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Öffentliche Person Blinder Fleck Anderen nicht bekannt Privatperson Unbekanntes

      Selbstbild

      Wer sich nicht selbst kennt, weiß gar nichts!

      Unterschiedliche Definitionen von „Selbstbild“

      Die Definitionen vom Begriff des Selbstbildes fallen unterschiedlich komplex aus. Neben Scharfetter, Gordon und Trautner ist wohl die Herangehensweise von Deusinger am präzisesten. Für ihn stellt ein Selbstbild ein Selbstkonzept dar, welches aus Attributen wie zum Beispiel Fähigkeiten, Handlungen, Interessen, Wünschen, Gefühlen, Wertschätzungen und Stimmungen besteht.

      Nach dem Johari-Fenster bezieht sich das Selbstbild auf die linke Hälfte der Tabelle, sprich auf den Bereich „Öffentliche Person“ und „Privatperson“. Neben dem passiven Selbstbild, welches jede Person in der Pubertät entwickelt, ist das Formulieren eines aktiven Selbstbildes von großer Bedeutung. Im Rahmen von Zielformulierung und Zukunftsplanung kann es zur praktischen Grundlage und „Road-Map“ werden. Es bildet den Ausgangspunkt für Bewerbungen und zahlreiche folgende Themenbereiche in diesem Buch. Ein fertiges und bestenfalls visualisiertes Selbstbild muss der Erstellung folgend interpretiert werden, um es aktiv als Quelle und Orientierung neuer Entwicklung zu verwenden.

      Bedeutung

      Selbstbild als Werkzeug und Ergebnis der Selbsterkenntnis

      Die Erstellung eines Selbstbildes ist im Rahmen der Persönlichkeitsanalyse ein bedeutungsvoller Schritt. Er ist geprägt von strukturellen Schwierigkeiten, birgt aber auch beträchtliche Gewinnaussichten. Das Selbstbild visualisiert die eigene Wahrnehmung von Denk-, Fühl- und Verhaltensmustern in einem Bild und ergänzt es mit konkreten Zielvorstellungen. Es ist die Abbildung von Persönlichkeit und Kompetenzen; es ist Bestandsaufnahme, was Sie bis jetzt erreicht haben, und Grundstock zur Orientierung für die Zukunft. Für Bewerbungen, Zielformulierung und Lebensplanung kann das Selbstbild ein adäquates Mittel sein, um in den jeweiligen Themenkomplex hineinzufinden. Ein Selbstbild ermöglicht Ihnen, sich selbst besser zu ergründen und die über die Jahre gesammelten akademischen und beruflichen Erfahrungen, ergänzt durch soziale Aspekte, wie beispielsweise Ziele und Werte, strukturiert darzustellen und zu konsolidieren. Diese strukturierte Darstellung wirft damit Lernfelder auf und ist elementare Grundlage für eine Positionierung in einem Lebenslauf oder in der Selbstvermarktung.

      Erstellung

      Wie erstelle ich ein explizites Selbstbild?

      Ein Selbstbild ist ein vorerst freies Bild, welches mit Inhalten gefüllt werden kann. Dieses Gesamtbild kann ungeordnet zusammengesetzt und improvisiert sein oder von Ihnen strukturiert angegangen und gezeichnet werden. Welche Inhalte Sie in das Selbstbild einfließen lassen wollen, steht Ihnen frei. In diesem Abschnitt möchten wir Ihnen jedoch eine Struktur vorstellen, welche als Orientierung zum groben Aufbau dient, alle wichtigen Aspekte zusammenführt und im Folgenden auch genügend Freiraum für individuelle Anpassungen lässt.An dieser Struktur wird dann auch ein Großteil der exemplarischen Interpretation durchgeführt.

      Als Medium nehmen Sie ein großes Papier, möglichst DIN-A1-Format. Der Computer bietet trotz neuartiger Programme kein adäquates Mittel zur Konzipierung eines Selbstbildes. Weder der „Brainstorming-Modus“ des „Mindmanagers“ von „Mindjet“ gibt persönlicher Formgebung eine ausreichende Möglichkeit noch bietet „Microsoft Visio“ genügend Flexibilität, um schnell, frei und bequem Zeichnungen anzufertigen. Demnach sollten Sie ganz konventionell zu Blatt und Papier greifen und es bei Bedarf danach in Ruhe mit dem Computer abzeichnen. Zur konkreten Formulierung teilen Sie das Blatt im Querformat logisch in zwei Hälften durch einen vertikalen Strich in der Mitte. Für den ersten Schritt verwenden Sie nur die linke Hälfte des Papiers (Abbildung 24)).

      In einem Selbstbild sollten Attribute wie Werte und Glaubenssätze, Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster, Fähigkeiten, Stärken und Schwächen, Interessen, Ziele und Wünsche dargestellt werden. Dabei integriert das Selbstbild alle persönlichkeitsrelevanten Punkte mit Zielvorstellungen.

