nach einer cervikalen MRT-Untersuchung degenerative HWS-Veränderungen mit Recessusstenosen HWK 5/6 und HWK 6/7 vermutet. Nichtsteroidale Antiphlogistika, Physiotherapie, Fango und Massage brachten nicht den gewünschten Effekt. Es erfolgte eine 2-malige periradikuläre Therapie (PRT), ebenfalls ohne relevanten Effekt auf die Schmerzen, sodass die Beschwerden im weiteren Verlauf unbefriedigend therapiert blieben.
Im weiteren Verlauf bemerkte die Patientin dann eine zunehmende Steifigkeit der linken Körperseite. Das linke Bein sei »am Boden klebend« wahrgenommen worden. Auch trat nun häufiger kurzzeitig ein Tremor der linken Hand auf. Diesen hatte sie bereits erstmalig 2012 im Rahmen der starken Lumbalgien bemerkt, aber als Stressreaktion auf die Rückenschmerzen interpretiert.
Aufgrund der zunehmenden Symptomatik und Beeinträchtigung begann die Patientin mit Eigenrecherche im Internet. Dabei wurde ihr bewusst, dass die Symptome möglicherweise auf eine Parkinson-Erkrankung hindeuten. Auf Eigeninitiative bemühte sie sich um einen Termin in einer Ambulanz für Bewegungsstörungen im Krankenhaus und wurde dort nach 10-monatiger Wartezeit im Dezember 2014 untersucht. Die Diagnose Parkinson wurde klinisch bestätigt und eine kranielle MRT Untersuchung sowie ein FP-CIT SPECT (DaTCAN™) angeraten. Es wurde ein Therapiebeginn mit Rasagilin 1 mg/die und Rotigotin in aufsteigender Dosierung empfohlen.
Im Januar 2015 wurden dann von einem niedergelassenen Neurologen die Durchführung von kraniellem MRT und DAT-Scan veranlasst. Die Ergebnisse bestätigten die Diagnose eines neurodegenerativen Parkinson-Syndroms. Die zuvor empfohlene Behandlung wurde jedoch vom Neurologen laut Patientin aufgrund fehlender schwerwiegender Symptome nicht eingeleitet.
Im März 2015, mittlerweile in retrospektiver Betrachtung drei Jahre nach Auftreten erster motorischer Bewegungsstörungen, erfolgte die Erstuntersuchung in unserer Praxis.
Die Patientin berichtete auf Nachfrage über eine schon lange bestehende Hyposmie. Es bestehe ein vermehrter Harndrang, ein erschwertes Umdrehen im Bett sowie eine deutliche Morgensteifigkeit und Schulterschmerzen links. Sie müsse viel grübeln, der Antrieb sei dadurch reduziert. Auch habe sie Angst, im beruflichen Umfeld auf das Zittern der Hand und die Steifigkeit angesprochen zu werden. Der begleitende Ehemann beschrieb gelegentliches Schreien und Rufen in der Nacht sowie Um-sich-Schlagen im Schlaf bei der Patientin.
Relevante Vorerkrankungen: Es bestehe ein Hypertonus, der medikamentös gut eingestellt sei. Mit 36 Jahren seien Eierstöcke und Uterus operiert worden. Seitdem leide sie aufgrund von Senkungsbeschwerden unter verstärktem Harndrang, jedoch ohne Inkontinenz. Vor vielen Jahren habe sie eine tiefe Beinvenenthrombose gehabt.
Familienanamnese: Allergien und Wirbelsäulenproblem. Der Großvater mütterlicherseits habe Parkinson gehabt. Eine der beiden jüngeren Schwestern leide an Mamma-Ca.
Risikoanamnese: Selten Alkohol, kein Nikotin. Früher über 15 Jahre 10 Zigaretten/Tag. Mindestens 4 Tassen Kaffee/Tag. Keine Allergien, Unverträglichkeit von Nüssen.
Vegetative Anamnese: Keine Obstipation. Urgesymptomatik der Blase bei Zustand nach Hysterektomie.
Soziale Anamnese: verheiratet, keine Kinder, sie sei Führungskraft und Mitglied der Geschäftsleitung in einem internationalen Unternehmen, kaufmännische Leiterin in Vollzeit.
