Tessa Hofreiter

Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman


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verstehen, dass du jetzt geschockt bist, Felix. Das war ich auch, als ich bemerkte, dass ich schwanger bin! Aber man gewöhnt sich an den Gedanken, und dann beginnt man sich zu freuen. Ich weiß, dass wir kein Paar sind, aber wir werden Eltern. Gemeinsam kriegen wir das hin.«

      »Ja«, murmelte Felix. Wie betäubt drehte er sich um und ging in die Küche zurück.

      *

      »Caro-Caro-Caro!«, begrüßte Kondor begeistert die junge Frau, als sie abends das Kapitänshaus betrat.

      »Hallo, mein Hübscher! Ich freu mich auch, dich zu sehen.« Sie strich dem Papagei sanft über seinen gefiederten Kopf, und er verdrehte entzückt die Augen. »Kannst du mir vielleicht verraten, wo Felix ist? Eigentlich wollte er mich doch heute nach Praxisschluss abholen.«

      »Ich bin hier.« Der junge Mann kam aus der Veranda ins Wohnzimmer hinüber.

      »Hey, du!« Caro sauste zu ihm hin­über und schlang ihre Arme um seinen Nacken. »Wo warst du? Du wolltest mich doch abholen und …«

      Felix erstickte ihre Worte mit einem verzweifelten Kuss, und seine heftige Umarmung fühlte sich an wie ein Klammergriff.

      »He, was ist denn los?« Atemlos bog Caro ihren Kopf zurück, um ihm ins Gesicht schauen zu können. Sie sah, wie ernst, ja, verzweifelt Felix wirkte. »Ist etwas passiert?«

      »Ja, das ist es. Wir müssen reden, Caro.«

      Zutiefst beunruhigt ließ sich die junge Frau in einen Sessel fallen. Felix setzte sich ihr gegenüber und musterte sie mit einem so dunklen Blick, dass Caros Herz auf einmal bleischwer wurde. »Was …, worüber müssen wir denn reden?«

      Felix nahm all seinen Mut zusammen, holte tief Luft und erzählte von dem unerwarteten Auftauchen Fionas im Sonnenhof.

      Durch Caros Herz schossen tausend winzige, schmerzhafte Nadelstiche. »Du … wirst Vater? Mit einer anderen Frau …«

      »Die ich nicht liebe und auch nicht geliebt habe! Caro, ich bin Fiona bisher nur ein einziges Mal begegnet, und das war letztes Silvester.«

      »Das hat ja wohl auch gereicht!« Caroline hörte selbst, wie bitter ihre Stimme klang.

      Felix atmete tief durch. »Wir hatten uns getrennt, du warst auf dem Absprung, aus München wegzuziehen und …«

      »Darum geht es nicht, Felix! Ich mache dir keine Vorwürfe wegen dieser Sache, die geht mich nichts an.« Caro schaute ihren Freund eindringlich an. »Ich mache mir Gedanken darum, wie es weitergehen soll, denn das betrifft auch mich und geht mich sehr viel an!«

      »Ich weiß, und deshalb habe dir auch sofort von dem Baby erzählt.«

      Caro überlegte. »Gut, dann ruf sie an und verabrede einen Termin, an dem wir gemeinsam überlegen, wie es jetzt weitergeht.«

      »Wir?« Felix zögerte. »Ist das nicht ein bisschen zu viel für den Anfang? Vielleicht möchte Fiona auch Persönliches erzählen, was nicht für Dritte bestimmt ist. Ich finde, zunächst sollte ich mich mit ihr allein treffen und hören, wie ihre Situation ist.«

      »Nein, das finde ich nicht!«, antwortete Caroline kühl. »Es geht nicht um eure romantische Vergangenheit, sondern um die Zukunft des Kindes. Und weil du mein Lebenspartner bist, betrifft es auch mich. Ich möchte bei euren Gesprächen dabei sein!«

      »Wir werden sehen«, antwortete Felix ausweichend. »Ich rufe Fiona jetzt erst einmal an.« Er ging mit dem Handy ins Nebenzimmer.

      Hm, zumindest das Gespräch ist also nicht für meine Ohren bestimmt!, dachte Caro rebellisch. Allmählich hatte sie sich von dem anfänglichen Schock erholt, und ihr Kampfgeist erwachte. Natürlich sollte Felix für sein Kind sorgen, aber das musste noch lange nicht bedeuten, dass er sich ebenso um die Mutter kümmerte!

