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Parkinson


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des Überlebens und der funktionellen Einschränkungen bei einer PSP deutlich schlechter ist als bei einem IPS. Zu bedenken ist, dass die Diagnose aufgrund der schlechteren Prognose bei dem Patienten zur Entwicklung einer negativen Zukunftssicht und einer depressiven Symptomatik führen kann.

      Was haben die Autoren aus diesem Fall gelernt?

      Aus dem vorgestellten Fall haben wir gelernt, dass auch bei Patienten, bei denen initial kein Zweifel an der Diagnose eines IPS besteht, im weiteren Verlauf eine Revision der Diagnose notwendig sein kann. Eine aufmerksame Verlaufsbeobachtung mit sorgfältiger Anamnese und detaillierter neurologischer Untersuchung sollte daher auch bei Patienten mit vermeintlich typischer IPS-Symptomatik erfolgen.

      Highlights

      • Eine relevante Differenzialdiagnose des idiopathsichen Parkinson-Syndroms (IPS) ist die Progressive Supranukleäre Paralyse (PSP);

      • Für die Differenzialdiagnose der PSP und des IPS ist eine detaillierte klinisch-neurologische Untersuchung und die Einschätzung eines bei Bewegungsstörungen erfahrenen Neurologen besonders wichtig;

      • Die Kenntnis der klinischen Diagnosekriterien ist Voraussetzung für eine fundierte diagnostische Einschätzung;

      • Die einfache Untersuchung der Okulomotorik inklusive der Sakkadengeschwindigkeit sollte bei Patienten mit einem Parkinson-Syndrom obligat erfolgen, um eine PSP nicht zu übersehen.

      • Die frühzeitige klinische Unterscheidung zwischen einem IPS und einer PSP wird insbesondere dann essenziell, wenn krankheitsmodulierende Therapeutika zur Verfügung stehen.

      Literatur

      Gibb WR, Lees AJ (1988) The relevance of the Lewy body to the pathogenesis of idiopathic Parkinson’s disease. J Neurol Neurosurg Psychiatry 51: 745–752.

      Höglinger GU, Respondek G, Stamelou M et al. (2017) Clinical diagnosis of progressive supranuclear palsy: The movement disorder society criteria. Mov Disord. 32: 853–864.

      Oertel WH et al. (2012) Parkinson-Syndrome und andere Bewegungsstörungen. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG.

      Postuma RB, Berg D, Stern M et al. (2015) MDS clinical diagnostic criteria for Parkinson´s disease. Mov Disord 30: 1591–601.

      Postuma RB, Poewe W, Litvan I et al. (2018) Validation of the MDS clinical diagnostic criteria for Parkinson´s disease. Mov Disord. 33: 1601–1608.

      Respondek G, Stamelou M, Kurz C et al. (2014) The phenotypic spectrum of progressive supranuclear palsy: A retrospective multicenter study of 100 definite cases. Mov Disord 29: 1758–1766.

      Respondek G, Kurz C, Arzberger T et al. (2017) Which ante mortem clinical features predict progressive supranuclear palsy pathology? Mov Disord 32: 995–1005.

      Whitwell JL, Höglinger GU, Antonini A et al. (2017) Radiological biomarkers for diagnosis in PSP: Where are we and where do we need to be? Mov Disord 32: 955–971.

      5 PD Dr. Gesine Respondek, Oberärztin, Klinik für Neurologie, Medizinische Hochschule Hannover & Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V., Standort München.

      Prof. Dr. Günter Höglinger, Direktor, Klinik für Neurologie, Medizinische Hochschule Hannover & Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V., Standort München.

