1988, Wilts 1989, Martinen 1990 und 1991, Nommensen 1993), werden aber nicht behoben. Im Einzelnen sind dies:
Status des Faches Friesisch: Mit Ausnahme des Oberstufenunterrichts am Gymnasium Föhr hat Friesisch keinen Status als Fach.3 Allgemein gilt Friesisch als Zusatzangebot (Kultusministerkonferenz 2013: 62). Am IQSH gilt Friesisch als Fach, aber ein Referendariat ist in diesem Fach nicht möglich.Die Nicht-Anerkennung des Faches hat Konsequenzen für die Vergabe von Stellen, da Friesisch hier nur eine untergeordnete Rolle spielt. Dies hat zum Beispiel zur Folge, dass es zurzeit, entgegen dem ausdrücklichen Wunsch des Handlungsplans, kein Friesischangebot an den weiterführenden Schulen in Niebüll gibt (vgl. Kap. 5.2.2).
Lehrerausbildung: Die Lehrerausbildung findet in erster Linie an der Europa-Universität Flensburg statt (vgl. Kap. 7.3.3). Friesisch kann in der Regel nur als Teil des Germanistik-Studiums studiert werden. Angehende Friesischlehrer müssen einen Zertifikatkurs in Flensburg absolvieren. Es ist derzeit unklar, inwiefern anschließend ein weiterer Zertifikatkurs bei der Landesfachberaterin für Friesisch abgelegt werden muss. Problematisch ist, dass Studierende eines friesischen Zertifikatkurses keine Bonuspunkte bei der Bewerbung auf einen Referendariatsplatz bekommen, im Gegensatz etwa zum Zertifikat Deutsch als Zweitsprache/Fremdsprache. Friesisch gehört auch nicht zu den Fächern des besonderen Bedarfs, obwohl dies faktisch der Fall ist.4 Die Nicht-Anerkennung des Friesischen als Fach bereitet ferner Probleme bei der Suche nach einem geeigneten Referendariatsplatz.
Zahl der friesischen Lehrkräfte: Es gibt bereits einen Mangel an friesischen Lehrkräften, der durch die absehbare Pensionierung derzeit aktiver Lehrkräfte verstärkt werden wird. Die Zahl der Absolventen und Absolventinnen an den Universitäten reicht nicht aus, um den Bedarf an qualifizierten Lehrkräften zu decken. Auf Grund u.a. von fehlendem Personal findet in der Wiedingharde seit geraumer Zeit kein Friesischunterricht mehr statt.Ein weiteres Problem ist die Nicht-Beschäftigung von qualifizierten Friesischlehrkräften im friesischen Sprachgebiet. Im sechsten Prüfbericht des Sachverständigenausschusses 2018 zur Überwachung der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen steht: „Providing a sufficient number of teachers is increasingly difficult also because many of those with the necessary language skills and training are in fact not assigned to schools in the area where North Frisian is spoken.“5 (Chapter 1.2.34)
Formen des Unterrichts: Da die Teilnahme am Unterricht freiwillig ist, haben sich verschiedene Formen des Unterrichts entwickelt, zum Beispiel als Arbeitsgemeinschaft, als Projektunterricht oder als Angebot im Wahlpflichtbereich.
Unterrichtsstunden: In der Regel findet der Friesischunterricht nur eine oder zwei Stunden die Woche statt. Dies reicht keineswegs aus, um den im Handlungsplan vorgesehenen „systematischen Spracherwerb“ zu gewährleisten (vgl. Kap. 5.2.1). Friesisch wird kaum als Medium benutzt, um andere Fächer zu unterrichten. Ferner wird Friesisch oft nur in den Randstunden oder nachmittags als Arbeitsgemeinschaft angeboten.
Kontinuität des Unterrichts: Friesischunterricht ist weitgehend auf die Grundschule beschränkt. Nur an der Gemeinschaftsschule Amrum, auf dem Gymnasium Föhr und zum Teil in den dänischen Schulen findet der Unterricht an einer weiterführenden Schule statt. Die Diskontinuität frustriert Schüler, die gerne in der Grundschule am Unterricht teilgenommen haben und beeinträchtigt die Motivation mancher Schüler und Eltern.
Schulmaterialien: Die friesische Dialektvielfalt wirft wirtschaftliche Probleme auf, auch wenn inzwischen die Zahl der verwendeten Mundarten faktisch auf fünf reduziert worden ist. Bei den meist geringen Sprecher- und Schülerzahlen ist eine wirtschaftliche Finanzierung von verschiedenen Auflagen kaum möglich.Die friesischen Lehrkräfte müssen oft ihre eigenen Materialien ohne Gegenleistung erstellen. Es gibt wohl inzwischen Materialien, die aber manchmal vergriffen, nicht mehr zeitgemäß oder nicht didaktisiert sind. Die Grundschule Lindholm hat eine „Lernwerkstatt“ mit einer Sammlung friesischer Schulmaterialien eingerichtet (Vahder 2001), aber es ist unbekannt, wie die Sammlung nach der Pensionierung des ehemaligen Friesischlehrers und Schulleiters fortgesetzt werden soll. Eine Instanz, die insgesamt für die Frage der Schulmaterialien zuständig wäre, existiert nicht.Abgeordnete Lehrkräfte waren eine Zeitlang am Nordfriesischen Institut mit der Erstellung von Schulmaterialien beauftragt, aber dieses Modell wurde eingestellt.Nach der Fertigstellung von Schulmaterialien müssen oft Sponsoren gesucht werden, da die Finanzierung fehlt. Es gibt keinen Fonds für friesische Schulmaterialien. Die Bundesmittel können nicht für Unterrichtsmaterial verwendet werden.
