Herbert Lackner

Rückkehr in die fremde Heimat


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       Inhalt:

      Nur ein Teil der 440.000 vor den Nazis aus Österreich und Deutschland Geflüchteten kehrt nach 1945 in die alte Heimat zurück. Willkommen sind sie nicht immer.

      In diesem Buch geht es um die Rückkehr der vertriebenen Dichter und Denker in eine Gesellschaft, die sich oft hartnäckig weigert, ihre jüngere Geschichte aufzuarbeiten. Wie haben Alfred Polgar, Alma Mahler-Werfel, Karl Farkas, Thomas Mann, Bruno Kreisky, Willy Brandt, Bertolt Brecht, Hermann Leopoldi, Robert Stolz und viele andere diese Heimkehr erlebt?

      Herbert Lackner beschreibt ein spannendes Kapitel europäischer Nachkriegsgeschichte.

      INHALT

       VORWORT

       Los Angeles 1945

       DAS „FLÜCHTLINGSCAMP“ VON HOLLYWOOD

       New York/Wien 1945/46

       DREI FLÜCHTLINGE HABEN HEIMWEH

       Los Angeles Mai bis Dezember 1945

       „NEIN, ES IST KEIN GROSSES VOLK“

       Wien 1945

       „HABEN SIE KARL MARX PERSÖNLICH GEKANNT?“

       Wien 1945/46

       ZERSTÖRTE SEELEN IN EINEM ZERSTÖRTEN LAND

       Maryland/Nürnberg 1946

       DER PROZESS TANZT

       Salzburg/Los Angeles/Wien 1946

       „ER HAT GENUG GELITTEN“

       Stockholm/Wien 1948

       EIN SOZIALDEMOKRAT WILL NACH HAUSE

       Wien 1946

       VERGESSEN IN ÜBERSEE

       Wien 1946/47

       „ICH SEHE ÜBERALL JÜDISCHE AUSBREITUNG“

       Missouri/Prag/Budapest 1946–1952

       DIE WELT WIRD GETEILT

       Los Angeles/Washington 1946–1951

       JOHN WAYNE UND WALT DISNEY SUCHEN KOMMUNISTEN

       Los Angeles/Washington/Salzburg/Wien 1949

       HEIMAT IST NIRGENDWO

       Los Angeles/Wien 1951–1955

       „VIECHI, BIST KA JÜDIN, GELL?“

       Wien/Salzburg/Berlin 1950–1955

       ES WERDE HEIMAT!

       Wien 1955

       RUDOLF EISENMENGER SCHLÄGT MARC CHAGALL

       Berlin 1960/Wien 1973

       FAULE EIER FÜR DIE VERRÄTERIN

       EPILOG

       LITERATURVERZEICHNIS

      PERSONENREGISTER

      VORWORT

      An jenem Juni-Nachmittag 2016, an dem ich mich im Garten des alten Jagdhauses in Mürzsteg zu John Sailer setzte, konnte ich natürlich nicht ahnen, dass aus dem nun folgenden Gespräch drei Bücher entstehen sollten.

      Ich kannte John, wir sind beide seit vielen Jahren mit Heinz Fischer befreundet, er ist außerdem einer der wichtigsten Galeristen Wiens („Ulysses“). Der damals eben aus dem Amt scheidende Bundespräsident hatte uns und einige andere Freunde an diesem Tag zu einem kleinen Geburtstagsfest für seine Frau Margit eingeladen.

      Österreich stand in diesem Jahr im Bann der Flüchtlingsströme, die sich infolge der Kriege im Nahen und Mittleren Osten in Bewegung gesetzt hatten. Natürlich sprach ich auch mit John über dieses Thema, das Geburtstagskind Margit Fischer wurde ja in der Emigration in Schweden geboren.

      „Weißt Du eigentlich, wie ich mit meiner Familie geflüchtet bin?“, fragte mich John. Ich wusste, dass Johns Vater Karl Hans Sailer Redakteur der „Arbeiter Zeitung“ und nach 1934 Chef der in den Untergrund abgetauchten Sozialdemokraten war. Die Details der Flucht der Familie Sailer vor den Nazis kannte ich nicht. „Wir sind im Oktober 1940 auf dem letzten Ozeandampfer, der Europa verlassen hat, von Lissabon nach New York gekommen. Ich war erst drei, meine Eltern haben mir später erzählt, auf dem Schiff seien viele prominente Künstler gewesen.“

      John erinnerte sich noch an den Namen des Schiffs: „Nea Hellas“.

      Das erleichterte meine weiteren Recherchen. Die Ankünfte der Dampfer aus Europa samt deren Passagierlisten wurden im Verzeichnis des New Yorker Hafens penibel vermerkt, die Listen sind seit Kurzem online einsehbar.

      Wenige Wochen später schrieb ich für „profil“ eine Geschichte über die Flucht der Familie Sailer und der von John erwähnten Prominenten auf der „Nea Hellas“. Ich hatte in den Passagierlisten Franz Werfel und seine Frau Alma Mahler-Werfel, Heinrich und Golo Mann, Alfred Döblin und seine Familie, Alfred Polgar sowie eine Reihe bekannter Sozialdemokraten gefunden.

      Die „profil“-Geschichte war ausführlich, aber ich wusste, dass zu diesem Thema noch mehr zu erzählen war. Das Ergebnis weiterer Recherchen war das im September 2017 erschienene Buch „Die Flucht der Dichter und Denker – wie Europas Künstler und Wissenschaftler den Nazis entkamen“. Auch das dramatische Entkommen von Lion Feuchtwanger, Hannah Arendt, Karl Farkas, Robert Stolz, Hermann Leopoldi und anderer konnte ich nun beschreiben. Viele von ihnen waren mit einem von Thomas Mann aus den USA entsandten Fluchthelfer über geheime Pyrenäen-Pfade nach Spanien gelotst worden und schließlich, wie John Sailers Familie, von Lissabon über den Atlantik in die USA geflüchtet.

      So ließ sich zeigen, dass Flüchtlinge nicht immer aus Syrien, Bosnien, Afghanistan oder Afrika kamen, sondern vor gar nicht so langer Zeit aus der Wiener Taborstraße, vom Alsergrund, aus Eisenstadt, Graz oder Berlin stammten.

      „Die Flucht der Dichter und Denker“ wurde vom Publikum sehr gut aufgenommen und später mit dem Bruno-Kreisky-Preis