Ida Pfeiffer

Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke


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voll und im hellsten Roth zwischen den Blättern glänzet. Am Wege blühte überall, wild wachsend, Oleander. Wir durchstreiften schöne Gehölze von Cypressen und Oliven. Noch nirgends sah ich eine so schöne, üppige Vegetation, wie hier. Wundervoll nimmt sich dieses Thal, dessen eine Seite, umgeben von schroffen, wilden Gebirgen, einen gar sonderbaren Gegensatz zu der übrigen blühenden Landschaft bildet, von dem Hügel aus, welchen man überschreitet. Dazu die vielen kleinen Züge von sechs bis zehn und zwanzig Kameelen, die uns bald mit bedächtigem Schritt entgegen kamen, bald von unsern flinken Eselchen überholt wurden. Bei so vielen neuen und schönen Gegenständen wird man es wohl sehr natürlich finden, daß mir die Zeit zu schnell entfloh.

      Die Hitze in Smyrna soll im Sommer nicht drückender seyn, als in Konstantinopel. Das Frühjahr kommt aber zeitlicher und der Herbst währt länger. Dieß erklärt mir auch die schöne Vegetation, die ich hier im Vergleiche zu Konstantinopel sehr bedeutend entwickelt fand.

      Das Landhaus des Herrn v. C. steht mitten in einem schönen Garten, es ist groß und aus Stein gebaut; die Zimmer sind hoch und geräumig, mit Marmor oder Ziegeln gepflastert. Im Garten sah ich die erste Dattelpalme, ein wunderschöner Baum mit hohem, schlanken Stamme, von dessen Spitze fünf bis sechs Schuh lange Blätter sich herabbeugen, und eine großartige Krone bilden. In diesen Gegenden, so wie auch in jenen Syriens, wo mich meine Reise noch hinführte, wächst der Baum nicht so hoch, wie in Egypten, und trägt auch keine Frucht. Er steht blos als herrliche Zierde neben dem Granat- und Orangenbaum. Eben so sah ich in diesem Garten viele Sorten der schönsten Akazien, darunter so ungeheure große, umfangreiche Bäume, wie bei uns nur immer ein Nuß- oder Lindenbaum ist. —

      Die Besitzungen der Städter gleichen sich alle sehr. Die Häuser stehen in den Gärten, und das Ganze ist mit einer Mauer umgeben.

      Abends besuchte ich mit Herrn v. C. einige Bauernfamilien. Herr v. C. sagte mir, daß diese Leute sehr arm seien, allein ich fand sie gut gekleidet und wohnlich eingerichtet. Ihre Häuser sind von Stein und die Zimmer geräumig; — Alles ohne Vergleich besser, als in Galizien und in Ungarn an den Karpathen.

      Diesen Tag im Kreise einer so liebenswürdigen Familie zugebracht, zählte ich unter einen der angenehmsten. Wie gerne würde ich die herzliche Einladung, mehrere Wochen bei ihnen zu bleiben, angenommen haben, wenn ich nicht schon so viele Zeit in Konstantinopel verloren hätte. Und so schied ich am

      20. Mai 1842.

      Vormittags von Frau v. C. und deren liebenswürdigen Kindern. Ihr Herr Gemahl begleitete mich nach Smyrna. Wir durchstreiften absichtlich viele Gassen des Frankenviertels, deren ich die meisten recht hübsch und freundlich, eben und gut gepflastert fand. Die Gasse, in welcher die Konsuln wohnen, ist die schönste. Die Häuser sind schön und von Stein gebaut. Die Vorhalle eines jeden Hauses ist gar zierlich mit kleinen oft farbigen Kieselsteinen ausgelegt, welche Kränze, Sterne und Würfel bilden. In diesen Hallen hält sich die Familie meistens während des Tages auf, da es kühler ist als in den Gemächern. An das Haus schließt sich gewöhnlich ein artiger Garten.

      Die Türkenstadt ist freilich ganz anders, sie ist von Holz gebaut, und winklicht enge, und Hunde liegen in den Gassen gerade so, wie in Konstantinopel oder Brussa. Und warum soll es hier auch anders aussehen? Hier und dort wohnen Türken, und weder die einen noch die andern haben das Bedürfniß, luftig und rein zu wohnen, wie wir verwöhnte Franken.

      Die Bazare sind nicht gedeckt, und auch hier muß man die schönen Waaren hinter Schloß und Riegel suchen.

      Eine Parthie nach Burnaba, welches unweit der Stadt, an der Küste liegt, und eben so wie Hazilar, der Aufenthalt der Städter während des Sommers ist, verdient gemacht zu werden. — Die Ansichten dahin sind wechselnd, der Weg sehr gut. Das Ganze gleicht einem sehr gedehnten Dorfe, dessen Häuser alle in der Mitte der Gärten stehen, die mit einer Mauer umgeben sind.

      Vor der Akropolis hat man die schönste Ansicht im Rundgemälde. Man überblickt hier alles vereint, was auf den andern Parthien nur theilweise geboten wird.

