auf dem Weg nach Hause zwangsläufig an der mürrischen alten Dame vorbei. Ich erinnere mich gut, dass ich ihretwegen die Büsche am Bahngleis den Toiletten vorzog.
Es ist kurz nach elf. Ich steige die wenigen Stufen zur Kunsthalle hinauf und atme tief ein. Ich mag den Geruch von Antiquariaten. Zweieinhalb Jahre waren viele der Bücher hier und mit ihnen manchmal auch ich in der alten Spielbank in Heringsdorf zu Hause, bevor sie und wahrscheinlich unzählige Neuentdeckungen hierher umgezogen sind. Die Räume sind hell und hoch und trotzdem so viel kleiner als in meiner Erinnerung. Was ich in der Kunsthalle besonders mag, ist die Mischung aus Literatur in jeglicher Form und Kunst an den Wänden. Horst Herkner ist stolz auf das, was er seinen Besuchern und Kunstfreunden hier bieten kann. Neben antiquarischen Büchern und Neuerscheinungen gibt es sieben Ausstellungen mit den Bildern zeitgenössischer Künstler im Jahr. Die wohl bisher bemerkenswerteste zeigte Anfang 2018 die bissigen Karikaturen von Peter Muzeniek, der bis heute für das Satiremagazin Eulenspiegel zeichnet.
Ich hatte damals kein gutes Gefühl bei dem Gedanken, dass die Kunsthalle in den Ahlbecker Bahnhof umzieht. Zu weit weg von den touristischen Zentren, dachte ich. Horst Herkner hat mich und viele andere eines Besseren belehrt und einen wunderbaren Ort für Buchfans und Kunstliebhaber geschaffen.
Auf stillgelegten Gleisen links des Bahnhofsgebäudes stehen alte Eisenbahnwaggons, die einst auf der Insel fuhren.
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BuchKunst Usedom
Bahnhof 1
17419 Seebad Ahlbeck
0172 3034965
Seebad Ahlbeck: Galerie Köpp
Im ältesten Teil von Ahlbeck, dort, wo einst die Fischerfamilien zu Hause waren, steht ein alter Fischerkaten. Etwas windschief und doch liebevoll restauriert. In seinem Inneren findet sich ein Stück Usedomer Geschichte, festgehalten in den Bildern von Volker Köpp. Wie keinem Zweiten gelingt es dem gebürtigen Ahlbecker, die Seele der Insel und ihrer Menschen einzufangen. In Windeseile bin ich zurück in den Straßen meiner Kindheit, schaue auf die grauen Fassaden der Bädervillen zum Ende der DDR-Zeit und sehe die Flundern wieder auf dem alten Zeitungspapier zuckend auf Großmutters Küchentisch liegen. Zärtlich, mit einem Hauch Melancholie, legen sich Erinnerungen in jeden Blick und holen manchmal schon Vergessenes zurück in den Moment.
Straßen, Häuser, Porträts, Akte und Stillleben – das Portfolio Volker Köpps ist groß und dennoch in seinem Stil unverwechselbar. Einfühlsam und mit großer Einsamkeit spielt er mit Farben und Formen. Mal intensiv, dann wieder gedämpft. Immer aber nachdenklich und wehmütig. Die großen Gefühle, die das Meer in uns Menschen weckt, finden sich in seinen Werken wieder. Und sieht man dem Künstler selbst in die Augen oder beim Malen zu, spürt man sofort, mit wie viel Ehrlichkeit jeder Pinselstrich auf die Leinwand gekommen ist.
Volker Köpp lebt und arbeitet noch heute in Ahlbeck. Seine Galerie öffnet er über die Sommermonate an fünf Tagen in der Woche in den frühen Abendstunden. Wer ihn außerhalb dieser Zeiten und in den Wintermonaten besuchen möchte, kann ihn telefonisch erreichen und ein Treffen vereinbaren. Seine Werke sind zudem in Ausstellungen auf der ganzen Insel – so auch im Kunstpavillon an der Promenade in Heringsdorf – und darüber hinaus zu finden.
