Schwiegervater liebte Wrestling und glaubte, er hätte Peter unter einem seiner Namen kämpfen gesehen“, erzählt Mick heute. „Er meinte, er wäre großartig gewesen.“
„Ich fragte Peter einmal, welche Moves er so draufgehabt hatte“, erinnert sich Ed Bicknell. „Er antwortete: ‚Ich habe sie umgestoßen und mich auf sie drauf geworfen. Ich habe nie einen Kampf verloren.‘“
Der Crew-Chef von Bad Company, Phil Carlo, erinnert sich an einen Vorfall auf Tour in Amerika. „Wir hielten uns im Backstage-Bereich auf und über eine Lautsprecheranlage lief ganz schreckliche Musik“, erzählt er. Ohne jegliche Vorwarnung holte Peter aus und schlug das Gerät mit der flachen Hand von der Wand. „Das ganze Ding zerbrach und verteilte sich wie Konfetti über den Fußboden. Ich fragte ihn: ‚Was zum Teufel war das denn bitte?‘ Er meinte: ‚Das war der Schlag eines Wrestlers, Phil.‘“
Zwischen 1957 und den frühen Sechzigerjahren verdiente Grant seinen Lebensunterhalt mit Wrestling, als Türsteher und mit Tätigkeiten, die ihm dabei halfen, über die Runden zu kommen. „Ich traf Peter zum ersten Mal, als er im Flamingo an der Tür arbeitete“, erzählt Keith Altham, seines Zeichens Musikkritiker und PR-Mann im Ruhestand. „Ich wusste nur, dass er für Paul Lincoln gerungen hatte und einer seiner Rausschmeißer war. Ich glaube kaum, dass einer von uns annahm, er würde den Weg machen, den er letztlich ging.“
Das Flamingo in der Wardour Street war ein Eldorado für Blues- und Jazz-Musiker und zog ein stylisch gekleidetes Publikum an, das man später als Mods bezeichnet hätte. Anfang der Sechzigerjahre veranstaltete der ehemalige Boxer Rik Gunnell dort an den Wochenenden Partys, die die ganze Nacht dauerten. Er schmierte die Polizei, um sicherzustellen, dass der Club bis 6 Uhr morgens geöffnet blieb. Auch verstand er sich gut mit den infamen Kray-Zwillingen, dem verbrecherischen Brüderpaar aus dem Osten Londons.
Gunnells im Wochentakt stattfindendes Drama, das daraus bestand, Acts zu buchen, Manager zu besänftigen, Bestechungsgelder zu verteilen und Kontakte zu knüpfen, stellten für Grant eine unverzichtbare Lektion dar. Er wurde dafür bezahlt, den Eingang des Flamingos zu bewachen, Eintrittskarten zu kontrollieren und gelegentlich den Schlag eines Wrestlers auszuteilen. Abgesehen davon beobachtete er und lernte.
Das Flamingo landete 1962 in Verbindung mit einem großen britischen Polit-Skandal in den Schlagzeilen. Jack Profumo, damals britischer Kriegsminister, teilte sich offenbar eine Geliebte namens Christine Keeler mit einem sowjetischen Marineoffizier und einem jamaikanischen Sänger und Zuhälter namens „Lucky“ Gordon – und eben diesem Gordon wurde im Flamingo das Gesicht von einem eifersüchtigen Rivalen zerschnitten.
Zehn Minuten vom Flamingo entfernt befand sich ein weiterer von Grants Schlupfwinkeln, Murrayʼs Cabaret Club in der Beak Street, wo er ebenfalls als Türsteher beschäftigt war und Christine Keeler später als Showgirl arbeitete. Eine Reklame für Murrayʼs versprach vollmundig „die üppigste Nachtclub-Show der ganzen Stadt mit den liebreizendsten Showgirls“. Geleitet wurde der Club von einem weitgereisten Lüstling namens Percival Murray, der seine Angestellten anwies, ihn „Pops“ zu nennen.
„Es herrschte eine allumfassend sexuelle Atmosphäre und überall trieben sich junge, hübsche Girls herum“, schrieb die inzwischen verstorbene Keeler in ihren 2012 erschienenen Memoiren Secrets and Lies. „Wir Stars unter den Showgirls gingen oben ohne auf die Bühne und die Hostessen mischten sich unter die wohlhabenden und aristokratischen Gäste, die speisten und tranken.“
Eines Nachts, so erinnerte sich Christine, schmuggelte sie ihren Liebhaber, den Politiker Profumo, ins Murrayʼs, obwohl er dort nicht Mitglied war. „Ich flüsterte Peter an der Eingangstür zu, wer Jack war. Also machte Peter eine Ausnahme und ließ ihn rein.“ Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass Grant zu jener Zeit, als Keeler im Murrayʼs arbeitete, bereits weitergezogen war, und sie sich auf den langjährigen Betreiber Peter Batchelor bezog.
