Marcus X. Schmid

Lago Maggiore Reiseführer Michael Müller Verlag


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sich der „Concia“ verdankt, der Beize, die das Deckblatt mit der Ta­bak­einlage ver­bin­det. Das Rezept der Concia wird in Brissago so streng ge­hütet wie im amerikanischen Atlanta die berühmte For­mel der ori­gi­na­len Coca Cola. Eine weitere Besonderheit der Bris­sago ist der Stroh­halm, der in ihr steckt. Zieht man ihn heraus, so hat die dunkle Zi­gar­re ei­nen idealen Rauch­kanal. Schließlich aber dient der Stroh­halm auch dazu, die Zi­gar­re in Brand zu setzen - eine Zeremonie, die jeder Brissago-Raucher kennt und de­ren Beschreibung der Schwei­zer Autor Friedrich Glauser schon 1936 in sei­nem Kri­mi­nal­roman „Wachtmeister Studer“ beschrieb: „Um­ständ­lich setz­te Stu­der den Strohhalm in Brand, den er aus der Bris­sago gezo­gen hat­te, hielt die Flamme unter das Ende der­sel­ben, wartete bis der Rauch oben heraus­quoll und steckte sie dann in den Mund.“

      Schiff, ein Dutzend Schiffe fahren nach As­co­na und weiter nach Locarno, einige mit Zwi­schen­halt auf den Brissago-In­seln und we­ni­ge mit Abste­chern ans an­dere See­ufer.

      Baden Der Lido di Brissago liegt hinter dem Centro Dannemann am südlichen Orts­ausgang. Gleich beim Eingang führt eine 75 m lange Rutsche für Kinder fast bis in den See. Strand­bar und Liegewiese. Eintritt 4 CHF, Lie­gestuhl und Sonnen­schirm kosten extra.

      Galerie Galleria Amici dell’Arte, an der Durch­gangsstraße, die Vitrine der lokalen Künst­lerszene. Di-Fr 16-18.30, Sa 10-11.30 Uhr. Via Leoncavallo 15.

      Übernachten *** Rivabella au Lac, an der Hauptstraße, aber davon sollte man sich nicht abschre­cken lassen. Hinter dem Hotel gelangt man zwi­schen Palmen hindurch zu einem wun­der­schönen Garten und dahinter zum hotel­ei­genen Kiesstrand, der allerdings sehr schmal ist. DZ 157-205 CHF, inkl. Früh­stück. Geöffnet März-Okt. Via Leonca­vallo 43, Tel. 091-7931137, www.rivabellaaulac.ch.

      Lido von Brissago

      Bio/Regional **** Villa Caesar, fast am See, von der Landseite her ein Beton­kom­p­lex, erst von der See­seite her sieht man die großzügigen Bal­kons. Gedeckter Spei­se­sa­lon, Swim­ming­pool von Tischen und Lie­ge­stühlen ge­säumt, Sauna und Fit­ness­raum. Das Hotel wurde für sei­ne Nach­haltigkeitsleistung mit vier von fünf mög­li­chen Steinböcken aus­ge­zeich­net. (Das Stein­bock-Label bewer­tet Um­welt­freund­lich­keit, Ver­wen­dung regio­na­ler Produkte, Schaf­fung von Lehrstellen usw.) Nur Sui­ten, diese von un­terschiedli­cher Größe, teils mit See-, teils mit Garten­blick, in de­nen jeweils bis zu 4 Pers. über­nach­ten kön­nen. DZ 180-480 CHF je nach Saison und Suitenkategorie. Geöffnet Mitte März bis Okt. Via Gab­bietta 3, Tel. 091-7932766, www.brissago.sunstar.ch.

      Essen & Trinken Graziella, beim kleinen Fischerhafen neben der Schiffsanlegestelle. Das altein­ge­ses­se­ne Restaurant steht seit 2016 unter neuer Lei­tung. Auf den Tisch kommt eine regio­na­le Küche. Risotto findet man stets auf der Karte, ebenso Eglifilets, Forellen nur ge­le­gentlich. Di geschlossen. Via Lungo­lago 10, Tel. 079-5163588.

      Canvetto Ticinese, im südlichen Ortsteil, auf der Höhe des Centro Dannemann, et­was ober­halb der Durchgangsstraße, aus­ge­schildert. Gute Tessiner Küche zu ge­ho­be­nen Preisen auf einer sehr schönen Ter­ras­se mit kleinem Garten darunter, wo P­ing­pong gespielt werden kann. Mo Ruhe­tag. Via Ovega 23, Tel. 091-7932996.

