Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Box 14 – Arztroman


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gut vorstellen, was sie sich in ihrem boshaften Hirn ausdenkt.«

      »Sie wird denken, daß ich dich deines Geldes wegen geheiratet habe.«

      War das nicht auch so gewesen? Julian wollte sich nicht belügen.

      »Schließlich habe ich dich geheiratet«, sagte Daisy mit einem leisen Lachen. »Ich habe dir keine andere Wahl gelassen, liebster Julian. Ich wollte dich haben und habe dich bekommen. Ich wollte ein Kind von dir, und wir werden es haben.«

      »Ja, wir werden es haben«, sagte er und strich ihr schnell und zärtlich über die Wange. Er hatte sie liebengelernt in diesen Wochen seiner Ehe. Sie war so ganz andes als jene Daisy, die ihm manchmal so auf die Nerven gefallen war, daß er sie ebenso oberflächlich einschätzte wie Gitta. Jetzt spielte ihr Geld keine Rolle mehr. Er wußte, daß sie mit ihm durch dick und dünn gehen würde.

      »Ich bin ein glücklicher Mann«, sagte er.

      »Und ich bin eine sehr glückliche Frau, und mir ist es wirklich ganz egal, was andere denken. Gitta soll sich nur giften.«

      Gitta saß in dem andern Wagen, und in ihrem boshaften Hirn, wie Daisy es genannt hatte, wirbelten die Gedanken durcheinander. Im Intrigenspinnen war sie Meisterin.

      Sie fieberte dem Augenblick entgegen, wo sie Verwirrung stiften und Aufregung verursachen konnte.

      *

      Vanessa und Christopher hatten erfahren, was sich in der Nacht zugetragen hatte. Dr. Cornelius hatte es ihnen schonend beigebracht, da sie Stefanie und Peter am Frühstückstisch vermißten, an dem sie sich immer gemeinsam eingefunden hatten.

      Die empfinsame Vanessa brachte keinen Bissen mehr über die Lippen. Christopher empfand nun erst recht, wie glücklich er selbst dran war, da ihm geholfen werden konnte.

      »Sie hatten gestern abend noch einen Anruf bekommen«, lenkte Dr. Cornelius ab. »Hoffentlich war es etwas Erfreuliches.«

      »Wir bekommen heute Besuch«, erwiderte Christopher. »Es ist doch gestattet?«

      »Selbstverständlich«, erkärte Dr. Cornelius. »Wir gestatten Besuche nur nicht, wenn sie unerwünscht sind. Würden Sie mir bitte den Namen nennen, damit wir Bescheid wissen?«

      »Herr und Frau Bartosch.«

      Eine halbe Stunde später erschienen Julian und Daisy. »Sag bitte den Benthams Bescheid, Mario«, rief Anne dem Jungen zu. »Sie machen einen Spaziergang.«

      Christopher und Vanessa hatten nicht damit gerechnet, daß Julian und Daisy schon so früh kommen würden, und die hatten nicht gedacht, daß sie so schnell zur Insel gelangen würden.

      Mario wußte schon, welchen Weg die Benthams eingeschlagen hatten. Er hatte sie getroffen, als er von der Quelle kam, wo er sich genau den Gedanken hingegeben hatte, die Anne vermutete.

      Aber Mario war zu der Überzeugung gelangt, daß die Quelle schon soviel Segen gestiftet hätte, daß man nichts Unmögliches verlangen dürfe. Am Ende war es doch der Herrgott, der über Leben und Tod bestimmte. Und weil man nicht zuviel wünschen durfte, wünschte sich Mario nur, daß der Herrgott die beschützen möge, die er so sehr liebte.

      Er lief Christopher und Vanessa entgegen. Mit ihnen hatte er sich längst angefreundet.

      »Ich möchte nur sagen, daß Herr und Frau Bartosch gekommen sind«, erklärte er atemlos.

      Die Freude, die beiden wiederzusehen, verdrängte die traurigen Gedanken, die beide bewegt hatten.

      Herzlich umarmten sich Vanessa und Daisy, die Hände der Männer fanden sich zu einem festen Druck.

      »Ihr habt euch ja ein wunderschönes Plätzchen ausgesucht«, sagte Daisy.

      »Sieht gar nicht aus wie ein Sanatorium«, meinte Ju-lian.