      5 Wenn Parkinson junge berufstätige Patienten (be)trifft – psychosoziale und sozialmedizinische Herausforderungen

      Michael Lorrain6

      Zusammenfassung

      image Häufige Aspekte und Probleme bei in jungen Jahren erkrankten Patienten image

      Beschrieben wird der Fall einer jungen, berufstätigen Frau, die »mitten im Leben« an Parkinson erkrankt. Dargestellt werden in der Praxis häufige Aspekte und Probleme bei in jungen Jahren erkrankten Patienten. Zum einen kommt es zu einer verzögerten Diagnosestellung aufgrund vermeintlich isolierter orthopädischer Probleme, mit negativen Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patientin. Zum anderen wird zusätzlich nach neurologischer Diagnosestellung eine Therapieeinleitung verzögert. Der Fall offenbart exemplarisch Gesundheitssystem-immanente strukturelle Versorgungsdefizite. Ferner zeigt er, wie sich die Arzt-Patientenbeziehung durch insbesondere Internet-basierte Information der Patienten über ihre Erkrankung geändert hat. Eigenverantwortlich denkende und handelnde Patienten, die ein kooperatives Verhältnis zum behandelnden Neurologen erwarten, verändern auch die traditionelle Rolle des Arztes nicht selten hin zum »Wissensmoderator«. Der Fall zeigt, wie trotz multipler Belastungen im partnerschaftlichen Umfeld und hohen Leistungsanforderungen im Beruf mithilfe von belastungsfähigen Copingstrategien und durch gezielte symptomatische Therapie im Rahmen eines kooperativen Arzt-Patienten-Verhältnis Lebensqualität und Erwerbsfähigkeit trotz Parkinson in befriedigender Weise erhalten werden können.

      Einleitung

      image Besondere Schwierigkeiten und Herausforderungen image

      image Verzögerte Diagnosestellung Therapieeinleitung image

      Patienten, die in jungen Jahren an Parkinson erkranken, haben aufgrund medizinischer und soziologischer Faktoren im Vergleich zu älteren Patienten besondere Schwierigkeiten zu meistern. Aber auch für die Behandler ergeben sich besondere Herausforderungen. Unspezifische, aber doch retrospektiv-typische Parkinson Frühzeichen werden gerade bei jungen Patienten vom Patienten selbst, aber auch von Ärzten zunächst nicht mit der Erkrankung Parkinson in Zusammenhang gebracht. Dadurch kommt es oft zu Fehldiagnosen, Fehlbehandlungen und zu einer verzögerten Diagnosestellung und Therapieeinleitung. Dies ist besonders fatal für diese Patienten, die in einer »vulnerablen« Lebensphase beruflich, privat, familiär und finanziell in der Regel stark gefordert und belastet sind. In der therapeutischen Begleitung verändert sich die Arzt-Patienten Beziehung zunehmend durch mit- und selbstbestimmende Patienten, die nicht zuletzt durch das Internet anders und oft auch besser informiert sind als früher. Dies ist eine Herausforderung für alle Beteiligten. Einerseits kann es zu nicht-zielführenden Interaktionen kommen, andererseits ermöglicht es den Patienten häufig auch einen besseren informierten, selbstbestimmenden Umgang mit der Erkrankung und kann zu verbesserten Coping-Strategien führen.

      Ein weiterer Aspekt ist, dass Patienten, die früh erkranken und dadurch bedingt langjährig behandelt und versorgt werden müssen, häufig mehr oder andere Gesundheitssystem-immante Versorgungsprobleme haben.

      Dieser Fall illustriert einen »typischen« labyrinthartigen Weg zur Diagnose Parkinson bei einer jungen Patienten, beschreibt einen aktiven, informierten, selbstbestimmenden Typus Patient, den wir in der Praxis immer häufiger sehen und demonstriert, wie in einer eher partnerschaftlichen Arzt-Patientenbeziehung durch Alters- und Krankheitsstadium adaptierte Therapie in Verbindung mit Copingstrategien durch die Patienten eine suffiziente anhaltende neurologische Behandlung erfolgen kann.

      Falldarstellung

      Anamnese

      Bei der zu jenem Zeitpunkt 49-jährigen Frau wurde im August 2012 wegen starker lumbaler Schmerzen eine perkutane Thermomodulation L4/5 und eine Facettenkoagulation L3 bis S1 durchgeführt. Bei der Nachuntersuchung im Oktober 2012 war die LWS-Beweglichkeit mit ausgeprägtem paravertebralen Hartspann noch deutlich eingeschränkt, die lumbalen Schmerzen jedoch gebessert. Im Laufe