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      Die Riviera del Gambarogno, wie der rund 10 km lange Schweizer Teil des Ost­ufers des Lago Maggiore genannt wird, ist weit weniger be­kannt als das west­liche Ufer mit den Tourismusmagneten Locarno und Ascona, und auch das Hinterland wird weniger be­sucht als die Täler des Locarnese.

      Wie vieler­orts im Tessin fusionierten auch im Gambarogno die Gemeinden, um sich mehr po­li­tisches Gewicht zu verschaffen. Seit 2010 sind sämtliche Orte am See sowie das Berg­dorf Inde­mini Teil der Gemeinde Gambarogno.

      Blick von der Bolle di Magadino auf den See

      Viel Platz bleibt den Dörfern am See nicht. Die Berge fallen meist schroff ab, paral­lel zur Uferstraße führt eine Eisen­bahnlinie über Luino (Italien) bis zum südlichen En­de des Sees und wei­ter ins östliche Piemont hinein. Derzeit rollen täglich 60 Güter­züge, meistens nachts, durchs Gambarogno, über ein Dutzend Personenzüge kommen hinzu. Die Regierung in Bern möchte die Kapazitäten erweitern und die Rangier­gleise am Bahnhof von Magadino-Vira ausbauen, damit auch 700 Meter lange Züge durchfahren können. „Es ist doch absurd, die alte einspurige Strecke mit nur wenigen Modifikationen zu einer Haupt­achse des Korridors Rotterdam-Ge­nua machen zu wollen“, protestiert der Bürgermeister von Gambarogno und favo­risiert einen Tunnel von Cade­nazzo in der Magadino-Ebene bis Luino. Ein sol­ches Projekt wurde be­reits in den 1990er-Jahren verworfen und scheint auch heute chan­cenlos. Die Bewohner des Gambarogno haben das Nachsehen.

      Im Gegensatz zum Westufer hält das Gambarogno jede Menge öffentlicher Zu­gänge zum See frei. Man findet also ausreichend Badegelegenheiten, meist kleine Kiesstrände. Zudem bieten sich Aus­flüge ins Hinterland an - ein Abend­essen auf ei­ner der sonnigen Ter­rassen über den Dörfern Vira und San Nazzaro oder eine Wanderung zum Bergdorf Indemini.

      Information Gambarogno Tourist Office, an der Seestraße in Vira. Juni und Sept./Okt. Mo-Fr 9-12 und 14-18, Sa 9-12 Uhr; Juli/Aug. Mo-Fr 9-12 und 14-18, Sa/So 9-12 und 15-17 Uhr. Via Can­to­nale 29, Tel. 0848-091091, www.ascona-locarno.com.

      Hin & weg Bahn, die Riviera del Gam­ba­rogno liegt an der Linie Bellinzona-Luino, Züge im Zweistundentakt mit Halt in allen Dörfern am Seeufer.

      Schiff, von März bis Okt. regelmäßig Fahr­ten von einem Hafen zum nächsten an der Ri­viera del Gambarogno entlang sowie von Ma­gadino und San Nazzaro nach Locarno, von Gerra und San Nazzaro nach Ascona.

      Die Magadino-Ebene, die sich von Bellin­zona bis zur Ticino-Mündung entlang­zieht, ist für den Reisenden we­nig interessant. Gemüseanbau, Super­märkte, Waren­de­pots und Industrie machen sich das Gelände streitig, und auch der von Pri­vat­flug­zeugen an­ge­steu­erte Flughafen von Locarno findet noch Platz. Einzig das Na­tur­schutz­gebiet der Ticino-Mündung, die Bolle di Magadino, rechtfertigen ei­nen Halt. „Bolle“ ist der italienische Ausdruck für Blasen, und solche produziert das Sumpf­gas (Methan) im Delta. Das Öko­system ist ein Refugium für Flora und Fau­na. Viele Vögel rasten hier noch ein­mal, um sich zu stärken, bevor sie den Flug über die Alpen nach Norden in Angriff nehmen.

      Spaziergänge, auch Fahrradtouren (Mo­tor­räder sind verboten) sind nur auf den mar­kier­ten Wegen gestattet. Ins­ge­samt gibt es fünf Zugänge, einen zu den nördli­chen Bol­le (von Tenero aus), vier zu den südli­chen Bolle. Wir empfehlen den Weg, der südlich des Ticino ver­läuft: Das Auto an der Brücke der Kan­tons­straße stehen las­sen und sich zu einem rund 40-mi­nü­ti­gen Spazier­gang bis zur Mündung auf­ma­chen. Der Weg teilt sich später, ein Stück weit hat man die Wahl, im Wald zu spa­zie­ren oder in der Sonne am be­gra­dig­ten Ticino ent­lang. Er endet bei ei­nem klei­nen Aus­sichts­turm im Sumpf­land.

      Unterwegs