Machen Sie nach dem Besuch der Galerie einen Spaziergang durch den ältesten Teil Ahlbecks und genießen Sie die engen Straßen und alten Fischerhäuser, die so anders sind als die mondänen Bädervillen.
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Galerie Volker Köpp
Talstraße 13
17419 Seebad Ahlbeck
038378 32382
Seebad Ahlbeck: Uwes Fischerhütte
Nirgendwo auf Usedom ist der Kontrast zwischen dem leichten Leben der Sommerfrischler um 1900 und der harten Arbeit der Fischer damals so deutlich wie an der Promenade in Ahlbeck. Einerseits beeindrucken die Gründerzeitvillen, die lange ein trauriges Dasein fristeten und denen mit der Wende neues Leben und neuer Glanz eingehaucht wurde, und andererseits stehen teilweise noch schiefe Fischerkaten in den Dünen und erinnern an die Tradition, bei Wind und Wetter zum Fischen hinaus auf die See zu fahren. Hier ist unbestritten eine von Usedoms ursprünglichen Seiten. Denn hier nahm das Badewesen seinen Anfang.
So wenige Boote heute noch an den Stränden liegen, so wenige Fischer gibt es, die noch selbst hinausfahren. Uwe Krüger ist einer von ihnen und er ist mit Haut und Haaren das, was man einen Strandfischer nennt. In der sechsten Generation fischt seine Familie und man möchte beten, dass es nicht die letzte sein wird. Doch der findige Ahlbecker trotzt Fangquoten und Großunternehmen und macht sein Erbe zum Erlebnis. In Uwes Fischerhütte, seinem kleinen Restaurant in den Dünen unweit der Ahlbecker Seebrücke in Richtung Heringsdorf, verkauft er den Fisch, der morgens noch in der Ostsee schwamm. Die kulinarische Tradition gibt es gleich dazu. Denn hier werden pommersche Fischgerichte serviert, wie unsereins sie noch von Großmuttern kennt. Der Räucherofen steht gleich nebenan, der Kutter liegt hinter der Düne und wer früh genug auf den Beinen ist, kann Uwe und seinen Männern am Strand beim Heringepulen zusehen. Und ehe man sich’s versieht, hat Uwe einen ins Gespräch verwickelt und man steht mit hochgekrempelten Ärmeln selbst am Kutter und pult sein eigenes Mittagessen aus den Netzen.
Holen Sie sich ein Fischbrötchen in Uwes Fischhalle und nehmen Sie Platz im alten Kahn auf der Düne. Schöner kann man Usedom nicht genießen.
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Uwes Fischerhütte
Strandpromenade 12
17419 Seebad Ahlbeck
038378 28199
Seebad Ahlbeck: Sportstrand Kaiserbäder
Genau dort, wo Ahlbeck an der Promenade nahtlos in Heringsdorf übergeht, prangt an der Wand eines erst vor wenigen Jahren entstandenen Toilettenhäuschens das Logo des Kaiserbäder-Sportstrandes. Ein Blick über die Düne verrät, dass sich hier nicht nur Fitnessfreaks und Bewegungsfanatiker wohlfühlen, sondern auch alle, die im Urlaub mehr wollen als im Strandkorb liegen und baden gehen. Auf einem großen Areal kann man sich allen nur denkbaren Beachsportarten hingeben: Beachsoccer, Beachvolleyball, Beachtennis, Beachhandball. Und das Ganze, bis einem der Schweiß über den Körper rinnt und man sich augenblicklich in die Ostsee stürzen möchte. Doch langsam, immer schön an den Kreislauf denken!
Dem tun übrigens auch die vielen Fitness- und Sportkurse gut, die das junge Team des Sportstrandes anbietet. Von Strandgymnastik und Rückenfit über Bauch-Beine-Po, Yoga und Qigong bis hin zu Nordic Walking und Barfußwanderungen. Und jetzt glauben Sie nicht, das war es schon. An sieben Tagen in der Woche, natürlich nur bei Strandwetter in den Sommermonaten, stehen außerdem Stand-up-Paddel-Boards, Boccia-Kugeln,