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Handbuch der Sprachminderheiten in Deutschland


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Friesischen dienen sollen. In Anbetracht der Streichung der Friesisch-Professur 1996 an der Universität Flensburg, der problematischen Situation von Friesisch im Bildungswesen und in den Medien sowie der fortwährenden kritischen Berichte der Sachverständigenausschüsse bezüglich der Umsetzung der Konventionen des Europarates (Europäische Charta und Rahmenübereinkommen) scheinen diese rechtlichen Maßnahmen jedoch eher symbolischen Charakter zu haben. Es wäre wünschenswert, die tatsächliche Bedeutung und Effektivität der einzelnen Maßnahmen zu überprüfen.

      7 Kulturelle Aspekte

      7.1 Die nordfriesischen Vereine und Verbände

      7.1.1 Der Friesenrat Sektion Nord

      Der Friesenrat Sektion Nord ist die Dachorganisation aller für das Friesische arbeitenden Institutionen und Einrichtungen in Nordfriesland und auf Helgoland. In seiner täglichen Arbeit versteht er sich als Kontakt- und Koordinierungsstelle, welche die gemeinsamen Interessen der Friesen nach außen vertritt.1

      Gemäß der Satzung vom 17.11.20162 hat der Friesenrat die Aufgabe, a) die friesische Sprache und Kultur zu erhalten, zu fördern und zu vermitteln, b) den Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen den drei Frieslanden zu pflegen und zu stärken, insbesondere durch Mitwirkung seiner Mitglieder im Interfriesischen Rat, c) gemeinsame Vorhaben und Maßnahmen der friesischen Vereinigungen und Organisationen zu fördern und zu koordinieren, und d) Verbindungen zu europäischen Einrichtungen sowie zu Friesen außerhalb der Frieslande und anderen ethnischen Minderheiten in Europa herzustellen, zu erhalten und zu pflegen.

      Diese Aufgaben werden wahrgenommen, indem der Friesenrat a) für die Verwaltung, Betreuung und Verteilung der Landes-, Bundes- und Stiftungsmittel zuständig ist, und b) in Zusammenarbeit mit dem Interfriesischen Rat regelmäßige Zusammenkünfte wie die interfriesischen Bauern-, Frauen- und Kommunalpolitikertreffen sowie das Treffen der drei Frieslande auf Helgoland und den interfriesischen Kongress organisiert. Der Friesenrat lädt auch zum jährlichen BIIKE-Empfang ein. Ferner arbeitet er mit den staatlichen Einrichtungen auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene zusammen und nimmt repräsentative Aufgaben wahr.

      Problematisch ist die Frage, inwiefern der Friesenrat als Dachorganisation auch eine Führungsrolle übernehmen kann. Auf der einen Seite lässt die Struktur des Friesenrates, die aus zehn ehrenamtlich tätigen Mitgliedern und zwei bezahlten Kräften in der Geschäftsstelle besteht, die kräftezehrende Entwicklung von neuen sprach- oder minderheitenpolitischen Konzepten kaum zu,3 auf der anderen Seite hängt es auch von der fachlichen Qualifikation der einzelnen Personen ab. Der Friesenrat hat Erklärungen und Resolutionen abgegeben und Konferenzen organisiert,4 aber den Gedanken eines sprachplanerischen Konzepts seit dem ersten positiven Ansatz mit der Veröffentlichung des „Modells Nordfriesland“ 2004 kaum vorangetrieben. Es gibt kein Forum, in dem sich die vielfältigen Talente innerhalb der friesischen Volksgruppe treffen können, um die Thematik sachlich zu bearbeiten und weiter zu entwickeln. Insofern bleibt die Frage ebenfalls offen, inwiefern die Projektmittel im Sinne eines durchdachten Konzeptes gezielt eingesetzt werden.

      2010 bezogen die Sekretariate des Friesenrates, des Nordfriesischen Vereins und der Friisk Foriining das Friisk Hüs in Bredstedt.5 Damit befinden sich die drei Sekretariate sowie das Nordfriesische Institut in Bredstedt, also außerhalb des friesischen Sprachgebietes. Ursprünglich war geplant, die Organisationszentrale für den Friesenrat und die Vereine in Niebüll anzusiedeln, d.h. im Sprachgebiet.6 Das Nordfriesische Institut wäre auch bereit gewesen, nach Niebüll umzuziehen,7 ein Gedanke, der durch den Bezug des Friisk Hüs hinfällig wurde.

