Perry Rhodan

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)


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wir uns nicht als Feinde gegenübertreten. Wir achten eure territorialen Ansprüche und bitten erneut darum, eine Liste sämtlicher Welten zu erhalten, die dem Sternengelege angehören. In Sachen des Beteigeuzesystems hat uns allerdings das Volk der Yura um Hilfe gebeten. Das können wir nicht ignorieren.«

      »Ich werde Rücksprache halten«, sagte Peran-Gord. »Ich kehre in einem Monat zurück. Haltet euch aus dem System fern.«

      »Das sichern wir für die Dauer bis zu eurer Rückkehr zu«, sagte Coen.

      »Und liefert mir sämtliche Yura aus.«

      »Das ist nicht möglich.«

      Die Topsiderin schwieg. »Wir sind bereit, sie euch vorübergehend zu lassen, aber nur, wenn wir einen Stellvertreter erhalten.«

      »Wie meinst du das?«, fragte der Advisor.

      »Ihr behaltet die Yura, aber liefert uns an ihrer Stelle jemanden bis zu unserer Rückkehr aus. Ein einfacher Tausch. Ich versichere, dass derjenige keinen Schaden erleiden wird. Er wird mich nach Topsid begleiten.«

      »Ich gehe mit«, sagte Adams.

      »Inakzeptabel.« Peran-Gord deutete auf Tomasso Coen. »Du. Die Reise beginnt in einer Stunde.«

      »Er ist der Resident und damit der wichtigste Entscheidungsträger unseres Volkes«, warf der Advisor ein. »Er kann nicht ...«

      »Richtig«, unterbrach Coen. »Ich treffe Entscheidungen, und diese lautet: Ich stimme zu.«

      Peran-Gord drehte sich um. »Wir sehen uns wieder. Dir bleibt eine Stunde, Resident.«

      Sie verließ den Raum, und ihre acht Begleiterinnen folgten ihr.

      *

      Für die Dauer einer befristeten Abwesenheit des Residenten sah die Verfassung der Liga vor, dass der Advisor die Amtsgeschäfte als Stellvertreter übernahm.

      Homer G. Adams strebte diese Position weder an, noch war sie ihm angenehm. Im Gegenteil. Aber er kannte seine Pflichten. Er versuchte, so wenig wie möglich in den lästigen Verwaltungspflichten zu versinken – noch mehr Bürokratie, als er ohnehin bewältigen musste.

      Peran-Gord hatte vor dem Abflug die Rückkehr in exakt 26 Terra-Tagen angekündigt. Ob sie diese Zeitspanne tatsächlich benötigte, um zu ihrer Heimat nach Orion Delta und zurück zu reisen, blieb unklar.

      Das System lag 815 Lichtjahre entfernt – terranische Schiffe hatten eine solche Distanz seit der Versetzung nie bewältigt.

      Theoretisch kostete es mit der derzeitigen Technologie etwa vierzig Linearetappen und damit zehn Tage, sofern man vier Etappen pro Tag zugrunde legte. Allerdings würde eine solche Taktung entsprechend viele umfassende Reparatur- und Aufladezeiten erfordern. Und diese Reparaturen waren dort draußen im Nichts jenseits aller Werfe und Raumstationen vielleicht unmöglich.

      Noch einmal zweihundert Lichtjahre weiter als die ehrgeizige Reise zum Beteigeuzesystem ... die letztendlich nur Probleme eingebracht hatte.

      Adams korrigierte diese Einschätzung sofort – sie hatten die Yura kennengelernt, neben den Topsidern das erste in diesem Universum einheimische Volk, für das es zudem keine Entsprechung im Heimatuniversum gab.

      Er war optimistisch, dass es in einigen Jahrzehnten oder Jahrhunderten bessere Möglichkeiten für eine solche Fernreise gab ... aber das nützte in der aktuellen Situation nichts.

      Es galt, auf Peran-Gords Rückkehr zu warten und zu hoffen, dass sie ihr Versprechen hielt und Tomasso Coen unversehrt zurückbrachte.

      26 Tage.

      In dieser Zeit blieb es auf Terra nicht ruhig. Die Reise des Residenten – so lautete der offizielle Ausdruck, den Adams aus dem Solaren Haus bekannt gegeben hatte – rief die unterschiedlichsten Reaktionen hervor.

      Manche nannten es eine Auslieferung, wenn sie nicht gar von Entführung sprachen.

      Andere verkündeten lautstark, dass Tomasso Coen Terra verlassen habe und übergelaufen oder desertiert sei.

      Dritte glaubten an eine Verschwörung und verbreiteten, dass es eine Regierungslüge wäre.

