die nach einem der Alphabetbücher suchte, die du schreiben wolltest. Wie du sie anstiertest. Handgelenk durch das bunte Band ihres Sonnenschirmes. Sie wohnt in Leeson Park, in Kummer und Kleinigkeiten, eine dame de lettres. Erzähle das jemand anders, Stevie: eine Fose. Wette, sie trägt so gottverfluchte Korsettstrumpfbänder und gelbe Strümpfe, die mit klumpiger Wolle gestopft sind. Sprich über Apfelklösse, piuttosto. Wo hast du deinen Verstand?
Streichelt mich. Weiche Augen. Weiche weiche weiche Hand. Ich bin hier einsam. O, streichelt mich bald, jetzt. Wie heisst das Wort, das alle Menschen kennen? Ich bin hier ruhig allein. Und traurig. Streichelt, streichelt mich.
Er legte sich zurück, streckte sich aus auf den scharfen Felsen, stopfte die gekritzelten Worte und den Bleistift in eine Tasche, zog den Hut tief in die Augen. Die Bewegung machte auch Kevin Egan, wenn er einnickte, Sabbath-Schlaf. Et vidit Deus. Et erant valde bona. Halloh! Bonjour, willkommen wie die Blumen im Mai. Unter seiner Krempe beobachtete er durch pfauenhaftzwitschernde Wimpern die sich nach Süden bewegende Sonne. Ich bin gefangen in dieser brennenden Welt. Pans Stunde, der faunhafte Mittag. Unter gummischweren Schlingpflanzen, milchträufelnden Früchten, wo auf gelben Wassern das Weitblatt schläft. Schmerz ist fern.
Und wende dich nicht weiter ab und brüte.
Sein Blick brütete herab auf seine breitzehigen Schuhe, eines Bockes abgelegte Sachen nebeneinander. Er zählte die Falten im zerknitterten Leder, in dem eines andern Fuss warm genistet hatte. Der Fuss, der den Boden im Tripodium schlug, Fuss, den ich missliebe. Aber du freutest dich, als Esther Osvalts Schuh dir passte: lernte das Mädchen in Paris kennen. Tiens, quel petit pied! Treuer Freund, Bruderseele: Wildes Liebe, die nicht wagt, ihren Namen zu sagen. Jetzt will er mich verlassen. Und die Schuld? Wie ich bin. Wie ich bin. Ganz oder gar nicht.
In langen Streifen floss reichlich aus dem Cock-See das Wasser, grüngoldene Sandlagunen bedeckend, steigend, fliessend. Mein Eschenstock schwimmt gleich fort. Ich will warten. Nein, sie kommen, streifen im Weiterfliessen die niedrigen Felsen, wirbeln, fliessen vorbei. Wollen das sofort erledigen. Höre: vierwortige Wogensprache: siisoo, hrss, rsseeiss, ooos. Wilder Atem der Wasser inmitten von Seeschlangen, sich bäumenden Pferden, Felsen. Platscht in Felsbecken: platsch, plutsch, platsch: in Fässer gezwängt. Und vergossen, schweigt seine Sprache. Es fliesst rieselnd, fliesst weit, flutende Schaumlache, sich entfaltende Blume.
Unter der anschwellenden Flut sah er die sich windenden Kräuter sich schmachtend erheben und widerstrebende Arme schwingen; heben ihre Unterröcke, schwingen in wisperndem Wasser und drehen zarte, silberne Wedel. Tag für Tag: Nacht für Nacht: gehoben, überflutet und wieder unter Wasser. Herr, sie sind müde: und spricht man leise mit ihnen, seufzen sie. Sankt Ambrosius hörte das, Seufzer von Blättern und Wogen, die warteten, die Erfüllung ihrer Zeit erwarteten, diebus ac noctibus iniurias patiens ingemiscit. Zu keinem Zweck gesammelt: umsonst dann erlöst, weiter flutend, sich zurückwendend: Webstuhl des Mondes. Müde auch für der Liebenden Augen, lüsterne Menschen, ein nacktes Weib leuchtend in seinem Palast, zieht Wasserlaken.
Fünf Faden da draussen. Fünf Faden tief dein Vater liegt. Um eins, sagte er. Ertrunken aufgefunden. Hochwasser am Dublin Damm. Treibt vor sich her loses Geröll, Fächerschwärme von Fischen, alberne Muscheln. Eine Leiche erhebt sich salzweiss aus der Unterströmung, schiesst landwärts, ruckweise, schrittweise, ein dickes Meerschwein. Da ist er. Angle ihn schnell. Wenn er auch untersank in tiefes Wasser. Wir haben ihn. Langsam jetzt.
Sack mit Leichengas weicht in stinkender Lache. Bebende Elritzen, fett gefressen an schwammigem Leckerbissen, spritzen durch den Schlitz seiner zugeknöpften Hose. Gott wird Mensch wird Fisch wird Bernickelgans wird Federbettgebirge. Toten Atem atme ich lebend, trete toten Staub, verschlinge harnigen Abfall von allen Toten. Starr über das Dollbord gezogen, atmet er aufwärts den Gestank seines grünen Grabes, sein lepröses Nasenloch schnarcht der Sonne entgegen.
