Patricia Vandenberg

Dr. Norden Extra Staffel 1 – Arztroman


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Elternhaus holen, falls sie noch vorhanden sind. Das muß ich ja einräumen, denn Kollberg hat ja wohl alles zu Geld gemacht, was Wert hatte.«

      »Oder in seinem Haus untergebracht. Es wird noch allerhand für uns zu tun geben, bis vollständige Inventur gemacht ist.«

      »Es kommt doch alles in die Konkursmasse, denke ich. Ich will mir jetzt gar nicht den Kopf darüber zerbrechen, ich bin schon soweit entfernt von der Vergangenheit.«

      Etwas Schöneres konnte sie ihm gar nicht sagen. War die Gegenwart jetzt schon so lebenswert, die Zukunft sollte noch schöner für sie werden.

      Alles machten sie gemeinsam, und auch Hanna freute sich, daß Julian sich endlich einmal Zeit für das Privatleben nahm.

      Sie fuhren nach München und besuchten die Nordens, und das war ein Fest für Laura, gleich mit fünf Kindern spielen zu können.

      Fee und Daniel freuten sich von Herzen, daß nun alles doch noch ein so gutes Ende für Jessica nehmen sollte, und einem Mann wie Julian konnte man ohne Vorbehalt vertrauen.

      »Das ist die ausgleichende Gerechtigkeit«, meinte Fee. »Etwas Besseres konnte Jessica gar nicht passieren, als diesen Mann zu finden.«

      »Ohne ihn wäre es auch nicht so gutgegangen«, sagte Daniel gedankenvoll. »Weißt du noch, wie sie uns von ihrem Traum erzählt hat? Da hat sie wohl selbst nicht daran gedacht, daß er in Erfüllung gehen würde.«

      »Du doch auch nicht«, meinte Fee neckend. »Du glaubst doch nicht an Träume.«

      »Das stimmt nicht. Ich habe gesagt, daß manche Träume Vorankündigungen eines Geschehens sein können.«

      »So hast du es nicht gesagt.«

      »Aber ich habe es so gemeint. Manchmal hat man einfach eine Vision.«

      »Ich habe die Vision, daß es bald eine Hochzeit geben wird und Laura noch einige Geschwister bekommt«, lachte Fee.

      Davon konnte Laura nicht genug reden. Es hatte sie kolossal beeindruckt, daß so viele Kinder in einer Familie waren.

      »Und sie sind alle so lieb«, meinte sie. »Einen großen Bruder hätte ich sehr gern, aber das geht wohl nicht.«

      »Wie wäre es mit einem kleinen Bruder?« fragte Julian.

      »Das wäre auch schön. Könntest du Mummy nicht heiraten?« flüsterte sie ihm ins Ohr. »Dann seid ihr auch richtige Eltern, wie Fee und Daniel. Sie gefallen mir gut, und eine Schwester wie Anneka würde mir auch gefallen. Meinst du, daß wir auch fünf Kinder haben können?«

      »Wir könnten ja damit anfangen, daß wir erst mal Hochzeit feiern«, erklärte er.

      »Bald?«

      »Du kannst ja mal mit Mummy sprechen. Frag sie doch, was sie denkt.«

      »Mummy wird vielleicht sagen, daß ich nicht so vorlaut sein soll. Sie denkt, daß du schon zuviel für uns tust.«

      »Ach was, mir wäre es recht, wenn wir bald heiraten würden. Ich brauche nicht zu überlegen.«

      »So lieb hast du uns«, sagte sie mit verklärtem Blick und drückte ihm einen Kuß auf die Hand. »Bist du dann mein Papi, wie Dr. Norden ein Papi ist? Papi gefällt mir besser als Dad, und Mami schreibt sich leichter als Mummy, hat Anneka gesagt.«

      Sie hatten sich anscheinend in der verhältnismäßig kurzen Zeit, über sehr viel unterhalten, aber Julian konnte das nur recht sein.

      »Ich finde es gut, wenn du Papi zu mir sagst, es gefällt mir auch«, sagte er.

      Sie umarmte ihn stürmisch und drückte ihm Bussis auf die Wangen. »Das muß ich gleich mal Mami sagen. Ist es dir recht?«

      »Du machst es schon recht«, sagte er zärtlich. »Du bist ein ganz lieber Schatz.«

      *

      Jessica war in der Küche bei Hanna. Sie wollte auch so gut kochen lernen wie die Ältere, und vor allem so köstliche Kuchen backen können.