Neurologischer Befund
Hyposmie, keine Blickparese, leichte linksbetonte Hypomimie. Hirnnervenstatus regelrecht. Leichter Rigor im linken Arm. Deutliche Bradykinese und mäßige Hypokinese der linken Körperseite. Amplitudenreduktion im Finger-Tapping links. Mäßige Bradydiadochokinese der linken Hand. Im Vorhalteversuch leichter, aber deutlich erkennbarer Haltetremor der Finger links mit zunehmender Intensität. Keine Paresen. Keine Pyramidenbahnzeichen. Muskeleigenreflexe seitengleich. Aufstehen flüssig. Dezent gebundene Körperhaltung. Beim Gehen wird das linke Bein nachgezogen. Fehlendes Mitschwingen des linken Armes. Ein Wendeschritt. Verminderung des Vibrationsempfindens bimalleolär auf 6/8. Ansonsten keine sensiblen Ausfälle. Retropulsions-Test negativ.
Psychischer Befund
Wach, allseits orientiert. Keine Störung der Mnestik. Kognitiv nicht eingeschränkt. Formales Denken geordnet und flüssig. Inhaltlich keine Halluzinationen, kein Wahn. Affektiv etwas niedergestimmt, jedoch im Kontakt adäquat anregbar und ausreichend schwingungsfähig. Keine Selbstgefährdung.
Diagnose
Idiopathisches Parkinson-Syndrom vom Äquivalenztyp, Stadium I nach Hoehn und Yahr.
Verlauf und Therapie
Die Patientin definierte die für sie wichtigen Zielparameter der Therapie: Tremorunterdrückung und Erhalt einer möglichst flüssigen konstanten Beweglichkeit im beruflichen Alltag. Sie entschied sich, ihre Erkrankung im beruflichen Umfeld nicht öffentlich zu machen. Während des Gespräches wurde deutlich, dass der Partner offensichtlich Schwierigkeiten hatte, die Diagnose der Ehefrau zu verarbeiten. Die Patientin war inzwischen sehr gut über medikamentöse sowie nichtmedikamentöse Therapiemöglichkeiten informiert. Sie äußerte den Wunsch, auch in Zukunft im Rahmen von Praxisbesuchen ihre eigenen Recherchen zum Thema Therapie offen diskutieren zu wollen. Sie wolle sich trotz Krankheit und zu erwartender Einschränkung der Beweglichkeit so gut wie möglich »normal« in ihrem Leben bewegen und arbeiten können.
Bei der Erstvorstellung hier im März 2015 wurde DGN-Leitlinenkonform die Therapie mit 1 mg Rasagilin begonnen und bei nach sechs Wochen unzureichendem Effekt auf die Symptomatik Rotigotin in aufsteigender Dosierung bis 6 mg/Tag hinzugenommen. Es erfolgte die ausführliche Aufklärung über die Nebenwirkungen von Dopaminagonisten einschließlich des Hinweises auf eine mögliche Einschränkung der Reaktionsfähigkeit. Zusätzlich wurden Physiotherapie und Ergotherapie zur Verbesserung der Motorik und Koordination verordnet. Die Patientin betätigte sich bei Erstvorstellung hier bereits sportlich. Der Vorschlag zur Kontaktaufnahme zu einer Patientengruppe berufstätiger Parkinsonpatienten wurde von der Patientin ambivalent aufgenommen.
Es wurden Kontrolltermine in zunächst 6–8-wöchigen Intervallen vereinbart.
Bei der Kontrolluntersuchung im Juli 2015 war die motorische Symptomatik deutlich gebessert. Nebenwirkungen der Therapie waren nicht aufgetreten. Sie fühlte sich subjektiv gut beweglich, lediglich der Tremor störte sie im Alltag etwas. Der Ehemann hatte sie nach Bestätigung der Diagnose verlassen. Dies hatte die Symptomatik zwischenzeitlich etwas verstärkt. Sie habe dann aber für sich eine individuelle Copingstrategie entwickelt, die ihr zunehmend helfe: Der Krankheit hatte sie den Namen »Olaf« gegeben nach einer Zeichentrickfigur eines Comic-Filmes, die Bezeichnung »Parkinson« vermied sie. Des Weiteren hatte sie einen Personal Trainer für ein individuelles Kraft- und Koordinationstraining engagiert, einen Tanzkurs belegt und eine kognitive Verhaltenstherapie begonnen. Psychisch sei sie nach eigener Aussage jetzt, da sie sich aktiv betätige und um die Verarbeitung der Diagnose kümmerte, ausgeglichener. Sie wünschte die Frequenz der Praxisbesuche auf 2–3-mal pro Jahr zu begrenzen.
Beim nächsten Besuch Anfang 2016 äußerte sie den Wunsch, aus praktischen und kosmetischen Gründen von dem transdermalen Agonisten zu einer oralen