nach, was bei ihm natürlich viel authentischer wirkt. Ein Ringer also! Das erklärt auch seine seltsam geformten Ohren. Weil Ringer, Judoka und andere Kampfsportler regelmäßig auf die Ohren bekommen, sehen diese oft deformiert aus. In der Fachsprache nennt man sie daher auch Blumenkohlohren.
»Bruder!« Einer meiner neuen Facebook-Freunde klopft mir auf die Schulter und winkt Flo mit hektischen Handbewegungen herbei. »Lasst uns reingehen!«
In der Gebetszeit bleibt keine Zeit für Schnappschüsse. Wie auf Kommando laufen alle schnurstracks zu den Eingängen. Es gibt einen für Frauen und einen für Männer, wobei dieser deutlich größer ist. Mit einer Mädelsgruppe ins Gespräch vertieft, steht Anne vor dem Fraueneingang. Wir nicken uns wissend zu.
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Pakistan-Lektion #7: Niemals den Moschee-Knigge missachten.
Schuhe aus!
Man zieht seine Schuhe aus, bevor man eine Moschee betritt. Im Eingangsbereich befinden sich dafür Schuhregale. Es ist eine gute Idee, Schuhe zu tragen, die sich leicht ausziehen lassen. Extrasocken sind eine noch bessere Idee.
Frauen: Haare bedecken!
Für Frauen gilt beim Besuch einer Moschee die Kopftuchpflicht. Dafür reicht meist auch ein Tuch oder Schal, um das Haar zu bedecken. Auch der Rest der Kleidung sollte eher weit geschnitten und langärmlig sein sowie Proportionen verdecken.
Männer: Angemessene Kleidung tragen!
Auch für Männer ist es angemessen, auf kurze Kleidung zu verzichten. Lange Hosen und Hemden/T-Shirts sind für Männer geeignet.
Separate Zugänge benutzen!
In den meisten Moscheen gibt es für Frauen und Männer unterschiedliche Eingänge. Frauen beten hinter Trennwänden oder in abgetrennten Bereichen, nicht in der Hauptgebetshalle. Einige Moscheen lassen Frauen aufgrund des Platzmangels und der Tatsache, dass einige Gebete für Männer obligatorisch, für Frauen jedoch freiwillig sind, überhaupt nicht zu.
Handy aus!
Vor dem Besuch einer Moschee sollte man unbedingt das Handy ausschalten. Alles andere wäre respektlos.
Nicht essen oder trinken!
In Moscheen wird nicht gegessen oder getrunken, mit Ausnahme des Teilens von Süßigkeiten zu besonderen Anlässen wie dem Ramadan, Eid Mubarak oder bei Hochzeiten.
Ruhe, bitte!
Eine Moschee ist ein Ort der Ruhe. Man sollte nicht sprechen, sondern sich lautlos verhalten.
Besuchszeiten beachten!
Muslime beten fünfmal am Tag. Das beginnt schon vor der Morgendämmerung und geht bis in die Nacht. Man sollte sich vorab über Öffnungszeiten informieren (auf der Website oder auf Facebook).
Freitage beachten!
Das Freitagsgebet ist eine im Koran verankerte religiöse Verpflichtung. Es ist für muslimische Männer und Jungen ab der Pubertät vorgeschrieben und für muslimische Frauen empfohlen. Moscheen sind dann besonders gut besucht. Nichtmuslime dürfen manche Moscheen während des Freitagsgebets nicht besuchen.
Nicht stören!
Es gilt als respektlos, vor jemandem zu gehen oder zu stehen, der betet. Man sagt, das Gebet sei dann ungültig, da zwischen dem Gläubigen und Gott kein zweites Lebewesen treten darf.
Grüße erwidern!
Viele Besucher begrüßen sich beim Betreten der Moschee auf Arabisch: »As-Salamu alaikum« (Friede sei mit dir). Wenn man antworten möchte, lautet die Gegengrußbotschaft »Wa alaikum as-Salam« (Und Friede sei auch mit dir).
