden, daß man auch in fortgeschrittenen Jahren noch gewisse Ansprüche ans Leben stellen kann. Wir waren auf dem Grundstück. Es ist tatsächlich sehr groß. Guter Gott, wenn ich mir vorstelle, was es damals gekostet hat, als Fritz es kaufte, da könnte ich mich ärgern, daß er nicht noch viel mehr gekauft hat.«
Sie legte eine Verschnaufpause ein und erklärte dann dem aufhorchenden Robert, daß das Grundstück nahe seiner Wohnung liegen würde.
»Da muß man jetzt schon eine beträchtliche Summe auf den Tisch legen«, meinte er.
Barbara nickte. »Die Kinder können ja die Hälfte verkaufen und damit den Bau finanzieren. Bernd wird darüber natürlich erst noch Monate brüten. Und inzwischen steigen die Baupreise noch mehr.« Dann wechselte sie rasch das Thema und fragte ganz direkt, was Robert und Annelie sich vorgenommen hätten.
»Wir werden erst mal einen Urlaub einlegen«, erwiderte Robert.
»Sofern du einverstanden bist«, warf Annelie ein. »Aber wir können auch Betriebsferien machen.«
»Die machen wir, wenn das Baby da ist«, erklärte Barbara. »Jetzt werden wir uns mal nach ein paar netten Verkäuferinnen umschauen. lch habe gestern schon mal in der Zeitung geblättert und denke, daß es nicht zu schwierig sein wird. Wann wollt ihr fahren?«
»Ich werde morgen mit Bernd darüber reden«, erklärte Robert. »Und du vergißt nicht, Dr. Norden aufzusuchen, Annelie.«
»Dafür