      7.1.2 Der Nordfriesische Verein e.V.

      Der Nordfriesische Verein (bis 1993 Nordfriesischer Verein für Heimatkunde und Heimatliebe) wurde 1902 gegründet. Er will

      Kultur, Natur und Landschaft Nordfrieslands [bewahren und pflegen]. Er fördert insbesondere die Erhaltung, Pflege und Entwicklung der bedrohten friesischen Sprache. Er tritt für die Belange der Nordfriesen in ihrem Lebensraum ein und unterstützt friesische Vereine und Organisationen mit gleicher Zielsetzung.1

      Die wesentlichen Aufgaben sind u.a.

      die friesische und plattdeutsche Sprache in Wort und Schrift zu pflegen, friesische Bräuche und Sitten lebendig zu erhalten durch Förderung von Theater-, Musik-, Tanz- und Trachtengruppen, […] Jugendliche für die Ziele des Vereins durch eigenständige Jugendarbeit zu gewinnen […] [und] Kontakte mit den Ostfriesen in Niedersachsen und mit den Westfriesen in den Niederlanden zu pflegen.2

      Zu den Aktivitäten des Vereins gehören friesische und plattdeutsche3 Jugendfreizeiten, Näh- und Trachtenseminare sowie die Ausrichtung eines Theaterworkshops und eines Friesentages.

      Einschließlich der 24 angeschlossenen Ortsvereine wie zum Beispiel der Söl’ring Foriining (‚Sylter Verein‘, 2100 Mitglieder), des Fering Ferian (‚Föhrer Verein‘, 260 Mitglieder), des Frasche Feriin for Naibel-Deesbel än trinambai (‚Friesischer Verein für Niebüll-Deezbüll und Umgebung‘, 161 Mitglieder) und des Frasche Feriin for e Ååstermååre (‚Friesischer Verein für das Ostermoor‘, 710 Mitglieder) hat der Verein insgesamt 4.930 Mitglieder (Stand 1.3.2019).4 Er gibt zusammen mit dem Heimatbund Landschaft Eiderstedt jährlich den Heimatkalender Zwischen Eider und Wiedau heraus und ist an der Herausgabe des Nordfriesischen Jahrbuchs beteiligt. Umgangssprache ist von Ortsverein zu Ortsverein unterschiedlich. Beim Fering Ferian sowie dem Frasche Feriin for e Ååstermååre finden zum Beispiel alle Versammlungen in friesischer Sprache statt.

      7.1.3 Die Friisk Foriining (‚Die Friesische Vereinigung‘)

      Die Friisk Foriining (bis 1975 Foriining for nationale Frashe, anschließend bis 2003 Foriining for nationale Friiske) wurde im Jahre 1948 gegründet in der Nachfolge des 1923 gegründeten Friesisch-schleswigschen Vereins.1 Die Vereinigung versteht sich als überregionaler Verein in Nordfriesland, der sich für die friesische Sprache und Kultur einsetzt.2 Der Verein hat 609 Mitglieder (Stand Januar 2019).

      Seit 1951 brachte der Verein die friesische Zeitschrift Üüsen äine wäi (‚Unser eigener Weg‘) heraus. Diese wurde 1995 durch die Zeitschrift Nais aw frasch (‚Neues auf Friesisch‘) abgelöst, die wiederum 2009 durch den Newsletter Friisk Tising (‚Friesische Nachrichten‘) abgelöst wurde.

      Der Verein arbeitet eng mit der dänischen Minderheit sowie mit dem Verein Rökefloose (‚Rabenschar‘) zusammen. Zu den Aktivitäten der Vereine gehören Jugendarbeit einschließlich der Durchführung von Sprach- und Jugendreisen sowie der alljährlichen Harfsthuuchschölj (‚Herbsthochschule‘), die Durchführung friesischer Sprachkurse, die Herausgabe friesischer und Nordfriesland betreffender Publikationen und Filme, die Unterstützung friesischen Theaters und des friesischen Radios sowie der Aufbau von Netzwerken mit anderen europäischen Sprachminderheiten. Alle Versammlungen finden in friesischer Sprache statt.

      7.1.4 Die Rökefloose e.V.

      Die 1983 gegründete Rökefloose (‚Rabenschar‘) besteht vorwiegend aus jungen Leuten. Die Schwerpunkte bei der Pflege der friesischen Sprache und Kultur liegen in der Betreuung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie im Breitensport, in der Abhaltung kultureller Veranstaltungen wie Theater und der Durchführung von Kinderreisen. Umgangssprache ist Friesisch.1

      7.1.5 Der Öömrang Ferian i.f. (‚Amrumer Verein e.V.‘)

      Der 1974 gegründete Öömrang Ferian ist der unabhängige friesische Verein für die Insel Amrum und hat zirka 380 Mitglieder (Stand 2015).1 Er fördert die „Pflege von Kulturwerten, des Umwelt-, Landschafts- und Denkmalschutzes sowie des Heimatgedankens auf der Insel Amrum“. Im Verein soll die „Versammlungssprache […] möglichst friesisch sein. Der Schriftverkehr wird in friesisch geführt.“2

      Zu den Aktivitäten