Гарриет Бичер-Стоу

Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert)


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danach war's aber auch gethan, gut und fest und dauerhaft und 's sollte den Ratten schon schwer werden, durchzubrechen! Auf einmal hören wir Schritte auf der Treppe, blasen unser Licht aus, verstecken uns, und da kommt der alte Mann mit einem Licht in der einen Hand und einem Bündel in der andern und sieht so abwesend aus, wie das Jahr, das vorm letzten vergangen. Träumerisch schleicht er an jedes Loch, fingert ein bißchen dran herum, stopft ein bißchen was hinein und fertig ist er. Lange steht er dann und schaut ins Licht, pickt den abgeflossenen Talg weg und denkt über 'was nach. Dann wendet er sich langsam der Treppe zu und flüstert vor sich hin:

      »Ich mag mir den Kopf zerbrechen, wie ich will, so kann ich mich nicht besinnen, wann ich's gethan habe. Aber zugestopft sind die Löcher und ich könnt' ihr jetzt beweisen, daß ich nicht Schuld an den Ratten bin! Doch, was liegt dran – ich laß es gut sein – es würde doch nichts helfen!« –

      Und so kriecht er murmelnd und schlürfend die Treppe hinauf und wir leise hinterdrein. Es war wirklich ein guter, alter Mann und ist's immer noch!

      Tom war sehr in Verlegenheit, was er wegen des Löffels thun solle; wir müßten jedenfalls einen haben. Als er sich's überlegt hatte, sagte er mir seinen Plan. Wir gingen dann ins Zimmer, drückten uns um den Löffelkorb herum, bis wir Tante Sally kommen sahen, und dann nahm Tom die Löffel heraus, legte sie neben den Korb und begann, sie zu zählen, während ich einen davon in meinen Ärmel verschwinden lasse. Plötzlich ruft er:

      »Na, aber Tante Sally, es sind ja noch immer erst neun Löffel, sieh doch mal!«

      Sie fährt ihn an:

      »Mach', daß du weiter kommst, spielt etwas und laßt mich in Ruhe. Ich weiß es besser, ich hab' sie ja vorhin selbst gezählt!«

      »Na, ich hab' sie eben zweimal gezählt, Tantchen, und ich krieg' nur neun heraus!«

      Sie sah furchtbar ungeduldig aus, kam aber doch heran – jedes hätte da angebissen!

      »Ja, wahrhaftig, so ist's, so wahr ich lebe – es sind nur neun!« sagt sie. »Wie in aller Welt – da schlag' doch gleich was drein, wart', ich will's noch einmal zählen!«

      Jetzt leg' ich den aus meinem Ärmel dazu und wie sie fertig ist mit dem Zählen, sagt sie:

      »Das ist ja rein wie verhext, – jetzt sind's wieder zehn!« Und sie sieht ganz ungeduldig und ärgerlich aus. Meint Tom:

      »Aber Tantchen, ich glaub' doch nicht, daß es zehn sind!«

      »Was, du Dickkopf, hab' ich's denn nicht grad' gezählt?«

      »Ich weiß, aber –«

      »Wart', ich zähl sie noch einmal, daß du endlich zufrieden bist!«

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      Ich also wieder einen weggenommen und so waren's neun wie zuerst. Na, ob sie wild wurde – aber wild! Sie zitterte am ganzen Körper und konnte sich kaum helfen. Aber sie zählte und zählte, bis sie so verwirrt war, daß sie den Korb als Löffel ansah und mitzählte, und dreimal waren's zehn und dreimal nur neun – sie war ganz toll! Dann nahm sie den Korb, schleuderte ihn an die Wand, versetzte der Katze einen Tritt, daß die in die Luft flog, und schrie, wir sollten uns packen und sie in Ruhe lassen und wenn wir uns noch einmal vor Tisch blicken ließen, wolle sie uns die Haut bei lebendigem Leibe abziehen. Wir aber hatten unsern Löffel wieder und Jim erhielt ihn zusammen mit dem alten Nagel noch vor Mittag. Soweit waren wir ganz zufrieden und Tom meinte, der Spaß sei wohl der Mühe wert gewesen, denn nun könne sie die Löffel in ihrem ganzen Leben nie wieder gleich zählen und wisse sicher nie mehr, ob sie zehn oder nur neun habe und zähle sie einmal recht, meine sie, es wäre falsch, und umgekehrt, und wenn sie das Manöver nur drei Tage hintereinander fortsetze, so würde sie am vierten sicherlich jedem den Kopf abreißen, der sie dran erinnre und nicht neun – zehn, oder zehn – neun sein lasse.