      »Es ist auch ein ganz besonders Sanatorium«, sagte Christopher. »Schau mal, wie kräftig mein Arm schon ist. Hier geschehen Wunder.«

      »Um so besser«, sagte Julia. »Dann können wir ja planen.«

      »Nun möchte ich doch wissen, was du planst«, sagte Julia. »Wer hat dir verraten, daß wir hier zu finden sind?«

      Vanessa warf Julian einen warnenden Blick zu, aber Daisy hatte die Situation schon erfaßt. »Vanessas Eltern«, erwiderte sie rasch. »Ich wußte ja, daß ihr auf einem Europatrip seid.«

      »Du bist jetzt unter die Manager gegangen, Julian?« fragte Christopher.

      »Ich habe den Start in ein neues Leben begonnen, dank Daisys Hilfe.«

      »Du sollst das nicht immer betonen«, fiel ihm Daisy ins Wort, bevor er noch mehr sagen konnte.

      Julian fand, daß sie sich sehr zu ihrem Vorteil verändert hatte. Viel weicher waren ihre Gesichtszüge geworden, und der arrogante Zug um den Mund war völlig verschwunden. Sie hatten sich viel zu erzählen. Zum Geschäftlichen wollte man später kommen.

      Julian wollte sich darüber erst mit Vanessa unterhalten, und geschickt verstand es Daisy, Christopher in ein Gespräch zu verwickeln, damit auch Vanessa Julian ihre Vorstellungen darüber sagen konnte, wie Christopher zu helfen sein würde.

      »Es wird noch einige Zeit dauern, bis er wieder spielen kann«, sagte Vanessa, »und auch, bis er seine Form wieder erreicht hat. Aber wichtig ist es, daß er diese Zeit überbrückt.«

      »Ich habe schon Verbindungen aufgenommen. Er könnte vorerst unterrichten.«

      Sie konnten ihre Unterhaltung nicht fortsetzen, denn Julian sah Gitta kommen. Ihm erstarb das Wort auf den Lippen.

      »Diese Unverschämtheit«, sagte er. »Mein Gott, wie wird Daisy das auffassen? Sie erwartet doch ein Baby. Sie darf sich nicht aufregen.«

      Daisy war noch ahnungslos. Sie hatte sich mit Christopher ziemlich weit entfernt. Und Gitta wurde von Mario begleitet, der völlig verwirrt war.

      »Die Dame hat gesagt, daß sie Bartosch heißt«, sagte er zu Julian.

      »Leider«, stieß Julian hervor, was für Mario ein Zeichen war, sofort zu Anne zu laufen, um ihr das zu berichten.

      »Sie kam einfach daher«, sagte Mario. »Sie hat nicht auf mich gehört, als ich ihr sagte, daß sie sich erst anmelden muß, Mami. Jetzt ist Herr Bartosch wütend.«

      Auf Anne war in der Nacht und an diesem Vormittag soviel eingestürmt, daß sie nicht überall sein konnte. Freilich war es auch ihr peinlich, wenn ein unerwünschter Besuch bis in die Insel vordringen konnte, aber Mario konnte sie keine Schuld geben.

      »Wir werden das schon in Ordnung bringen, Mario«, sagte sie beruhigend.

      »Ich habe dir doch gesagt, daß ich meine Freundin Stefanie besuchen wollte, Julian«, sagte Gitta gerade, als Anne nahte. »Nett dich zu sehen. Ich freue mich auch, Sie wiederzusehen, Vanessa. Wie geht es Ihnen?«

      Es war alles leichthin gesagt, doch Anne kannte Gitta nicht und konnte die Zusammenhänge nicht durchschauen.

      »Verzeihung, wenn ich störe«, sagte Anne, »aber ich müßte Sie etwas fragen, Vanessa«, mischte sie sich ein. »Oh, Sie haben noch mehr Besuch bekommen?«

      Gitta maß sie mit einem herablassenden Blick. »Mein Besuch gilt eigentlich Fräulein Linden. Wir sind befreundet.«

      »Fräulein Linden ist heute morgen abgereist«, erwiderte Anne. Es bedurfte ihrer äußersten Beherrschung, eine gleichmütige Miene zu wahren.

      »Oh, sie hat ihren Erholungsurlaub abgebrochen? Warum denn?« fragte Gitta.

      »Unsere Patienten brauchen uns dafür keine Gründe zu nennen«, entgegnete Anne.

      »Sie hat mich doch aber erwartet«, erklärte Gitta nun dreist.

      »So?« Anne runzelte die Stirn. »Davon sagte sie nichts.«

      »Ist Peter Reinhold hier, oder war er hier?« fragte Gitta.

      Vanessa zuckte