Teilnahme an Fortbildungsseminaren oder Kongressen zu Vortragenden, Zuhörerinnen und Zuhörern oder auch ausstellenden Verlagen zu knüpfen. Es war andererseits anerkennender Ausdruck für die Person, die diese Haltung bei vielfältigen Anlässen überzeugend vorlebte.
Mit dem Schwerpunkt Deutsch-Französische Verständigung bildeten die ersten konzentrischen Kreise das lokale Engagement für die Deutsch-Französische Gesellschaft-Kiel sowie für die Städtepartnerschaft Kiel-Brest. Es wurde erweitert durch den Kontakt zum Deutsch-Französischen Jugendwerk.
Die Arbeiten für den Deutschen Volkshochschulverband, die langjährige verantwortungsvolle Arbeit für die Gesellschaft für Angewandte Linguistik (GAL) sowie die intensive Mitwirkung an den Aktivitäten des Fachverbandes Moderne Fremdsprachen (FMF, später umbenannt in Gesamtverband Moderne Fremdsprachen GMF), waren den Schwerpunkten der Profilierung der Angewandten Linguistik sowie der Qualitätsverbesserung des fremdsprachlichen Lehrens und Lernens in unterschiedlichen institutionellen Kontexten gewidmet. Kontakte zu kulturellen Einrichtungen, zur Wirtschaft und zur Politik führten auf Initiative von Albert Raasch im Jahr 1991 zur beispielhaften Einrichtung des Sprachenrats Saar.1
Kontakte mit der Absicht einer Netzwerkbildung, das war die Idee von Professor Raasch. Und die freundliche Aufforderung an die Studierenden, sich dieses Prinzip zu eigen zu machen, war deshalb überzeugend, weil sie durch stete Rückmeldungen ihres Professors zu institutionellen Entwicklungen sowie in dem Aufzeigen von Prozessen und Entscheidungen auf dem Gebiet der Sprachlehr-/-lernforschung eingebunden waren.
5 Die Bedeutung fachdidaktischer Publikationen
Nicht nur in den von Albert Raasch geleiteten Arbeitsgruppen und in seinen Hochschulseminaren wurde man als Studierender mit den aktuellen Erkenntnissen im Bereich von Fachdidaktik und Angewandter Linguistik konfrontiert. Angesichts der Nichtexistenz des Internets kam den Fachzeitschriften und Kongresspublikationen eine große Bedeutung für das Verfolgen aktueller fachdidaktischer Diskussionsbeiträge und Forschungsbeiträge aus dem Bereich der Angewandten Linguistik zu.
Die Zeitschrift Französisch, später Zielsprache Französisch, die Albert Raasch als Schriftleiter verantwortete, bot interessierten Studierenden erste Möglichkeiten zur Veröffentlichung eigener Forschungsergebnisse. Als Redaktionsmitglied der Zeitschrift des FMF Neusprachliche Mitteilungen ermutigte Albert Raasch Studierende, sich mit einem Beitrag – sei es eine Buchrezension, sei es ein redaktioneller Beitrag – zu beteiligen und sich auf diese Weise in die fachdidaktische Diskussion einzubringen.
Und mancher Student von Albert Raasch, der sich auf einem der Kongresse der Gesellschaft für Angewandte Linguistik mit einem Referat beteiligt hatte, fand seinen Sektionsbeitrag gedruckt als erste Veröffentlichung in einem der Kongressbände, an deren Zusammenstellung Albert Raasch als federführendes Mitglied des Publikationsausschusses der Gesellschaft für Angewandte Linguistik beteiligt war.
SALUS, die Schriften zur Angewandten Linguistik und Sprachlehrforschung der Universität des Saarlandes führten diese in Kiel begründete Tradition universitärer Publikationen für eine interessierte Öffentlichkeit später im Saarland fort.
6 Abschließende Bemerkungen
Von der ersten Publikation der AALF-Kiel unter studentischer Beteiligung mit dem Titel Angewandte Linguistik-Französisch im Jahre 1970 bis zu den Beiträgen des im Jahr 1999 von Albert Raasch & Peter Bühler herausgegebenen Bandes in der SALUS-Reihe mit dem Titel Angewandte Linguistik und Sprachlehrforschung: entdecken, erfahren, erleben spannt sich ein weiter Bogen. Aber das Interessen- und Spannungsfeld, in dem sich Albert Raasch bewegte und von dem hier nur einzelne Facetten beleuchtet werden konnten, war und ist bis heute unverändert. Es ging und geht immer um die wissenschaftliche Profilierung einer Disziplin mit der Perspektive einer Qualitätsverbesserung von fremdsprachlichem Lehren und Lernen in unterschiedlichen institutionellen Kontexten.
