Wintersemester
Irmela – ein Stern wird geboren
Vor dem Staatsexamen – Kurztrip nach Wien
Als Medizinalassistent – Chirurgische Abteilung
Als Medizinalassistent – Frauenklinik
Von eiskalten Flitterwochen – zum Medizinalassistenten der Inn. Abt.
In Göppingen zum Facharzt für Innere Medizin mit Teilradiologie
Reisen sind die Heimat des Zufalls
Von Göppingen nach Stuttgart – Tempel der Gastroenterologie
In der Krise: Aller Nächte Sehnsucht – von der Klinik zu eigener Praxis
Aalen-Wasseralfingen – Einstieg in die eigene Praxis
Die Pharmaindustrie – Fluch und Segen einer mächtigen Institution
In der Praxis – ein Kessel Buntes
Der Flüchtling von einst – auf dem Weg zum Flüchtling der Gegenwart
Auf den Planken der „Cap Anamur“ – Kambodscha im Blick
Die Helfer im Fadenkreuz nationaler Egoismen
Adieu „Cap Anamur“ – denkwürdiger Empfang im Hyatt Regency Singapur
Irmelas Rückblick auf Kambodscha
Zurück in Deutschland – Praxisalltag und Werbung für Neudeck
Aufbruch zu neuen Ufern – Ogadenflüchtlinge im Norden Somalias
Versuch spiritueller Nachbereitung – das „G“-Thema, eine „no go area“?
Öffentlichkeitsarbeit nach Somalia – Rendezvous mit DIE ZEIT
Wanderausstellung „Komitee Cap Anamur“
Unser Somaliaeinsatz und sein Ende
Lebenslauf von Wolfgang Seraphim
„Nicht was wir gelebt haben, ist das Leben, sondern das, was wir erinnern und wie wir es erinnern, um davon zu erzählen.“
Gabriel Garcia Márquez
1936
Des einen Tod – des anderen Leben
„Lasst vergehen, was vergeht! / Es vergeht, um wiederzukehren, / es altert, um sich zu verjüngen, / es trennt sich, um sich inniger zu vereinigen, / es stirbt, um lebendiger zu werden“
(Friedrich Hölderlin)
Auf dem Grab ein Marmorkreuz: Klaus Seraphim, 1931 – 1935. Die Zunge wandert unkontrolliert über die Oberlippe, während die Kindergießkanne letzte Tropfen über verwelktes Grün verblühter Schneeglöckchen verteilt. Überzeugt von der Wichtigkeit der soeben beendeten Arbeit atmet der kleine Junge tief durch, gewinnt wieder Aufmerksamkeit für sein Umfeld. „Wölfchen, nun komm endlich!“ In der Stimme der Mutter mischt sich aufsteigender Ärger mit Ungeduld. Der ungewohnte Ton lässt den dreijährigen Sohn aufhorchen. Mit kräftigem Ruck wendet er sich der Mutter zu. Die kleinen Beinchen wirbeln über den Friedhofsweg, kommen ins Stolpern. Im Fallen bohrt sich die Tülle der Gießkanne in die Stirn und ritzt ein kleines, spiegelverkehrtes L in seine Haut. Er rappelt sich auf, überwindet die letzten Meter und verbirgt den Kopf im Schoß der Mutter, die zutiefst erschrocken den Arm um ihn legt, als könne sie noch nachträglich Schutz gewähren. Nicht auszudenken, wenn die Spitze um wenige Zentimeter den Kopf in Richtung eines Auges getroffen hätte. Doch derlei Überlegungen berühren ihn nicht. Er fühlt die ganze Wärme der Mutterliebe, eingebettet in ein Urvertrauen, in dem er sich geborgen weiß. Er kennt dieses Gefühl seit jenem 10. September 1936, als ihn sein Vater, Landarzt in Schlesien, in der kleinen Kreisstadt Freystadt, nach von ihm selbst durchgeführter Hausentbindung, seiner Frau Lydia in die Arme legte.
Es