      Als Felix wieder ins Wohnzimmer zurückkam, wirkte er immer noch sehr ernst, aber etwas weniger angespannt. Mit ihrer ruhigen, zurückhaltenden Art hatte Fiona ihn angenehm überrascht. »Sie ist einverstanden, dass wir uns zu dritt treffen«, erzählte er. »Fiona kann verstehen, dass du wissen möchtest, wie es weitergeht, und es tut ihr leid, wenn sie dir Sorgen bereitet.«

      »Du hast sie gefragt, ob sie einverstanden ist, wenn ich bei dem Gespräch mit dabei bin?« Caro staunte. »Das hatten wir aber so nicht abgemacht!«

      »Mach daraus jetzt bitte kein Problem!«, entgegnete Felix nervös. »Die ganze Situation ist schon schwierig genug. Ich bin froh, dass wir überhaupt einen einigermaßen reibungslosen Anfang gefunden haben.«

      Einen Anfang wovon?, dachte Caro alarmiert. Das hier wird unser ganzes Leben auf den Kopf stellen!

      Die junge Frau entzog sich, als Felix sie umarmen wollte. »Ich brauche jetzt etwas Zeit für mich, mir gehen so viele Gedanken durch den Kopf. Ich gehe zum Joggen, jetzt brauche ich Auslauf und Bewegung. In einer Stunde bin ich wieder zurück.«

      »Ist gut, mein Schatz, ich warte mit dem Abendessen auf dich.«

      Caro zog sich um und lief los, schneller als gewöhnlich, aber sie bemerkte, dass ihre Gedanken mitliefen, Schritt für Schritt. Ihr Kopf wurde kein bisschen freier, sondern er füllte sich mit immer neuen, beunruhigenden Bildern einer Zukunft, die sie sich so nicht vorgestellt hatte.

      Erst auf dem Rückweg ging es ihr besser, als das weiße Haus mit seinem soliden, schützenden Dach vor ihr auftauchte. Was konnte denn schon geschehen, was ihr Lebensglück mit Felix bedrohte? Sie liebten und vertrauten einander, und alles andere trat dahinter zurück!

      Wie zur Bestätigung ihrer guten Gedanken traf sie auf der Straße vor der alten Gartenpforte auf Korbinian Wamsler, der einen Spaziergang machte. »Nun, Caro, sind die guten Neuigkeiten ein bisschen gesackt, und haben Sie beide schon Pläne für die Zukunft gemacht?«, erkundigte der Notar sich freundlich.

      »Äh, ja, etwas«, antwortete Caro vage. Aus einem Impuls heraus lud sie den Mann zum Essen ein, und Felix’ Onkel nahm die spontane Einladung gern an.

      Während der Mahlzeit bemerkte der ältere Mann, dass bei aller Freundlichkeit eine feine Anspannung in der Luft lag. Er schaute seinen Neffen aufmerksam an und fragte behutsam: »Wie geht es euch denn jetzt, mit all den Möglichkeiten und der großen Verantwortung, die diese Erbschaft mit sich bringt?«

      »Oh, gut. Danke der Nachfrage, Onkel Korbinian«, antwortete Felix zurückhaltend.

      »Ihr wisst, dass ich euch immer mit Rat und Tat zur Seite stehe, nicht wahr? Egal, ob es sich um Juristisches, Organisatorisches oder Persönliches handelt.«

      »Danke, Herr Wamsler, das nehmen wir gern an!«, sagte Caro mit Nachdruck.

      Der ältere Mann nickte. »Das beruhigt mich. Ihr habt Großes vor, der Schritt in die berufliche Selbstständigkeit hat viele Tücken und Fallstricke. Und, Caro, im Gegenzug könnten Sie mir auch einen Gefallen tun. Ich brauchte einen Arzttermin wegen meines Bluthochdrucks. Könnten Sie mich in der Praxis Seefeld möglichst schnell mit einplanen?«

      »Natürlich, das ist kein Problem. Reicht Ihnen morgen Nachmittag? Dann kommen Sie doch gleich zu Beginn der Sprechstunde, ich schiebe Ihren Termin ein.«

      »Vielen Dank! Ich werde pünktlich dort sein. Und jetzt vielen Dank für das Essen und den Abend mit euch, ich werde ins Hotel zurückgehen. Gute Nacht!«

      Die jungen Leute räumten die Küche auf, zwischen Ihnen herrschte vorsichtiges Schweigen. Aber dann nahm Felix Caro in die Arme, senkte seinen Kopf zu ihr herab und lehnte seine Stirn gegen ihre. Das war eine Geste des Vertrautseins und der Verbundenheit, die sie mit niemand anderem teilten. »Caro, ich weiß, dass die kommende Zeit durch Fiona und das Baby besonders für dich schwer sein wird. Ich danke dir für dein Verständnis! Und bitte vergiss nie: du bist die Frau, die ich liebe und mit der ich mein Leben teile!«

      »Ich weiß, Felix.«

      Sie standen lange in dieser innigen Umarmung und schöpften Kraft aus ihrer Liebe und dem gegenseitigen Vertrauen.

      *

      Fiona Bartels hatte sich