Wohnquartiere mit nur geringer Aufenthaltsqualität, in denen zunehmend Migranten aus vieler Herren Länder den Ton angeben. Einzig der breite Corso Umberto I, der das Bahnhofsviertel mit dem Stadtzentrum verbindet, macht eine Ausnahme und bietet Neuankömmlingen die Option, schnurstracks die „besseren Gegenden“ der Stadt anzusteuern. Auf der anderen Seite versäumt man auf diese Weise das eine oder andere Juwel, das den Besuch lohnt: die Gemäldegalerie im Gebäude der sozial engagierten Bruderschaft Pio Monte della Misericordia, die grandiose Chiesa San Giovanni a Carbonara oder auch diverse Sehenswürdigkeiten hinter dem Dom, z. B. das Museum MADRE und das Kirchenschatzmuseum mit den zwei Kirchen Santa Maria Donnaregina. Weiteres Highlight ist der Fischmarkt, auf dem sieben Tage in der Woche eine hektische Betriebsamkeit herrscht.
Chiesa Santa Maria Donnaregina Nuova
Ein ganz besonderes Stadtviertel ist die „Gabel“ (forcella): Gleich einer Astgabel bilden hier die Gassen ein „Y“. Wegen der Camorra mieden einst Stadtführer das Quartier und nahmen auf dem Weg zum Dom lieber einen Umweg in Kauf. Heute scheint die Gefahr, wenn je eine bestanden hat, vorbei. Interessantestes Bauwerk hier ist ein ehemaliges Hospiz und Waisenhaus, das als Sammelbecken für Kinder diente, die von ihren Eltern ausgesetzt wurden. Aus der Not heraus bzw. aus Mangel an besserem Wissen erhielten sämtliche Waisenkinder den Einheitsnamen Esposito („Ausgesetzter“ bzw. „Ausgesetzte“). Noch heute hören auffallend viele Neapolitaner auf den Nachnamen „Esposito“ ...
Porta Nolana (Fischmarkt)
Direkt an der Endhaltestelle gleichen Namens der Circumvesuviana-Vorortbahn gelegen, ist das Stadttor aus dem 15. Jh. häufig das erste Bauwerk, das Tagesbesucher von Neapel zu sehen bekommen. In der frühen Neuzeit führte durch das robust gemauerte Tor die Ausfallstraße nach Nola. Direkt dahinter verbreitet der Fischmarkt Atmosphäre und Flair − und versorgt nebenbei die örtliche Gastronomie an sieben Tagen in der Woche mit frischen Muscheln und Meeresfrüchten. Außerdem gibt es hier Obst, Gemüse, Kleidung und CDs.
Stadtrundgang: Kurzvisite − Neapel an einem Tag
Startpunkt des Rundgangs ist die Piazza Garibaldi mit dem Hauptbahnhof. Vom jenseitigen Ende des Platzes biegen Sie, mit dem Rücken zum Bahnhof, halblinks in den Corso Umberto I ein. Danach folgen Sie der Straße, die das Bahnhofsviertel mit der repräsentativen Neustadt verbindet, bis zur achteckigen Piazza Nicola Amore. Hier halten Sie sich rechts und laufen auf der Via Duomo zum Dom San Gennaro (→ Link).
Nach der Dombesichtigung geht es auf besagter Via Duomo ein kurzes Stück zurück, bis die Via Tribunali rechts abzweigt. Bei der belebten Altstadtgasse handelt es sich faktisch um die antike Hauptstraße (decumanus maximus), wobei in der griechischen Epoche das Straßenniveau deutlich tiefer lag. Nach 250 Metern markiert eine Kreuzung mittelalterlicher Gassen, die Piazza San Gaetano, die Lage des einstigen antiken Forums (→ Link). Die unscheinbare Kreuzung ist das Herz der mittelalterlichen Altstadt Neapels. Von hier kann man in den in den Bauch der Stadt absteigen (Napoli Sotterranea) oder den Komplex San Lorenzo Maggiore mit den Überresten der griechischen Stadt erkunden.
Zentral: Piazza del Gesú Nuovo
Von der Via Tribunali zweigt nach links die berühmte Krippengasse ab und endet wenig später am Spaccanapoli. Dem „Spalt von Neapel“ folgen Sie nach rechts, vorbei an der Statue des Gottes Nil und an der gleichnamigen Bar mit dem Maradona-Altar gegenüber. An der antiken Nil-Skulptur wenden Sie sich auf der Via Nilo nach rechts und biegen bei erster Gelegenheit wieder links ab. Nach wenigen Schritten stehen Sie vor dem Eingang der Cappella Sansevero (→ Link).