Es war für Lehramtsstudierende eine Chance, nicht nur die Entwicklung der fachdidaktischen Positionierung zu Beginn der 1970er Jahre bewusst miterleben zu können, sondern auch die breite Diskussion um Veränderungen des Bildungswesens, wie sie z.B. durch die Veröffentlichung des vom Deutschen Bildungsrat erarbeiteten Strukturplans für das Bildungswesen (1970) ausgelöst wurde, zu verfolgen.
Die Diskussion zum Verhältnis von Fremdsprachendidaktik, Angewandter Linguistik und Sprachlehrforschung sowie zu Aufgaben und Inhalten einer Fremdsprachendidaktik ist auch heute rege und folglich noch nicht abgeschlossen, wie die folgenden Aussagen zeigen.
Nach Bausch, Melzer, Krumm, Krummhorn & Riemer (2016: 1) befasst sich „die Fremdsprachendidaktik schwerpunktmäßig mit dem schulischen Fremdsprachenlernen (…). Im Gegensatz dazu „fokussiert die Sprachlehrforschung dezidiert auch andere institutionelle Kontexte…“. Für Barbara Schmenk hingegen ist „die Aussage, dass FSD (Fremdsprachendidaktik, E.L.) zur Ausbildung von Lehrenden und zur Erforschung schulischen Fremdsprachenunterrichts diene, unzureichend. Sie tut mehr, ihr Gegenstandsbereich ist weiter gesteckt als die unmittelbare Anbindung an die Institution Schule erahnen läßt“. (Schmenk 2019: 17)
Albert Raasch ist es mit seinen Arbeiten, seinem Interesse und seiner Offenheit für das Lehren und Lernen von Fremdsprachen in ganz unterschiedlichen Kontexten immer gelungen, eine Personen und Positionen vermittelnde Haltung einzunehmen und anstelle einer Konfrontation zwischen Fremdsprachendidaktik und Sprachlehr- und -lernforschung zugunsten einer Verknüpfung der Disziplinen zu plädieren. Dies gelang ihm auch deshalb, weil er sich – und auch das erfuhr man als junger Student sehr schnell – als Fachdidaktiker und Sprachlehr-/-lernforscher einem interdisziplinären Ansatz verpflichtet fühlte, der in fine mit seinem zutiefst menschlichen Anliegen verbunden war, persönlich einen substantiellen Beitrag zur deutsch-französischen Verständigung zu leisten.
Literatur
AALF-Kiel (Hrsg.) (1970). Angewandte Linguistik – Französisch. Kiel.
Bausch, K.-R., E. Burwitz-Melzer, H. J. Krumm, G. Mehlhorn & C. Riemer (62016). Fremdsprachendidaktik und Sprachlehr-/-lernforschung. In: Burwitz-Melzer, E., G. Mehlhorn, C. Riemer, K.-R. Bausch & H. J. Krumm (Hrsg.). Handbuch Fremdsprachenunterricht. Tübingen: Francke, 1-7.
Cadéo, Alain (2015). Zoé. Paris : Mercure de France.
Deutscher Bildungsrat (Hrsg.) (1979). Empfehlungen der Bildungskommission. Strukturplan für das Deutsche Bildungswesen. Stuttgart: Klett.
Freudenstein, Reinhold (1969). Unterrichtsmittel Sprachlabor. Technik, Methodik, Didaktik. Bochum: F. Kamp.
Leupold, Eynar (1970). Interview mit Professor Martinet. In: AALF-Kiel (Hrsg.). Angewandte Linguistik – Französisch. Kiel, 103-113.
Pessoa, Fernando (1985). Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares. Zürich: Amman Verlag, 49.
Raasch, Albert (1981). Die Schlange und das Kaninchen. In: Kühlwein, W. & A. Raasch (Hrsg.). Sprache: Lehren – Lernen. Kongreßberichte der 11. Jahrestagung der Gesellschaft für Angewandte Linguistik GAL e.V. Darmstadt 1980. Band II. Tübingen: Narr.
Raasch, Albert & Peter Bühler (Hrsg.) (1999). Angewandte Linguistik und Sprachlehrforschung: entdecken, erfahren, erleben. 25 Jahre Angewandte Linguistik und Sprachlehrforschung Französisch an der Universität des Saarlandes. Saarbrücken: Romanistisches Institut.
Schmenk, Barbara (2019). Zum Spannungsfeld der Fremdsprachendidaktik und ihrer Bezugswissenschaften. In: Wilden, E. & H. Rossa (Hrsg.). Fremdsprachenforschung als interdisziplinäres Projekt. Tübingen: Lang, 15-34.
Albert Raasch und die Gründung der Gesellschaft für Angewandte Linguistik
Wolfgang Kühlwein
1 Albert Raasch: Initiator der GAL e.V.
1.1 Vorbemerkung und ein caveat zur frühen Quellenlage
Ein Zufall ist es nicht, wohl