„Ich lernte eine Menge im Murrayʼs“, sagte Grant. „Wenn man für die Kundschaft in einer Uniform Taxis rief oder am Einlass stand, kam man mit ein paar hohen Tieren ins Gespräch: ‚Guten Abend, Sir, wie geht es Ihnen?‘ Es war ein großartiges Training.“
Als „Pops“ Murray herausfand, dass Grant auch schon am Theater gearbeitet hatte, bat er ihn, den Bühnenvorhang zu betätigen und ihn bei der Abwicklung der Show zu unterstützen. „Ich war damals ja noch nicht verheiratet“, sagte er. „Ich und ungefähr vierzig Girls hinter der Bühne … das ließ sich schon aushalten.“
Durch seine Tätigkeit im Murrayʼs lernte Grant auch noch einen weiteren gelegentlichen Auftraggeber kennen. Nach Peters Tod enthüllte Mickie Most, dass sein Freund als Leibwächter für den berüchtigten Peter Rachman, einen Vermieter von Elendsquartieren, tätig gewesen war, der im Murrayʼs Mitglied war und ebenfalls zu Christine Keelers Liebhabern zählte.
In den späten Fünfzigerjahren hatte sich der polnische Flüchtling Rachman über einhundert Immobilien in Notting Hill und Umgebung angeeignet. Viele dieser Objekte vermietete er an Immigranten aus der Karibik, die bei anderen Vermietern abgeblitzt waren. Rachman empfand sich selbst als Retter dieser Community, doch die Behörden sahen das anders. Ihnen zufolge war er ein Slumlord, der Prostituierte auf den Strich schickte, Leute einschüchterte, um an die Mieten zu kommen, und Mieter auf die Straße setzte.
Rachmans Inkasso-Truppe umfasste auch etliche Wrestler, Boxer und Nachtclub-Türsteher – und Grant war einer von ihnen. Anfang der Sechzigerjahre bestand eine direkte Verbindung zwischen dem windigen Vermieter und vielen Vertretern der Randbereiche der Unterhaltungsindustrie.
Der Radio-DJ Nicky Horne traf Grant in den Siebzigerjahren, stolperte jedoch schon als Teenager in den späten Sixties über diese Connection. „Ich arbeitete für den DJ Emperor Rosko“, erzählt er. Roskos Manager war einer der ehemaligen Türsteher im 2iʼs, Henry Henroid. „Henry schien sehr gut vernetzt zu sein mit den Jungs im Westen Londons. Ich trank mit ihnen allen im Moscow Arms in Bayswater. Da stand ich, ein 18 Jahre alter Depp, mit all diesen Gangstern.“ Die Stammkundschaft des Moscow Arms umfasste auch Peter Grants späteren Bodyguard, den Schauspieler und Kriminellen John Bindon, sowie Jimmy Houlihan, laut Horne „ein wunderbarer Charakter, der einst für Peter Rachman Mieten eingetrieben hatte“.
Doch nicht alle von Grants Jobs erforderten grobe Muskelkraft. „Ich wollte ein Schauspieler sein“, gestand er 1989. „Aber ich war nie wirklich gut genug.“ Dennoch hatte Grant etliche Auftritte in britischen Filmen und Fernsehserien der ausklingenden Fünfziger- und frühen Sechzigerjahre. So sah man ihn im Polizeidrama Dixon of Dock Green, als Cowboy in einer Folge der Benny Hill Show, als Barmann in Simon Templar (mit Roger Moore in der Titelrolle) und als „Araber mit einer langen Säge“ in einer Kindersendung mit dem Titel Crackerjack.
Er ergatterte sogar eine kleine Rolle als Kellner in einer Pantomimen-Nummer mit dem amerikanischen Vaudeville-Star Eddie Vitch. „Wir traten zusammen bei einem TV-Special mit Connie Francis auf“, verriet Grant später Malcolm McLaren.
1958 feierte Peter sein Filmdebüt, als er im Schwarzweiß-Drama Die Letzte Nacht der Titanic einen Matrosen spielte. Grant wurde zu winterlichen Nachtaufnahmen an den Ruislip Lido im Westen Londons bestellt. Auf dem Stausee schwammen ein Modell des Ozeanriesen sowie ein paar Rettungsboote.
Der Hauptdarsteller Kenneth More spielte den zweiten Offizier der RMS Titanic, Charles Lightoller. Als die Statisten sich weigerten, ins eiskalte Wasser zu hüpfen, bot More an, es als erster zu tun. „Ich habe niemals eine solche Kälte verspürt“, sagte er. „Es war, als würde man in eine Gefriertruhe springen. Der Schock ließ die Atemluft aus meinem Körper entweichen. Es schien, als würde mein Herz zu schlagen aufhören. Ich fühlte mich erdrückt, war nicht mehr in der Lage, einen Gedanken zu fassen.“
Während er nach Luft rang, versuchte More die Statisten zu warnen, es ihm bloß nicht gleichzutun, doch da war es bereits zu spät. Irgendwo in dieser Szene auf dem Deck des havarierten Schiffs – oder auch schon im kühlen Nass – war ein 22 Jahre alter Peter Grant zu sehen.
Im Winter 1960 befand sich Grant unter den Statisten des romantischen Epos Cleopatra mit Elizabeth Taylor in der Hauptrolle. „Die Dreharbeiten fanden zunächst in den Pinewood Studios statt“, erzählte er. „Ich werde