ist korrekt.“
„Unsere Laborkollegen von der Scientific Research Division in der Bronx konnten E-Mail-Dateien rekonstruieren, die von Tasha abgeschickt und anschließend gelöscht worden waren.“
„Wie bitte?“
Eine tiefe Furche erschien jetzt auf Resnicks Stirn.
„Tasha Grath hat Brandon Carter an seine Mörder verraten. Das steht fest. Leider haben wir nur eine Wegwerfadresse auf einem russischen Server, von dem wir bislang nicht herausfinden konnten, wem sie zuzuordnen ist.“
Er fixierte erst mich, dann Milo mit einem Blick, der mir sagte, dass sich in seinem Hirn im Augenblick ein ziemlicher Aufruhr abspielte. Resnick schien seine Gedanken neu zu ordnen. Ich hoffte nur, dass wir davon auch etwas hatten und er sich entschloss, endlich im vollen Umfang zu kooperieren. Vielleicht hatten wir dann eine Chance, Tasha Grath schnell genug auf die Spur zu kommen.
Schnell genug, bevor sie entweder vollkommen untergetaucht war - oder diejenigen, denen sie zugearbeitet hatte, sie als potentiell gefährliche Mitwisserin ebenfalls ausgeschaltet hatten.
„Brandon hat Tasha erst vor ein paar Monaten kennen gelernt“, berichtete Resnick. „Ich verstehe das ehrlich gesagt auch nicht! Jahrelang hat Brandon nichts anbrennen lassen. Bei einem Workaholic wie ihm auch kein Wunder. Für mehr als ein flüchtiges Abenteuer ab und zu hatte der doch auch gar keine Zeit.“
„Aber Tasha Grath scheint ihn ja stark beeindruckt zu haben.“
„Er hat sie in einem Club in Alphabet City kennen gelernt. Ich war dabei. Sie hat sich richtig an ihn heran geschmissen und ich habe ihn noch gewarnt.“
„Gewarnt? Weshalb?“, hakte ich nach.
Resnick zuckte die Schultern. „Sie wirkte auf mich wie eine gierige Prominenten-Maus, die es nur darauf abgesehen hat, sich an einen reichen, berühmten Mann heranzuhängen, um von dessen Glanz zu profitieren. Die hoffen dann alle darauf, dass ihre Fotos in den Medien zu sehen sind und ein Hollywood-Produzent bei ihnen anruft. Oder wenigstens eine Model-Agentur. Tasha ist dann schon ziemlich bald bei Brandon eingezogen und meine anfänglichen Bedenken konnte sie beinahe zerstreuen. Ich hatte den Eindruck, dass sie Brandon wirklich liebte, was auch nicht ganz einfach ist, denn er hatte seine Launen. Und ich glaube, es macht auch nicht jede Frau mit, wenn der Partner einfach mal ein paar Tage verschwunden ist, um irgendeine Inkognito-Sache durchzuführen. Tasha bestand deswegen darauf, in alles einbezogen zu werden.“
„Wie sich herausstellt, war das ein Fehler“, sagte Milo.
Resnick nickte.
„Schade – was Tasha angeht hätte ich mich gerne geirrt. Schließlich habe ich Brandon sein Glück gegönnt.“
„Haben Sie irgendeine Ahnung, wo Tasha jetzt stecken könnte?“, fragte ich.
„Ich habe sie gefragt, wo ich sie erreichen könnte, falls es irgendetwas zu regeln gäbe. Sie hat nur darauf erwidert, dass es besser wäre, wenn ich es nicht wüsste.“
„Was könnte es denn zu regeln geben?“
„Na, Brandons Nachlass natürlich. Was die Verwertung seiner Buch- und Fernsehrechte angeht, bin ich auch über sein Ableben hinaus zuständig. Aber so nahe standen wir uns nun auch nicht, dass ich hoffen kann, dass er mir auch noch sein Vermögen vermacht hat. Doch Tasha wird mit Sicherheit etwas abbekommen, so verliebt wie er in sie wahr.“
„Hat er mit Ihnen darüber gesprochen?“ hakte Milo nach.
