ab 2002 auf friesische Filme spezialisierte. Auftraggeber waren der nordfriesische Radio-Verein ferian för en nuurdfresk radio – ffnr sowie verschiedene friesische Vereine. 21 friesische Dokumentarfilme, zwei friesisch-plattdeutsche Dokumentarfilme, drei friesische Kinderfilme und neun friesische Kurzbeiträge wurden produziert. Veröffentlicht wurden die Filme u.a. durch Aufführungen in Kinos und in Versammlungen. Im öffentlich-rechtlichen Fernsehsender wurden sie nie gesendet. Ende 2015 hat das Medienbüro seine Arbeit eingestellt.1 Eine Fortführung der filmischen Arbeit für das Friesische in Nordfriesland ist nicht in Sicht.
Die von Föhr gebürtige Journalistin Elin Hinrichsen hat ebenfalls vier Dokumentarfilme gedreht, in denen das Friesische eine Rolle spielt (Riecken 2018b).
Seit 2006 zeichnet sich die Friisk Foriining für das „European Minority Film Festival“ zuständig, das alle zwei Jahre im Kino Center Husum stattfindet und Filme in unterschiedlichen Minderheitensprachen zeigt. Das siebte Festival fand 2018 statt (Nordfriisk Instituut 2018d).
7.5.4 Friesisch in den sozialen Medien
Bislang liegt erst eine Untersuchung zur Frage von Nordfriesisch in den sozialen Medien vor (Heyen 2020).1 Hier wird zwischen sichtbarer und unsichtbarer Sprache unterschieden. Mit sichtbarer Sprache sind öffentlich zugängliche Webseiten gemeint, die Friesisch anwenden. Das Friesische hat hier teilweise eine Symbolfunktion, kann sich aber auch in der Darstellung eines vollwertigen Angebotes wiederfinden. Da die Sprache bei privaten Internetnutzern meist unsichtbar ist, weil sie größtenteils nur in privaten Unterhaltungen genutzt wird, wurden erste Erkenntnisse durch eine Fragebogenaktion gewonnen.
Die Studie zeigt, dass viele Friesischsprecher in ihrer alltäglichen, digitalen, internetbasierten Kommunikation Friesisch gebrauchen. Die am häufigsten verwendeten Dialekte sind Föhrerfriesisch, Amrumerfriesisch und Mooring vom Festland. Das Kommunikationsverhalten aus der Offline-Welt spiegelt sich weitgehend in der Online-Welt wider. In beiden Fällen hindert die Reichweitebegrenzung den Gebrauch des Friesischen, so dass in einer nicht-privaten Situation das Deutsche eher zum Zuge kommt. Dies führt dazu, dass Nordfriesisch insbesondere in privaten Nachrichten über Messenger-Dienste wie WhatsApp gebraucht wird. Eine Hemmschwelle für den Gebrauch des Friesischen ist die Unsicherheit in der friesischen Orthographie.
7.5.5 Friesisch in Wikipedia
Seit 2010 existiert eine nordfriesische Wikipedia, die mit zirka 8.500 Einträgen unter der Adresse frr.wikipedia.org zu finden ist (Jessen 2015).
7.6 Literatur, Theater, Musik und weitere kulturelle Felder
7.6.1 Friesische Literatur
Die literarische Produktion im Friesischen ist seit ihrem Anfang im Jahre 1809 spärlich geblieben, auch wenn es in den letzten Jahren Bemühungen gegeben hat, dies zu steigern (vgl. Kap. 7.6.5).1 Wegen des Ausbaus des friesischen Schulunterrichts besteht ein Teil der heutigen Produktion aus Kinderbüchern. Bei der Erwachsenenliteratur handelt es sich meist um Erinnerungen aus alten Zeiten, Kurzgeschichten, Gedichte und Theaterstücke. Eine Festlandfriesin (Jahrgang 1924) bildet eine rühmliche Ausnahme, da sie heute noch größere Werke auf Festlandfriesisch schreibt (Tholund 2014). Die häufigen Übersetzungen bergen ihre eigene Problematik, da der fremdsprachige kulturelle Hintergrund und die fremdsprachliche Struktur noch durchschimmern können.
Der Mangel an Literatur ist oft darauf zurückgeführt worden, dass man in Nordfriesland nicht auf Friesisch schreiben kann oder will. Inzwischen haben jedoch verschiedene Schreibwettbewerbe gezeigt, dass es in Nordfriesland (und auch außerhalb) durchaus potentielle Schriftsteller gibt, die es zu mobilisieren gilt. Probleme bereitet nach wie vor die Orthographie, so dass alle Schriften vor einer eventuellen Veröffentlichung von kompetenten Kräften durchgesehen werden müssen.
