Zum individuellen Bekleidungsangebot tragen nach wie vor die Bekleidungshandwerke bei. Aus der Verbindung von handwerklicher Verarbeitung des Materials und schöpferischer Fantasie prägt diese Berufsgruppe die modische Linie unserer Zeit und kann daher von der Massenproduktion der Bekleidungsindustrie nie ganz verdrängt werden.
Haushalts- und Wohnbedarf
Die Innenraumgestaltung und -ausstattung bietet ein weites handwerkliches Betätigungsfeld. Die hohen Ansprüche breiter Kreise der Bevölkerung an verbesserte Wohnverhältnisse lassen den Bedarf weiter steigen.
Verkehrsbedarf
Die in dieser Gruppe zusammengefassten Handwerke rund um das Kraftfahrzeug haben innerhalb der Konsumgüterhandwerke eine herausragende Stellung.
Mobilität
Das hohe Mobilitätsbedürfnis unserer Wirtschaft und Gesellschaft ist dafür die wesentliche Ursache. Allerdings stehen diese Handwerke durch Diskussionen über Fahrverbote sowie durch Änderungen im Mobilitätsverhalten, die Elektromobilität und autonomes Fahren vor einem beträchtlichen Wandel.
Körper- und Gesundheitspflege
Den Handwerken dieses Bereiches eröffnen sich in der Regel gute Zukunftschancen. Der Bedarf an derart personenbezogenen Dienstleistungen wächst mit dem zunehmenden Alter der Bevölkerung.
Unterhaltungs- und Freizeitbedarf, persönlicher Bedarf
Die in dieser Gruppe zusammengefassten Handwerke sind sehr stark auf den privaten Verbrauch ausgerichtet.
Private Kunden
Entsprechend kommt dem privaten Kunden als Abnehmer eine große Bedeutung zu. Die Entwicklungsmöglichkeiten in diesem Bereich hängen sehr stark von den verfügbaren Einkommen, dem Wohlstandsniveau, dem Wertewandel sowie der wachsenden Freizeit und deren Gestaltung ab.
Investitionsgüterhandwerke
Bau- und Ausbauhandwerk
Das Bau- und Ausbauhandwerk stellt nach wie vor eine der stärksten Gruppen (rund 45% des Gesamthandwerksumsatzes) mit einer Vielzahl von Berufen dar. Es beweist damit, dass das produzierende Handwerk noch eine verhältnismäßig große Rolle in unserer Wirtschaft spielt.
Der Anteil des Handwerks am Umsatz im Bauhauptgewerbe beträgt gut 70%.
Bautätigkeiten
Im Wohnungsbau wie im gewerblichen Bau und im öffentlichen Hoch- und Tiefbau liegen die Stärken des Handwerks. In erheblichem Umfang ist das Bau- und Ausbauhandwerk im Bereich der Stadtsanierung, der Denkmalpflege sowie der Sanierung und Modernisierung von Gebäuden aller Art tätig.
Technische Investitionsgüterhandwerke
Die technischen Investitionsgüterhandwerke liefern den Investitionsgüterproduzenten zu, produzieren eigene maschinelle Ausrüstungen und führen auch Montage-, Reparatur- und Wartungsarbeiten an Maschinen und Anlagen aus.
Auf dem Sektor der Zulieferungen ist ein großer struktureller Umbruch im Gange. In den zurückliegenden Jahren war dieser dadurch geprägt, dass die Industrie Produktionsbetriebe ins Ausland verlagert und/oder Zulieferungen teilweise ins preisgünstigere Ausland ausgelagert hat. Sie will eine kleinere Zahl an Zulieferern. Ferner verlangt sie Qualitätsmanagement und Zertifizierung von den handwerklichen Zulieferern. Die Industrie legt immer mehr Wert darauf, dass nicht nur Produkte, sondern in Kombination auch Dienstleistungen und Komplettlösungen angeboten werden. Schließlich will die Industrie von den Zulieferern größere Betriebseinheiten. Aktuell findet durch die Vernetzung im Zuge von Industrie 4.0 bzw. Wirtschaft 4.0 ein rasanter Wandel statt. Trotz dieser großen Herausforderungen für die Zulieferer aus dem Handwerk haben diese auch in der Zukunft wirtschaftliche Chancen. Sie liegen vor allem in Qualität, Spezialwissen, Preiswürdigkeit, Flexibilität, Kooperationsfähigkeit, Zuverlässigkeit und Termintreue.
