In Bezug auf die Abbildungen in den berühmten ägyptischen Höhlen von Abu-Simbel bemerkt Pouchet (The Plurality of the Human Races. Transl. 1864, p. 50), daß er die Repräsentanten der zwölf oder noch mehr Nationen, welche einige Autoren darin wiedererkennen zu können meinen, auch nicht entfernt wiedererkennbar finden könne. Selbst einige der am schärfsten markierten Rassen können nicht mit jenem Grade der Einstimmigkeit identificiert werden, welcher nach dem, was über diesen Gegenstand geschrieben worden ist, zu erwarten gewesen wäre. So führen Messrs. Nott and Gliddon (Types of Mankind, p. 148) an, daß Rameses II. oder der Große stolze europäische Gesichtszüge habe, während Knox, ein anderer überzeugter Anhänger der Meinung von der specifischen Verschiedenheit der Menschenrassen (Races of Man, 1850, p. 201) bei der Schilderung des jungen Memnon (wie mir Mr. Birch sagt, ein und dieselbe Person mit Rameses II.) in der entschiedensten Weise behauptet, daß er in seinen Merkmalen mit den Juden in Antwerpen identisch sei. Als ich ferner im British Museum mit zwei competenten Richtern, Beamten der Anstalt, die Statue des Amunoph III. betrachtete, stimmten wir darin überein, daß seine Gesichtszüge eine stark ausgesprochene Negerform haben. Die Herren Nott und Gliddon dagegen (a. a. O. p. 416, Fig. 53) beschreiben ihn als »einen Mischling, aber ohne Beimischung von Negerblut«.
359 Citiert von Nott and Gliddon, Types of Mankind. 1854, p. 439. Sie führen auch noch weitere bestätigende Belege an; doch meint C. Vogt, daß der Gegenstand noch weiterer Untersuchung bedürfe.
360 Diversity of Origin of the Human Races, in Christian Examiner, July, 1850.
361 Transact. Roy. Soc. Edinburgh. Vol. XXII. 1861, p. 567.
362 On the Phenomena of Hybridity in the genus Homo. Engl. transl. 1864.
363 s. den interessanten Brief von T. A. Murray in der Anthropolog. Review. Apr. 1868, p. LIII. In diesem Briefe wird die Angabe des Grafen Strzelecki widerlegt, daß australische Frauen, welche mit einem weißen Manne Kinder gehabt haben, später mit ihrer eigenen Rasse unfruchtbar wären. A. de Quatrefages hat gleichfalls zahlreiche Belege dafür gesammelt (Revue des Cours scientifiques. Mars 1869, p. 239), daß Australier und Europäer bei einer Kreuzung nicht unfruchtbar sind.
364 An Examination of Prof. Agassiz's Sketch of the Natural Provinces of the Animal World. Charleston, 1855, p. 44.
365 Dr. Rohlfs schreibt mir, daß er die aus Arabern, Berbern und Negern hervorgegangenen Mischlingsrassen der Sahara außerordentlich fruchtbar gefunden habe. Auf der andern Seite theilt mir aber Mr. Winwood Reade mit, daß die Neger an der Goldküste, trotzdem sie Weiße und Mulatten sehr bewundern, doch den Grundsatz haben, Mulatten sollten nicht unter einander heirathen, da die Kinder nur gering an Zahl und kränklich wären. Wie Mr. Reade bemerkt, verdient diese Annahme Beachtung, da Weiße schon seit vierhundert Jahren die Goldküste besucht und sich dort niedergelassen haben, so daß die Eingeborenen hinreichend Zeit gehabt haben, sich durch Erfahrung hierüber zu unterrichten.
