Гарриет Бичер-Стоу

Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert)


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      Inhaltsverzeichnis

      Das letzte Hemd. – Jagd nach dem Verlorenen. – Die Zauberpastete.

      Das mit der Pastete war also ausgemacht. So liefen wir denn weg und krochen in eine Art Rumpelkammer, die wir früher schon ausspioniert hatten und in der Haufen alter Stiefel, Lumpen, zerbrochene Flaschen, durchlöcherte Blechgefäße und solch nützliches Zeug aufgespeichert lag. Wir kramten und kramten drin herum und fanden endlich eine etwas durchsichtige blecherne Waschschüssel, deren schadhafte Stellen wir, so gut es ging, zustopften, um die Pastete darin zu backen. Nun schlichen wir uns samt der Schüssel in den Keller und füllten sie voll Mehl und dann rannten wir zum Frühstück und fanden unterwegs noch einige große, rostige Nägel, von denen Tom sagte, sie wären herrlich für einen Gefangenen, um seinen Namen und seine Leiden damit auf die Wände seines Kerkers zu kritzeln. Einen davon steckten wir in die Tasche von Tante Sallys Schürze, die auf einem Stuhle hing, und den andern in Onkels Hutband, weil wir die Kinder sagen hörten, daß Papa und Mama den durchgebrannten Nigger heute besuchen wollten. Das Frühstück kam noch nicht und so praktizierte Tom den Zinnlöffel in der Zwischenzeit in Onkels Rocktasche; Tante Sally ließ ebenfalls lange auf sich warten.

      Als sie endlich kam, war sie heiß und rot und zornig und konnte kaum abwarten, bis das Gebet vorüber war, dann schenkte sie mit einer Hand den Kaffee ein und trommelte mit ihrem Fingerhut an der andern Hand auf des zunächst sitzenden Kindes Kopf herum und begann zu Onkel Silas:

      »Ich hab' das ganze Haus durchsucht vom Speicher bis zum Keller und, wahrhaftig, es geht über meinen Horizont, aber ich kann und kann dein zweites Hemd nicht finden!«

      Plumps, fiel mir das Herz in die Hosen und noch tiefer und ein Stück Kruste rutsche hinterher die Gurgel hinunter und begegnete unterwegs einem gewaltigen Huster, der's wieder rückwärts trieb, gerade über den Tisch einem der Kinder ins Auge. Das krümmte sich wie ein Wurm und stieß das reinste indianische Kriegsgeheul aus und Tom verfärbte sich ganz grünlich und eine Minute lang schien uns allen der Atem stillzustehen. Dann ging's wieder besser, es war nur die plötzliche Überraschung, die uns so mitspielte und uns ordentlich den kalten Schweiß austrieb. Onkel Silas überlegte ein wenig, fingerte an sich herum und sagt' dann:

      »Das ist aber doch wirklich merkwürdig, das begreif' ich nicht. Ich weiß gewiß, daß ich's ausgezogen habe, weil –«

      »Natürlich – weil du nur eins anhast! Hör' einer den Mann! Ich weiß wohl, daß du's ausgezogen hast, besser als du mit deinem Sieb von Gedächtnis – weil's gestern noch auf der Leine war und ich's dort selbst gesehen habe! Weg ist's aber – soviel ist gewiß und du mußt eben dein rotes Flanellhemd anziehen, bis ich Zeit habe, ein neues zu nähen. Das ist dann das dritte, das ich in zwei Jahren machen muß. Wahrhaftig, du könntest einer ganzen Armee von Näherinnen zu thun geben mit deinen Hemden! Und was du damit anfängst, ist mir das reine Rätsel! Man sollte doch denken, in deinem Alter hättest du endlich gelernt, auf deine Hemden aufzupassen!«

      »Ja, ja, Sally, ich weiß es, aber siehst du, so ganz allein mein Fehler ist's doch auch nicht, denn ich hab' doch eigentlich nichts mehr mit den Hemden zu thun, wenn ich sie nicht gerade auf dem Leibe habe und von da hab' ich doch, glaub' ich, noch keins verloren!«

      »Na, dein Verdienst ist das nicht, Silas, das brächtest du auch noch fertig, wenn's möglich wäre! Und das Hemd ist's noch gar nicht allein, was fehlt, nein, es fehlt auch ein Löffel. Zehn waren's und neun sind's, einer ist weg. Wenn das Kalb das Hemd gefressen hat, wie sie mich weiß machen wollen – den Löffel hat's doch sicher nicht mit verschluckt! Soviel ist sicher!«

      »Fehlt sonst noch was?«

      »Ja, noch was! Sechs Talglichter – das ist doch 'was, sollt' ich meinen. Die könnten die Ratten gefressen haben, das wär' möglich, wahrhaftig, es ist ja ein Wunder, daß sie noch nicht das ganze Haus verschluckt haben, du kümmerst dich ja keinen Pfifferling drum, Silas, ob ihre Löcher verstopft sind oder nicht. Sie könnten in deinen Haaren nisten, dir wär's einerlei, ich glaub', du merktest noch gar nichts davon – den Löffel aber kann man auch den Ratten nicht in die Schuhe schieben – das weiß ich!«

