Perry Rhodan

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)


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ich gerne deine Einschätzung hören würde. Ich bin Geologe und befasse mich mit den tieferen Erdschichten. Genauer gesagt, mit dem Rumoren. Es ist erst seit wenigen Jahrzehnten bekannt – mein Doktorvater hat es entdeckt.«

      »Das Rumoren?«, hakte Tergén nach.

      »Ein Schwingungsmuster im Unteren Mantel des Erdinneren. Man vermutet die Quelle in zweieinhalbtausend Kilometern Tiefe, zwischen Erdkruste und Erdkern.«

      »Was bewirkt diese Schwingungen?«

      »Wir wissen es nicht«, gab Derowia unumwunden zu. »Macht man die Schwingungen hörbar, erklingt ein Brummton – nicht unangenehm, fast meditativ. Wir können nicht beantworten, ob es schon immer da gewesen ist, seit der Versetzung durch die Zerozone oder erst später entstanden ist.«

      »Davon habe ich nie gehört«, sagte Sichu, offenbar ohne nachdenken zu müssen.

      »Gibt es ein Zentrum des Rumorens?«, fragte Tergén.

      »Wir vermuten es. Nichts und niemand ist jemals so tief in die Erde vorgedrungen – nicht dass wir es wüssten, jedenfalls. 2500 Kilometer – dort herrscht ein unvorstellbarer Druck. Aber ein Vorstoß steht dicht bevor. Die neu-atlantische Technikschmiede erarbeitet ein Fahrzeug, dem es möglich ist. Es ist fast einsatzbereit. Wir nennen es Gäonautikum.«

      »Ihr wollt tatsächlich ...«

      »Wir müssen es!«

      »Was nicht alle so sehen«, widersprach Farr.

      »Ich halte es für wichtig, diesem Phänomen auf den Grund zu gehen«, sagte Sichu. »Wenn ein ... Schaden in Terra selbst existiert, durch die Versetzung, die extrem erhöhte Hyperimpedanz oder eine andere kosmische Konstante in diesem Universum, müssen wir mehr darüber erfahren. Ohne Wissen und Erkenntnis gibt es keine Möglichkeit, etwas Sinnvolles zu unternehmen.«

      »Ich sage, das Gäonautikum ist fast einsatzbereit«, wiederholte Derowia. »Es besteht ein Problem, das sich bislang nicht lösen lässt. Das ist der eigentliche Grund, warum ich dich sprechen wollte. Wärst du bereit ...«

      »Ich sehe es mir an«, sagte Sichu.

      »Ich kann dir in meinem Büro die Pläne zeigen.«

      »Vertagen wir unser Treffen«, schlug Farr vor. »Wir sehen uns morgen.«

      Sichu folgte Marek Derowia, und Tergén ging zurück in seinen Raum, setzte sich an den Tisch und las die letzten Zeilen des aktuellen Briefes an seinen Bruder.

      Es war gut, ihm zu schreiben, auch wenn Mésren es natürlich nie lesen würde. Es half ihm, seine Gedanken zu ordnen. Sein Leben zu sortieren und besser zu verstehen.

      Er zog einen Strich unter die letzte Zeile, quer über die gesamte Folie.

      Sichu hat etwas zu mir gesagt, schrieb er. Ich muss darüber nachdenken. Vielleicht lange Zeit.

      Tergén zögerte, dann notierte er Sichus Worte.

      Aber er ist gestorben, damit du lebst.

      Er sah sich die Worte an.

      Und zwar heute, im Hier und Jetzt.

      Er ging zu Bett, löschte das Licht und deckte sich zu.

      Was Perry Rhodan erlebte

      Im Solaren Haus herrschte gedrückte Stimmung.

      Residentin Flaccu bat Perry Rhodan, in einen Trainingsraum im zweiten Untergeschoss zu kommen. Als er eintrat, joggte sie auf einer Kreisbahn, in der unterschiedlich starke Windböen simuliert wurden. Auf die Wände rundum wurde eine Berglandschaft projiziert; Rhodan glaubte, die Alpen zu erkennen.

      »Entschuldige, wenn dir das ... unkonventionell vorkommt«, sagte Orfea Flaccu, während sie auf ihn zueilte. »Ich habe die Geschichte dieses Gebäudes erforscht. Die erste Solare Premier war Cai Cheung. Sie trainierte viel und nutzte genau diesen Raum, wenngleich er seitdem umgerüstet worden ist. Angeblich hat sie sogar Besprechungen hier abgehalten. Der Gedanke gefiel mir.«

      »Ich kannte Cai«, sagte Rhodan. »Und ja – ich war einige Male mit ihr in diesem Raum. Du musst nicht anhalten, ich begleite dich.« Er schloss sich der Residentin an, und sie liefen gemeinsam eine weitere Runde.