366 Military and Anthropolog. Statistics of American Soldiers by B. A. Gould 1869, p. 319.
367 Das Variiren der Thiere und Pflanzen im Zustande der Domestication. 2. Aufl. Bd. II, p. 126. Ich möchte hier den Leser daran erinnern, daß die Unfruchtbarkeit der Arten bei ihrer Kreuzung keine speciell erlangte Eigenschaft, sondern wie die Unfähigkeit gewisser Bäume auf einander gepfropft zu werden, Folge anderer erlangter Verschiedenheiten ist. Die Natur dieser Verschiedenheiten ist unbekannt; sie stehen aber in einer specielleren Weise mit dem Reproductionssystem und viel weniger mit der äußeren Structur oder mit den gewöhnlichen Verschiedenheiten der Constitution in Beziehung. Ein für die Unfruchtbarkeit gekreuzter Species bedeutungsvolles Element liegt allem Anscheine nach darin, daß die eine oder beide seit langer Zeit an fest stehende Lebensbedingungen gewöhnt waren; denn wir wissen, daß veränderte Lebensbedingungen einen speciellen Einfluß auf das Reproductionssystem äußern; auch haben wir, wie vorhin bemerkt, zu der Annahme guten Grund, daß die fluctuierenden Zustände der Domestication jene Unfruchtbarkeit zu eliminieren streben, welche bei Species im Naturzustande ihrer Kreuzung so allgemein folgt. Es ist an anderen Orten von mir gezeigt worden (Variiren der Thiere und Pflanzen u. s. w. 2. Aufl. Bd. II, p. 212, und Entstehung der Arten. 7. Aufl. p. 334), daß die Unfruchtbarkeit gekreuzter Arten nicht durch natürliche Zuchtwahl erlangt worden ist. Man sieht ja ein, daß es, wenn zwei Formen bereits sehr unfruchtbar geworden sind, kaum möglich ist, daß ihre Unfruchtbarkeit durch die Erhaltung oder das Überleben der immer mehr und mehr unfruchtbaren Individuen vermehrt werden könnte; denn in dem Maße, wie die Unfruchtbarkeit zunimmt, werden immer weniger und weniger Nachkommen erzeugt werden, welche die Art fortpflanzen könnten, und endlich werden nur in großen Zwischenräumen einzelne Individuen hervorgebracht werden. Es giebt aber selbst einen noch höheren Grad von Unfruchtbarkeit als diesen. Sowohl Gärtner als Kölreuter haben nachgewiesen, daß bei Pflanzengattungen, welche zahlreiche Species umfassen, sich eine Reihe bilden läßt von Arten, welche bei ihrer Kreuzung immer weniger und weniger Samen erzeugen, aber doch vom Pollen der andern Arten afficiert werden, da ihr Keim zu schwellen beginnt. Hier ist es offenbar unmöglich, die sterileren Individuen, welche bereits aufgehört haben, Samen zu producieren, zur Nachzucht zu wählen, so daß also der Gipfel der Unfruchtbarkeit, wo nur der Keim afficiert wird, nicht durch Zuchtwahl erreicht worden sein kann. Dieser höchste Grad und zweifelsohne auch die andern Grade der Unfruchtbarkeit sind Folgezustände, welche mit gewissen unbekannten Verschiedenheiten in der Constitution des Reproductionssystems der gekreuzten Arten zusammenhängen.
368 Das Variiren der Thiere und Pflanzen im Zustande der Domestication. 2. Aufl. Bd. II, p. 106.
Wenn sich nun unser angenommener Naturforscher nach Gründen für die andere Seite der Frage umsähe und untersuchte, ob die Formen des Menschen sich, wie gewöhnliche Species, verschieden erhalten, wenn sie in einem und demselben Lande in großen Zahlen unter einander gemischt leben, so würde er sofort sehen, daß dies durchaus nicht der Fall ist. In Brasilien würde er eine ungeheure Bastardbevölkerung von Negern und Portugiesen bemerken; in Chiloë und anderen Theilen von Süd-Amerika würde er sehen, daß die ganze Bevölkerung aus Indianern und Spaniern besteht, welche in verschiedenen Graden in einander übergegangen sind.369 In vielen Theilen desselben Continents würde er die compliciertesten Kreuzungen zwischen Negern, Indianern und Europäern antreffen, und derartige dreifache Kreuzungen bieten die schärfste Probe für wechselseitige Fruchtbarkeit der elterlichen Formen dar, wenigstens nach den Erfahrungen aus dem Pflanzenreiche zu schließen. Auf einer Insel des Stillen Oceans würde er eine kleine Bevölkerung von mit einander vermischtem polynesischen und englischen Blute finden, und auf den Inseln des Fiji-Archipels eine Bevölkerung von Polynesiern und Negritos, welche sich in allen Graden gekreuzt haben. Viele analoge Fälle könnten noch z. B. aus Süd-Afrika angeführt werden. Es sind daher die Menschenrassen nicht hinreichend distinct, um ohne Verschmelzung zusammen bestehen zu können, und das Ausbleiben einer Verschmelzung giebt die herkömmliche und beste Probe für die specifische Verschiedenheit ab.
Unser Naturforscher würde gleichfalls sehr beunruhigt werden, sobald er bemerkte, daß die Unterscheidungsmerkmale aller Rassen des Menschen in hohem Grade variabel sind. Diese Thatsache fällt sofort Jedem auf, wenn er zuerst die Negersclaven in Brasilien sieht, welche aus allen Theilen von Afrika eingeführt worden sind. Dieselbe Bemerkung gilt auch für die Polynesier und für viele andere Rassen. Es kann bezweifelt werden,