Anett Theisen

Charlys Sommer


Скачать книгу

ignorierte ihre Befreiungsversuche, bis er schließlich widerstrebend von ihr herunterrollte und ihre Hand losließ. Stattdessen zog er sie rücklings an seine Brust, sie dockte ihren Hintern in seinen Schoß, gemeinsam zerrten sie eine Decke zurecht, und binnen weniger Minuten war Charly eingeschlafen.

      ‚Mich, Kätzchen’, dachte er, tief befriedigt, sanft und zärtlich. Er wartete geduldig, bis er sicher war, dass er sie nicht wecken würde, dann stand er auf und schlüpfte in seine Jeans.

      ***

      Barfuß ging er zum Stall. Pollux und Napoleon lagen nebeneinander auf Pollux´ Decke. Er stellte beiden Futter hin, reinigte den Wassernapf und sah nach den Pferden.

      Zurück im Haus inspizierte er das Medizinschränkchen, fand tatsächlich noch ein Kondompäckchen und kroch wieder zu Charly unter die Decke. Sie murmelte leise und schmiegte sich an ihn. Gerührt küsste er sie in die Halsbeuge, wo sich noch immer sein Biss abzeichnete. Er schlang Arme und Beine um ihren Körper in dem unsinnigen Wunsch, sie vor allem Übel der Welt beschützen zu wollen. ‚Oh Gott, sie ist viel zu unschuldig für mich.’

      ***

      Charly erwachte weit nach Mitternacht. Sie schreckte hoch. „Die Pferde! Pollux! – Und Napoleon!“, fiel ihr verspätet ein.

      „Sind gefüttert und wohlauf“, erwiderte er schläfrig.

      „Wirklich?“, fragte sie zweifelnd, ihr Körper unter seiner Hand gespannt und bereit, vom Sofa zu springen.

      „Nachdem du eingeschlafen warst, bin ich raus und hab sie gefüttert, nach den Pferden gesehen und den Schlüssel von meiner Maschine abgezogen“, erläuterte er und gähnte.

      „Danke.“ Sie schien noch einen Augenblick unentschlossen, ob sie sich selbst überzeugen sollte, dann kuschelte sie sich zurück an seine Brust. „Du bist so schön warm.“

      Er lachte leise. Schlaftrunken ließ er seine Hand über ihren Körper wandern. Umschloss ihren Venushügel mit der ganzen Hand. Sie öffnete ihre Beine.

      Er konnte nicht widerstehen und begann sanft zu kreisen. Sie verspannte sich. Langsam, unendlich langsam bewegte er seinen Finger, und nach und nach fiel die Spannung von ihr ab. Schließlich fasste sie nach hinten und revanchierte sich. Er machte einen tiefen, zufriedenen Knurrlaut in der Kehle, den sie mit einem ähnlichen Geräusch erwiderte.

      Er unterbrach seine Liebkosungen, um sich das Kondom überzustreifen, dann schob er seine Linke unter ihrem Körper durch, um sie weiterhin berühren zu können, und hob mit der Rechten ihren Oberschenkel an. Sie gab seinem sanften Druck nach und zog das Knie fast bis an die Brust. Behutsam drang er in sie ein. Spürte, wie sie zusammenzuckte.

      „Schon wund?“ In seiner Stimme lag ein Hauch von Neckerei. Sie schnaubte und machte halbherzig eine abweisende Bewegung. „Ich zerre nicht dauernd Männer vom Motorrad auf mein Sofa.“

      „Nichts anderes hatte ich gedacht“, versicherte er ihr ernsthaft. ‚Aber das darfst du gerne noch mal machen. Jederzeit. Mit mir’, dachte er. ‚Und wenn das dein kleines Abenteuer ist, mit einem Fremden ins Bett zu gehen, dann hast du dir zumindest keinen Falschen ausgesucht.’

      Sie schnaubte wieder, sog dann scharf die Luft ein und grub ihre Finger in seinen Oberschenkel. „Du tust mir weh!“ Sie wollte sich ihm entziehen.

      Sofort hörte er auf, sich zu bewegen, fasste sie jedoch an der Hüfte und verhinderte, dass er aus ihr herausglitt. „Shhh, Charly, vertrau mir. Ich bewege mich erst wieder, wenn du es willst.“ Er sprach leise, beruhigend, ignorierte aber gleichzeitig ihren Versuch, sich zu befreien. ‚Ich tu dir nicht weh, Kätzchen. Ich werde sanft sein, zärtlich, und ich nehme mir alle Zeit, die du brauchst, aber du wirst mich nicht abweisen. Niemals.’