      »Die Lage ist ernst«, stellte Flaccu fest.

      »Ich denke darüber nach, mich auszuliefern.«

      »Ich weiß, und ich bin dagegen.«

      »Das ist mir bewusst, aber es ändert nichts an meiner Entscheidung.«

      »Ich weiß«, sagte die Residentin erneut. Sie hielt das Tempo mühelos, ohne außer Atem zu kommen. »Ich habe keine Befehlsgewalt über dich. Du bist ein freier Mensch. Nur mein Rat – liefere dich nicht ohne Gegenleistung aus.«

      »Das werde ich nicht.«

      »Woran hast du gedacht?«

      Ein Windstoß schlug ihm ins Gesicht. »Ich brauche Begleiter. Und ich will wissen, was die Topsider bezwecken – warum es ihnen so wichtig ist, mich in ihre Gewalt zu bekommen.«

      »Du bist Perry Rhodan«, sagte sie.

      »Das genügt mir nicht. Sie kennen mich nicht. Was sollte ihnen an mir liegen?«

      Sie blieb stehen, stützte die Hände in die Hüften. »Das beurteile ich genauso. Die Topsider werden sich allerdings weder auf die eine noch auf die andere Bedingung einlassen.«

      »Man wird sehen.«

      »Zhrecter erwartet uns oben.« Orfea Flaccu sah auf die Uhr. »In zwanzig Minuten. Zeit genug für ein paar weitere Runden. Es macht den Kopf frei. Alles ist gesagt, alles vorbereitet.«

      Also rannten sie, und Rhodan hatte durchaus Mühe, mit der Residentin mitzuhalten.

      *

      »Du stellst Bedingungen?«, fragte Zhrecter später. Für eine Topsiderin war sie ungewöhnlich groß und hatte eine massige Gestalt. »Der Gedanke eines Auslieferungsultimatums besteht darin, dass wir die Bedingungen stellen.«

      Die Residentin hob beide Hände in einer abwägenden Bewegung. »Ohne eine Begründung zu liefern?«

      »Ich kann Rücksprache mit der OCHVRUR halten«, bot die Botschafterin an. »Aber sowohl Kommandantin Hokknos Worte als auch die Botschaft der Gelegemutter klangen sehr eindeutig.«

      »Wir nehmen dein Angebot dankend an«, sagte Rhodan.

      Zhrecter stand auf, ging zur Seite des edlen Empfangsraumes, dessen Wände Holos der vergangenen Residenten schmückten. Rhodan hatte keines der Gesichter jemals gesehen, aber sie alle hatten Terras Schicksal mitbestimmt, in den Jahrhunderten, die für ihn verloren waren.

      Ein Energiefeld baute sich flirrend um die Topsiderin auf, das sie akustisch isolierte.

      Rhodan und Flaccu mussten nicht lange warten, bis sie zurückkehrte. »Genau wie angenommen. Kommandantin Hokkno akzeptiert keine Begleiter und weigerte sich, eine Erklärung abzugeben. Die Bedingungen stehen – dein Schiff muss ausgeliefert werden und du selbst ebenso. Niemand sonst. Das Sternengelege verhandelt nicht.«

      »Dann liefere ich mich nicht aus.« Rhodan wusste, dass er damit im Sinne der Residentin handelte.

      Zhrecter sah Orfea Flaccu an. »Auch die Zeit unserer Zusammenarbeit ist beendet. Ich bin mit Ablauf des Ultimatums abberufen und gehe auf die OCHVRUR.«

      »Was ist mit dem terranischen Botschafter auf Topsid?«

      »Ihm wird nichts geschehen. Bis zum Ende des Krieges wird er sicher sein. Danach eskortieren wir ihn nach Terra.«

      »Falls ihr den Krieg gewinnt«, sagte Rhodan.

      Zhrecter senkte die Echsenschnauze. »Danach eskortieren wir ihn nach Terra«, wiederholte sie. »Es sei denn, ihr nehmt Vernunft an und erfüllt die Bedingungen.«

      »Ihr könnt die TESS QUMISHA durchsuchen, während die Besatzung an Bord ist, und euch überzeugen,