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ACT in Klinik und Tagesklinik


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einer alternativen therapeutischen Haltung zu liegen. Diese spiegelt sich vor allem im Krankheitsverständnis, der therapeutischen Zielformulierung und der Behandlungsmethodik wider.

      Im Gegensatz zu weit verbreiteten Ansichten und häufigen Erwartungen von Patientinnen und Patienten und Behandlungspersonen in medizinischen Institutionen versteht die ACT Leiden nicht auf der Basis der Existenz psychiatrischer Symptome, die im Rahmen einer Behandlung sozusagen »wegtherapiert« werden müssen, sondern legt den Fokus auf persönliche verhaltensbezogene Funktionsanalysen und die zielgerichtete Förderung der Lebensqualität. Dies verändert auch das stationäre Behandlungsverständnis grundlegend. So wird in Folge einer gemeinsam gelebten Haltung durch alle involvierten Fachpersonen im stationären Rahmen nicht nur das Krankheitsverständnis der Patientinnen und Patienten verändert, sondern auch das Aufgabenfeld und das Behandlungsziel jeder Fachperson im interdisziplinären stationären Setting neu definiert. Wenn das ganze therapeutische Setting nicht darauf ausgelegt ist, Symptome »weg zu machen«, sondern gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten an ihren oder seinen werteorientierten Zielen zu arbeiten, wirkt sich dies in sehr bedeutsamer Weise auf die therapeutische Zusammenarbeit aus. So ist beispielsweise nicht eine Berufsgruppe für das (Weg)Behandeln eines spezifischen Symptoms zuständig, sondern das ganze interdisziplinäre Team und jede einzelne behandelnde Person sieht sich vielmehr mit der Fragestellung beauftragt, was sie im speziellen zur Zielerreichung beitragen kann bzw. wie sie die Patientinnen und Patienten dabei unterstützen kann, werteorientierter zu handeln, um sich ein erfüllteres Leben zu ermöglichen. In dieser Haltung begegnet man nicht nur den Patientinnen und Patienten auf Augenhöhe, sondern auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Verantwortungs- und Aufgabenteilung wird flexibler und gemeinschaftlicher definiert. So ist beispielsweise nicht die Physiotherapeutin oder der Physiotherapeut für Schmerzen, die Psychiaterin oder der Psychiater für psychiatrische Begleitsymptomatik, die Pflegefachperson für die Tagesstrukturierung und die Psychotherapeutin oder der Psychotherapeut für belastende Erinnerungen zuständig, sondern alle sind gemeinsam beauftragt zu erarbeiten, wie die Patientin oder der Patient bei der Förderung werteorientierten Verhaltens unterstützt werden kann. Diese veränderte Sicht- und Herangehensweise und die damit alternative Haltung jeder unserer Fachpersonen und des ganzen Teams ist unser Ansicht nach die Besonderheit der ACT, worin sich auch stationäre Behandlungssettings maßgeblich neu gestalten. Um genauer zu illustrieren, dass die Besonderheit nicht im Inhalt oder der spezifischen Methodik, sondern in der Haltung liegt, illustrieren wir weiterführend drei Implementierungen stationärer ACT-Behandlungen in drei unterschiedlichen Schweizer Spitälern.

      Beispiel 1: Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel

      Im Jahre 2012 wurde in den Universitären Psychiatrischen Kliniken in Basel eine offen geführte ACT-Abteilung geöffnet, welche sowohl im stationären als auch im tagesstationären Setting Menschen mit chronifizierten und therapieresistenten rezidivierenden Depressionen, Angst-, Zwangs- und somatoformen Störungen behandelt. Der Hauptbestandteil dieses Behandlungssettings sind tägliche transdiagnostische Gruppentherapien, welche aus vier wöchentlichen Blocks mit den Themen Akzeptanz- und Bereitschaft, stabiles Ich, kognitive Defusion sowie Werte und engagiertes Handeln aufgebaut sind. Ergänzt wird dieses gruppentherapeutische Angebot durch zwei psychotherapeutische ACT-Einzelsitzungen sowie ein wöchentliches pflegerisches Bezugspersonengespräch. Des Weiteren finden wöchentliche Psychoedukationsgruppen (z. B. Schlafhygiene, Frühwarnzeichen, Pharmakologie, Angehörigenarbeit), Meditations-, Achtsamkeits-, Aromatherapie-, Bewegungs- und tägliche milieutherapeutische Gruppen statt. Ein weiterer Baustein ist eine Basic-Body-Awareness-Gruppe, welche physiotherapeutisch geleitet wird, und das ACT-Konzept unserer Ansicht nach sehr gut ergänzt. Alle diese Angebote bestanden bereits zuvor als Behandlungsangebote in der Klinik. Durch eine intensive ACT-Schulung aller Berufsgruppen sowie hochfrequenten interdisziplinären Intervisionen, Supervisionen und Weiterbildungen wird das gemeinsame ACT-Krankheitsverständnis, der daraus resultierende Umgang mit Symptomen sowie die konsequente ACT-Haltung und Sprache gegenüber den Patientinnen und Patienten sichergestellt. Wenngleich auch pharmakologisch behandelt wird, gibt es keine ärztliche Visite. In wöchentlichen interdisziplinären Rapporten und Teamsitzungen tauscht sich das Team über nützliche Interventionen aus und bespricht jeweils den Bezug zu den werteorientierten Zielen der Patientin oder des Patienten. Die Fallkonzeptualisierungen werden jeweils mit Hilfe des ACT-Hexaflexes ausgearbeitet, in welchem das Leiden und die daraus resultierenden Behandlungsschwerpunkte und Interventionen ausgearbeitet werden. Im Laufe regelmäßiger Evaluationen des Behandlungskonzeptes hat sich jedoch der Umgang mit dem Hexaflex verändert. Zu Beginn war das Hexaflex auch in den direkten Kontakt mit den Patientinnen und Patienten integriert. Infolge der Erfahrung, dass dies zu Konfusionen oder zu ausschweifenden kognitiven Auseinandersetzungen bei vielen Patientinnen und Patienten führte, wurde das Hexaflex nach und nach aus der Behandlung zurückgezogen. Um vielmehr eine Haltung zu vermitteln – statt fälschlicherweise Strategien gegen Symptome erlebbar zu machen – bewegt sich die Arbeit hin zur Nutzung des sogennanten Triflex. Dieses integriert die ACT-Kernkompetenzen in drei Fertigkeiten (Präsent sein – Sich öffnen – Tun, was wichtig ist). Zusammenfassend wurde bei der Implementierung also auf Bestehendes zurückgegriffen und durch intensive interdisziplinäre Schulungen vor allem die Haltung, der Therapiefokus und die Sprache mit Patientinnen und Patienten an ACT angepasst.