      Ohne ihr die Gelegenheit zu geben, sich ihm zu entwinden, setzte er seine Berührungen fort, streichelte und küsste sie, knabberte an ihrer Schulter und registrierte zufrieden, wie nach einiger Zeit ihre verunsicherte Haltung in wohliges Räkeln überging und sie selbst begann, sich zu bewegen. Sehr, sehr vorsichtig beantwortete er ihre Bewegungen, bis sie in einen sanften gemeinsamen Rhythmus fanden, den sie fortsetzten, bis Charly laut aufseufzend in seinen Armen erschauerte.

      Er verhielt wieder seine Bewegungen, lehnte seine Stirn an ihre Schulter und konzentrierte sich aufs Atmen.

      „Was brauchst du?“ Ihre Stimme war nur ein Flüstern.

      „Hältst du ein paar schnelle Stöße aus?“ Er zögerte. Jede Faser seines Körpers schrie nach Erlösung. „Es muss aber nicht sein.“

      Sie fasste nach seiner Hand, führte sie zwischen ihre Beine; gemeinsam tasteten sie nach ihrer Verbindung.

      „Es muss nicht sein?“ Der Hauch ihres Lachens glitt durch die Dunkelheit. „Beweg dich, ich will dich stöhnen hören!“, forderte sie laut.

      Er brauchte nur einige Bewegungen, stöhnte auf und presste Charlys Körper an den seinen.

      „Halt mich fest …“ Der Rest ihres Satzes endete in unverständlichem Murmeln.

      ***

      Er erwachte von einem kühlen Luftzug, der ihm um die Nase wehte. Die Terrassentür stand offen, die bodentiefen Vorhänge wirbelten dramatisch in den Raum.

      Er war allein.

      ‚Das reinste Déjà-vu. Halt, nicht ganz.’

      Auf der Lehne des Big Sofas lag ein akkurat gefaltetes Duschtuch, seine Jeans und sein Hemd waren verschwunden.

      ***

      Er hatte geduscht. Als er nur in seinen Shorts aus dem Badezimmer trat, sah er Charly an der Spüle hantieren.

      „Kaffee?“, fragte sie.

      „Immer.“ – ‚Frag: ‚Sex’’, dachte er.

      Ihr Blick streifte über seinen Körper, dann stieg sie aus seiner Jeans und hielt sie ihm entgegen. Während er umständlich die von ihr hoch gekrempelten Umschläge entfaltete, stellte sie ihm einen Pott Kaffee auf die Arbeitsplatte, lehnte sich mit ihrer Tasse in den Händen rücklings an die Spüle und beobachtete ihn. „Es war schön letzte Nacht“, eröffnete sie das Gespräch.

      Er hielt in der Bewegung inne. Sie trug jetzt noch sein Hemd, es reichte ihr knapp bis zur Mitte der Oberschenkel. Sie hatte es nicht zugeknöpft, sondern vor dem Bauch zusammengerafft; unmöglich zu sagen, ob sie etwas darunter trug. ‚Vermutlich nicht.’ Das bot Raum für verschiedenste Möglichkeiten. „Mir hat es auch gefallen“, grinste er frech.

      Der Anflug eines ähnlich frechen Grinsens erschien um ihren Mund, aber sie blieb ernst. „Wir können es gern mal wiederholen.“

      ‚Stopp!’ Er starrte sie an. ‚Ich habe schon einiges an Avancen erlebt, aber das noch nicht. Es fehlen die Erwartungen. Alle Mädels haben Erwartungen’, überlegte er. ‚Hier ist gar nichts! Oder doch?’ Er versuchte, ihre Haltung zu entziffern. „Aber …?“, soufflierte er.

      Sie sah ihm zu, wie er in seine Jeans stieg, seufzte und zuckte die Schultern. „Nichts aber.“

      Er zog die Augenbrauen hoch. „Ok, anders gefragt: Mit Betonung auf ‚gern‘ oder ‚mal‘?“

      „Beides.“

      Er verschränkte die Arme und lehnte sich ebenfalls rücklings an die gegenüberliegende Küchenzeile. Betrachtete sie. ‚Worauf will sie hinaus?’ – „Es klingt alles nicht nach großer Begeisterung“, sagte er laut und war überrascht, als sie lachte.

      „So war es nicht gemeint. Ich will nur keine feste Beziehung. Dir keine Hoffnungen machen, die ich nicht halten kann. Das ist alles.“ Sie sah ihn aufmerksam an, offensichtlich gespannt auf seine Reaktion.

      „Wegen Gereon?“, fragte er direkt. Es nützte nichts, um den heißen Brei herum zu reden.

      „Nein. Oder vielmehr, nicht hauptsächlich. Ihm würde ich das Gleiche sagen, stünde