Louise Boije af Gennäs

Blutblume


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lassen. »Komm mal her!«

      Gullbritt tauchte in der Küchentür auf und trocknete sich die Hände an einem Tuch ab.

      »Wo brennt es?«, fragte sie. Und dann: »Was willst du denn hier?«

      »Ich vermute, Sara will mit uns Schluss machen. Lieber persönlich als am Telefon

      »Komm«, sagte Gullbritt. »Setzen wir uns.«

      Wir nahmen einen der freien Tische, und ich erklärte, so gut ich konnte, was passiert war.

      »PR und Events?«, fragte Eva und runzelte die Stirn. »Was soll das überhaupt sein?«

      »Und schon ab Montag?«, fragte Gullbritt sauer. »Damit lässt du uns ziemlich im Regen stehen! So schnell finden wir niemals Ersatz.«

      »Wusste ich doch, dass an deiner Migräne was faul war«, entfuhr es Eva. »Ich hätte dich niemals gehen lassen sollen. Eine Schauspielerin wird aus dir jedenfalls nicht, so viel steht fest.«

      »Perfect Match will euch finanziell deshalb entschädigen«, sagte ich und reichte Eva Pelles Visitenkarte. »Ihr müsst euch bei diesem Mann melden.«

      Eva riss die Karte an sich.

      »Selbstverständlich geht er an einem Samstagmorgen ans Telefon«, sagte sie und stand auf.

      Gullbritt schüttelte den Kopf, ohne mich anzuschauen, und seufzte schwer.

      Eva verschwand zum Telefonieren in der Küche und kehrte wenige Minuten später mit einem breiten Lächeln und hochgezogenen Augenbrauen zurück.

      »Unfassbar!«, sagte sie und knallte die Visitenkarte auf den Tisch. »Dass du so viel wert bist! Hätte ich das geahnt, hätte ich dich nicht erst Kartoffeln schälen, sondern gleich die Hühnchen braten lassen.«

      Sie wandte sich an Gullbritt und zeigte auf Pelles Karte.

      »Jetzt können wir die Stühle kaufen, die wir angeschaut haben. Und zwar alle!«

      »Du machst Witze«, sagte Gullbritt. »Die sind doch schweineteuer.«

      »Kein Witz«, erwiderte Eva zufrieden. »Massivholz mit wunderschön gemusterten Polstern.«

      Gullbritt starrte sie an. Dann mich.

      »Ich verstehe kein Wort«, sagte sie. »Wieso interessieren die sich ausgerechnet für Sara?«

      »Tja«, sagte Eva und nahm Pelles Visitenkarte fast liebevoll in die Hand.

      Dann ließ sie das kleine Rechteck in ihrer Brusttasche verschwinden und klopfte zufrieden dagegen.

      »Dann wollen wir Sara jetzt mal das Beste wünschen«, sagte sie zu Gullbritt.

      Als sie mich danach ansah, war sie plötzlich wieder ganz ernst.

      »Dass an der ganzen Sache irgendwas faul ist, wird dir selbst bewusst sein«, sagte sie. »Komm gern wieder her, wenn das in die Hose geht.«

      Sofort meldete sich meine Unsicherheit wieder und blühte in meinem Inneren auf.

      Irgendwas ist faul, irgendwas ist faul, irgendwas ist faul.

      »Du meinst, dass ich das nicht packe?«, fragte ich leise.

      Eva betrachtete mich verständnislos, vielleicht sogar genervt.

      »Selbstverständlich packst du das!«, sagte sie.

      »PR und Medien! Wie schwierig soll das sein? Schick Bella mal her, damit sie sich um die Ratten im Hof kümmert, wie du und ich vor ein paar Tagen, und dann wollen wir mal sehen, wer was packt.«

      Mit Evas aufmunternden Worten im Ohr machte ich auf den Weg zurück nach Vällingby, wo ich Simåns zu einem Samstagsspaziergang mitnahm.

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      Simåns und ich liefen entlang der Straße, die zum Vällingby Centrum führte, dann kehrten wir um. Auf dem Rückweg entdeckte ich einen Lieferwagen vor dem Haus. Ich versuchte zu erkennen, ob jemand darin saß, aber die Scheiben waren getönt. Als ich noch fünfzig Meter entfernt war, startete der Wagen durch, machte kehrt und düste Richtung Stockholm davon.