Er schüttelte den Kopf. „Nicht direkt. Aber ich weiß, dass er vor einem Monat erst eine Neufassung seines letzten Willens hinterlegt hat. Brandon hatte einen Sohn aus erster Ehe, der heute in Illinois lebt. Außerdem gibt es da noch eine Schwester in Yonkers. Von weiteren Verwandten weiß ich nichts.“
„Was ist mit Tasha? Wissen Sie etwas über Bekannte, Verwandte – irgendjemanden, den sie besser kannte?“
„Nein. Sie tauchte einfach auf, schlang ihre Arme um Brandon, hielt ihn fest und sorgte dafür, dass er keine Augen für andere Frauen mehr hatte. In ihre eigenen Kreise hat sie Brandon nie eingeführt. Moment mal...“
„Raus damit, Mister Resnick. Jedes Detail kann wichtig sein“, forderte ich ihn auf.
Er schnipste mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand. „Da war eine Freundin. Sie hat Tasha hier einmal besucht, dabei habe ich sie flüchtig kennen gelernt.“
„Name?“, hakte ich nach.
„Doreen. Mehr weiß ich nicht.“
„Beschreibung?“
„Nicht größer als 1,65 m, schätze ich. Sie hatte langes, brünettes Haar, war stark geschminkt und trug Sachen, die so eng waren, dass sie nichts verbargen.“
„Ein Callgirl?“
„Ich gebe zu, dass das mein erster Gedanke war“, gestand Resnick. „Und da fällt mir noch etwas ein. Als ich gestern hier eintraf, war Tasha gerade dabei, mit dieser Freundin zu telefonieren.“
„Vielleicht hat Tasha sich vergewissert, ob sie auch wirklich willkommen ist, wenn sie für ein paar Tage bei dieser Freundin untertaucht“, vermutete ich.
„Die Nummer und der dazugehörige Anschluss müssten über die Telefongesellschaft herauszubekommen sein!“, meinte Milo.
„Fragen Sie Ihre Kollegen, die den Rechner mitgenommen haben“, schlug Resnick vor. „Brandon stammt aus kleinen Verhältnissen und war deswegen immer sehr sparsam. Weil er viele Ferngespräche führte, lief die Telefonanlage über das Internet. Die Verbindungsdaten müssten also gespeichert sein!“
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19
Das Prasseln des Duschwassers war bis ins Wohnzimmer zu hören. Doreen Stafford hatte gerade ein paar frische Handtücher aus dem Schrank geholt. Eigentlich war ihr Apartment zu klein, als dass darin für zwei Personen Platz genug gewesen wäre. Es bestand nur aus Küche, Bad und einem Wohnschlafzimmer. Nachts wurde die Couch ausgeklappt und in ein Bett verwandelt, auf dem zur Not auch zwei Personen Platz hatten. Davon abgesehen tat man sich aber ganz schön auf die Füße.
Aber Tasha brauchte Hilfe, auch wenn sie nur vage Andeutungen gemacht hatte weshalb und warum.
Es hatte wohl etwa mit der Ermordung von Brandon Carter zu tun, den Tasha als den dicksten Fisch zu bezeichnen beliebte, der ihr je ins Netz gegangen war.
„Es gibt da ein paar geldgeile Verwandte von Brandon, die in mir nur ein Flittchen sehen und mich schlicht und ergreifend vor die Tür gesetzt haben. Deswegen brauchte ich jetzt ein paar Tage ein Dach über dem Kopf“, hatte Tasha gesagt.
„Ich dachte, du hättest deine alte Wohnung in der Avenue A noch.“
„Habe ich letzten Monat gekündigt.“
„Du hast doch gesagt, das wolltest du niemals tun!“
„Habe ich aber. Jeder macht Fehler.“
„Meine Güte, dann hast du den dicken Fisch wirklich geliebt?“
Dieser Dialog ging Doreen noch einmal durch den Kopf, als sie in Gedanken versunken