Гарриет Бичер-Стоу

Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert)


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Namen zu verlieren hatte, und seine Leute waren angesehen daheim. Und er war gescheit und kein Dummkopf, hatte was gelernt, war nicht unwissend, dabei kein Duckmäuser, sondern freundlich und gutmütig und doch jetzt, eben hier, besaß er nicht für einen Pfennig Stolz und Verständnis oder Gefühl für die Strafbarkeit der Handlung, die er eben im Begriff war zu begehen, und die doch mir armen, elendem Teufel schon so viel Kopfzerbrechen und Herzweh bereitet hatte, mir, dem Huck Finn! Ich konnt's nicht verstehen, auf keine Weise. Es war einfach schmählich, schändlich! Und ich hätt's ihm sagen müssen, es ihm klar machen, das weiß ich, als sein treuer Freund ihn bewahren vor der Schande, die er im Begriff war über sich und die Seinen zu bringen. Ich fang' auch an, was davon herzustottern, er aber hält mir den Mund zu und ruft:

      »Meinst du, ich weiß nicht, was ich zu thun habe? Weiß ich's für gewöhnlich vielleicht nicht?«

      »Ja, doch, aber –«

      »Hab' ich dir nicht gesagt, ich helf' dir den Nigger frei machen, Huck Finn?«

      »Freilich, aber –«

      »Also, – damit basta!«

      Mehr sagte er nicht und mehr sagte auch ich nicht. Es hätte auch gar nichts mehr genutzt, denn was er wollte, das wollte er! Ich kümmerte mich denn nichts weiter drum und ließ ihn seinen Willen haben.

      Im Hause war alles mittlerweile still und dunkel geworden. Wir öffneten das Fenster und besahen uns die Gelegenheit von außen. Glücklicherweise war der Blitzableiter ganz in der Nähe, der diente uns zum Beförderungsmittel nach unten, so leicht und bequem wie eine breite Treppe von Marmor. Wir also hinuntergerutscht, schneller wie der Blitz, und hin zur Hütte, um zu untersuchen, ob Tom recht gehabt mit seinen Vermutungen. Die Hunde hielten sich still, die kannten uns schon. Bei der Hütte angelangt, inspizierten wir zuerst die uns noch unbekannte Nordseite und fanden da etwa in Manneshöhe eine viereckige Öffnung, vor die ein leichtes Brett genagelt war.

      »Halloh, Tom,« frohlocke ich, »da haben wir's schon, das Brett weg, Jim kriecht durch und frei ist er!«

      »Ja, das ist simpel genug nach deinem Geschmack,« höhnt Tom, »so simpel wie: ›eins, zwei drei, hicke hacke – Heu,‹ oder wie Kreisel schlagen. Nein, ich denk', wir finden schon was andres heraus, das sich mehr der Mühe lohnt, Huck Finn, als dies!«

      »Na, laß uns ihn heraussägen,« schlug ich vor, »so, wie ich's damals vor meinem Morde gemacht habe!«

      »Das ging' schon eher,« stimmt er bei, »da ist doch noch was geheimnisvolles, umständliches dabei. Aber ich wette, wir finden noch etwas viel, viel, viel abenteuerlicheres heraus. Wir haben ja gar keine Eile. Laß uns nur mal weiter sehen!«

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      Zwischen der Hütte und dem Zaun befand sich eine Art Schuppen, aus rohen Brettern zusammengenagelt, so lang wie die Hütte selbst, aber viel schmäler, nur etwa fünf bis sechs Fuß breit. Dieser Schuppen stieß mit dem einen Ende an die Hütte an, die Thüre zu demselben war mit einem Vorlegeschloß verwahrt. Tom fand eine alte Eisenstange und zog damit einen der eisernen Krampen heraus; die Thüre ging auf und wir krochen in den Schuppen, langsam und vorsichtig. Beim Scheine eines Schwefelhölzchens sahen wir, daß der Raum nur mit alten Schippen, Spaten, Hacken und einem wackligen, ausgedienten Pfluge gefüllt war. Eine Verbindung nach der Hütte zu gab's nicht und der Boden bestand aus gestampftem Lehm. Die Flamme des Zündhölzchens empfahl sich, wir thaten desgleichen und drückten den herausgezogenen Krampen wieder hinein, so daß der Verschluß aussah wie vorher. Tom frohlockte. Kaum waren wir heraus, rief er:

      »Jetzt ist alles gut! Jetzt weiß ich, was wir zu thun haben: wir graben ihn heraus! Dazu brauchen wir mindestens eine Woche!«