Forschung: Die zum Teil schulbezogene Forschung der letzten Jahre ist oft von Auswärtigen im Rahmen einer Prüfungsarbeit geleistet worden (Petersen-Seppälä 1994, Wanke 2008, Hendricks 2014), manchmal im Zusammenhang mit einem Vergleich mit anderen Sprachgemeinschaften (Dinkelaker 2002, Pech 2012, Gaidukevič o.J.). Infolge der Streichung der Friesisch-Professur an der Universität Flensburg (vgl. Kap. 7.3.3) hat an dieser eigentlich für die Schulforschung zuständigen Universität in den letzten gut 20 Jahren die diesbezügliche Forschung weitgehend brach gelegen. Obwohl der Bedarf an Forschung bekannt war (Steensen 2002: 110), liegen nur zwei kleine Projekte vor (Steensen 2003 und 2004). Eine gründliche Untersuchung zum Stand des Friesischunterrichts, worauf eine systematische Weiterentwicklung hätte aufgebaut werden können, hat nicht stattgefunden. Der einzige qualitative Forschungsansatz der letzten Zeit besteht in einer an der Universität Kiel durchgeführten Untersuchung zur Frage der Attitüden von Schülern und Schülerinnen sowie deren Eltern zum Friesischunterricht an der Grundschule in Lindholm (Grützmacher 2012). Unter dem neuen Professor für Nordfriesisch in Flensburg, Nils Langer, läuft ein Projekt über die Bedeutung u.a. des Schulunterrichts für den Gebrauch des Friesischen.
Diskussionsforum: Ein Hauptproblem liegt im Mangel an einem geeigneten Forum mit sachkundigen Vertretern und Vertreterinnen der friesischen Volksgruppe sowie mit Befugnissen ausgestatteten sachkundigen Politikern und Politikerinnen und Verwaltungsbeamten und -beamtinnen, um die bekannten Probleme zu lösen und um Modelle für den Friesischunterricht weiter zu entwickeln.6 Sachverstand ist in der friesischen Volksgruppe vorhanden, er kommt aber im Augenblick nicht genügend zur Geltung. Bei den derzeitigen Bedingungen bleibt der gut gemeinte Handlungsplan „Sprachenpolitik“ eine Illusion.
7.3.3 Friesisch an der Hochschule
Das Institut für Skandinavistik, Frisistik und Allgemeine Sprachwissenschaft der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Fachbereich Frisistik
Obwohl es bereits seit dem Wintersemester 1879/80 Lehrveranstaltungen über das Friesische an der Universität Kiel gegeben hat (Walker 2004), erfolgte die institutionelle Verankerung des Friesischen an der Universität erst 1950 mit der Gründung der Nordfriesischen Wörterbuchstelle (Walker 2017b). 1972 wurde das Fach Friesische Philologie gegründet, 1978 wurde eine eigene Professur für Friesisch eingerichtet, die von Bo Sjölin1 besetzt wurde. Die Frisistik war von Anfang an Teil des Nordischen Instituts, das 2006 mit dem Institut für Allgemeine Sprachwissenschaft zusammengelegt wurde, um das neue Institut für Skandinavistik, Frisistik und Allgemeine Sprachwissenschaft (ISFAS) zu bilden. Seit dem Wintersemester 2017/18 heißt das Fach „Fachbereich Frisistik“.2
Das Personal des Fachbereiches besteht aus einem Professor, einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin in Vollzeit, einem Stipendiaten, zwei Lehrbeauftragten für Sprachkurse, einer Sekretärin (halbtags) und einer Schreibkraft. Integriert in den Fachbereich ist die Nordfriesische Wörterbuchstelle, zu deren Aufgaben die Dokumentation des Nordfriesischen in Text und Ton sowie die Lexikographie des Nordfriesischen gehören.
Kiel ist die einzige Universität in Deutschland, die im Rahmen eines ZweiFächer-Studienganges einen vollständigen Studiengang BA und MA im Fach Friesisch anbietet. Eine Promotion ist ebenfalls möglich. Außerdem kann Friesisch als Fachergänzung beim Bachelorstudium oder als Ergänzungsfach im Lehramt für Gymnasien und Gemeinschaftsschulen studiert werden. In erster Linie wird in Kiel der wissenschaftliche Nachwuchs für die Frisistik ausgebildet. Viele Personen, die heute in Nordfriesland in der Sprach- und Kulturarbeit tätig sind, haben Friesisch in Kiel studiert.
An den frisistischen Lehrveranstaltungen nehmen meist zirka 25 bis 30 Studierende teil, von denen etwa 15 das Fach