André Moritz

Soft Skill für Young Professionals


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      „Ausstrahlung ist der Spiegel unserer Seele.“

      Die Ausstrahlung einer Person kann bereits innerhalb von Sekunden ihr Image und damit die Kommunikations- und Kooperationsbereitschaft ihrer Umgebung bestimmen. Damit wird Ausstrahlung im privaten sowie beruflichen Leben zu einem sehr wichtigen Betrachtungsgegenstand. Sie ist das „gewisse Etwas“, sie ist „Charme“.

      Es heißt, „Ausstrahlung ist der Spiegel unserer Seele“, damit ist sie also nicht nur Fassade, sondern repräsentiert unsere Lebenseinstellung, unsere Authentizität und Macht, wobei „Macht“ vor allem in Form der unschädlichen Verzauberung der eigenen Umgebung gemeint ist. Die beträchtliche Bedeutung von Ausstrahlung ist jedoch auch eine Gefahr. Die Ausstrahlung als Mittel der Erreichung dieser Macht führt häufig zum affektierten und verschleierten Auftreten von Personen; beispielsweise kleiden sich Personen entgegen ihrem intellektuellen Auftreten. Damit geht die ganze Persönlichkeit durch erkennbare Affektivität in ihrer Darstellung unter. Auf dieses Problem wird ausführlicher im Kapitel 2.2. eingegangen.

      Basis einer bewundernswerten Ausstrahlung ist vorerst die Übereinstimmung von Verhaltensmustern mit den Fühl- und Denkmustern. Besonders authentisch erscheint Ausstrahlung, wenn sie selbstbewusst ist und mit Selbstachtung einhergeht. Auch eine intuitive Verhaltensweise, welche auf Selbstbewusstsein, aber auch auf einem gesunden Maß Selbstkritik beruht, ist den meisten Menschen sympathisch. Eine Person, welche zufrieden ist oder die Unzufriedenheit durch die akkurate Kenntnis seiner Ziele auf den Punkt bringen kann, strahlt Sicherheit aus. Diese Sicherheit macht ausgeglichen und selbstbewusst und fördert somit eine authentische und für die meisten Menschen wünschenswerte Ausstrahlung.

      Zur Erfassung seiner Ausstrahlung bietet sich das Selbst- und Fremdbild an. Dabei hat das Selbstbild kaum eine große Aussagekraft, da Ausstrahlung stets beim Betrachter entsteht. Dieser Betrachter kann die wahrgenommene Ausstrahlung detailliert beschreiben. Zu berücksichtigen ist dabei, dass der Betrachter jedoch stets durch die Beziehung zum Betrachteten geprägt ist (Kapitel 1.4.). Soll die zeitintensive und mühevolle Erstellung eines ausführlichen Fremdbildes umgangen werden, können Sie einfach darum bitten, gesagt zu bekommen, wie Sie bei der anderen Person ankommen. Dabei sollten Sie der befragten Person Zeit geben, diese Punkte alleine zusammenzustellen, damit sie nicht in den aktuellen Zeitrahmen gepresst und durch die persönliche Gegenüberstellung mit Ihnen beeinflusst wird. Nach der Erstellung des Fremdbildes sollten Sie dieses gemeinsam besprechen, ohne jedoch Veränderungen an den Punkten vorzunehmen. Erklärungen können hinzugefügt werden, aber auf keinen Fall werden Punkte neu geordnet oder sogar durchgestrichen. Diese Umfrage führen Sie gegebenenfalls in einer Art 360°-Feedback durch (Kapitel 1.3.).

      Aus der Auswertung Handlungspotenziale ableiten

      Anhand dieser Einschätzungen können Sie nun identifizieren, welche zusätzlichen Aspekte sie noch positionieren wollen. Als Zielvorstellungen können Sie dabei beispielsweise die Kategorien und Eigenschaften der DISG-Verhaltenstypen verwenden. Dabei sei erneut erwähnt, dass Ausstrahlung stets natürlich erscheinen muss. Demnach müssen Sie neue und wünschenswerte Eigenschaften oder Verhaltensweisen sehr konsequent in Ihre Persönlichkeit implementieren, um glaubwürdig zu sein.

      Strahlung und ausstrahlendes Objekt

      Eine kleine Gedankenanregung zum Ende dieses Abschnitts: Ausstrahlung hat etwas mit Strahlen zu tun, wie aus dem Wort ablesbar ist. Strahlung ist aber bildlich betrachtet nie der Gegenstand an sich, sondern nur etwas von diesem Entsendetes. Demnach sollten Sie auch achtsam sein, wenn Sie die Ausstrahlung anderer Personen detailliert interpretieren. Gerade Kinder und Jugendliche sind durch das Spielen und Auftreten in zahllosen verschiedenen Gruppen besonders variabel in ihrer Ausstrahlung. Auf gleiche Weise können auch Menschen, die in unterschiedlichsten sozialen Kontexten verkehren, äußerst unterschiedliche Ausstrahlungen haben.