Meerwirkung dies, braune Augen salzblau. Seetod, mildester aller Tode, die der Mensch kennt. Alter Vater Ozean. Prix de Paris: man hüte sich vor Nachahmungen. Versuchen Sie es mal. Das war ein Spass.
Weiter. Mich dürstet. Bewölkt sich. Sind denn irgendwo schwarze Wolken? Gewitter. Saust blitzend hernieder, stolzer Blitz des Intellekts, Lucifer, dico, qui nescit occasum. Nein. Mein Muschelhut und Stab und seinemeine Sandalen. Wohin? In Abendländer. Abend wird sich finden.
Er fasste den Griff seines Eschenstockes, stiess leise mit ihm auf, schwatzte immer noch. Ja, Abend wird sich in mir finden, ohne mich. Alle Tage gehen zu Ende. Fällt mir gerade ein, wann ist doch der nächste. Dienstag ist der längste Tag. Des ganzen frohen neuen Jahres, Mutter, heissa juchhei, dideldum dei. Lawn Tennyson, der Gentlemandichter. Già. Für die alte Sau mit den gelben Zähnen. Und Monsieur Drumont, Gentlemanjournalist. Già. Meine Zähne sind sehr schlecht. Warum, frage ich mich? Fühle. Auch der ist schon wackelig. Muscheln. Ob ich mit dem Geld zum Zahnarzt gehe? Dieser. Zahnloser Kinch, der Übermensch. Warum das, frage ich, oder hat das vielleicht was zu bedeuten?
Mein Taschentuch. Er warf es. Ich erinnere mich. Hob ich es nicht auf?
Vergeblich suchte seine Hand in seinen Taschen.
Nein, hob es nicht auf. Lieber eins kaufen.
Er legte den trockenen Rotz, den er aus dem Nasenloch gebohrt hatte, auf vorstehenden Felsenrand, sorgfältig. Und jetzt, mag’s sehen wer will.
Hinter. Vielleicht ist dort jemand.
Er wandte sein Gesicht über eine Schulter, sah hinter sich. Durch die Luft bewegte sich hohes Takelwerk eines Dreimasters, seine Segel gegeit an den Kreuzhölzern, fuhr stromaufwärts, nach Hause, fuhr still, ein stilles Schiff.
Leopold Bloom ass sehr gerne die inneren Organe von Tieren und Geflügel. Er liebte dicke Gänsekleinsuppe, leckere Muskelmägen, farciertes, geröstetes Herz, mit Brotkrumen gebratene Leberschnitten, gebratene Dorscheier. Am liebsten aber ass er geröstete Hammelnieren, die seinen Gaumen schwachen Uringeschmack empfinden liessen.
Mit Nieren beschäftigte sich sein Geist, als er jetzt leise durch die Küche strich und für sie auf dem verbeulten Tablett das Frühstück zurecht machte. Laukalt waren Licht und Luft in der Küche, draussen aber war überall freundlicher Sommermorgen. Machte ihn ein wenig hungrig.
Die Kohlen glühten.
Noch eine Schnitte Brot und Butter: drei, vier: so ist’s gut. Sie hatte es nicht gerne, wenn der Teller voll war. Gut so. Er liess das Tablett stehen, hob den Kessel vom Kamineinsatz und stellte ihn seitwärts auf das Feuer. Mürrisch und dick stand er nun da, streckte die Tülle vor. Bald eine Tasse Tee. Gut. Mund trocken. Steifbeinig strich die Katze mit hochgehobenem Schwanz um ein Tischbein.
Mkgnao!
«Sieh da, da bist du ja», sagte Bloom und wandte sich ab vom Feuer.
Die Katze miaute und stakte wieder steif um ein Tischbein, miaute. Genau so stakt sie über meinen Schreibtisch. Prr. Kraul mir den Kopf. Prr.
Bloom beobachtete neugierig, freundlich die geschmeidige, schwarze Gestalt. Sieht niedlich aus: weiches, glänzendes Fell, weisser Fleck unter der Schwanzwurzel, grüne, blitzende Augen. Die Hände auf den Knien, beugte er sich zu ihr herab.
«Milch fürs Pussichen», sagte er.
Mrkgnao! schrie die Katze.
Sollen dumm sein. Was wir sagen, verstehen sie besser als wir sie verstehen. Sie versteht alles, was sie verstehen will. Auch rachsüchtig. Möchte doch wissen, wie ich ihr vorkomme. Turmhoch? Nein, sie kann ja an mir hochspringen.
«Vor Küken hat sie Angst», sagte er spottend. «Angst hat sie vor den Küküken. Ein so dummes Pussichen wie dies Pussichen hab ich noch nie gesehen.»
Grausam. Ihre Natur. Seltsam, Mäuse quieken nie. Mögen das scheinbar gerne.
Mrkgnao! sagte die Katze laut.
Sie blinzelte in die Höhe aus gierigen, schamhaft sich schliessenden Augen, miaute kläglich und lange und zeigte ihm ihre milchweissen Zähne. Er beobachtete die dunklen Augenschlitze, die sich gierig verengten, bis ihre