      »Ja, Sally, du hast recht, das hab' ich wirklich versäumt, aber ich versprech' dir, vor heut' abend noch stopf' ich die Löcher alle selbst zu – und ordentlich!«

      »O, es hat ja keine Eile, nächstes Jahr ist auch noch Zeit!«

      Plumps, fällt der Fingerhut hörbar auf den Schädel eines Sprößlings, und heulend zieht er die Finger aus der Zuckerdose zurück, in der sie herumgekrabbelt. Da erscheint Liese, die Niggerfrau, die die Hausarbeit besorgt, unter der Thüre:

      »Frau, es fehlen auch eine Bettuch!«

      »Ein Bettuch? Herr, du mein Gott!«

      »Jetzt stopf' ich aber gleich die Rattenlöcher zu!« seufzt Onkel Silas und sieht sehr reuig und bekümmert aus.

      »O, schweig' still!« fährt Tante Sally auf ihn los, »denkst du denn vielleicht, die Ratten hätten das Bettuch verzehrt? Wo ist das Bettuch, Liese?«

      »Meine Güte, Frau, Liese das nix wissen! Waren auf der Leine gestern, sein weg heute – ganz, ganz weg!«

      »Wahrhaftig, ich glaub', die Welt geht unter! So was hab' ich noch nicht erlebt, so lang' mich die Sonne bescheint! Ein Hemd und ein Bettuch und ein Löffel und sechs Talglich–« –

      »Kann den Messingleuchter nicht finden!« schreit eine kleine, gelbe, halbwüchsige Range und stürzt wie toll ins Zimmer.

      »Willst du wohl machen, daß du hinauskommst, du Balg? Marsch – oder!«

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      Nun war sie aber wie rasend. Wir alle duckten uns und zogen die Schultern ein und waren still wie die Mäuse, während sie wie ein Wirbelwind durchs Zimmer fuhr und bald hier, bald da etwas krachte und knackte. Ich sah mich schon nach einer Gelegenheit um, mich mit heiler Haut zu salvieren, als plötzlich Onkel Silas in die Tasche greift und mit der erstauntesten, ungläubigsten, dümmsten Miene von der Welt den Löffel vorzieht. Mitten im tollsten Redestrom blieb ihr der Mund offen stehen und ich wünschte mich nach Jerusalem oder sonst wohin. Aber nicht lange, so ruft sie:

      »Grad' wie ich's dachte! ganz gerade wie ich's dachte! Hast du natürlich die ganze Zeit über den Löffel in deiner eignen Tasche und sagst kein Wort und läßt deine Frau sich bald tot ärgern. Ganz wie du bist! Vielleicht hast du die andern Sachen auch noch drin, wie? Sieh doch einmal nach! Wie ist er denn eigentlich hineingekommen?«

      »Das weiß ich wahrlich nicht, Sally, oder ich würd's dir doch gewiß sagen,« versetzt er, sich gleichsam entschuldigend. »Ich habe vor dem Frühstück meinen Text studiert für nächsten Sonntag und hab' mein neues Testament auf dem Tisch gehabt, da hab' ich's gewiß verwechselt und den Löffel statt dessen in die Tasche gesteckt, denn wie ich jetzt merke, ist mein Testament nicht drin. Ich will einmal gehen und nachseh'n und wenn's noch da liegt, wo ich's vor dem Frühstück hatte, dann ist's ganz sicher so und ich hab's nur verwechselt und hab' den Löffel –«

      »Herr, du mein Gott, kannst du nicht schweigen? Du machst einen ja halb tot mit deinem Geschwätz! Jetzt macht, daß ihr wegkommt, alle miteinander, marsch, fort, und kommt mir nicht wieder zu nahe, bis ich mich erholt habe, hört ihr? Ich rat's euch im Guten!«

      Ich hätt' sie verstanden und wenn sie's nur geflüstert, nur zu sich selbst gesagt, es nur gedacht hätte! Und ich hätt' ihr gehorcht, wenn ich tot und begraben gewesen wäre! Keiner war so flink wie ich und als wir durchs Wohnzimmer kamen, stand dort der alte Mann und nahm gerade seinen Hut auf und der Nagel fiel zu Boden und er bückte sich ganz matt danach und hob ihn auf, ohne ein Wort zu verlieren und legte ihn auf den Tisch und ging hinaus. Tom hatte zugesehen, dachte an den Löffel und meinte:

      »Mit dem schicken wir lieber nichts mehr, auf den ist kein Verlaß! Mit dem Löffel aber hat er uns einen Dienst erwiesen, ohne es zu wollen, und das werden wir ihm vergelten, ohne daß er es weiß, und ihm seine alten Rattenlöcher