      Soweit war's also abgemacht und wir wandten uns wieder dem Hause zu. Ich ging direkt auf die Hinterthür zu, die nur mit einem Lederriemen befestigt war. Mir schien dies der einfachste Weg, aber dem Tom war's lang' nicht romantisch genug. Das mußte abenteuerlicher gemacht werden und er bestand darauf, am Blitzableiter in die Höhe zu klettern. Na, mir war's recht. Einstweilen aber wollte ich mir das Ding erst einmal ansehen, ehe ich mich zur Nachfolge entschloß. Dreimal war Tom halbwegs oben und dreimal kam er blitzschnell wieder unten an. Das letztemal hätte er sich beinahe den Schädel entzweigefallen. Tom aber schreckte so eine Kleinigkeit nicht ab. Er probierte es ein viertesmal, nachdem er sich vorher ausgeruht, und diesmal blieb er Sieger und kletterte triumphierend durchs Fenster. Ich aber machte mich ganz behaglich zur Treppe hinauf, ich bin einmal kein solcher Held wie Tom und habe auch gar keine Lust dazu, einer zu werden, das Ding kommt mir gar zu mühsam vor!

      Am Morgen waren wir mit der Sonne auf und sprangen in den Hof, uns mit den Niggern und Hunden zu befreunden. Hauptsächlich lag uns dran, den Nigger kennen zu lernen, der Jim sein Futter brachte, wenn es wirklich Jim war, der da gefüttert wurde. Sie waren gerade alle beim Frühstück und brachen dann zur Arbeit auf und Jims Nigger häufte Brot und Fleisch und sonst allerlei auf eine Zinnschüssel. Und da, während die andern weggingen, wurde auch der Schlüssel zur Hütte gebracht.

      Jims Nigger hatte ein gutmütiges, rundes Gesicht, und seine Wolle auf dem Kopf war in lauter kleine Bündelchen zusammengebunden – um die Hexen und Geister fernzuhalten, wie er uns erzählte. Nie in seinem Leben sei er von den Unholden so gequält worden, wie eben in den letzten Nächten! Er sehe und höre ganz furchtbare Dinge, die gar nicht da seien, Geräusche, Stimmen, kurz, er wisse sich kaum mehr zu helfen. Dabei wurde er so aufgeregt bei der Erzählung seiner Leiden, daß er ganz vergaß, was er im Begriff gewesen zu thun. Sagt Tom:

      »Wozu steht denn das viele Essen da, sollen's die Hunde kriegen?«

      Der Nigger grinste ein wenig, dann allmählich mit dem ganzen Gesicht, so, wie wenn der Mond ganz langsam Stückchen für Stückchen hinter einer Wolke hervorkommt und antwortet:

      »Ja, junger Herr, sein eine Hund, un sein ganz merkwürdige Hund das! Du ihr wollen sehen?«

      »Ja; natürlich!«

      Ich stieß Tom in die Rippen und flüstre ihm zu:

      »Du willst hin, am hellen Tag? So war's aber doch nicht ausgemacht!«

      »Meinetwegen – dann ist's jetzt!«

      So trotteten wir also wahrhaftig hinter dem Nigger her, direkt auf die Hütte los. Mir war's gar nicht behaglich dabei. Als wir hineinkamen, war alles stockfinster und wir konnten zuerst gar nichts sehen. Jim aber sah uns und platzte heraus:

      »Warraftig, da sein Huck! Un, gute, gnädige Himmelsherr, sein das nicht Herr Tom, junge Herr Tom?«

      Da hatten wir's! Ich wußte ja, wie's kommen würde, ich hatt's vorher gewußt, nun war's verraten! Und was jetzt thun? Mir fiel nichts ein, ich stand mit offnem Munde da und wenn ich auch etwas hätte sagen wollen, ich hätt' gar keine Zeit dazu gehabt, denn der Nigger drehte sich ganz starr nach uns um und rief:

      »Was, gute Gott, junge Herrn kennen alte Nigger?«

      Inzwischen hatten sich unsere Augen an das Düstere gewöhnt und konnten nun die Gegenstände erkennen. Tom starrt den Nigger wieder an, unverwandt und furchtbar verwundert, und fragt:

      »Kennen wir wen?«

      »Ei, alte, durchgebrannte Nigger hier vor uns!«

      »Woher sollten wir den kennen? Wie kommst du drauf, Alter?«

      »Wie kommen Sam drauf? Sein Sam taub? Haben alte Nigger nix eben Namen gesagt von junge Herrn?«

      »Na, das ist aber doch merkwürdig! Wer hat was gesagt? Wann hat er's gesagt? Was hat er gesagt?« Ganz ruhig wendet Tom sich jetzt zu mir: »Hast du jemanden was sagen hören?«

      »Ich? Nee, ich hab' gar nichts gehört!«

      Dann wendet er sich ebenso zu Jim, mustert den erst eine Weile, als habe er ihn nie gesehen, und fragt dann:

      »Hast du was gesagt?«

      »Jim, Herr?« fragt dieser ganz unschuldig, »nein, Jim haben gar nix gesagt!«

      Und er schüttelt den