geht es doch gar nicht, wir sind kein Paar.«
Felix raufte sich buchstäblich die Haare. »Wie soll das denn jetzt weitergehen, Doktor Seefeld? Was braucht Fiona, damit es ihr wieder besser geht? Diese Anfälle bedeuten doch sicher auch einen wahnsinnigen Stress für das Baby.«
»Ja, das leidet auch«, antwortete die Hebamme bestimmt.
Der Landdoktor schaute Felix ernst an.
»Womit Frau Bartels am meisten geholfen ist, sind Ruhe und Sicherheit. Sie braucht zuverlässige Unterstützung und einen festen Bezugspunkt in ihrem Leben. Nur so kann sie wieder ins innere Gleichgewicht kommen.«
Der junge Mann schaute ebenso ernst zum Doktor zurück. »Ich verstehe!«, sagte er nachdrücklich. »Das können wir nur alle gemeinsam meistern, aber bei mir liegt die größte Verantwortung. Fiona, kannst du dir vorstellen, zu uns ins Kapitänshaus zu ziehen? So lange, bis du dich wieder stabilisiert hast oder vielleicht bis zur Geburt?«
»Das Kapitänshaus, was ist das? Und was wird deine Caro dazu sagen? Das kann ich ihr nicht zumuten.«
»So heißt das Haus, in dem Caro und ich wohnen. Und Caro ist großartig, sie hat bestimmt Verständnis für deine Situation, außerdem hat sie eine medizinische Ausbildung. Sie wird wissen, dass wir das jetzt einfach tun müssen.«
Wieder wechselten der Arzt und die Hebamme einen Blick.
»Anna, könntest du bitte hier bei Frau Bartels bleiben? Ich bin gleich wieder zurück. Herr Messner, würden Sie kurz mit nach nebenan kommen?«
Im Nebenzimmer sagte Doktor Seefeld leise: »Herr Messner, Ihr Verhalten ehrt Sie, aber Frau Bartels in Ihr Haus aufzunehmen, das ist ein sehr großer Schritt, besonders für Ihre Partnerin! Sie sollten sie nicht einfach vor vollendete Tatsache stellen. Bitte, erklären Sie ihr vorher die Situation!«
»Caro, natürlich! Kann ich kurz mit ihr sprechen?«
»Einen Moment.« Doktor Seefeld ging zur Anmeldung, bat Caro ins Zimmer und ließ das Paar dann allein.
»Caro, es gibt Probleme!« Felix’ Gesicht war gerötet, und seine Haare waren zerrauft.
»Ist etwas mit dem Baby?«, fragte die junge Frau erschrocken.
»Nein, mit ihm ist zum Glück alles in Ordnung, aber Fiona geht es sehr schlecht«, antwortete Felix, und dann erzählte kurz von ihrer finanziellen Lage und ihren Panikattacken.
»Moment, wie kann sie ihre Arbeit verlieren, wenn sie schwanger ist? Dann kann ihr doch nicht gekündigt werden«, entgegnete die vernünftige Caro.
»Was? Darum geht es doch jetzt nicht!« Wieder fuhr Felix sich nervös mit allen zehn Fingern durch die Haare. »Sie hat kein Geld, kein Dach überm Kopf und keine Familie, zu der sie gehen könnte. Ich bin für sie verantwortlich. Unser Haus ist so groß und hat so viele Zimmer, die wir im Augenblick nicht brauchen. Ich schlage vor, dass Fiona vorübergehend bei uns einzieht.«
»Das ist ein bescheuerter Vorschlag!«, erwiderte Caro böse. »Wie stellst du dir das denn vor!«
»Irgendwie wird es schon gehen. Bitte, Caro! Fiona ist hochschwanger und braucht Ruhe und Unterstützung. Das mit dem Wohnen ist doch nur für kurze Zeit, höchstens bis zur Geburt.«
»Nein, nicht bis zur Geburt! Eine Woche, bei mehr mache ich nicht mit«, antwortete Caro kühl. »Sie wird schon etwas finden. Du wirst sie und das Kind finanziell unterstützen, das muss reichen. Schließlich lebt sie nicht hier in Bergmoosbach. Sie ist nur gekommen, um dir von dem Kind zu erzählen.«
»In Ordnung. Danke, Caro, du bist großartig«, murmelte Felix. »Jetzt bringe ich sie erst einmal zu uns nach Hause.« Er verließ mit einer verweint aussehenden, aber gefassten Fiona die Praxis.