Chancen
Dienstleistungen für die gewerbliche Wirtschaft
Diejenigen Handwerksberufe, die als Dienstleister für die gewerbliche Wirtschaft tätig sind, haben sich in den letzten Jahren expansiv entwickelt, sind allerdings auch sehr stark von der Entwicklung ihrer Abnehmer abhängig.
d) Betriebe, Unternehmen, Beschäftigte, Umsätze
Handwerksbetriebe, Handwerksunternehmen
Zurzeit gibt es in der gesamten Bundesrepublik etwa 1.012.000 Handwerks- und handwerksähnliche Betriebe, die in den Verzeichnissen der Handwerkskammern eingetragen sind. Die amtliche Statistik erfasst Handwerksunternehmen. Dabei werden Betriebe ohne Beschäftigte und mit wenig Umsatz sowie das handwerksähnliche Gewerbe nicht erfasst. Die Zahl der Handwerksunternehmen in Deutschland betrug im Jahr 2018 (letzte amtliche Zahl) rund 557.400.
Tätige Personen
Über die Unternehmensgröße informiert die nachstehende Abbildung.
Nach den Erhebungen des Zentralverbands des Deutschen Handwerks kennzeichnen folgende Daten (2019) das Handwerk:
>Erwerbstätige: 5,58 Millionen
>Umsatz: 640 Milliarden Euro.
2.1.3 Gesellschaftliche Bedeutung
Die Betätigung im Handwerk bildet die Grundlage vieler selbstständiger Existenzen. Eine Marktwirtschaft kann nur funktionieren, wenn es davon eine große Zahl gibt.
Eigenverantwortung
Gesellschaftspolitisch betrachtet ist es von großer Bedeutung, dass eine beachtliche Anzahl der im Handwerk beschäftigten Personen tätige Inhaber und Familienangehörige sind und ein erheblicher Teil aller Handwerker auf eigenem Grund und Boden arbeitet. Jährlich machen sich Tausende im Handwerk selbstständig und sichern bestehende bzw. schaffen neue Arbeitsplätze. Sie zeigen damit ein erhebliches Maß an Initiative, Eigenverantwortung und Risikofreudigkeit. Die breite Streuung der Betriebe auf Stadt und Land führt zu einer gesunden und sozial ausgewogenen Struktur unserer Volkswirtschaft. Zahlreiche Handwerker engagieren sich ehrenamtlich nicht nur im Handwerk selbst, sondern in nahezu allen Lebensbereichen unserer Gesellschaft.
Ehrenamtliche Aktivitäten
Das Handwerk leistet so über seine ökonomischen Aufgaben hinaus einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit und Weiterentwicklung der demokratischen Staats- und Gesellschaftsordnung.
2.1.4 Kulturelle Bedeutung
Handwerk gestaltet Kultur und kulturelle Lebensräume und trägt zur Sicherung der kulturellen Identität einer Region genauso bei wie zur kulturellen Vielfalt in der Formgebung.
Bedeutende Künstler sind aus dem Handwerk hervorgegangen. Handwerker waren die Erbauer der Dome oder berühmter Schlösser, Patrizierhäuser oder Gemeinschaftsbauten. Sie formten Fassaden und Giebel, schmiedeten kunstvolle Gitter, schufen formschöne Luxusmöbel, schlugen aus Stein oder gossen aus Erz unvergessliche Denkmäler.
Künstler und Handwerker
Auch wenn Idee und Entwurf vielfach von Künstlerhand stammten, waren es dennoch Handwerker, welche der Idee unvergängliche Formen zu geben vermochten. Die Blütezeit des Handwerks war auch stets eine Blütezeit der Kultur.
Handwerklich technisches Können und künstlerische Betätigung gehen vielfach ineinander über. Alle Kultur setzt Arbeit voraus. Die