      »Was macht ihr gerade?« begann Laura mit der ihr eigenen Diplomatie.

      »Wir bereiten das Abendessen vor«, erwiderte Hanna.

      »Ich möchte das auch mal so gut machen können«, sagte Jessica.

      »Sieht wirklich lecker aus«, stellte Laura fest, »aber Hanna bleibt doch bei uns.«

      »Sie könnte sich aber mal ausruhen, wenn ich ihr Arbeit abnehme.«

      »Kann ich auch was tun?« fragte Laura.

      »Du kannst doch Julian Gesellschaft leisten«, meinte Jessica.

      »Wir haben gerade geredet. Es war wichtig. Es würde ihm sehr gut gefallen, wenn ich Papi zu ihm sage. Zu Dr. Norden sagen seine Kinder auch Papi. Und wenn ihr heiratet…« Sie geriet ins Stocken, weil es wohl doch ein bißchen zu schnell über ihre Lippen sprudelte. »Ich meine, wir haben auch darüber geredet, daß wir Hochzeit feiern können, weil ich noch Geschwister haben möchte. Hättest du was dagegen, Hanna?«

      »Was sollte ich dagegen haben? Es würde mich freuen.«

      »Siehst du, Mami, niemand hat was dagegen. Und Papi wäre es nur recht, wenn wir bald heiraten.«

      »Sei nicht so vorlaut, Laura«, sagte Jessica mahnend.

      »Genau das habe ich Papi gesagt, daß du sagst, ich bin vorlaut. Aber er findet es nicht. Er meint, daß ich es recht mache«, erklärte sie mit unverhohlenem Triumph.

      »Was sagt man dazu?« seufzte Jessica.

      »Daß Julian recht hat und Laura auch«, meinte Hanna schmunzelnd.

      *

      Es gab keine langen Diskussionen mehr. Die Hochzeit sollte im Oktober stattfinden. Vorher wollte Julian noch mit Jessica und Laura zu seinen Eltern fahren. Davor hatte Jessica aber doch Herzflattern, wenn Julian auch sagte, daß dies völlig überflüssig sei.

      Allerdings hatten seine Eltern insgeheim auch Bedenken, denn sie trauten ihrem Sohn eigentlich nicht zu, Vater zu sein.

      Sie hätten es lieber gesehen, wenn er eine Frau gewählt hätte, die nicht schon mal verheiratet gewesen war. Aber als sie Jessica kennenlernten, waren alle Be­denken im Handumdrehen geschwunden, und Laura gewann ihre Herzen genauso schnell, wie sie Julians Herz gewonnen hatte. Sie wollten sie gar nicht mehr weglassen, aber um nichts in der Welt wollte sich Laura von ihrem Papi trennen.

      »Ich könnte eifersüchtig werden, aber ich bin es nicht«, sagte Jessica. »Es ist wundervoll, daß du diese Vorzugsstellung einnimmst, die jede Erinnerung an Victor verdrängt. Es stimmt mich so dankbar, Julian.«

      »Aber du wirst mich doch hoffentlich nicht nur deswegen heiraten?« scherzte er.

      »Nein, natürlich heirate ich dich auch, weil Laura noch Geschwister haben will«, gab sie mit einem bezaubernden Lächeln zurück.

      Und ganz besonders deshalb, weil du der liebenswerteste, großartigste Mann bist, den der Himmel mir schenken konnte.«

      »Liebenswert lasse ich mir gefallen, großartig bin ich nicht, aber ich bin auch überzeugt, daß uns ein besonders gütiges Geschick zusammenführte. Übrigens wußte ich schon an jenem Abend im Hotel, als ich noch gar nicht deinen Namen kannte, daß du die Frau bist, die ich haben wollte.«

      »Und ich hatte in der Nacht zuvor von dir geträumt. Ganz deutlich sah ich dich, und du brachtest mir Laura. Du kannst die Nordens fragen. Ich habe ihnen von diesem Traum erzählt.«

      Damals war es nur ein Traum, jetzt war es wundervolle Wirklichkeit, aber jedesmal, wenn sie Julian mit Laura an der Hand kommen sah, mußte sie an diesen Traum denken.

      *

      Die Hochzeit sollte für Laura zu einem unvergeßlichen Erlebnis werden, denn welches Kind konnte schon an der Hochzeit seiner Eltern teilnehmen, zu der es selbst soviel beigetragen hatte.

      Julians Eltern