„Wie oft kommt denn so wat vor … dat einer so viel gewinnen tut?“, interessierte es Martin nun.
Die Blonde zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung. So lange ich hier arbeite, ist das noch nie vorgekommen“, antwortete sie.
„Und wie lang tust du hier schon arbeiten tun?“, fragte er spontan.
„Seit fast einem halben Jahr … ist meine erste Saison auf der Insel“, gab sie brav Auskunft.
Martin kratzte sich wieder am Kinn.
„Also ist dat alles Lug und Trug mit den dicken Gewinnen. Dat sind bestimmt alles Nieten, um den Leut ihr sauer verdientes Geld aus der Tasche zu ziehen“, überlegte er laut.
„Also, ein Bekannter von einem Freund meines Schwagers hat schon mal fünfundzwanzigtausend gewonnen … jedenfalls behauptet er das“, mischte sich eine Dame mittleren Alters ein, die Martin noch nie zuvor begegnet war. Vermutlich eine Urlauberin. Die Einheimischen kannte Martin mittlerweile zumindest vom Sehen alle.
Sein Blick fiel auf eine Flasche Friesengeist in ihrer Hand.
„Wenn Sie nur dat eine Teil haben, dann gehen Sie doch vor, gnädige Frau“, bat er sie freundlich und trat einen Schritt zur Seite. Während das Mädchen die Frau abkassierte, studierte er derweil weiter die Lose. Es gab auch noch deutlich günstigere als das Platinlos für zehn Euro. Vielleicht sollte er erst einmal klein anfangen. Mit dem Glücksschweinchen-Los oder dem Rubbel die Katz für jeweils einen Euro. So ein einzelner Euro tat ja nicht so weh wie ein Zehner. Und die versprochenen 3000 Euro Höchstgewinn bei den günstigeren Losen waren ebenfalls nicht von schlechten Eltern.
„Ich nehm dann mal ein Glücksschweinchen, ein Rubbel die Katz und ein Platin sieben“, orderte er entschlossen, als die Ladentür ins Schloss gefallen war und er mit dem blonden Mädchen wieder alleine war.
„Okay, das macht dann genau zwölf Euro“, wusste sie ohne lange zu überlegen. Während Martin das Kleingeld aus der Brusttasche seiner Arbeitslatzhose kramte, zog die Bedienung die jeweiligen Lose von den Rollen in den Plastikboxen, riss sie ab und legte sie vor ihn auf die Theke. Das teure Los, die Platin sieben, würde er in aller Ruhe heute Abend mit Annemarie freirubbeln. Die anderen beiden würde er verschenken. Das „Glücksschweinchen“ für Eike und das „Rubbel die Katz“ für die kleine Hannah. Als Opa musste man ja auch mal an seine Enkel denken. Die beiden würden sich bestimmt freuen. Zumindest die sechseinhalbjährige Hannah. Ob Eike mit seinen drei Jahren schon begriff, was ein Los oder ein Gewinn war, wagte er zu bezweifeln. Dennoch würde Eike eines bekommen. Als Opa musste man nämlich seine beiden Enkel immer gleich behandeln. Bei Martin wurde keiner bevorzugt, und dass, obwohl Eike, so blutstechnisch, ja noch nicht einmal wirklich mit ihm verwandt war. Was zählte, war das Gefühl in Martins Herz. Und das sagte ganz eindeutig, dass auch der kleine Eike sein Enkel war. Punkt, Ende, aus die Maus!
„Ach so, jetzt weiß ich aber immer noch nit, wat ich tun muss, wenn ich die halbe Million gewonnen habe“, fiel ihm seine eigentlich Frage wieder ein, als er schon gehen wollte.
„Dann müssten Sie und ich ganz viele Formulare ausfüllen. Glauben Sie mir … das ist so viel Papierkram … da wollen Sie gar nicht gewinnen“, antwortete das Mädchen und kicherte.
„Und dat gibt keine Möglichkeit, dat ich die Kohle … so quasi … anonym beiseiteschaffen könnte?“, hakte er noch einmal nach.
„No, keine Chance. Das geht dann nur ganz offiziell auf Ihr Konto bei der Bank“, wusste sie.
Martin nickte. So oder ähnlich hatte er sich das fast schon gedacht. Wer immer also das Los aus dem Dekolleté der Dirndlfrau gemopst hatte, der musste, um die Kohle abzustauben, seinen Namen angeben. Es stellte sich eben nur die Frage, wie hoch der Gewinn gewesen war. Konnte es tatsächlich sein, dass Erna den Hauptgewinn erwischt hatte? Oder hatte sie doch nur den kleinsten Gewinn von zehn Euro gewonnen gehabt? Dass sie etwas gewonnen hatte, war klar. Einer der Kegelbrüder hatte doch ganz klar die freigerubbelte Sieben auf dem Los erkannt. Und die stand da ganz klar für einen Gewinn. Martin verließ den Laden und trat hinaus. Dabei wäre er fast mit einem Herrn im dunklen Anzug zusammengerasselt, der just in dem Moment seine Hand nach der Türklinke ausstreckte. Der weiße Kragen unter dem schwarzen Hemd wies den Fremden eindeutig als einen Priester aus.
„Bitte schön, Herr Pastor“, sagte er höflich und hielt dem Geistlichen auch noch die Ladentür auf. Lumpi schien das gar nicht zu passen. Die Hündin, die brav vor dem Laden auf ihr Herrchen gewartet hatte, ließ ein zorniges Knurren erklingen. Die war aber heute auch wirklich auf Krawall gebürstet, überlegte Martin und band die Hundeleine vom Fahrradständer los.
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