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ACT in Klinik und Tagesklinik


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dem Wiederauftreten suizidaler Gedanken.

      Frau Z.: Sie verstehen das nicht, es ist wirklich unmöglich, dass ich Ende nächster Woche entlassen werden soll. Ich kann mir das nicht vorstellen.

      Therapeutin Frau M.: Beschreiben Sie mir doch gerne einmal genauer, was in Ihnen im Moment vorgeht.

       Frau Z.: Ich fühle mich doch morgens immer so schuldig und wenn ich dann aufstehe und in die Tageklinik komme, wird es besser. Wenn ich nicht mehr herkomme, werde ich liegenbleiben und mich quälen. Ich kann das aber auch keinem Betreuer sagen, die werden sich lustig machen.

      Therapeutin Frau M.: Das heißt, Sie haben Gedanken wie »Ich kann nicht entlassen werden« und »Die Schuldgefühle werden wieder mehr werden« … und »Die Betreuer werden sich lustig machen«? Ist das richtig?

      Frau Z.: Ja.

      Therapeutin Frau M.: Was taucht noch auf?

      Frau Z.: Ich denke, ich falle allen zur Last. Fühlt sich schlimm an.

      Therapeutin Frau M.: Da ist ein Gedanken wie »Ich falle allen zur Last«, und ein Gefühl wie »schlimm«. So wie »nicht okay« oder »Scham«?

      Frau Z. nickt.

      Therapeutin Frau M.: Da ist es ja sehr verständlich, dass Sie den Gedanken haben »Ich kann nicht entlassen werden«, wenn wir berücksichtigen, dass Sie auch Gedanken haben wie »Die Schuldgefühle werden wieder mehr werden« oder »Die Betreuer werden sich lustig machen« oder dieses unangenehme Gefühl von »schlimm«, was auch auftaucht.

      Therapeutin Frau M. (Nimmt wahr, dass sie den Gedanken hat »Vielleicht hast Du Dich nicht genug angestrengt, Du hättest mehr für Frau Z. tun müssen«, sowie den Impuls, den Aufenthalt erneut zu verlängern. Gleichzeitig kennt sie dies von sich als eine Weg-Bewegung, welche der Vermeidung des Gefühls, nicht zu genügen, dient. Sie fragt sich, was ihr in der Behandlung für Frau Z. wichtig ist, nämlich »unterstützend zu sein« und entscheidet sich, nach den Werteorientierungen der Patientin zu fragen und diese zu reaktivieren): Das heißt, es treten eine ganze Reihe Ereignisse in Ihrem Inneren auf, so wie innere Barrieren, die Sie ja auch an anderer Stelle schon kennengelernt haben. Wozu laden sie Sie ein, was empfehlen diese unangenehmen Gedanken und Gefühle?

      Frau Z.: Na, dass ich unbedingt noch nicht gehen kann!

      Therapeutin Frau M.: Ja, das verstehe ich. Wenn Sie sich an das erinnern, was Ihnen für sich und Ihr Leben wichtig ist … Erinnern Sie sich? Führt Sie dies dann in diese Richtung oder davon weg?

      Frau Z.: Hm, das war unabhängiger werden, irgendwie selbstbestimmter. Da bin ich aber ja noch nicht.

      Therapeutin Frau M.: Das kann sein. Ist es Ihnen denn wichtig, auch wenn Sie noch nicht dort sind?

      Frau Z. nickt.

      Therapeutin Frau M.: Und diesen unangenehmen Gedanken und Gefühlen zu folgen und in der Tagesklinik zu bleiben, würde Ihnen das dabei hilfreich sein? Unabhängiger und selbstbestimmter zu werden.

      Frau Z.: Ja klar, weil ich dann irgendwann weiß, wie ich diese quälenden Gedanken loswerde.

      Therapeutin Frau M.: Gut, dass Sie das sagen, das kommt mir bekannt vor. Sie haben ja schon viel Zeit und Mühe und Kraft investiert, um die Gedanken und Gefühle loszuwerden oder nicht zu spüren, die sie Sie schon so lange quälen…

      Frau Z.: Ja, leider. Ich erinnere mich… bisher sind sie davon nicht weggegangen, nur zwischendurch.

      Therapeutin Frau M.: Wie würde »unabhängiger und selbstbestimmter sein« denn mit Blick auf die Entlassung aussehen? Was brauchen Sie dazu, um sich in diese Richtung zu bewegen? Was braucht es auch im Umgang mit diesen unangenehmen Gedanken und Gefühlen, die ja ganz verständlicherweise auftauchen? Wie können Sie sie vielleicht in Richtung »unabhängiger und selbstbestimmter sein« mitnehmen? Denn es ist Ihnen ja wichtig, dort hinzukommen.