      Allein der Anblick löste Unbehagen bei mir aus. Aber das war natürlich nur ein Hirngespinst.

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      Montagmorgen saß ich bereits um acht Uhr in meinen besten Klamotten in Bellas Büro. Eine lange schwarze Hose, ein dunkelgrüner Blazer über einer weißen Bluse und dazu schwarze Pumps. Alles erst einmal getragen, und zwar zur Beerdigung. Meine Mutter hatte mich gezwungen, die Sachen mitzunehmen nach Stockholm. Ich bedankte mich gedanklich, als Bella mit zwei frischen Lattes hereinkam.

      »Wie gut, dass du Frühaufsteherin bist«, sagte sie und musterte mich dann von Kopf bis Fuß. »Dann fangen wir mal an, stürzen uns bis Mittag in die Planung, und dann ziehen wir los und kaufen dir neue Sachen. So kannst du nicht rumlaufen.«

      Sofort hatte ich einen Kloß im Hals.

      »Warum nicht?«

      Bella schüttelte den Kopf.

      »Wir vertreten eine Firma und müssen den Kunden einen gewissen Eindruck vermitteln. Glaub mir, ich musste das auch über mich ergehen lassen, als ich neu war. Nimm es nicht persönlich, das geht nicht gegen dich. Aber du wirst noch dankbar sein, wenn du begreifst, was das bedeutet.«

      Deshalb war das Gehalt also so hoch? Damit ich mir teure Sachen leisten konnte? Mein Puls legte zu. Aber als hätte sie meine Gedanken gelesen, fügte Bella hinzu:

      »Die Firma übernimmt die Kosten diesmal, wir sehen es als Investition. Außerdem bekommst du vermögenswirksame Leistungen, aber die fallen eher nicht ins Gewicht. Was du mit deinem Geld machst, ist jedenfalls komplett deine Angelegenheit.«

      In diesem Moment begriff ich, dass Lichtjahre zwischen mir mit meiner Jugend in Örebro und dieser Gruppe von Playern der Stockholmer Innenstadt lagen. Ein Umstand, an dem ich absolut nichts auszusetzen hatte.

      Die nächsten vier Stunden planten und entwarfen wir das große Abenteuercamp, das im Herbst stattfinden sollte. Anfangs war ich etwas zurückhaltend, stellte aber schon bald fest, dass ich – nicht zuletzt durch meine militärische Ausbildung – eine Menge beitragen konnte.

      »Unser Kunde ist eine große Beraterfirma«, sagte Bella. »Sie möchten sich einfach ein Wochenende lang austoben ›mit allem Drum und Dran‹. Es ist weniger Konferenz, sondern hat eher eine gemeinschaftsbildende Funktion, die Angestellten müssen sich verschiedenen Herausforderungen stellen und sich in Teams gegeneinander durchsetzen. Kannst du dir darunter was vorstellen?«

      »Ziemlich viel«, sagte ich. »Es erinnert mich an meine Zeit beim Militär, und eins kannst du mir glauben, es funktioniert. Je größer die Herausforderung, desto größer das Gemeinschaftsgefühl. Ein paar meiner Kameraden wurden Freunde fürs Leben.«

      Vielleicht.

      »Super«, sagte Bella. »Dann weißt du ja genau, worum es geht.«

      Sie schob mir eine Mappe hin und öffnete selbst eine, die genauso aussah.

      »Lass uns noch einen Blick auf unseren anderen Auftrag werfen«, sagte sie, »um den wir uns parallel kümmern müssen, auch wenn er später stattfindet. Der Lebensmittelriese und die Wohltätigkeitsgala. Schlag mal Seite fünf auf …«

      Ich tat, was sie verlangte, und Bella fing an zu erklären. Ich selbst machte kleine Vorschläge.

      Um zwölf klappte Bella die Mappe zu und schaute mich an.

      »Das wird großartig«, sagte sie. »Ich wusste es. Komm, wir gehen erst mal was essen. Um deinen ersten Arbeitstag zu feiern, hab ich einen Tisch im Sturehof reserviert. Und dann wird geshoppt.«

      Wir folgten der Sturegatan bis zum Stureplan. Die Sonne schien, und es war warm. Mit einem Mal