Zurück am Spaccanapoli nehmen Sie die ursprüngliche Gehrichtung wieder auf und folgen dem „Gassenspalt“ bis zum Sakralkomplex Santa Chiara (→ Link). Hier empfiehlt sich die Besichtigung des Kreuzgangs, der sich gut mit einer WC- und Kaffeepause verbinden lässt. Danach setzen Sie den Weg auf dem Spaccanapoli bis zur Piazza del Gesù Nuovo fort.
Auf dem Platz mit dem 40 Meter hohen Obelisco dell’Immacolata (1747) befinden sich das Touristenbüro und der Eingang zur barocken Chiesa del Gesù Nuovo (→ Link). Nach dem Besichtigungsstopp verlässt die Route die Altstadt auf der halblinks bergab führenden Calata Trinità Maggiore und quert eine Hauptverkehrsstraße. Orientierung bietet der Brunnen auf der anderen Straßenseite, die Fontana di Monteoliveto. Dahinter führen Treppen zum Eingang der Chiesa di Sant’Anna dei Lombardi (→ Link).
In Fortsetzung der bisherigen Gehrichtung gelangen Sie zur Via Toledo, auf der es links weitergeht. Die Geschäftsstraße passiert den Eingang zur Galleria Umberto I und endet auf der weitläufigen Piazza del Plebiscito im Herzen der repräsentativen Neustadt mit der Chiesa San Francesco di Paola, dem Palazzo Reale und dem Café Gambrinus. Von hier ist es nur ein kurzes Stück zur Piazza Municipio. Sie passieren die erwähnte Einkaufspassage (Galleria Umberto I) und das Teatro San Carlo, bevor das Castel Nuovo mit dem prächtigen Marmorportal (→ Link) abschließend ins Blickfeld rückt. Zurück zum Ausgangspunkt der Tour geht es mit der Metrolinie 1.
Porta Capuana
Das Stadttor aus dem Jahr 1484 wirkt wie ein Triumphbogen und stand ursprünglich einmal an einer anderen Stelle. Das eigentliche Portal in der Mitte ist ein Werk der Renaissance und besteht aus Carrara-Marmor. Das großformatige Bauwerk auf der anderen Straßenseite ist das Castel Capuano aus der normannischen Herrschaftsepoche. Heute beherbergt das trutzige Gebäude u. a. eine Bibliothek.
Chiesa San Giovanni a Carbonara
Das über eine Freitreppe erreichbare ehemalige Augustinerstift liegt auf halbem Weg zwischen Bahnhof und Nationalmuseum. Das Ensemble in wenig anheimelnder Umgebung enthält einige großartige Kunstschätze aus dem späten Mittelalter und der Renaissance, u. a. das monumentale Grabmal des Königs Ladislaus (1376−1414) aus dem Haus der Anjou. Das Kunstwerk im Stil eines Hochaltars wurde 1428 vollendet und ruht auf vier Figuren − allegorische Darstellungen der Tugenden Mäßigung, Stärke, Vorsicht sowie Großmut. Die Schöpfer des Grabmals stammten wohl aus der Lombardei oder der Toskana. Sehenswert sind ferner die Fresken aus der 2. Hälfte des 15. Jh. in der Cappella Carracciolo del Sole unmittelbar hinter dem Grabmal und die Marmorarbeiten aus der Renaissance in der Cappella Carracciolo di Vico. Zeitweilig diente der Sakralkomplex in der Renaissance als Zentrum des Humanismus und der Wissenschaften. Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurden Kirchen und Kreuzgänge aufwändig restauriert und wiederhergestellt.
♦ Mo 9−13, Di 9−18 Uhr. Via Carbonara 4.
Pio Monte della Misericordia
Die renommierte Wohlfahrtsorganisation gründeten 1602 sozial engagierte Adelige. Heute ist der Stiftungssitz ein Museum: Das Hauptwerk in der Kapelle mit achteckigem Grundriss ist das von Caravaggio zu Beginn seines Neapelaufenthalts für die karitative Institution geschaffene Altargemälde „Sieben Werke der Barmherzigkeit“ (Sette opere di Misericordia). Die Galerie im Obergeschoss präsentiert Werke u. a. aus der Blütezeit des neapolitanischen