Bei der ersten Begegnung mit Muslimen ist es üblich, nur Gleichgeschlechtlichen einen Händedruck anzubieten. Viele Muslime nicken mit dem Kopf oder legen ihre Hand über ihr Herz, wenn sie jemanden des anderen Geschlechts begrüßen.
Anne | Mit dem Ruf zum Abendgebet ändert sich auch die Kulisse in der Moschee. Von allen Seiten strömen Männer, Kinder, Frauen und Babys auf den riesigen Vorplatz und in Richtung Eingang. Wer keinen Platz in der Moschee bekommt, der kann seinen Teppich vor den Toren ausrollen. Clemens und Flo folgen ihnen, während ich im Zentrum wallender Gewänder stehe. Eine Frau nach der anderen schwebt förmlich an mir vorbei, grüßt mich und streckt im Vorbeigehen noch schnell die Hand für ein Selfie hoch.
Für mich bleibt die Tür zur Moschee geschlossen. Zu viele Frauen sind heute da, zu wenig Plätze für Frauen in der Moschee.
»Du bist sehr schön«, schreibt mir Fatima um 17:45 Uhr auf Instagram.
Gut, dass Mohammed keine Ahnung von sozialen Medien hatte.
Fatima: Hi, haben uns in der Fasil Masjid getroffen. Hab gesagt, dass ich dir auf Insta folge. Bitte folge mir und antworte mir.
Anne: Hi! Klar weiß ich, wer du bist.
Fatima: Du bist sehr schön.
Anne: Danke fürs Folgen! Bis bald
Fatima:
Inside Islamabad
ISLAMABAD
Anne | »Kommt ihr aus Deutschland?«
Ich bin gerade dabei, ein letztes Foto von der Moschee zu schießen, als mich von hinten eine weibliche Stimme anspricht – auf Deutsch. Ich drehe mich um, und vor mir steht ein junges pakistanisches Paar. Sie hat lange glänzend schwarze Haare. Ihre Skinny Jeans betont ihre dünnen Beine, darüber trägt sie einen schmal geschnittenen Mantel. Er hat einen perfekt getrimmten Bart, um seinen Hals hängt ein ordentlich gefalteter Burberry-Schal, der sich passgenau an sein Wintersakko schmiegt. Zusammen sehen sie aus wie pakistanische Superstars und passen damit genauso wenig auf den Vorplatz der Moschee wie wir drei Touristen.
Mina und Abdul kommen aus Islamabad. Mina hat die ersten acht Jahre ihres Lebens in Frankfurt gelebt und spricht bis heute sehr gutes Deutsch. Abdul lebt schon immer in Islamabad, spricht dafür aber akzentfreies Englisch.
Ich ertappe mich dabei, wie ich jetzt diejenige bin, die die beiden, gerade Mina, von oben bis unten mustert. Noch vor unserer Abreise habe ich all meine Schränke auf den Kopf gestellt, nach langen, weiten Kleidungsstücken gesucht, mir neue Kleider gekauft, und jetzt reise ich mit einem Potpourri an Kartoffelsäcken, die zwar kulturell passend sind, aber, rein physisch gesehen, unpassender nicht sein könnten. Während ich aussehe, als würde ich mir heute einen entspannten Tag vor dem Fernseher machen, ist Mina so hübsch zurechtgemacht, dass sie locker im nächsten Tanzfilm die orientalische Hauptrolle kassieren könnte.
»Wir haben euch schon die ganze Zeit beobachtet«, erklärt Mina schüchtern.
Wir stechen heraus mit unseren Kameras, den westlichen Klamotten und den Rucksäcken. Aber das tun auch Mina und Abdul. Damit haben sich die einzigen beiden Ausnahmen wie Magnete inmitten der großen Masse an Moscheebesuchern angezogen.
Minas Deutsch ist gut, aber langsam. Mit Bedacht bahnt sie sich ihren Weg durch ihre eigenen Sätze und verpasst damit dem quirligen Gewusel um uns herum eine besondere Ruhe. Wir vergessen schnell, dass wir schon Pläne für den ersten Abend in Islamabad gemacht