      Frau Z.: Vielleicht könnten wir nochmal schauen, was ich alles gelernt habe und was funktioniert. Und mit wem ich darüber sprechen kann.

      Therapeutin Frau M.: Sehr gerne.

      Praktische Hinweise für das Behandlungsteam im Umgang mit herausfordernden Situationen rund um Entlassungen von Patientinnen und Patienten

      Um selbst konsistent, klar und überzeugt aus therapeutischen Motiven heraus zu handeln, kann es für die Mitglieder des Behandlungsteams wichtig sein, die eigenen Motive im Umgang mit der Entlassung der betreffenden Person zu hinterfragen. Stellen Sie sich selber z. B. folgende Fragen (vgl. Kasten zu image Kap. 4.2.1.):

      • Welche möglichen unangenehmen Gedanken und Gefühle tauchen bei mir selber auf, wenn ich an die Entlassung der betreffenden Person denke?

      • z. B. Angst, etwas übersehen zu haben, Enttäuschung über »unzureichende« Fortschritte und Resignation

      • Wie habe ich bisher darauf reagiert? Wie bin ich diesen inneren Barrieren aus dem Weg gegangen oder habe dagegen angekämpft?

      • z. B. den Aufenthalt immer weiter verlängern, abrupte Entlassung oder Passivität

      • Wie möchte ich als Behandlerin oder Behandler sein? Welchem Wert gilt es in diesem Fall zu folgen? Was ist mir so wichtig, dass ich dieses unangenehme Erleben zugunsten der Behandlungsziele der Patientin oder des Patienten auf mich nehmen möchte? Wie kann ich dies konkret tun?

      z. B. »Hilfreich und wirksam im Beruf sein« und »transparent sein«, d. h. Rücksprache mit Kolleginnen und Kollegen halten, gezielte Termine zur Entlassplanung vereinbaren, Patientinnen und Patienten die Motive im Zusammenhang mit den Behandlungszielen und dem Zeitpunkt der Entlassung mitteilen etc.

      4.2.6 Hinweise für weiterführende praktische Beispiele

      Weitere Anregungen und praktische Beispiele für Gesprächssituationen in ganz verschiedenen therapeutischen Kontexten finden sich in vielen Lehrbüchern und Praxisratgebern zu ACT. Besonders empfohlen seien an dieser Stelle folgende Quellen:

      • Harris (2014) Schwierige Situationen in der Akzeptanz- und Commitment-Therapie: Mit hohem Praxisbezug und sehr humorvoll beschreibt Russ Harris genau diejenigen Gesprächssituationen, die auch ihn immer wieder ins Schwitzen oder auf die Palme bringen. Mit großer Klarheit werden Wege aufgezeigt, wie wir uns stets aufs Neue aus den Verstrickungen lösen können.

      • Vilatte, Vilatte und Hayes (2016) Mastering the Clinical Conversation: Eine Art klinische Gebrauchsanweisung für die »Relational Frames Theory« (RFT), bzw. auf Deutsch »Bezugsrahmentheorie«, die der ACT zugrunde liegt. Die für viele sehr kopflastige RFT wird in diesem Werk aus dem Sprachlabor heraus und direkt in den Therapieraum gebracht. Mit vielen Gesprächsbeispielen, die anschaulich und verständlich analysiert werden.

      • Waadt, Martz und Gloster (2015) Arbeiten mit ACT: Ein Praxisbuch, in dem Therapeuten anhand spannender Fälle aus ihrer eigenen Praxis aufzeigen, wie sie persönlich mit den Klienten auf der Basis von ACT arbeiten. ACT wird hier nicht erklärt, sondern durch die Schilderungen direkt erlebbar.

      • Burian R (2015) Der Stahlhelm des Sozialisten. ACT im Konsiliardienst bei Patienten mit körperlichen Erkrankungen: Ein Buchkapitel, in dem es praxisnah um die Anwendung von ACT-orientierten Interventionen außerhalb der typischen Indikation geht, nämlich im Rahmen von konsiliarischen Kurzkontakten bei Menschen mit körperliche Erkrankungen. Zu finden im o. g. Buch von Waadt et al. (2015): »Arbeiten mit ACT«.

      4.3 Worauf ist zu achten? – Fußangeln und Fallstricke

      Bei der Integration von ACT in typische therapeutische Interaktionen, d. h. in den klinischen Alltag, gilt – wie bei jeder anderen Form der Intervention –, dass die Behandlerin oder der Behandler Zeitpunkt und Art der Intervention gewissenhaft vor dem Hintergrund der Behandlungsziele