      In Smyrna sah ich die schönsten Frauen, die mir bisher vorgekommen sind. Selbst auf meiner ferneren Reise fand ich wenig so schöne, schönere gar nicht. Diese Zaubergestalten sind aber nur unter den Griechinnen zu suchen. — Die schöne reiche Tracht erhöht den Reiz dieser lieblichen Grazien noch viel mehr. Besonders geschmackvoll wissen sie den kleinen, rundlichen Feß zu stecken, unter welchem ihr üppiges Haar in schönen Flechten über die Schultern fällt, oder sich nebst einem reich gestickten Tuche um Kopf und Stierne windet.

      Smyrna besitzt aber nicht bloß die schönsten Frauen, es ist auch berühmt als Geburtsort eines der größten Männer. O Homer! in dem heutigen Griechenland würdest du keinen Stoff mehr zu deiner unsterblichen Iliade finden.—

      Um 5 Uhr Abends verließen wir Smsrna's Hafen. Die Ansicht der Stadt gestaltet sich von dieser Seite schon nach der ersten Seemeile viel großartiger, als jener von Konstantinopel. Hier erst entfaltet sich die ganze Größe der Türkenstadt, die auf der andern Seite durch das Frankenviertel halb verborgen ist.

      Das Meer ging hoch, und starke Gegenwinde hemmten die Eile unsers trefflichen Schiffes. Doch, Gott sei Dank, wenn das Meer nicht gar stark stürmt und brauset, übt es keine Macht mehr über meine Gesundheit. Ich befand mich wohl, und sah mit großem Vergnügen die hohen Wellen unserem Schiffe entgegen tanzen. Unsere Reisegesellschaft hatte sich in Smyrna um einige Franken vermehrt.

      21. Mai 1842.

      Gestern Abends und heute den ganzen Tag fuhren wir beständig zwischen Inseln. Die bedeutendsten darunter waren Scio, Samos und Kos, und selbst diese bilden ein garstiges Bild, unwirthliche, kahle Gebirge und öde Gegenden. Nur auf der Insel Kos sahen wir eine artige Stadt nebst bedeutenden Festungswerken.

      22. Mai 1842.

      Diesen Morgen liefen wir gleich nach 5Uhr in den wunderschönen Hafen von Rhodus ein. Erst hier bekam ich die deutliche Vorstellung eines Seehafens. Von allen Seiten ist dieser Hafen von Mauern und Felsstücken umgeben, und nur eine Einfahrt von vielleicht 150 bis 200 Schritten ist dem Schiffer geöffnet. Da kann nun jedes Schiff ruhig liegen, mag der Sturm von außen auch noch so wüthen; der einzige Nachtheil ist, daß das Einlaufen selbst bei ruhiger See eine schwierige Aufgabe, bei stürmischem Wetter aber ganz unmöglich ist.

      An beiden Seiten des Hafeneinganges stehen runde Thürme, ihn zu beschützen. Die ehrwürdige Johanniter-Kirche und der Pallast des Komthurs ragen hoch über Häuser und Festungswerke heraus.

      Der Schiffskapitän verkündete uns die angenehme Nachricht, daß wir von jetzt bis 3 Uhr Nachmittags die Stunden auf dem Lande zubringen könnten. Kleine Böte umschwärmten schon lange unser Schiff, und so verloren wir keinen Augenblick mehr, uns an das Land setzen zu lassen. Kaum die Erde betreten, hatten wir nichts eifriger zu thun, als nach der Stelle zu forschen, wo einst der berühmte Koloß gestanden haben mag. Wir konnten nichts ermitteln, den weder unsere Bücher noch die hiesigen Menschen vermochten uns mit Bestimmtheit den Ort anzugeben. Wir verließen also die Küste, um uns dafür durch den Anblick der alterthümlichen Stadt zu entschädigen.

      Diese Stadt ist mit dreifachen starken Festungswerken umgeben. Über drei Zugbrücken gelangten wir hinein. Sehr überrascht wurden wir durch die schönen Gassen, die wohlerhaltenen Häuser, und die ganz vorzügliche Pflasterung. Die Hauptstraße, wo die Häuser der ehemaligen (Johanniter) Maltheser-Ritter stehen, ist breit; die Gebäude sind massiv Stein, sie gleichen ordentlichen Festungen. Oberhalb der gothischen Thore prangen die Wappen sammt der Jahreszahl in Stein gemeißelt. Das französische Wappen mit den drei Lilien, und der Jahreszahl 1402 erscheint am häufigsten. Die Kirche und das Haus des Komthurs stehen auf dem höchsten Punkte.

      Von außen sieht alles so gut erhalten aus, daß man glauben sollte, die Ritter seien nur ausgezogen, ihr Siegespanier auf das heilige Grab zu pflanzen. Ausgezogen sind sie wohl — um in eine bessere Heimath einzugehen. Jahrhunderte wehen über ihre Asche, die zerstreut in allen Theilen der Welt liegt. Doch ihre Thaten sind gesammelt vor Gott und den Menschen, und bewundert leben sie fort im Angedenken der Letzteren.

      Die Kirche, das Haus des Komthurs, und viele andere sind im Innern nicht halb so gut erhalten, wie der erste Anblick vermuthen läßt. Dieß kommt daher, weil der obere