      Beispiel 2: Behandlungszentrum für Psychosomatik der Solothurner Spitäler in Olten

      Im Behandlungszentrum für Psychosomatik der Solothurner Spitäler in Olten besteht seit 2011 ein offen geführtes, stationäres Angebot nach ACT zur Behandlung von psychosomatischen Krankheiten (z. B. chronische Schmerzstörungen), Traumafolgestörungen, Angststörungen und Depressionen mit im Vordergrund stehenden körperlichen Beschwerden sowie schwerer Adipositas. Der anfängliche, an der 2. Welle orientierte KVT-Ansatz wurde zunehmend in Richtung Achtsamkeit, Akzeptanz und Werteorientierung umorientiert und die ACT wurde durch die Klinikleitung als evidenzbasierte Behandlungsausrichtung festgelegt. Das interdisziplinäre Angebot besteht heute aus psychotherapeutischen Einzelsitzungen und störungsübergreifenden gruppentherapeutischen Sitzungen, Bewegungstherapie, medizinischer Kräftigungstherapie, Kunsttherapie, Sozialberatung sowie durch die Pflege geleitete, zweimal tägliche Achtsamkeitsgruppen, aromatherapeutische sowie milieutherapeutische Angebote und wöchentliche pflegerische Einzelgespräche. Weiterhin wird zur Ergänzung des ACT-Programms eine Einführung in MBSR (Mindfulness Based Stress Reduction, Kabat-Zinn 2011) vermittelt. Das ganze Team bildet sich in der ACT durch Fortbildungen und Supervision weiter. Bereits beim Vorgespräch wird die therapeutische Herangehensweise nach ACT skizziert und die wichtigsten Behandlungselemente werden vorgestellt (Achtsamkeit, Orientierung am Wertesystem der Patientin bzw. des Patienten, neue Wege erforschen im Umgang mit den Beschwerden). Nach Eintritt findet in den ersten zwei Wochen die diagnostische Phase statt. Neben der störungsbezogenen Diagnostik nach ICD-10 wird eine ACT-spezifische Fallkonzeptualisierung anhand der ACT-Matrix (vgl. Polk et al. 2016) im Kernteam (Fallführende Psychologin bzw. Psychologe oder Assistenzärztin bzw. Assistenzarzt, Bezugspflegende oder -pflegender) mit der Patientin oder dem Patienten erarbeitet. Durch die Struktur der Matrix beginnt sich die Patientin oder der Patient damit zu beschäftigen, wie sie oder er bisher auf die eigenen Beschwerden reagiert hat, wie wirkungsvoll dies war und wie es sich auf die eigene Lebensführung ausgewirkt hat (vgl. Kreative Hoffnungslosigkeit, welche wir so jedoch nicht gegenüber der Patientin bzw. dem Patienten benennen). Es werden anhand dieser Analyse Ziele für den Aufenthalt entwickelt, die im Einklang mit den Wertigkeiten der Patientin oder des Patienten stehen. Wöchentliche, ärztlich geleitete Visiten, interdisziplinäre Rapporte und Intervisionen dienen der Prozesskontrolle und -steuerung sowie zur Besprechung medikamentöser Fragen. So wird beispielsweise in der Intervision die mit den Patientinnen und Patienten erstellte Matrix durch Beobachtungen und fallkonzeptuelle Gedanken vertieft, interdisziplinäre Ziele werden abgeleitet sowie die Arbeitsteilung im Team besprochen. In der vierwöchigen Behandlungsphase begleitet die Matrix die Patientinnen und Patienten, die durch die Teilnahme an einer ACT-Gruppe die sechs Kernprozesse (Defusion und Bereitwilligkeit, Kontakt zum gegenwärtigen Moment und stabiles Selbst, Werterichtungen und engagiertes Handeln) in praktischen Übungen erlernen. Das Gruppenmanual orientiert sich an dem Programm »Living with chronic pain« (Vowles und Sorrell 2007),wobei sich die adaptierte Version nicht