Caro stapfte zum Tresen zurück und versuchte, ihre Gefühle zu verbergen, als sie die nächste Patientin aufrief: »Frau Kornbichler, bitte.« Diesen Nachmittag freundlich und professionell zu bleiben, kostete die junge Frau sehr viel Mühe. Enttäuschung, Zorn und große Traurigkeit breiteten sich in ihr aus. Noch vor kurzem hast du mir Vergissmeinnicht geschickt. Wie konnte es nur passieren, dass unser Leben so aus den Fugen gerät?, dachte sie mit Tränen in den Augen.
*
Als die junge Frau an diesem Abend nach Hause kam, stand Felix in der Küche und bereitete das Essen zu. Seine Umarmung war innig, und es war deutlich, dass er sich sehr freute, Caro zu sehen. »Du bist großartig, mein Schatz!«, murmelte er. Er schmiegte seine Wange gegen ihr Haar und wiegte sie sanft in seinen Armen. »Glaub nur nicht, dass ich vorhin in der Praxis nicht immerzu an dich gedacht habe! Es muss doch eine ziemlich schräge Situation für dich gewesen sein.«
Caro stiegen Tränen in die Augen. »Ja, das war es auch. Aber ich weiß, wo du stehst, mein Liebster! Und es jetzt noch einmal von dir zu hören, macht es leichter.« Sie lächelte. »Wo ist denn unser unerwarteter Besuch?«
»Fiona sitzt im Garten. Es ist noch so schön warm, wir sollten draußen essen. Komm, nimm dir diesen Vitamintrunk mit nach draußen und setzt dich. In fünf Minuten bringen ich unser Essen.«
»Mhm, perfekt. Du bist mein Traummann!«
»Das will ich hoffen!«
Caro nahm sich ein Glas mit frisch gepresstem Möhren-Orangensaft und ging nach draußen. Unterwegs wurde sie begeistert von Kondor begrüßt, der auf ihre Schulter hüpfte. Der Papagei knabberte an ihren blauen Haarsträhnen und schwatzte ununterbrochen mit ihr.
»Das freut mich, dass du einen so schönen Tag hattest«, antwortete Caro amüsiert. Sie ging in den Garten hinaus, wo Fiona bequem zurückgelehnt in einem Stuhl saß, die Beine hochgelegt und mit einem Glas in der Hand. Als die junge Frau Schritte hörte, öffnete sie die Augen und zog ihre Beine zurück, sodass Caro sich setzen konnte.
»Oh, ich glaube, ich war tatsächlich eingenickt«, sagte sie entschuldigend.
»Das ist doch ein gutes Zeichen, dann geht es dir wieder besser?«
»Ja, danke. Ich konnte mich hier dank Felix’ liebevoller Betreuung ganz entspannen. Ich habe ein ganz schlechtes Gewissen, euch neben eurer Berufstätigkeit so viel Mühe zu machen.«
Caro lächelte. Nein, ich werde jetzt nicht sagen: aber das ist doch keine Mühe, wir tun es gern für dich, dachte sie. Stattdessen antwortete sie leichthin: »Das passt schon, Felix und ich sind ein gutes Team. Besuch ist für uns kein Problem.«
»Das beruhigt mich.« Verlegen drehte Fiona ihr Glas mit Möhrensaft in den Händen. »Dass Felix und ich heute zusammen zur Untersuchung gegangen sind, muss doch komisch für dich gewesen sein. Ich meine, du …«
»Mach dir darüber keine Gedanken«, unterbrach Caro die andere Frau. »Felix und ich haben darüber gesprochen. Ich finde es gut, dass er zu seiner Verantwortung dem Kind gegenüber steht, das hat weniger mit dir zu tun.«
»Natürlich«, antwortete Fiona rasch.
»So, die Damen, dreimal Bayerische Brotzeit als Abschluss eines ereignisreichen Tages!«, verkündete Felix und stellte schwungvoll drei hübsch angerichtete Holzbretter auf den Tisch. »Guten Appetit!«
»Mhm, du verwöhnst uns. Danke, Schatz!« Caro küsste ihn, als er sich neben sie setzte.
Während sie und Felix mit gutem Appetit von den alpenländischen Spezialitäten aßen, pickte Fiona eher unlustig auf ihrem Brett herum.
»Schmeckt’s nicht?«, erkundigte Felix sich.
»Ich will nicht undankbar sein, aber… ein guter Salat hätte mir auch gereicht«, stotterte Fiona.
»Dann iss halt nur die Gemüsebeilage«, antwortete Caro unbekümmert.
Fiona knabberte eher lustlos an einem Tomatenstück herum. Ihre Augen waren auf Kondor gerichtet, der in einiger Entfernung auf seiner Stange hockte und ihren Blick starr erwiderte. »Ist dieser Vogel eigentlich überall mit dabei? Hat er denn keinen Käfig?«, fragte sie plötzlich.
»Nein,