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      Abbildung 24: Selbstbild erstellen und visualisieren

      Mit den Glaubenssätzen anfangen

      Auch wenn es am schwersten anmutet, sollten Sie mit den Werten und Glaubenssätzen beginnen (Kapitel 1.1.). Diese Grundlagen stellen Sie als Sockel Ihres Selbstbildes unten auf der linken Blatthälfte in Höhe von 1/5 des Platzes dar. So haben diese Faktoren ihren Einfluss auf alle anderen folgenden Punkte und gestatten, jeden Teil des Selbstbildes mit ihnen zu verbinden. Danach folgen die Persönlichkeitseigenschaften wie Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster (Kapitel 1.3.). Dabei können Sie zum Beispiel konkrete Verhaltensweisen (ruhig, dynamisch) sowie die Neigungen zu bestimmten Führungsstilen (autoritär, antizipierend) oder Gefühlen (eifersüchtig, mitleidig, hart) darstellen. Sie bilden die Grundlage Ihres Handelns. Setzen Sie diese Punkte als eine Pyramide oder ein Dreieck auf das rechte Drittel des Sockels in gleicher Höhe wie den Wertesockel und teilen Sie die Form in drei Abschnitte. In diese Dreiteilung tragen Sie nun die Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster ein.

      Das linke Drittel wird mit einer zweiten halben Pyramide ergänzt, welche die Interessen beinhalten soll. Über diese zwei Pyramiden werden jetzt drei Wolken gezeichnet. Die erste und linke Wolke wird mit den identifizierten Stärken genährt. Die mittlere Wolke enthält konkrete fachliche Kompetenzen, beispielsweise Computer-Knowhow. Die dritte Wolke, die Wolke ganz rechts, ist der Ort, um Ihre Schwächen einzutragen.

      Änderungen sind auch nachträglich möglich

      Wählen Sie für die drei Wolken ruhig unterschiedliche Farben, halten Sie jedoch die Farbe in einer Wolke gleich. Passen Sie ebenfalls auf, dass Sie zwischen den Wolken keinen Platz lassen, um Verbindungslinien von unten nach oben ohne einen Wolkendurchstoß zu verhindern. Nun sollten gut 60 Prozent der ersten Blatthälfte gefüllt sein. Als oberen 20-prozentigen Abschluss zeichnen Sie in Form eines anderen Sockels private langfristige Ziele, wie beispielsweise eine Familie oder einen eigenen Garten, ein. Zwischen dem oberen Sockel und den Wolken kommen nun weitere Ziele in einzelne oder zusammenhängende Blasen. Damit ist die retrospektive Hälfte des Selbstbildes abgeschlossen. Seien Sie so frei, Änderungen vorzunehmen und ergänzende Verbindungslinien zu ziehen.

      Erweiterung zu einem umfassenden Beurteilungsbild

      Nun wird die rechte Hälfte der Seite verwendet. Diesen Teil können Sie an zweierlei Überlegungen anpassen. Die erste und bessere Möglichkeit, ist nun die konkrete Auswertung des retrospektiven Selbstbildes und die Entwicklung von Bearbeitungspunkten vorzunehmen. Dieser Teil soll als zukunftsorientiertes Selbstbild bezeichnet werden, da er unser jetziges Bild der eigenen möglichen Entwicklung darstellt. Diese Auswertung bzw. Erstellung des zukunftsorientierten Selbstbildes wird im nächsten Kapitel angesprochen. Die zweite Möglichkeit ist die Erweiterung des retrospektiven Selbstbildes zu einem umfassenden Beurteilungsbild. Dabei können Sie den Aufbau ohne die Blasen und Verbindungslinien, also nur den oberen und unteren Balken, die Pyramiden und die drei Wolken von der linken Seite, abzeichnen und eine andere Person oder eine Gruppe von Personen bitten, nun dieses Bild auszufüllen. Dabei sollten Sie den inhaltlichen Aufbau beibehalten. Die Gestaltung in der gleichen Form dient der Übersichtlichkeit der Darstellungen und der besseren Interpretation der Abweichungen zwischen Selbst- und Fremdbild.

      Interpretation und Verwendung

      Die Erstellung eines Selbstbildes sollte eine Interpretation und eine aktive Verwendung des Bildes zur Folge haben. Besonders in Seminaren wird im Rahmen von Diskretion auf die detaillierte Interpretation des Selbstbildes verzichtet. Wird das Selbstbild lediglich angefertigt und neben zahlreichen anderen Selbstbildern anderer Teilnehmer mit einem kurzen pauschalen Kommentar abgetan, dann ist es beinahe wertlos – abgesehen von der kollektiven Freude,