      Persönlichkeitstests durchführen

      Die Betrachtung und Identifikation von individuellen Persönlichkeitsstrukturen durch die noch heute verwendeten Persönlichkeitstests initiierte R. S. Woodworth. Seine ersten Befragungen, welche er im Jahre 1919 mit amerikanischen Soldaten durchführte, wurden weiterentwickelt und sind heute ausgereift.

      Vielzahl verschiedener Verfahren für Persönlichkeitstests

      Es gibt verschiedene Systeme und Verfahren zur Durchführung von Persönlichkeitstests. Die bekanntesten Verfahren sind wohl das Minnesota Multiphasic Personality Inventory (MMPI), das thematische Apperzeptionsverfahren (TAT), das verbale Ergänzungsverfahren, Formdeutungstest (Roschach-Test) sowie spielerische und zeichnerische Gestaltungstests. Bei dem Roschach-Test, einem viel verwendeten psychologischen Test, wird dem Probanden eine Serie von Tintenklecksen zur Deutung vorgelegt. Dem folgend sollen die Befragten von antizipiertem und aktuellem Verhalten berichten, was der Verhaltensmusteridentifikation dient. Weitere Tests sind das Hirn-Dominanz-Instrument (HDI), der Myers-Briggs-Typen-Indikator (MBTI) und die Persönlichkeits-Struktur-Analyse (PSA). Diese Tests weisen nur zum Teil eine feststehende Struktur von Fragestellungen und erwarteten Antworten auf, manche betrachten auch das Zusammenspiel von Mimik und Gestik.

      Um aus solchen Tests zu lernen, müssen Sie ehrlich sein

      Eine Maskerade in solchen Tests bringt keinen Mehrwert. Erfahrungsgemäß spiegeln unehrliche Ergebnisse nur ein weiteres ausgeglichenes Bild wider, mit welchem Sie sich nicht identifizieren können und aus welchem Sie nichts aktiv lernen können. Demnach gilt es, bei diesen Tests ehrlich zu sein. Diese Tests sind nicht darauf ausgelegt, Schwachstellen zu finden, sondern übergeordnete Denk- und Verhaltensmuster zu kristallisieren.

      „Character cannot be made except by a steady, long continued process.“

      STEPHEN R. COVEY

      Übung 1.3

      (A) Was ist der Unterschied zwischen Angst und Furcht?

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      (B) Was ist der Unterschied zwischen Fühlmustern, Denkmustern und Verhaltensmustern?

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      (C) Welche Faktoren beeinflussen das Selbstwertgefühl positiv und negativ?

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      (D) Welche vier Persönlichkeits- bzw. Verhaltenstypen existieren laut DISG-Persönlichkeitsmodell? Nennen Sie je drei Charakteristika jedes Typus.

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      Wahrnehmung aus biologischer und philosophischer Sicht

      Wahrnehmung ist der Prozess der Verarbeitung von Informationen durch einen Sinneskanal. Wahrnehmung wird neben der biologischen Betrachtung besonders von der Philosophie diskutiert. In dieser philosophischen Theorie wird Wahrnehmung entweder als reiner Strahl der Informationsaufnahme oder als Zusammenfassung von Sinnesdaten mit Empfindungen, Stimmungslagen, Interessen, Erwartungen, Aufmerksamkeit, Vorstellungen und Gedächtnisinhalten betrachtet. Demnach kann Wahrnehmung nur die Information an sich, aber auch deren Kategorisierung im Hirn des Empfängers sein. Schon Aristoteles (384 bis 322 v. Chr.) unterschied bei der Wahrnehmung zwischen sinnlicher (aisthesis, sensus) und der geistigen Wahrnehmung (noesis, intellectus), welche dann Gottfried Wilhelm Freiherr von Leibniz (1646 bis 1716) in Form von Perzeption und Apperzeption differenziert hat: Dabei folgt die geistige Wahrnehmung stets der sinnlichen Wahrnehmung.

      Wahrnehmung im Kontext von Kommunikation

      Neben allgemeinen Wahrnehmungsarten beschriebt dieses Kapitel Wahrnehmungslücken. Wie in der Kommunikationslehre ist bei der Betrachtung von Wahrnehmung die