      Am Abend hingen wir dann das Betttuch wieder auf die Leine und stahlen eins aus dem Schranke und machten so weiter mit nehmen und wieder hinlegen während einiger Tage, bis sie auch nicht mehr wußte, wie viele Tücher sie habe, und sagte, es läge ihr auch gar nichts dran, sie wolle sich nicht zu Tod ärgern und nun zähle sie auch gar nicht mehr, um keinen Preis, lieber wolle sie gleich auf der Stelle sterben.

      Nun war alles in schönster Ordnung mit dem Hemd und dem Betttuch und dem Löffel und den Lichtern, Dank dem Kalb und den Ratten und dem etwas verwickelten Zählexperiment. Am Leuchter lag nicht so viel – der Sturm verwehte von selbst nach und nach.

      Die Pastete aber, die berühmte Zauberpastete, machte uns viel, viel Arbeit. Draußen in den Wald hatten wir uns alles nötige hingeschleppt und dort buken wir sie auch. Endlich wurden wir fertig damit und sie war auch recht gelungen, aber in einem Tag war's nicht geschehen, nein, und wir brauchten statt einer drei Waschschüsseln voll Mehl, ehe wir so weit waren und verbrannten uns beinahe überall, und die Augen liefen uns beinahe aus vor Rauch; denn, wir wollten eben nur eine Kruste haben und die wollte nicht stehen bleiben, sondern stürzte immer wieder nach der Mitte zu ein. Erst probierten wir, sie mit unsern Händen festzuhalten, dann aber fiel uns ein, wir können ja gleich die Strickleiter zum ausfüllen hineinthun. So ließen wir's denn sein und machten uns erst an die Leiter. Wir blieben in der Nacht bei Jim auf, rissen das Bettuch in kleine Streifen, flochten sie zusammen und hatten lange vor Tagesanbruch ein herrliches Seil fertig, mit dem man einen Ochsen hätte hängen können. Wir »thaten« dann so, als hätten wir neun Monate dazu gebraucht.

      Andern Tags nahmen wir's mit in den Wald, aber es wollte nicht in die Pastete hineingehen. Da hätte man vierzig Pasteten mit füllen können, wenn wir sie gebraucht hätten, und es wäre auch noch übrig geblieben für Suppe oder Wurst oder was man sonst wollte. So ein Betttuch ist groß – es hätte für ein ganzes Mittagessen gereicht!

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      Das brauchten wir nun aber nicht. Wir brauchten nur gerade genug für unsere Pastete, und den Rest warfen wir dann weg. Zum Backen konnten wir aber die Blechschüssel nicht gebrauchen, hatten Angst, der Boden käm' heraus und unsre ganze Herrlichkeit fiele ins Feuer. Aber Onkel Silas besaß eine feine eiserne Kohlenpfanne, auf die er sehr stolz war, denn sie war ein altes Erbstück mit einem langen hölzernen Griff und war von England mit Wilhelm dem Eroberer in der ›Maiblume‹ oder sonst einem der ersten Auswandererschiffe herübergekommen und lag nun droben auf dem Speicher mit einer Menge andern Gerümpels, das Onkel hochschätzte, nicht, weil es wirklich Wert gehabt hätte, sondern weil es ›Relickjen‹ waren, wie Onkel sagte, wovon ich aber nicht weiß, was es heißen soll. Nun, die eiserne Pfanne also, die ›Relickjen-Pfanne‹, kriegten wir vor, heimlich natürlich, und nahmen sie mit in den Wald. Die ersten Pasteten wollten nicht recht geraten, bis wir's los hatten. Wir nahmen die Pfanne, fütterten sie mit Teig aus, stopften dann das Seil hinein und legten Teig drauf; dann den Deckel zu, Kohlen drauf, Griff gepackt, aufs Feuer gehoben (Gott, die Wohlthat, so weit weg und so angenehm kühl stehen zu können – der Griff war so schön lang –) und nach fünfzehn Minuten kam die schönste Pastete heraus, die nur je ein Koch geliefert. Wer die aber essen wollte, mußte sich mit Zahnstochern versehen, dem Zentner nach! denn das Seil, denk' ich mir, muß ziemlich zäh geblieben sein. Na, wir aßen sie ja nicht, mochte ein andrer Leibweh kriegen!

      Sam sah sich gar nicht um, als wir die Pastete auf Jims Schüssel legten. Die drei Zinnteller verbargen wir zu unterst, beugten dann das ganze Essen drauf und Jim bekam richtig alles und sobald er allein war, sprengte er die Pastetenhülle, steckte die Strickleiter in seinen Strohsack, kratzte etwas krumm und schief auf den einen Zinnteller und warf ihn zum Fenster hinaus. Tom war sehr zufrieden und sagte, Jim habe brav seine Schuldigkeit gethan.

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      Neunundzwanzigstes Kapitel

      Inhaltsverzeichnis

      Das Wappen. – Ein geschickter Aufseher. – Unwillkommener Nachruhm. – Ein reuiger Sünder.

      Das