Aufgrund der Dialektvielfalt und des Fehlens einer überdialektalen Norm erscheinen Bücher entweder in einem Dialekt oder sie müssen gleichzeitig in mehrere Dialekte übersetzt werden. Das hat unmittelbare wirtschaftliche Rückwirkungen, da dadurch nur niedrige Auflagen möglich sind, die sich für keinen Verlag rentieren.
Problematisch ist auch die Finanzierung friesischer Bücher. Obwohl sich die finanzielle Unterstützung der friesischen Volksgruppe über die Jahre verbessert hat, müssen häufig Sponsoren für die Publikation von Büchern gesucht werden. Die Herausgabe des Kinderbuches Paul an Emma snaake fering (‚Paul und Emma sprechen Föhrerfriesisch‘) im Jahr 2018 wurde zum Beispiel durch die Unterstützung von vier Sponsoren ermöglicht.
7.6.2 Verlage mit friesischen Büchern
Es gibt verschiedene Verlage in Nordfriesland, die friesische Bücher in ihrem Sortiment haben. Im Folgenden werden die wichtigsten aufgeführt:
Der in Husum ansässige Verlag „Husum Druck- und Verlagsgesellschaft“ hat einige Bücher auf Friesisch publiziert, insbesondere in Zusammenarbeit mit der Ferring Stiftung auf Föhr.1
Auf der Insel Amrum befindet sich der Verlag „Jens Quedens“ mit einem breiten Sortiment an Nordfriesland – insbesondere die Insel Amrum – betreffenden sowie friesischsprachigen Büchern (Quedens 2019).2
Die Ferring Stiftung auf der Insel Föhr fungiert auch als Verlag.3 Zwei Spezialitäten sind die Produktion von föhrerfriesischer Literatur in Zusammenarbeit mit den Friesischkursen am Gymnasium in Wyk sowie die Dokumentation der inselfriesischen Sprachkultur (Redewendungen, Kinderreime) in Zusammenarbeit mit einer Gruppe von Muttersprachlerinnen.
Der nordfriesische Verein Frasche Feriin for e Ååstermååre verfügt über einen kleinen Verlag im Andersen-Haus in Risum-Lindholm.4
Die Nordfriesische Wörterbuchstelle bzw. das Fach Friesische Philologie der Universität Kiel hatte früher in Zusammenarbeit mit der Freien Universität Amsterdam die Reihe Co-Frisica. Als 1992 die Frisistik in Amsterdam eingestellt wurde, begann eine Kooperation mit der Frysk Ynstitút der Universität Groningen mit der Reihe Estrikken/Ålstråke (Walker 2015b). Hier sind inzwischen 110 Bände erschienen.5
Das Nordfriesische Institut in Bredstedt fungiert auch als Verlag mit Büchern über Nordfrieslands Sprache, Geschichte und Kultur.6 Von Zeit zu Zeit erscheinen Verzeichnisse mit dem Verlagsangebot.
Die Friisk Foriining, der Verlag „Jens Quedens“ und das Nordfriesische Institut haben nicht nur Bücher, sondern auch Grußkarten in verschiedenen friesischen Mundarten im Sortiment.
7.6.3 Friesisch im Theater
Das friesische Theater kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Den Beginn der friesischen Literatur markiert 1809 die Komödie „Der Geitzhals oder der Silter Petritag“ des Küsters und Navigationslehrers Jap. P. Hansen auf der Insel Sylt. Nachdem Laienspielgruppen viele Jahre sowohl auf den Inseln als auch auf dem Festland aktiv waren, finden Theatervorstellungen heute häufiger auf dem Festland statt. Im Andersen-Haus in Risum-Lindholm wird zum Beispiel alljährlich eine friesische Komödie von der sehr beliebten Theatergruppe Frasch Klüüs (‚Friesischer Vorhang‘) mehrmals aufgeführt.1
Um die friesische Theater-Arbeit zu modernisieren und zu professionalisieren, wurden 2004 erstmalig Seminare für Laienspieler und -spielerinnen abgehalten (Arfsten 2004). Ein Jahr später trat bei der Friisk Foriining erstmalig die Jugend-Theatergruppe Dolores auf. 2014 fand als Novum ein friesisches Musical in Niebüll statt, und 2016 wurde der Verein Et Nordfriisk Teooter (‚Das Nordfriesische Theater‘) gegründet, der „das Potenzial besitzt, eine Schlüsselrolle in der nordfriesischen Kulturarbeit einzunehmen“ (Bosse 2017) und der 2017 ein modernes Theaterstück in Leck aufführte. Im selben Jahr folgten zwei weitere Stücke (Hoop 2017) und 2018 das zweite Musical (Nommensen 2018). Interessant ist hier nicht nur die neue, moderne Ausrichtung des Theatervereins, sondern auch die Tatsache, dass die Initiatoren und Schauspieler und -spielerinnen zu einem guten Teil „new speakers“ der friesischen Sprache sind. Theater gilt jedenfalls