Bergseetabelle bzw. eines Tauchcomputers mit Bergseemodus ist unbedingt erforderlich, um die Dekompressionsregeln nicht zu verletzen.
Für das Risiko einer Dekompressionserkrankung spielt ebenfalls eine Rolle, ob der Taucher gerade erst in der Höhe angekommen ist und sein Körper noch Gas mit höherem Partialdruck enthält oder ob er Zeit hatte, sich bereits an den niedrigeren Umgebungsdruck zu akklimatisieren. Ein weiterer Faktor ist die meist sehr niedrige Wassertemperatur in Bergseen.
10.4.9 Fliegen nach dem Tauchen
Eine Höhenexposition nach dem Tauchgang, sei es eine Flugreise oder eine Fahrt über einen Gebirgspass, stellt einen Risikofaktor für eine Dekompressionserkrankung dar. Unter Umständen kann es bei einer Flugreise noch einige Tagen nach Sättigungstauchgängen zum Auftreten von Symptomen kommen. Die Minderung des Umgebungsdrucks führt dabei zur Entstehung von Gasbläschen oder zu einer Vergrößerung bereits existierender, aber bislang asymptomatischer Bläschen.
Druckverhältnisse in Flugzeug und Helikopter
In der Kabine eines Passagierflugzeugs wird der Umgebungsdruck üblicherweise zwischen 0,7 und 0,8 bar gehalten und entspricht damit einem Aufenthalt in etwa 2400 m Höhe. Die Luftfeuchtigkeit in der Kabine ist sehr niedrig und kann insbesondere bei längeren Flugstrecken zu einer Dehydratation führen.
In Helikoptern wird der Kabinendruck nicht reguliert. Die übliche Flughöhe beträgt hier zwischen 300 und 3000 m. Bei Helikoptertransporten eines verunfallten Tauchers sollte die niedrigste fliegerisch vertretbare Flughöhe angestrebt werden.
Oberflächenpause vor einer Flugreise
Generell gelten folgende Empfehlungen der UHMS (Undersea and Hyperbaric Medical Society) von 1989 zur Einhaltung von Oberflächenpausen vor Flugreisen:
■ nach nichtdekopflichtigen Einzeltauchgängen mindestens 12 Stunden,
■ nach Wiederholungstauchgängen mindestens 24 Stunden,
■ nach dekopflichtigen Tauchgängen 24–48 Stunden.
Eine große Untersuchung der DAN, die 2002 veröffentlicht wurde, unterstützt die Empfehlung, nach einem einzelnen nichtdekopflichtigen Tauchgang eine Oberflächenpause von 12 Stunden einzuhalten. Es wird aber auch betont, dass das Einhalten der Regel keine absolute Sicherheit darstellt und dass längere Wartezeiten zu einer weiteren Risikoreduktion führen. Die Datenlage bei Wiederholungstauchgängen und dekopflichtigen Tauchgängen ist weniger eindeutig, eine Oberflächenpause von deutlich über 18 Stunden wird aber dringend empfohlen.
Die einzige Möglichkeit, die Oberflächenpause prinzipiell zu verkürzen, stellt die Atmung von normobarem Sauerstoff dar. Diese Methode ist speziell im militärischen Bereich verwendet worden und wird gegenwärtig wissenschaftlich untersucht.
Fliegen nach einem Tauchunfall
Aufgrund der schlechten Datenlage lässt sich die Frage, wann ein Taucher, der eine Dekompressionserkrankung erlitten hat, wieder eine Flugreise antreten kann, schwer beantworten. Empfehlungen reichen von 72 Stunden bis 4–6 Wochen, es erscheint aber doch dringend angeraten, ein Intervall von ca. 2 Wochen einzuhalten. Diese strengen Richtlinien begründen sich auf die ungünstige Prognose bei zu kurzer Wartezeit. Nach erfolgreicher Rekompression mit vollständiger Rückbildung der Symptome ist während einer Flugreise in 10% der Fälle von einem Rezidiv auszugehen. Bei persistierenden Symptomen nach Therapie liegt die Rezidivrate sogar bei 71%. Beschwerdefreiheit vorausgesetzt, können zur Beschleunigung der Gaselimination mehrere Zyklen einer normobaren Sauerstoffatmung vor der Flugreise erwogen werden. Für die Wirksamkeit eines solches Vorgehens gibt es allerdings keinerlei Evidenz.
Tipps für Tauchlehrer
1. Risikominimierung: Um Dekompressionsunfälle zu vermeiden, sollten alle Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden: Tiefenbegrenzung auf max. 40 m, Nullzeittauchgänge, V-Profil, Sicherheitsstopp, ausreichende Flüssigkeitszufuhr etc.
2. Oberflächenpausen von 2 h sollten sich auf jedem Tauchschiff einplanen lassen sowie ggf. ein Wiederholungstauchgang pro Tag auf max. 15 m und ein tauchfreier Tag pro Woche.
3. Wer häufig tauchen will oder muss sowie Personen mit besonderen Risikofaktoren (PFO, Adipositas) sollten Nitrox als Atemgas bevorzugen, bei Verwendung von Lufttabellen bzw. -algorithmen.
4. Wracktauchgang in der Nullzeit: 1. Runde auf 35 m bis 2 min Restnullzeit, 2. Runde auf 20 m aus der Vogelperspektive, Austauchen und Sicherheitsstopp an der Ankerleine.
5. „Ober sticht Unter“: Durch konsequent konservatives Tauchverhalten und vernünftige Argumentation in verbindlichem Ton kann der Tauchlehrer „besonders coolen“ Tauchern den Wind aus den Segeln nehmen.
6. Auch leichte DCS-Symptome sind unbedingt ernst zu nehmen und sollten eine weitere medizinische Abklärung veranlassen, da sich der Zustand verschlimmern kann. Zudem sollte nach Risikofaktoren gefahndet werden.
7. Vom Tauchlehrer wird zu recht erwartet, dass er im Ernstfall rasch und richtig handelt: ggf. lebensrettende Sofortmaßnahmen, 100% O2 über Demandventil (muss jederzeit parat sein), Verlaufsprotokoll, Transport zur Druckkammer.
Weiterführende Literatur ____________________________
1. Brubakk A, Neumann TS: Bennet and Elliot’s physiology and medicine of diving. Saunders, Edinburgh, 2003
2. Cameron BA, Olstad CS, Clark JM, Gelfand R, Ochroch EA, Eckenhoff RG: Risk factors for venous gas emboli after decompression from prolonged hyperbaric exposures. Aviat Space Environ Med. 2007; 78: 493–499
3. Edmonds C, Lowry C, Pennefather J, Walker R: Diving and subaquatic medicine. Arnold Publishers, London, 2002
4. Gempp E, Blatteau JE, Pontier JM, Balestra C, Louge P: Preventive effect of pre-dive hydration on bubble formation in divers. Br J Sports Med 2009; 43: 224–228
5. Klingmann C, Gonnermann A, Dreyhaupt J, Vent J, Praetorius M, Plinkert PK: Decompression illness reported in a survey of 429 recreational divers. Aviat Space Environ Med 2008; 79: 123–128
6. Newton HB, Burkart J, Pearl D, Padilla W: Neurological decompression illness and hematocrit: analysis of a consecutive series of 200 recreational scuba divers. Undersea Hyperb Med 2008; 35: 99–106
7. Sheffield PJ: Flying after diving guidelines. A review. Aviat Space Environ Med 1990; 61: 1130–1138
8. Wienke BR: Basic decompression theory and application. Best Publishing, Flagstaff, 2003
Internetadressen
http://www.diversalertnetwork.org/medical
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