      Handelte es sich bei einigen Ansichten um eindeutige Spinnerei, ließen sich andere nicht einfach vom Tisch wischen. Für Adams zählte allerdings der Blick in die Zukunft – und sehr vieles musste sich daran entscheiden, ob der Resident zurückkehrte. Und ob er wie versprochen unversehrt geblieben war.

      Ganz zu schweigen davon, wie die Stellungnahme der Gelegemutter ausfiel.

      Stand der Liga ein Krieg mit den Topsidern bevor? Trotz des selbstsicheren Auftretens während des kurzen Treffens gab sich der Advisor keinen Illusionen hin – die Terraner wären den Topsidern derzeit hoffnungslos unterlegen. Das Sternengelege konnte blutig ins Solsystem einziehen, und bald würde auch auf der Erde eine dieser Patronatssonden stehen ...

      Fragte sich nur, warum sie damit überhaupt zögerten.

      Weil Terra zu fern lag, jenseits der eigentlichen Grenzen des Sternengeleges? Eine dauerhafte Kolonie so weit abseits erforderte große Mittel und Anstrengungen. Und die bisherigen Erfahrungen zeigten deutlich, dass die Terraner ein extrem widerspenstiges Volk sein konnten.

      Die Zeit verging in mancherlei Hinsicht quälend langsam, während andererseits die Heimatflotte fluchte, dass sie weitere Wochen benötigten, um das Solsystem wenigstens ansatzweise auf einen Angriff vorzubereiten. Die Werften arbeiteten auf Hochtouren, auch die lunare Werft unter NATHAN produzierte unablässig die Dominoraumer des Ylatoriums.

      NATHAN meldete sich mit der Nachricht, dass er im Kriegsfall eine Tausendschaft seiner Ylanten als Soldaten zur Verfügung stellen würde, die als Fünfte Kolonne den Weg nach Orion Delta antreten könnten. Die Dominoraumer waren langsam, aber robust, versicherte das Mondgehirn.

      Davon hörte Adams zum ersten Mal und fragte sich, über welche Möglichkeiten NATHAN im Ylatorium wohl verfügte.

      Am Tag elf kam es zu Kämpfen zwischen den Vanothen und einer neu gegründeten Gruppe, die sich schlicht als Antivanothen bezeichnete. Diese gingen davon aus, dass eine friedliche Existenz in diesem fremden Universum nicht möglich war und man alle Kraft in den Versuch legen sollte, in die Heimat zurückzukehren.

      Dass eine solche Vereinigung entstand, wunderte Adams nicht – wohl aber die Heftigkeit und Radikalität, mit der diese Leute gegen die Vanothen vorgingen. Bei einer Demonstration begnügten sie sich nicht mit einer Gegendemonstration, sondern lieferten sich eine Straßenschlacht, bei der mehr als 400 Roboter und menschliche Sicherheitskräfte für Ordnung sorgen mussten. In der Tassar-Road eskalierte die Situation, als ein Topsider auftauchte und von der Menge zu Tode getrampelt wurde.

      Später stellte sich heraus, dass es sich gar nicht um einen Topsider gehandelt hatte – diese hatten sich vollständig in ihre Siedlung in Neu-Atlantis zurückgezogen –, sondern um einen Arkoniden in einem stümperhaften Kostüm. Wenn auch nicht stümperhaft genug, um ihm das Leben zu retten.

      Diesmal kehrte Peran-Gord pünktlich wie angekündigt zurück. Das Treffen mit ihr fand erneut in dem Flachbau in Skiaparelli statt.

      *

      Tomasso Coen sah erschöpft aus, aber unversehrt, und schon in der ersten Minute, nachdem er das Topsiderschiff verlassen hatte, berührte er kurz mit der linken Hand sein Kinn.

      Diese Geste hatte die TLD-Direktorin Julia Togora mit ihm verabredet – er signalisierte damit, dass er über seinen freien Willen verfügte und im Kommenden wahrheitsgemäß berichten würde.

      Natürlich gab die Erfüllung dieser Absprache nur einen Hinweis und war kein definitiver Beweis, dass der Resident tatsächlich unbeeinflusst war. Es konnte sein, dass die Topsider die Absprache kannten und ihn zu der Geste zwangen. Trotzdem beruhigte es Adams, und im folgenden Gespräch gewann er den Eindruck, dass Coen aus freien Stücken handelte und redete. Er kannte ihn aus jahrelanger enger Zusammenarbeit.

      Mit ihm gemeinsam verließen Peran-Gord und eine bislang unbekannte